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l.Mai 1905. Mitteilungen aus dem Eisenhüttenlaboratorium. Stahl und Eisen. 543 Schwefels leicht als Schwefelwasserstoff ent weicht, wenn man nach dem Glühen das Erz mit Salzsäure behandelt. Den Schwefelwasserstoff fängt er mit Kadmiumlösung auf und titriert mit Jod. Man bringt 1 bis 5 g der feingerieberen I Probe in ein Porzellanschiffchen und setzt dieses in ein Verbrennungsrohr, dem auf der einen Seite Wasserstoff, welcher mit Kalilauge oder Bleiacetat gewaschen wird, zugeleitet wird, auf der andern Seite sind zwei Erlenmeyerkolben mit je 30 bis 40 ccm Kadmiumacetatlösung (25 g Kadmiumacetat in 200 ccm konz. Essigsäure und 800 ccm Wasers) vorgelegt. Man verdrängt die Luft, erhitzt un gefähr 8/4 bis 1 Stunde lang auf Rotglut, wobei sich im ersten Kolben meist ein Niederschlag bildet. Nun läßt man im Wasserstoffstrom erkalten, wickelt den Schiffcheninhalt in Filtrierpapier und bringt dieses in einen Corleis kolben, der mit den beiden Erlenmeyern in Verbindung gesetzt wird. Man verdrängt die Luft durch Kohlensäure, läßt 150 ccm verdünnte Salzsäure (1:2) zulaufen, kocht und vereinigt beide Schwefelkadmium niederschläge. Die Kadmiumlösung versetzt man mit überschüssiger Jodlösung (3,97 g J und 10—15 g KJ im Liter) und macht den Schwefelwasserstoff aus dem Schwefelkadmium durch 10 bis 20 ccm | Salzsäure frei. Nach Zusatz von Stärke, titriert man mit Thiosulfat (7,77 g Naz S2O3 im Liter) auf farblos und erzeugt dann mit Jod wieder die Blaufärbung. 1 ccm Jodlösung = 1 ccm Thiosulfat = 0,0005 g Schwefel. Die Probe dauert zwei Stunden. Resultate stimmen mit Baryumresultaten. Reagenzien zur Unterscheidung der verschiedenen Strukturelemente im gehärteten Stahl. Die Unterscheidung der Strukturelemente des Stahls stützt sich hauptsächlich auf das verschie dene Färbungsvermögen der beim Ätzen polierten Metallflächen mit verdünnten Säurelösungen. | Diese Färbungen entstehen durch Niederschläge locker haftender Pulver oder durch Bildung fest haftender Anflüge. Im allgemeinen werden dabei Sorbitbestandteile dunkel, Martensit und Austenit hell. Man benutzt meist für die Ätzungen eine 5prozentige alkoholische Lösung von Pikrinsäure oder Salpetersäure. Die Ätzmittel bringen jedoch manche Strukturfeinheiten zwischen Martensit und Austenit nicht recht zum Ausdruck. W. Kur- I bakow* hat deshalb nach neuen Reagenzien ge sucht und er empfiehlt auf Grund seiner Studien folgende Ätzmittel: eine 4prozentige Lösung * „Journ. russ. phys.-chem. Ges.“ 1905, 86,1524. „Zentralbl." 1905, 839. von Salpetersäure in Isoamylalkohol; ein Gemisch von 1 Teil 4prozentiger Salpetersäurelösung in Isoamylalkohol und von 3 Teilen gesättigter Nitranilinlösung in Essigsäureanhydrid; ein Ge misch von 3 Teilen 20prozentiger Salzsäure in Isoamylalkohol und 1 Teil gesättigter Nitranilin lösung in Alkohol; ein Gemisch von 1 Teil 4pro- zentiger Salpetersäure in Essigsäureanhydrid mit 1 Teil Methylalkohol, 1 Teil Alkohol und 1 Teil Isoamylalkohol. Diese Lösungen sollen besonders geeignet sein, den Strukturunterschied des Marten sits und Austenits, aber auch andere Strukturfein heiten des Stahls besonders gut wiederzugeben. Zur Titerstellung von Kaliumpermanganat. Cantoni und Basadonna* haben die ver schiedenen Methoden durchgeprüft. Der Titer stellung auf Eisendraht ist die Beschaffung eines reinen Drahtes hinderlich. Empfehlenswert halten sie die Benutzung des nach Classen hergestellten Elektrolyteisens. Die Einstellung auf Mohrsches Salz ist unsicher wegen eventueller Beimengung anderer Sulfate von Kalium, Mangan, Zink, Ammon, wegen Wassereinschluß oder Oxydation bei der Aufbewahrung. Oxalsäure gibt meist zu hohe Resultate. Sehr brauchbar ist die jodo- metrische Einstellung nach Vo 1 h a r d. Neuerdings empfiehlt nun C. Lang** eine andere Titer substanz, nämlich Arsentrioxyd, dessen wäss rige Lösung sich sehr lange unverändert hält. Die Umsetzung zwischen Arsentrioxyd und Per manganat verläuft anfangs sehr rasch, verlang samt sich aber stark gegen das Ende; setzt man nun der mit Schwefelsäure angesäuerten Lösung von Arsentrioxyd eine Spur eines Halogensalzes hinzu, so geht die Reaktion flott vor sich. Beson ders geeignet ist Bromkalium hierfür. Lang setzt zu einer Arsenigsäurelösung, die mindestens 25 % Schwefelsäure enthält, 0,5 ccm einer g0o Brom kaliumlösung, erhitzt zum Sieden und titriert. In gleicher Weise läßt sich auch die Wertbestim mung von Braunstein ausführen. Man löst eine bestimmte Menge Arsentrioxyd in 70 % Schwefel säure, setzt eine gewogene Menge Braunstein hinzu und erhitzt, bis aller Braunstein gelöst ist; dann verdünnt man, versetzt wie vorher mit 0,5 ccm 0o Bromkaliumlösung und titriert den Überschuß von arseniger Säure mit Permanganat zurück. * „Ann. Chim. appl. analyt.“ 1904, 9, 365. * * „Vestnik kräh cesk spol.“ 1904 Nr. 20 „Chem.-Ztg.“ Rep. 1905, 29, 48.