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638 Stahl und Eisen. Vber das rvirtschaftliche Verhältnis von Gichtgasmotoren usw. 25. Jahrg. Nr. 11. Uber das wirtschaftliche Verhältnis von Gichtgasmotoren und Dampfmaschinen im Verhüttungsgebiet der Minette.* Von Dr.-Ing. h. c. Ehrhardt-Schleifmühle. (Nachdruck verboten.) M. H.! Als ich vor sieben Monaten die Absicht | äußerte, auf Grund von Erhebungen vergleichende Zusammenstellungen zu machen: „Über das wirt- | schaftliche Verhältnis von Gichtgasmotoren und i Dampfmaschinen auf Grund tatsächlicher Betriebs ergebnisse im Verhüttungsgebiet der Minette“, j wurde mir seitens der Hüttenwerke das nötige j Material bereitwilligst zur Verfügung gestellt. | Einige der Herren Direktoren und Oberingenieure | haben sich der Mühe unterzogen, einzelne Fragen noch besonders mündlich und schriftlich mit mir zu erörtern. Dank dieser Unterstützungen bin ich in der Lage, Ihnen manches mitteilen zu | können, was entweder noch nicht bekannt oder ■ doch nicht genügend gewürdigt ist. Ursprünglich wollte ich nur die Unterhaltungs kosten gleichwertiger Anlagen, einesteils mit j Dampf-, andernteils mit Gichtgas-Motoren, ver gleichen. Die mir überlassenen Aufstellungen zeigten aber so große Unterschiede in den Kosten der Wartung und Instandhaltung, daß ich sie nicht ohne weiteres verwenden konnte, sondern prüfen mußte, worauf in jedem einzelnen Fall die Unterschiede zurückzuführen seien. Ich konnte mich aber auch nicht mit dem Vergleich der äußeren Betriebsverhältnisse begnügen, sondern ich mußte auch die inneren Vorgänge verfolgen und prüfen, inwieweit das System oder die Konstruktion und die Stärkeverhältnisse der Maschine mitwirken. Von den Hüttenwerken waren mir natürlich nur die Hauptabmessungen I und die Leistungen der betreffenden Maschinen mitgeteilt worden. Ich konnte aber diese dürf tigen Angaben vielfach ergänzen, einesteils in folge langjähriger Vertrautheit mit der betreffen- den Dampfanlage, andernteils durch Lehrbücher und Zeitschriften, in denen andere Anlagen besprochen waren. Es würde aber viel zu weit führen, wenn ich alle diese Studien besprechen ] wollte. Ich muß mich vielmehr darauf be schränken, die zur Beurteilung der Wirtschaft lichkeitsfragen durchaus nötigen Zahlen und Rechnungsergebnisse vorzuführen. Ich werde zwar auch auf die wichtigsten Bedingungen des guten Ganges und der Betriebssicherheit hin weisen, werde mich aber schwer hüten, auf konstruktive Streitfragen einzugehen. * Vortrag, bestimmt für die Hauptversammlung j der Südwestdeutsch-Luxemburgischen Eisenhütte in ' Luxemburg am 4. Juni 1905. Kapitalanlage, Verzinsung und Til gung. Gerade in jüngster Zeit sind in Bro schüren und Zeitschriften recht gute und gründ liche vergleichende Rechnungen über den wirt schaftlichen Wert von Großgasmotoren und Dampfmaschinen durchgeführt worden. Dieselben ziehen meistens die Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals mit in Rechnung. Über einstimmend mit den Tatsachen findet man hier stets die Kapitalanlage für Dampfmaschinen anlagen einschließlich Kessel usw. höher, das heißt 1,1 bis 1,3 mal so hoch, als für eine gleich starke Anlage mit Gichtgasmotoren. Die Höhe des Anlagekapitals hängt aber auch von der Örtlichkeit ab und auch davon, ob Ein richtungen für Wasserbeschaffung, für Konden sation und Rückkühlung oder für Gasreinigung für eine einzelne Maschine für sich oder aber für eine Gruppe von Maschinen gemeinsam in Betracht kommen. Zugunsten der Dampfanlage verzichte ich deshalb auf das Hereinziehen von Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals und glaube dieses um so mehr tun zu dürfen, als es auch gerechtfertigt scheint, das kleinere An lagekapital mit einer entsprechend höheren Tilgungsquote zu belasten. Außerdem empfiehlt es sich im Interesse der Betriebssicherheit, der Gasmaschine die 1,5 fache Stärke der Normal leistung der Dampfmaschinen zu geben, wodurch ohnehin schon in beiden Fällen die Kapitalanlage gleich groß wird. Kosten der Wasserbeschaffung. Auch diese Kosten sind an verschiedenen Orten sehr verschieden. Ganz allgemein darf man aber annehmen, daß das Speisewasser für die Dampf kessel gereinigt und das zur Kondensation er forderliche Wasser mittels Rückkühlanlagen größtenteils wieder gewonnen wird. Demgegen über verlangt die Reinigung der Gichtgase für Gasmotoren auch mehr oder weniger große Wassermengen, wie ja überhaupt die tatsäch lichen Kosten für die Gasreinigung in den ver schiedenen Hüttenwerken sehr verschieden sind. Im Interesse der Betriebssicherheit der Groß gasmotoren ist es durchaus geboten, zur Zylinder- und Kolbenkühlung nur durchaus reines Wasser zu verwenden, welches an den Kühlwandungen keinen Belag hinterläßt. Es ist deshalb dringend anzuraten, dem Beispiel eines Hüttenwerks an der Saar zu folgen, welches ausgiebige Rück-