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1. Mai 1905. Betriebsergebnisse einiger elektrischer Eisen- und Stahlprozesse. Stahl und Eisen. 541 üblich, eine Probe genommen und der Stahl nach her in die Gießpfanne, die etwas Aluminium ent hielt, ausgegossen. Das Metall floß leicht aus und stand ruhig, ließ sich schmieden und schweißen (während der weiche Stahl sich zwar schmieden aber nicht schweißen ließ). Die Erzeugung des hochgekohlten Stahls (vergleiche obige Analyse Stahl II) brauchte 8 Stunden und im ganzen 2580 KW.-Stunden; ausgebracht wurden 5161 8 (2341 kg), so daß auf die Tonne Produkt eben falls 1100 KW.-Stunden entfallen (=0,17 P.S.- Jahr). Hätte man zur Erzeugung von Konstruk tionsstahl den Prozeß nach der Raffination (vor der Kohlung) unterbrochen, so wären nur 5'/» Stun den und 1680 KW.-Stunden nötig gewesen, so daß sich hierbei nur 718 KW.-Stunden (0,111 P.S.- Jahr) f. d. Tonne berechnen würden. Bei dem zweiten Versuch wurden 1115 kg Schrott auf 1000 kg Stahl verbraucht. Beachtenswert ist der Unterschied zwischen demKjellin- und dem Hdroult-Prozeß. Beim Hdroultprozeß geht man von fast kohlenstoff freiem Schrott aus und erzeugt zunächst weichen Stahl, der für harte Sorten erst nachher noch ge kohlt werden muß. Hierdurch bleibt harter Stahl länger im Ofen, der Energieaufwand ist dem entsprechend für letzteren höher. Gerade um gekehrt liegt das Verhältnis beim Kjellin- prozeß, dort braucht die Erzeugung von weichen Sorten mehr Zeit und Strom. Die beiden Ar beitsmethoden hängen aber mehr von dem Ma- ■ terial ab, welches zur Verfügung steht, als von anderen Erwägungen, denn es ließe sich zweifel los im Hroultofen ebensogut hochgekohlter Stahl aus Roheisen und Schrott machen, und um gekehrt im Kjellinofen Schrott einschmelzen und der weiche Stahl nachher kohlen. Der Elektrodenverbrauch wird zu 500 kg für 80 t, d. i. 16,66 kg f. d. Tonne, angegeben. Durch schnittlich wurden 4 t Stahl in 24 Stunden ge- | macht, die einzelne Charge dauert 9 Stunden, wobei am Ofen pro Schicht fünf Mann tätig sind. Die Reparaturen betragen f. d. Tonne: Dolomit 3 Fr., Magnesit 1,5 Fr., saures Futter (Gewölbe) 2,5 Fr., das sind 5,6 . Die Selbstkosten für die Tonne Stahl lassen sich demnach ungefähr be rechnen, da aber die Preise für den Schrott, Ar beit und elektrische Energie überall verschieden sind, so läßt sich keine bestimmte Zahl für die Kosten angeben. Auch hier sollen noch, um die Gleichmäßigkeit des erzeugten Produktes zu be weisen, einige Analysen von Material der zweiten Charge Platz finden: Großer Block Kleiner Block Kopf Mitte Fuß Kopf Mitte Fuß C . . . . 1,015 1,016 1,022 1,018 1,013 1,022 Si. . . , 0,103 0,101 0,103 0,098 0,100 0,101 Mn . . . 0,144 0,148 0,158 0,151 0,150 0,146 S . . . . 0,021 0,019 0,021 0,020 — 0,019 P . . . . 0,010 0,009 0,010 0,011 0,011 0,010 Die Prüfung der mechanischen Festigkeit er gab auch bei dem Hroultstahl ausgezeichnete Resultate, wenn sie auch noch von dem Gysinge stahl übertroffen werden. Die Werke von Keller, Leleux & Co. in Livet stellen nicht betriebsmäßig Stahl her. Der in Livet zum Stahlschmelzen benutzte Ofen war im Prinzip mit denen von Kortfors und La Praz identisch und unterschied sich nur in Kon struktionseinzelheiten. Der Ofen ist basisch ge füttert, hat zwei Elektroden, die auch nicht bis in das Eisenbad eintauchen; er ist jetzt auch kippbar eingerichtet, schwingt um zwei Zapfen, der Stahl wird aber nicht ausgegossen, sondern wie beim Martinofen abgestochen. Das Stich loch für Stahl befindet sich am einen Ende, das für Schlacke am andern. Die Charge bestand aus 1500 kg leichtem Schrott, 150 kg elektrisch erzeugtem Roheisen, 15 kg Silikospiegel (46 Si 15 Mn) und 9 kg Siliko- spiegel (10 Si 50 Mn). Das Schmelzen dauerte 6 Stunden. Auch hier wurde etwas Kalk und Erz mit dem Schrott eingesetzt und die Schlacke ein paarmal gewechselt. Die Analyse von Schrott und Fertigprodukt findet sich nachstehend, die des Roheisens ist vorher bereits gegeben. Schrott Stahl C 0,142 0,576 Si 0,062 0,287 S 0,072 0,055 P 0,044 0,046 Mn 0,500 0,540 As 0,068 0,050 Es wurde mit Wechselstrom von 73,1 Volt und 2854 Amp. gearbeitet. Aufgewandt wurden 1325 KW.-Stunden für 1685 kg Produkt, das er gibt 804 KW.-Stunden f. d. Tonne (=0,125 P.S.- Jahr). Nach Ansicht der Kommission sind alle drei Stahlverfahren unter Umständen befähigt, ein dem besten Sheffielder Tiegelstahl gleiches Pro dukt zu liefern, jedoch mit erheblich geringeren Kosten. Vorläufig ist jedoch nicht daran zu denken, daß der elektrische Ofen zur Herstellung von Schienen und Konstruktionsstahl mit dem Bessemerkonverter oder dem Martinofen in Kon kurrenz tritt. Ob die elektrischen Ofen jemals Kapazitäten von 30 bis 40 t werden bekommen können, muß abgewartet werden. Bei der Erzeugung von Roheisen sind die Reaktionen im elektrischen Ofen dieselben wie im Hochofen. Durch die Angaben der Kom mission wird nun bestätigt, daß auch im elektri schen Ofen durch Änderung der Charge und Regulierung der Temperatur durch veränderliche Stromzufuhr graues oder weißes Eisen nach Be lieben hergestellt werden kann. Ökonomisch kann der elektrische Ofen nur dort gegen den Hochofen konkurrieren, wo elektrische Energie außerordentlich billig, Koks aber sehr teuer ist.