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Die Fabrikation der Eisenbahnradreifen und Achsen. Von E. H. Steck in Sheffield. (Nachdruck verboten.) Im folgenden soll der Gang der Fabrikation für Eisenbahnradreifen und Achsen vom Roh- block an bis zum Fertigprodukt unter spezieller Berücksichtigung der billigsten und modernsten Fabrikationsmethoden beschrieben und zugleich i ein Vergleich mit der englischen Fabrikations weise dieser Materialien gezogen werden. Vor ungefähr 15 Jahren gab es in Deutsch land nur sechs Anlagen, welche sich mit der Fabrikation von Eisenbahnradreifen und Achsen beschäftigten; einige davon stellten auch ge walzte oder gepreßte Radscheiben her, und wohl ebensoviel Anlagen beschäftigten sich mit der Fabrikation von Radsternen. Die Blöcke wurden zu dieser Zeit ausschließlich unter Dampfhämmern geschmiedet, und obwohl hydraulische oder dampf hydraulische Pressen vorhanden waren, dienten diese doch nur zum Schmieden schwerer Schmiede stücke. Die in Gebrauch stehenden Bandagen walzwerke hatten entweder vertikale oder horizon tale Walzen und bestanden entweder aus Vor- und Fertigwalzwerken oder nur aus einem Fertigwalzwerk. Gegenwärtig gibt es in Deutsch land nahezu zweimal so viel Anlagen, die sich mit dieser Fabrikation beschäftigen. Die Fabri kation geschieht mit hydraulischen oder dampf hydraulischen Pressen, und der Typus der Ban dagenwalzwerke ist nahezu einheitlich, indem nur das horizontale Walzwerk verwendet wird, i ohne irgend ein Vorwalzwerk. In England existieren ungefähr elf Anlagen, die sich mit der Fabrikation von Radreifen und Achsen be schäftigen, aber erst die letzten Jahre haben einigen davon Verbesserungen gebracht, indem sie teils Pressen anlegten, teils einen modernen Typus von Bandagenwalzwerken anwandten; die meisten sind noch im Urzustände und arbeiten mit sehr hohen Selbstkosten. Radscheiben werden nicht hergestellt, da die Eisenbahn verwaltungen sich sträuben, dieselben anzuwenden. | Es werden meistens Radsterne verwendet und die Personenwagen, welche ja meistens Rad scheiben haben, haben solche aus Holz mit Nabe und Rand eingenietet. Bevor ich zur Beschreibung der Fabrikation übergehe, ist es wohl nötig, kurz die Bedingungen anzugeben, welche die Preußische Staatsbahn vorschreibt, um in betreff der Selbstkosten und Behandlungsweise des Materials im Vergleich I mit anderen Bahnen einen Anhaltspunkt zu er- । halten. Dabei ist vorauszuschicken, daß die preußischen Bahnen die Art der Fabrikation des Stahles — ob sauer oder basisch — dem Fabrikanten überlassen und in Deutschland größtenteils basisches Material verwendet wird, während in England ausschließlich saures Material verlangt wird. Die sonstigen Bedingungen für die Abnahme dieser Materialien weichen in Eng land nicht so sehr von denen der Preußischen Staatsbahn ab, daß sie eine besondere Fabrikations weise verlangten, es sei denn, daß das saure Material eine größere Sorgfalt beim Wärmen in den Öfen und deshalb geschultere Leute verlangt, weshalb vielleicht auch den englischen Werken die Abnahmebedingungen teilweise mehr Schwierig keiten machen. Spezielle Bedingungen der Preußischen Staats eisenbahn für die Fabrikation von Achsen, Rad scheiben oder Radsternen und Radreifen für Lokomotiven, Tender und Wagen sind folgende: Was die Qualität des Materials anbelangt, so müssen die genannten Materialien aus bestem Roh- Abbildung 1. material gefertigt sein, nämlich Achsen und Radreifen für Wagen und Tender aus Siemens- Martinstahl, Lokomotiv-Treibachsen aus Nickel stahl, Lokomotiv-Radreifen aus Siemens-Martin stahl oder Tiegelgußstahl, Tender-Radscheiben oder -Sterne aus Puddeleisen oder weichem Siemens-Martinstahl, Wagen-Radscheiben oder -Sterne aus Puddeleisen oder weichem Siemens- Martinstahl, Lokomotivräder aus weichem Stahlguß. Die Art der Fabrikation ist dem Fabrikanten überlassen, muß jedoch in der Offerte mitgeteilt werden. Das Material der fertig gedrehten Achsen ist auf seine Festigkeit und Zähigkeit zu untersuchen. Um sich dieser zu vergewissern, sind Zerreiß- und Fallproben anzustellen. Unter Fallprobe ist zu verstehen, daß das betreffende Stück unter einem Fall werk durch ein Gewicht, welches von einer bestimmten Höhe herabfällt, durchgebogen wird. Wenn Achsen in dieser Weise probiert werden, werden sie in einer gewissen Entfernung unter stützt, wie Abbild. 1 zeigt. Wagenachsen von