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496 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 25. Jahrg. Nr. 8. stand beschlossen, für den 2., 3. und 4. Mai d. J. in Washington eine Versammlung des Institute ein zuberufen. Unter den auf die Tagesordnung gesetzten Vorträgen seien erwähnt: „Hochofenanlage der Elba Societä Anonima e di miniere ed alti forni in Porteferraio, Insel Elba“. Von Cav. Carlo Massa. „Besondere Form eines Schlackenwagens“. Von L. J. W. J o n e s und B. H. Bennets. „Arbeitsparende Vorrichtungen im Werkslabora torium“. Von Edward Keller. „Automatischer Registrierapparat zur Messung der Beschickungshöhe in Hochöfen“. Von J. E. Johnson jr. „Bemerkungen über die physikalischen Wirkungen des Hochofens“. Von J. E. Johnson jr. „Erzeugung und Eigenschaften des Schweißeisens“. Von James P. Roe. Bericht über die Geologie des Oberen Seebezirks mit besonderer Berücksichtigung neuerer Unter suchungen der eisenerzführenden Schichten. Ferner werden noch zahlreiche Diskussionen über früher gehaltene Vorträge stattfinden. Die British Columbia-Versammlung wird in Vic toria am 3., 4. und 5. Juli abgehalten werden. Im Anschluß an diese Versammlung ist ein Ausflug nach Alaska vorgesehen. Internationaler Verband für die Materialprüfungen der Technik. In einem von Fr. Berger, dem mit Führung der Präsidialgeschäfte betrauten Vorstandsmitglied, und von dem Sekretär E. Reitler unterzeichneten Rundschreiben wird mitgeteilt, daß der Vorstand be schlossen hat, von der Abhaltung eines Kongresses im laufenden Jahr abzusehen und den IV. Kongreß im Jahr 1906 nach Brüssel einzuberufen. Referate und kleinere Mitteilungen. Umschau im Auslande. Vereinigte Staaten. Das basische Martin verfahren hat in den Vereinigten Staaten in dem letzt verflossenen Jahrzehnt eine sehr bedeutende Aus breitung erfahren. In Amerika wurde es zuerst im Jahre 1895 in Pittsburg in Anwendung gebracht, und zwar zu dem Zweck, die Abfälle der Bessemerstahlerzeugung mit Hilfe des sehr billigen Roheisens aus den süd lichen Staaten zu verarbeiten. Die Verhältnisse haben sich jedoch im Laufe der Zeit verschoben; die basische Martinstahlerzeugung, anstatt wie früher als Mittel zur Verwertung von Abfällen zu dienen, entwickelte sich zu einer selbständigen Industrie, und das basische Roh eisen wurde nicht länger nach Pittsburg eingeführt, sondern in Alabama selbst verarbeitet, ungeachtet des Umstandes, daß in den Südstaaten Schrott in erforder lichen Mengen nicht zu erhalten ist, da der Stahlver brauch daselbst bis vor kurzem ein verhältnismäßig geringer war. Wie sehr die Erzeugung von basischem Martinstahl in den letzten Jahren gewachsen ist, er hellt aus der folgenden Angabe: Im Jahre 1896,* in welchem zum erstenmal eine gesonderte Statistik für den basischen Martinstahl aufgestellt wurde, betrug die Erzeugung von Blöcken 788676 t, während acht Jahre später (1904) 5188069 t oder mehr als das Sechsfache des genannten Betrages hergestellt wurde. In früheren Jahren betrachtete man das basische Martinverfahren hauptsächlich als ein bequemes Mittel, den damals sehr billigen Schrott vorteilhaft zu verarbeiten. Jetzt ist dagegen infolge der raschen Zunahme der Martin werke der Schrott sehr teuer geworden. Es liegt dies einerseits daran, daß die Roheisenerzeugung längst nicht in dem Maße gestiegen ist, wie die Gewinnung von Martinstahl, — sie hat sich in den letzten neun Jahren kaum verdoppelt —, anderseits fällt auch ins Gewicht, daß ein geringerer Anteil der hergestellten Roheisenerzeugung als Schrott in den Kreislauf der Eisenverhüttung zurückkehrt. Die Erzeugung von Schienen, welche bekanntlich den meisten Schrott liefern, bildet einen von Jahr zu Jahr abnehmenden Prozentsatz der Gesamtproduktion, dagegen wird ein stetig wachsender Anteil des Roheisens zu leichteren Fabrikaten wie Draht, Feinblech, Weißblech, Band- * „Iron Age“ vom 16. März 1905 S. 934. eisen usw. verarbeitet, welche naturgemäß weniger Schrott liefern. Es hat demnach den Anschein, als ob in Zukunft der für die Durchführung des basischen Martinprozesses erforderliche Schrott immer knapper werden und man mehr und mehr auf das im Betrieb fallende neue Material (Abfallenden usw.) angewiesen sein wird. Man versuchte daher verschiedentlich den Martinstahlprozeß ohne Verwendung von Schrott nach dem Talbot-, Monell- und anderen Verfahren in bekannter Weise durchzuführen, hat aber nicht ver hindern können, daß der Schrottpreis den Preis für Roheisen erreicht und in einigen Fällen überstiegen hat. Insbesondere haben die führenden Stahlgesell schaften in den letzten Monaten umfangreiche Schrott käufe abgeschlossen. Da sich der Schrottmangel naturgemäß in den Südstaaten besonders lebhaft fühl bar macht, ist es nicht zu verwundern, daß man ge rade hier den Bestrebungen, ohne Schrott zu marti- nieren, ein lebhaftes Interesse entgegenbringt und zu Versuchen in großem Maßstabe geneigt ist. Am weitesten ist man mit den diesbezüglichen Versuchen in Ensley, Alabama,* gediehen, wo eine Anlage zur Martinstahlerzeugung aus flüssigem Roheisen im Be trieb steht. Dieselbe wurde vor etwa einem Jahr er richtet und umfaßt außer der eigentlichen Martin anlage einen sauer zugestellten, kippbaren Martinofen von 250 t Rauminhalt, der als Mischer dient, und einen normalen 15 t-Bessemerkonverter. Die ordent liche Martinanlage, welche der Alabama Steel and Shipbuilding Company gehört und an die Tennessee Coal, Iron and Railroad Company verpachtet ist, be steht aus zehn 50 t basisch zugestellten Martinöfen, von denen neun Kippöfen sind. Der zehnte, fest stehende Ofen ist mit abnehmbarem Gewölbe versehen, um das Einsetzen sehr großer Stücke, wie Walzen usw. zu gestatten. Das vom Hochofen kommende Me tall wird zunächst dem Mischer zugeführt, in welchem ein Teil des Siliziums und Kohlenstoffs entfernt wird, wird alsdann im Konverter vorgeblasen und schließlich im Martinofen fertiggemacht. Uber die Kosten des Verfahrens** werden keine genauen Angaben gemacht, * „Iron Trade Review“ vom 23. Februar 1905. ** „Iron and Steel Magazine“ vom März 1905 Seite 271.