Volltext Seite (XML)
1. April 1905. Generatoren im Hüttenbetrieb. Stahl und Eisen. 393 zielt, und damit ist die Frage einer vollkomme nen Ausnutzung von minderwertigem Brenn material und der Erzeugung eines billigen Heiz gases zufriedenstellend gelöst. Die volle Be deutung der durch Generatorbetrieb erzielbaren Ersparnisse kommt, jedoch erst zum Ausdruck, wenn wir das Gas nicht ausschließlich zu Heiz zwecken verwenden, sondern teilweise durch Gasmaschinen in Kraft umsetzen, die ja be kanntlich eine dreimal bessere Wärmeausnutzung gegenüber der Dampfmaschine ergeben. Das Gas der gewöhnlichen Generatoren ist wegen seines Gehalts an Kohlenwasserstoffen und Teer nicht ohne weiteres für motorische Zwecke ge eignet. Man hat sich daher in den letzten Jahren eifrig bemüht, ein teerfreies Gas zur Verwendung in Gasmaschinen aus gewöhnlicher Steinkohle zu erzeugen. Die Lösungen dieser Frage beruhen fast ausnahmslos auf dem Prinzip, die teerhaltigen Gase durch eine glühende Kohlenschicht hindurchzuführen und so die .Teere in permanente Gase überzuführen. Teilweise führt man diese Vorgänge in mehreren Gene ratoren aus, wie z. B. beim Jahnschen Ring generator. Ein Ring besteht aus vier Gene ratoren, die in verschiedenen Perioden der Ver gasung begriffen sind. Das teerhaltige Gas der jüngeren wird durch den ältesten hindurch gezogen und dadurch „raffiniert“. In bergmänni schen Kreisen hat dieser Generator berechtigtes Aufsehen erregt, weil er als erster die Ver gasung der Halden verwirklichte und damit die Möglichkeit bot, ohne Transportkosten die bis her nur lästigen Ballast bildenden Berge nicht nur zu beseitigen, sondern sogar zu verwerten und die Rückstände zum Versatz wieder un mittelbar in die Grube zurückzubringen. Der Gedanke, die Rohgase durch eine Reduktionszone zu reinigen, ist besonders in Frankreich außer ordentlich viel angewendet worden in den Genera toren mit zwei Schächten. Ich erwähne als Beispiel hierfür den Generator von Riehe* (Abbildung 7). Die Gase ziehen nach unten aus dem ersten Schacht ab, es wird dann noch etwas „sekun däre“ Luft zugemischt, die gerade eine in einem zweiten Schacht liegende Koksschicht in Glut zu halten vermag. Durch diese Reduktions schicht werden die Gase gedrückt, ein Teil des Teers verbrannt, die Kohlensäure zersetzt sich in Kohlenoxyd und die Gase verlassen den Generator nahezu rein. Ein einfaches Moos filter genügt, um die Reinigung für motorische Zwecke zu vervollständigen. Diese Generatoren sind in erster Linie für Holzabfälle, Sägemehl u. a. geeignet. Der Verbrauch beträgt etwa 1,7 kg Abfälle f. d. P. S. - Stunde. Auf demselben Gedanken beruht das Turksche Wassergasverfahren zur Gewinnung hochwertiger * J. Deschamps: „Les gazogenes“ S. 329. Heizgase aus minderwertigem Gas (D. R. P. 131915). Der Dentzer Doppelgenerator ver einigt zwei Brennzonen in einem Schacht in der Weise, daß in der ersten Zone das bitu minöse Material entteert wird und in einer zweiten Brennzone als Koks ein teerfreies Gas erzeugt. Besonders in Frankreich haben Generatoren eine weite Verbreitung gefunden, bei denen der Gasabzug nicht über, sondern unter der Brenn stoffschicht liegt; dies ist schon bei dem Gene rator von Riehe der Fall. Und da bei diesen Gene ratoren „mit umgekehrter Verbrennung“ die Gase schon im eigentlichen Vergasungsschacht die glühende Brennstoffschicht durchstreichen, so sind viele Systeme überhaupt dazu über gegangen, den zweiten Schacht fortzulassen und Abbildung 7. Generator System Riehe. so den Generator noch mehr zu vereinfachen. Der Hauptnachteil dieser Systeme ist, daß die Asche schwer zu entfernen ist, und daß viel Staub aus derselben mit in das Gas gerissen | wird. Jedenfalls sehen wir aber, daß der Ge- danke der Reduktion von Rohgasen durch eine glühende Schicht in verschiedenartigster Form angewendet und ausgeführt ist. Der Grundgedanke aller dieser Systeme, ein teerhaltiges Gas durch eine glühende Kohlen- | Schicht zu reinigen, ermöglicht jedenfalls in J Verbindung mit einem befriedigenden, jede [ Kohle gut ausnutzenden Generator die Anlage einer Gaskraftzentrale von außerordentlicher [ Billigkeit im Betrieb. Zur Erzielung eines | Gases für motorische Zwecke bleibt natürlich i auch noch der Weg offen, auf die Erzeugung , eines teerfreien Gases zu verzichten, und das | in einem einfachen Generator erzeugte Gas durch Wascher zu reinigen. Für große An-