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1. April 1905. Heue Stahl- und Walzwerksanlagen usw. Stahl und Eisen. 397 daß das Putzen eines solchen Bodens großen Aufwand an Zeit und Arbeit erfordert. Man hat daher auch versucht, die Nadelböden ohne Nachstecknadeln zu brennen. In diesem Fall liegt dann natürlich die Möglichkeit vor, daß mit dem Weichwerden des Bodens die Kanäle sich ver engen oder ganz schließen, sowie daß sie sich mit Teer füllen und verstopfen. Man kann diesen Übel stand dadurch vermeiden, daß man den Boden sehr trocken stampft und recht grobkörniges Material verwendet. Abgesehen davon, daß die Windkanäle hierdurch rauhe Wände bekommen, ist eine Verengung der Löcher in der Mitte trotzdem nicht zu verhindern; sie sind außer dem unter sich ungleich weit, zum Teil auch wohl ganz geschlossen und geben dann Grund zum Einbrennen. Ein solch trockener Boden besitzt keine Elastizität mehr, reißt daher leicht und hat auch, da die Dolomitkörner mit un genügenden Teermengen imprägniert sind, die Neigung, an feuchter Luft schnell zu faulen. In vieler Hinsicht vorteilhafter gestaltet sich die Anwendung eiserner Nadeln; aber auch hier zeigen sich wieder mancherlei Übelstände. In dem der heiße Teer vollkommen in die Uneben heiten der Nadeloberfläche eindringt, bildet er, wenn der Boden aus dem Ofen kommt, einen festen Kokskitt zwischen Nadel und Boden; sie ist festgebrannt und widersteht, wie das jeder Stahl werksmann, der solche Böden putzen muß, weiß, mit beträchtlicher Kraft dem Herausschlagen mit dem Hammer. Die Nadel sitzt um so fester, je fetter und feinkörniger die Masse ist, und je schärfer gebrannt wurde. Das Putzen kostet auch hier viel Zeit und Arbeitslohn, und es ist hierdurch einer Vermehrung der Löcher bei ver ringertem Lochdurchmesser eine untere Grenze gesetzt. Auch würden dünnere Nadeln sehr schwer und zum Teil gar nicht aus dem Boden zu entfernen sein. Das Festbrennen der Nadeln erfolgt durch den Teer, welcher beim Erwärmen sich ver flüssigt und den Zwischenraum zwischen Nadel und Lochwand ausfüllt. Will man das Fest- 1 brennen verhindern, so ist es also notwendig, ; eine direkte Berührung des Teers mit der Nadel unmöglich zu machen. Man erreicht dies leicht, wenn man die Nadeln mit einem in leichter 1 Hitze verkohlenden Stoff umgibt, welcher für den dünnflüssig werdenden Teer undurchdringlich ist. Hierzu wird mit Vorteil ein festes und i dichtes Papier verwendet. In der Praxis haben sich einesteils Papierhülsen bewährt, in welche । man die bisher üblichen eisernen Nadeln ein schiebt, ehe diese vor dem Brennen in die Bodenlöcher gesteckt werden; oder die Nadeln selbst werden mit einem etwa 100 mm breiten Papierstreifen derart umwickelt, daß das Papier in 3 bis 4 Lagen übereinander liegt. Ein mit solchen Nadeln gebrannter Boden ist außerordentlich leicht zu putzen; die Nadeln weichen schon dem ersten Schlage mit dem Ham mer. Während man zum Putzen eines mit blanken Nadeln gebrannten Bodens von etwa 160 Löchern von 10 mm lichter Weite 40 Arbeitsstunden (vier Mann zu je 10 Stunden) brauchte, wurden bei I dem neuen Verfahren zum Putzen des gleichen Bodens nur vier Arbeitsstunden verfahren. Neben diesem Hauptvorteil ist man nun un abhängig vom Teergehalt und der Feinheit des Kornes der Teer-Dolomitmasse, der Boden kann richtig gebrannt werden und die Windkanäle sind gerade und haben glatte Wände, so daß dem Winde der geringstmögliche Widerstand geboten wird. Von größtem Vorteil aber ist, daß man jetzt mit dem Lochdurchmesser der Windkanäle viel weiter heruntergehen und die Anzahl entsprechend vermehren kann, ohne die j Herstellungskosten des Bodens zu verteuern. Dies fällt besonders ins Gewicht bei den Stahl werksbetrieben , welche ein für die Größe des Konverters zu hohes Chargengewicht haben und | daher mit höherem Abbrand rechnen müssen. Das Verfahren, welches durch D. R. P. Nr. 157 491 geschützt ist, wird seit einer Reihe I von Monaten bei den Röchlingschen Eisen- und Stahlwerken in Anwendung gebracht und bewährt | sich außerordentlich gut. Neue Stahl- und Walzwerksanlagen der Jllinois Steel Company in South Chicago.* Die im Bau befindlichen Neuanlagen der Jllinois Steel Company in South Chicago (Abbild. 1) werden zu dem Zweck errichtet, das Wirtschafts gebiet im Westen der großen Seen, dessen Mittel * Nach der „Tron Trade Review“ vom 2. März 1905 S. 56. punkt Chicago bildet, bezüglich der Versorgung mit fertigen Eisen- und Stahlerzeugnissen von den großen östlichen Werken unabhängig zu stellen. Die neuen Anlagen bestehen aus einem Martin werk von 20 000 t monatlicher Leistung, einer Blockstraße zur Erzeugung von 25 0001 vor gewalzter Blöcke und Knüppel und einer Kon-