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640 Stahl und Eisen. Über das wirtschaftliche Verhältnis von Gichtgasmotoren usw. 25. Jahrg. Nr. 11. gases gegenüber dem rohen Gichtgas jedenfalls richtiger als irgend eine andere Methode der Wertbemessung. Betriebskosten. Bei vergleichenden Rech wert steigerungsfähig ist. Gasmotoren für Be triebszwecke mit sehr wechselnden Widerständen müssen deshalb reichlich stark bemessen werden, so stark, daß sie nur ausnahmsweise voll be nungen über Betriebskosten können aus den ansprucht werden. Diese Anforderung deckt schon erwähnten Gründen die Kosten für Tilgung des Anlagekapitals sowie für Wasserbeschaffung außer acht gelassen werden und es bleiben nur noch die Kosten für Wartung und Gesamt- Instandhaltung der Anlage (einschließlich Re paraturen) und die Kosten für den verbrauchten Dampf bezw. für das verbrauchte Motorengas. Gasverbrauch der Gichtgasmotoren. Moderne Großgasmotoren geben bei Volleistung einen mechanischen Wirkungsgrad von 80 bis 84 °/o, im Mittel 82 °/o, so daß man allgemein 1 effekt. P.S. ungefähr = 1,22 ind. P. S. rechnen kann. Bei Volleistung verbraucht eine eben solche Maschine für die effekt. P. S.-Std. höchstens 2,8 cbm Motorengas von 900 W.-E. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß die Größe der Leerlaufarbeit annähernd konstant bleibt, daß aber bei verminderter Belastung auch der Gasverbrauch für die ind. P. S.-Std. etwas zu- nimmt, erhält man folgende Tabelle über den Gasverbrauch. cbm f. d. efrekt. P. S.-Std. Bei 100 °/o der Volleistung . . . 2,8 Diese Tabelle macht nicht den Anspruch darauf, die Verbrauchsziffern einer guten Ma schine im Paradezustand zu geben; sie ist im j Gegenteil so bemessen, daß sie allen Unregel- j mäßigkeiten, wie sie beim Betrieb einer mittelguten Maschine vorkommen, tunlichst Rechnung trägt. ' Grundsätzliche Unterschiede im wirt- I schaftlichen Wirkungsgrad von Dampf- [ maschinen und Großgasmaschinen. Eine | moderne Verbund-Dampfmaschine mit selbsttätig durch den Regulator veränderlicher Expansion, ! 8 bis 10 Atm. Dampfdruck und Kondensation, ; wie sie für Hüttenwerke in erster Linie in Betracht kommen, muß für eine bestimmte Normal leistung bemessen sein, bei der die Kosten für | Dampfverbrauch, Wartung und Unterhalt sowie [ für Tilgung des Anlagekapitals am kleinsten I sind. Dieser wirtschaftlich vorteilhaftesten | Leistung entspricht aber ein so mäßiger Füllungs- 1 grad, daß die Maschine ohne weiteres, nur unter i Einwirkung des Regulators, das 1,8fache dieser Leistung mit Sicherheit abzugeben imstande ist. j Die Maschine wird also vorübergehend Wider stände bis zum 1,8 fachen der normalen zu über winden imstande sein. Ganz anders liegt die Sache bei Gasmotoren. Hier liegt die Wirtschaft- I lieh beste Leistung, die „Volleistung“, so nahe bei der erreichbaren Höchstleistung, daß eben die wirtschaftlich beste Leistung nicht nennens sich mit der Anforderung an erhöhte Betriebs sicherheit, denn es ist selbstverständlich, daß eine Maschine, welche 1000 P. S. dauernd zu leisten imstande ist, mit geringeren Drücken und niedrigerer Temperatur im Arbeitszylinder und mit geringerer Beanspruchung des Mechanis mus arbeitet, wenn sie nur 660 P.S. abzugeben hat. Nach der obigen Tabelle über den Gas verbrauch braucht sie aber bei 66 °/o der Voll leistung für die effekt. P. S.-Std. =3,45 cbm, das heißt die 1,23 fache Gasmenge wie bei Voll belastung. Diesen Nachteil muß man aber im Interesse der Betriebssicherheit in Kauf nehmen. Die späteren Rechnungen werden den Nachweis führen, daß die Gichtgasmotoren trotzdem ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile bieten. Bedingungen der Betriebssicherheit der Großgasmotoren. Auf die wichtigsten dieser Bedingungen wurde schon unter dem Ab schnitt über die Kosten der Wasserbeschaffung und im vorigen Abschnitt hingewiesen. Kurz wiederholt lauten dieselben: 1. zur Kühlung von Kolben und Zylinder soll nur durchaus reines Wasser verwendet werden; 2. Gasmotoren mit wechselnden Belastungen müssen so stark be messen werden, daß sie nur ausnahmsweise mit ihrer Volleistung beansprucht werden. Ergänzend wäre noch hinzuzufügen, daß sie auch in sich durchweg so stark gebaut sein müssen, daß die einzelnen Teile derselben auch bei Volleistung nicht höher beansprucht werden, als sich dieses bei Dampfmaschinen den tatsächlich auftretenden Höchstdrücken gegenüber als zulässig erwiesen hat. Ganz besonders bei Hüttenwerksmaschinen muß der Grundsatz gelten: wenn die Massen sonst richtig verteilt sind, kann eine Hütten werksmaschine nicht zu stark gebaut sein. Einfluß der Dampfzuleitungen in Hüttenwerken. Die meisten Hüttenwerke haben so weit verzweigte Dampfzuleitungen, daß trotz bester Umhüllung der Wärme- bezw. Dampf verlust in denselben 20 bis 30 °/o des Netto verbrauchs der Maschine beträgt. Wenn ich daher bei den Vergleichsrechnungen als Brutto- Dampfverbrauch von Maschinen, welche Tag und Nacht gehen, 10 bis 12 °/o mehr als den Netto verbrauch in Rechnung setze und für Maschinen mit Tagesschicht 15 bis 16 °/o, so belaste ich die betreffenden Maschinen immer noch mit einem recht mäßigen Anteil des Verbrauchs der Dampf zuleitungen. Da derartige Verluste auch bei den längsten Gasleitungen nicht vorkommen, sind auch in dieser Hinsicht die Gasmaschinen den Dampfmaschinen überlegen, besonders dann, wenn es sich nur um Tagesbetrieb handelt.