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15. Mai 1905. Die Gießerei der Firma Gebr. Scholten in Duisburg. Stahl und Eisen. 601 Kammer 0,77 qm und bei der großen 0,50 qm Rostfläche. Dieses Verhältnis hat sich als voll kommen ausreichend erwiesen. Die Kammern werden nur nachts geheizt, und wird zu diesem Zweck Abfallkoks von den Kupolöfen sowie Gas koks verwendet. Oberhalb der Ofensohle ist die Feuerung mit einer kleinen Einfriedigung versehen. Das auf der südwestlichen Längsseite der Gießerei außerhalb des Hauptgebäudes liegende Kupolofenhaus (vergl. TafelXII Schnitt C—D) hat eine Grundfläche von 30 qm. Hier sind zwei von der Firma Schneider in Köln gelieferte Kupolöfen von 700 bezw. 850 mm 1. W. aufgestellt. Die Öfen haben in ihrer ganzen Höhe, welche sich von Ofen sohle bis Oberkante Gichtbühne auf 4,60 m stellt, denselben Durchmesser, und von den Düsen bis 2,3 m über denselben einen doppelten Mantel. Der hierdurch erzeugte Zwischenraum dient zur Vorwärmung des Gebläsewindes, dessen Spannung 300 mm W.-S. beträgt. Die Öfen sind mit Schamottesteinen ausgemauert, die unterhalb der Düsen eine Stärke von 225 mm und oberhalb derselben eine solche von 165 mm besitzen. Zum Schutze gegen Beschädigungen bei Aufgabe der Gichten ist in den Oberteil eines jeden Ofens, dessen Oberkante mit Gichtbühne ab schneidet, ein gußeiserner, trichterförmiger zwei teiliger Schutzring eingehängt, der 600 mm in den Ofen hinabreicht. Die Einführung des Ge bläsewindes in den Ofen erfolgt durch eine so genannte Ringdüse, die aus drei Segmenten besteht, und deren Schlitzweite so gewählt wurde, daß sich ein Düsenquerschnitt ergibt, der 28 °/o des Ofenquerschnitts beträgt. Der Abstand von Ofensohle bis Mitte Düse beträgt 800 mm. Die Öfen stehen auf einem Fundament aus Ziegelmauerwerk, dessen Oberkante 800 mm über Hüttensohle liegt. Der Eisenabstich liegt 1 m über Hüttensohle und der Schlackenabstich 450 mm über Ofensohle. Das Ausziehen der Öfen nach dem Schmelzen erfolgt durch eine dem Eisenabstich gegenüberliegende Öffnung von rechteckigem Querschnitt, durch welche auch die Öfen angeheizt werden. Diese Öffnung ist durch einen gußeisernen Rahmen begrenzt. Zum An heizen werden 300 kg Koks aufgegeben. Die stündliche Schmelzung des 700 er Ofens beträgt etwa 2,5 t. An jedem zweiten Tag werden ungefähr 5 t Eisen vergossen. Der Satz be steht aus 250 kg Roheisen, 25 kg Koks und 12 kg Kalkstein. Der Schmelzkoksverbrauch stellt sich demnach auf 10 °/o des Roheisen gewichts, und der Kalksteinzuschlag auf 48 °/o des Koksgewichts. Dieses letztere Verhältnis muß als ein sehr hohes bezeichnet werden und ist nur da möglich, wo der Wind etwas vor gewärmt wird, wodurch vor den Formen eine höhere Temperatur entsteht. Die Fortsetzung der Öfen oberhalb der Gicht bühne bildet ein gemeinsamer Funkenfänger aus X.w Eisenfachwerk (vergl. Tafel XII Schnitt C—D). Derselbe hat einen lichten Querschnitt von 5,8 X 1,6 m = 9,28 qm, und eine Höhe von 5,5 m. Diese Höhe ist um mindestens 1/2 m zu gering, und mußte der Funkenfänger daher auf Veranlassung der Gewerbe-Inspektion mit gußeisernen Platten ab gedeckt werden, da beim Niederblasen der letzten Gichten noch ein Teil der Funken über die Umfassungswände hinausflog. Auf den gußeisernen Platten in der Mitte zwischen den beiden Öfen ist ein Abzugrohr von 550 mm lichtem Durch messer angebracht, durch welches die Gichtgase ins Freie entweichen. Da durch diese An ordnung eine Drosselung der Gichtgase statt findet, sobald sich der Funkenfänger mit den selben gefüllt hat, weil durch das enge Abzug rohr die Gase nicht in dem Maße entweichen können, wie sie der Ofen erzeugt, und daher gezwungen sind, zum Teil durch die Gichtöffnung zu entweichen, wodurch die Bedienungsmann schaften des Ofens stark zu leiden haben, so war man genötigt, die Abdeckplatten teilweise zu heben und nur mit ihren Ecken zu lagern, um die Abzugsöffnung zu vergrößern. Derartige geschlossene Funkenfänger, bei denen ein Drosseln der Gichtgase stattfindet, sind leider heute noch vielfach in Gebrauch und aus oben angeführten Gründen zu verwerfen. Die durch die Gicht gase verursachte Unannehmlichkeit macht sich in noch höherem Maße bemerkbar, wenn die Gichtbühne nicht, wie in diesem Fall, vollständig offen, sondern geschlossen ist. Die Gichtbühne (Tafel XII Schnitt C—D), deren Oberkante 5,5 m über Hüttensohle liegt, wird durch I - Eisen N. P. Nr. 26 gebildet und ist mit 10 mm starken Blechplatten ab gedeckt. Der Abstand zwischen den einzelnen T-Eisen beträgt 665 bezw. 750 mm, und die Tragfähigkeit der Gichtbühne 2 t a. d. Quadrat meter. Die Bühne hat eine nutzbare Grundfläche von rund 20 qm. Auf derselben ist eine Dezimal wage zum Abwiegen des Roheisens aufgestellt. Dasselbe wird mittels eines einfachwirkenden Aufzuges von 1000 kg Tragkraft und 11 m Geschwindigkeit i. d. Minute auf die Gichtbühne geschafft. Das Betriebsbureau hat eine Grundfläche von 30 qm. Nach der Formerei zu besitzt es einen als Vorbau ausgebildeten Glasverschlag, so daß von diesem Raum aus die ganze Formerei ohne Schwierigkeit überschaut werden kann. Oberhalb des Betriebsbureaus befindet sich ein kleines Modell lager von ebenfalls 30 qm Grundfläche für die am meisten gebräuchlichen kleineren Modelle, Zahnräderschablonen usw. Der unter dem Be triebsbureau liegende kellerartige Raum von 25 qm Bodenfläche dient als Gebläsehaus (Tafel XII Schnitt E—F). Die Decke desselben ist aus Stampfbeton hergestellt und dient gleichzeitig als Fußboden für das Betriebsbureau. Zur Erzeu- 3