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Bruno Kerl &. Das deutsche Hüttenwesen hat durch den am 25. März in Groß - Lichterfelde erfolgten Tod des Geh. Bergrat Professor Bruno Kerl einen herben Verlust erlitten. Durch seine rastlose Tätigkeit als Forscher und Lehrer und durch seine bedeutenden Publikationen auf dein Gebiete der Hüttenkunde und der chemischen Technologie hat sich der Dahingeschiedene um die Entwicklung der metallur gischen Wissenschaft die ausge zeichnetsten V erdienste erworben. Im Jahre 1824 in Andreasberg am Oberharz geboren, besuchte Kerl in den Jahren 1840 bis 1843 die Königliche Bergschule (spä tere Bergakademie) in Clausthal und studierte von 1844 ab in Göttingen Chemie, Technologie und Mineralogie. Nach Beendi gung seiner Studien wurde er 1846 zum Hüttenmeister und Lehrer der Metallurgie und Chemie an der Bergschule zu Clausthal ernannt, und ward nachher Leiter des dortigen chemischen Laboratoriums. In dieser Stellung wurde Kerl im Jahre 1858 Bergamtsassessor und 1862 Professor. 1867 ging er als Dozent für Hüttenkunde, Probierkunst und chemische Tech nologie an die Königl. Bergaka demie zu Berlin, wo er länger als ein Menschenalter hindurch mit ausgezeichneten Erfolgen wirkte, bis ihn sein hohes Alter an der Fortsetzung seiner Lehrtätigkeit verhin derte. Von 1870 bis 1892 war der Verblichene Mitglied der Königl. Techn. Deputation für Gewerbe, von 1877 bis 1885 Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes. Seit dem Jahre 1859 war er Mitredakteur der vor kurzem einge gangenen Berg- und Hüttenmännischen Zeitung. Kerls | Hauptwerk ist sein großangelegtes „Handbuch der me- j tallurgischen Hüttenkunde“, das in den Jahren 1855 und 1856 in drei Bänden zu Freiberg erschien; die zweite Auflage dieses verdienstvollen Werkes kam 1861 bis 1865 in vier Bänden heraus und zwar gleichzeitig in Freiberg und Leipzig. Unter den anderen Arbeiten Kerls seien folgende hervorgehoben: Der Oberharz, ein Wegweiser zum Besuch der Oberharzer Gruben usw., Clausthal 1852; Der Kom munion-Unterharz, Freiberg 1853; Anleitung zum Studium der Har zer Hüttenprozesse usw., Claus thal 1857; Die Rammeisberger Hüttenprozesse am Kommunion- Unterharz, zweite Auflage, Claus thal 1860; Die Oberharzer Hütten prozesse, zweite Auflage, Claus thal 1860; Leitfaden bei qualita tiven und quantitativen Lötrohr untersuchungen, zweite Auflage, Clausthal 1862; Nachtrag 1867; Metallurgische Probierkunst, Leipzig 1866, zweite Auflage 1882; Fortschritte in der metal lurgischen Probierkunst, Leipzig 1887; Grundriß der Eisenhütten kunde, Leipzig 1875; Grundriß der Eisenprobierkunst, Leipzig 1875. Mit Professor Stohmann in Leipzig bearbeitete er Mus- pratts Chemie in Anwendung auf Künste und Gewerbe in sieben Bänden. — Im Jahre 1897 trat der Verstorbene von seinem Lehramt zurück, nachdem er seine übrigen Ämter schon vorher aufgegeben hatte. Leider waren seine letzten Lebensjahre durch anhaltende Krankheit getrübt, so daß ihm der Tod ein Erlöser aus langen schweren Leiden war, der ihm die langersehnte Ruhe brachte. R. I. P. Bücherschau. Dr. A. Rie dl er, Königl. Geh. Regierungsrat j und Prof.: Grofigasmaschinen. München und Berlin 1905. Verlag von R. Oldenbourg. 10 N. Viertakt oder Zweitakt, Gasmaschine oder Dampf maschine und noch andere strittige Fragen werden in dem Werke Großgasmaschinen aufs eingehendste und 1 mit der Geheimrat Prof. Dr. Riedler eigenen Stilistik und Dialektik erörtert. Es besteht hier nicht die Absicht, sich für und : wider diese Zeit- und Streitfragen zu erklären. Wider spruch hat ja Riedler allenthalben schon erleben müssen, starker Widerspruch wurde ihm bei allem Beifall schon I gelegentlich seiner, dasselbe Thema behandelten Vor- ] trags auf der Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in Frankfurt. Gewisse Meinungsverschieden heiten haben sich bis in die letzte Zeit fortgepflanzt und werden wohl auch nicht gleich verschwinden. Man mag den Riedlerschen Ausführungen zustimmen oder sie aus irgend einem Grunde ablehnen, so ist doch — wie in all seinen literarischen Arbeiten, oder wenn Riedler das Wort ergreift — zu konstatieren, mit welcher Schärfe und Klarheit, Gründlichkeit, Fach kenntnis und wissenschaftlicher Vertiefung der Ver fasser ans Werk geht. Gleich eingangs seiner Arbeit fällt diese Art angenehm auf, wo er Stellung dazu nimmt, welcher Standpunkt bei der Beurteilung von Gasmaschinen und Maschinen überhaupt einzunehmen ist. In großen Zügen schildert er dann die historische Entwicklung der Gasmaschine und verbreitet sich zu gleich darüber, warum die einzelnen Systeme ohne dauernden Erfolg sein mußten, weist aber anderseits dabei auf die Bedeutung und die besonderen Eigen heiten dieser Systeme anerkennend hin. Bei der Auf räumung mit vielfach gerade im Gasmaschinenbau eingebürgerten Schlagwörtern und nichtssagenden Be-