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15. April 1905. Vierteljahrs - Marktberichte. Stahl und Eisen. 507 sich die vier oberschlesischen Werke und ein west fälisches Werk absonderten, den Verband noch für eine kurze Frist über den 31. Dezember hinaus, näm lich bis Ende Januar 1905, zu halten, um Zeit für neue Verhandlungen zu gewinnen. Schließlich mußten aber alle weiteren Bemühungen aufgegeben werden, da bei den widerstrebenden Interessen eine Verständi gung ausgeschlossen erschien. Wenn sich bei Auf lösung dieses Verbandes, der über 71/, Jahre bestanden und sich im großen und ganzen bewährt hat, für die Werke zunächst nachteilige Folgen nicht bemerkbar gemacht haben, so ist es nur darauf zurückzuführen, daß infolge der lange bestehenden Unsicherheit der Verbandserneuerung die Kundschaft sehr lange mit ihren Bestellungen zurückgehalten hat, der Bergarbeiter- | ansstand einen ziemlichen Produktionsausfall ver- | ursachte und überhaupt im neuen Jahre allgemein eine starke Nachfrage sowohl im Inland als auch im Aus- I land aufgetreten ist. Die Werke sind infolge dieses Umstandes auf mehrere Monate hinaus gut beschäftigt, I die Preise sind aber im allgemeinen nicht lohnend. Nach der Auflösung des Feinblech-Verbandes wurden seitens der Konsumenten und Händler zu den ermäßigten Preisen große Quantitäten gekauft und es kann wohl, von einigen Ausnahmen abgesehen, der Anfangspreis, zu welchem Abschlüsse für das I. Quartal getätigt wurden, auf 115 Grundpreis ab Werk an gesetzt werden. Den Bestrebungen der Konsumenten, sich zu diesem Preise auf möglichst lange Zeit zu decken, ist seitens der Werke nicht entsprochen worden, so daß die niedrigsten Preise nur für einen Teil des Arbeitsbedarfs für das I. Quartal Geltung haben und die Verkäufe für das II. Quartal durchweg erheblich höher zustande gekommen sind. Es schwanken hier die Preise auch zwischen den einzelnen Firmen nicht unbedeutend, man kann jedoch wohl als Durchschnitts- ; preis 118 bis 120- Grundpreis annehmen; bei den Verkäufen für das III. Quartal dieses Jahres ist bereits ein höherer Preis, 122 bis 125 J(, erzielt worden. Die Spezifikationen gingen flott ein, so daß für sämtliche Werke reichliche Arbeit für das abgelaufene Quartal vorlag. Wenn die Preise, die die Werke jetzt erzielen, höher sind, als zuZeiten des Feinblech-Verbandes im Kampf gegen Thale, so bleibt zu berücksichtigen, daß nach der Verständigung mit Thale, die bekanntlich im Dezember v. J. möglich erschien, auf der ganzen Linie ein angemessenerPreis erzielt worden war, der mindestens um 10 M höher sein konnte, als die heute erzielten Preise. Eine beschränkte Anzahl reiner Walzwerke hat sich unter tatkräftiger Unterstützung des Stahlwerks- Verbandes zur Schwarzblech-Vereinigung, G. m. b. H. in Köln, zusammengeschlossen, um mit Hilfe der ihr gewährten Exportbonifikation den deutschen Werken ihren Anteil am Ausfuhrgeschäft zu erhalten und den Inlandsmarkt entsprechend zu entlasten. Diese Vereinigung hat ihren Mitgliedern bisher genügende Arbeitsinengen zuführen können, wobei indessen die Preise zunächst noch zu wünschen übrig ließen. Es ist indessen nicht zu verkennen, daß auch auf dem Weltmarkt eine etwas festere Stimmung Platz ge griffen hat, und wenn auch die belgischen und eng lischen Werke immer noch äußerst niedrige No tierungen für Feinbleche herausgeben, so ist es doch in neuester Zeit in einzelnen Fällen möglich gewesen, kleine Preisaufbesserungen für deutsches Fabrikat durchzusetzen. Für schlanke Spezifikationen, bei welchen der belgische und englische Wettbewerb in Frage kommt, müssen allerdings auch wieder Kon zessionen in den Preisen eingeräumt werden, so daß von einer durchgängigen Preisaufbesserung immer noch nicht gesprochen werden kann. Der gegenwärtig für Auslandsgeschäfte in Frage kommende Grundpreis für Feinbleche dürfte sich unter Berücksichtigung der Abzüge für fixes Maß, Provisionen usw. auf 102 bis 103 ■# f. d. Tonne ab Werk belaufen. Die Nachfrage nach gußeisernen Röhren war schwach, was jedoch auf die Witterungsverhält nisse zurückzuführen ist, weil Röhren im Winter nur selten verlegt und aus diesem Grunde bei den Werken nicht abgerufen werden. Die in den Maschinenbauwerkstätten vorliegenden Aufträge gewährleisten eine normale Be schäftigung für die nächste Zeit. Die Preise lassen aber noch sehr zu wünschen übrig. Monat Monat Monat Januar Februar März Kohlen und Koks: Ji Ji Ji Flammkohlen .... 9,75—10,25 9,75-10,25 9,75-10,25 Kokskohlen, gewaschen „ melierte,z.Zerkl. 9,50 9,50 9,50 Koks für Hochofenwerke 15,00 15,00 15,00 , „ Bessemerbetr. . — — — Erze: Rohspat Gerüst. Spateisenstein . Somorrostro f. a B. 9,50—9,70 13,50 9,50 - 9,70 13,50 9 50—9,70 ’ 13,50 Rotterdam . . . — — — Roheisen: Giefsereieisen . ( Nr. 1 . . . 66,00 66,00 66,00 Preise 1 IYI abHuttelHämatit: : 64,00 67,00 64,00 67,00 64,00 67,00 Bessemer ab Hütte . . — — — p0 (Qualitäts-Pud- Preise I deleisen Nr. I. 1Qualit.-Puddel- Sieg ( eisen Sieger!. Stahleisen, weifses, mit ) 56,00 56,00 56,00 nicht über 0,1 °/ 0 Phos phor, ab Siegen . . Thomaseisen mit min- 58,00 58,00 58,00 destens 1,5% Mangan, frei Verbrauchsstelle, netto Cassa .... 57,40-58,10 57,40-58,10 57,40—58,10 Dasselbe ohne Mangan . —- — —- Spiegeleisen, 10 bis 120’0 Engi. Giefsereiroheisen Nr. III, frei Ruhrort 67,00 67,00 67,00 66,00 66,00 66,00 Luxemburg. Puddeleisen ab Luxemburg . . . 45,00 45,00 45,00 Gewalztes Eisen: Stabeisen, Schweifs- . . 125,00 125,00 125—127,50 » Flufs- .... 108 108 110—115 Winkel- und Fassoneisen zu ähnlichen Grund- preisen als Stabeisen mit Aufschlägen nach der Skala. Träger, ab Diedenhofen 105,00 105,00 105,00 Bleche, Kessel- .... 130 130 130 n secunda . . . 120 120 120 „ dünne .... — — — Stahldraht, 5,3 mm netto ab Werk — Draht ausSch wei fseisen. gewöhnl.abWerk etwa besondere Qualitäten - - — I. V.: Dr. ing. E. Schrödter. II. Oberschlesien. Allgemeine Lage. Die bereits mit Ablauf des letzten Vierteljahrs hervorgetretene zuversichtliche Grundstimmung, welche das gemeinsame Vorgehen der schlesischen Werke geschaffen, hatte sich im weiteren Verlaufe dieses Quartals erhalten und an Festigkeit zugenommen. Die Gründung des Oberschlesischen Stahlwerks-Verbandes und besonders die natürliche Zunahme der Beschäftigung durch den zurückgehaltenen, im Frühjahr stets wiederauftretenden Bedarf in allen Stahl- und Eisenerzeugnissen konnten ihre günstige Wirkung auf die Marktlage nicht verfehlen. Außer gewöhnliche Ereignisse traten hinzu: die Streikbewegung im Ruhrkohlenrevier und die infolge der Arbeiter unruhen im benachbarten Russisch - Polen zeitweise gewährte zollfreie Einfuhr von Kohlen in Rußland haben die an sich für eine Aufwärtsbewegung bereits gestimmte Marktlage noch mehr begünstigt, so daß