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Unter Mitwirkung von Professor Dr. Wüst in Aachen. Über die Mittel zur Erzielung dichter und spannungsfreier Stahlformgufsstücke. Von L. Treuheit, Betriebschef in Elberfeld. I nfolge der sich stets steigernden Ansprüche, - welche seitens der Abnehmer an die Beschaffen heit der Stahlformgußstücke gestellt werden, wird es für den Stahlgießer immer schwieriger, dieselben zufrieden zu stellen und allen ge stellten Anforderungen gerecht zu werden. Die Schwierigkeiten treten hauptsächlich bei der Herstellung komplizierter Formgußstücke auf, da sich hier keine allgemein gültigen Regeln befolgen lassen, sondern jeder Abguß ent sprechend seiner Form, seiner Wandstärken verteilung usw. eine besondere Behandlung nicht nur beim Einformen, sondern auch beim Trocknen der Form, beim Gießen und Ausglühen verlangt. Die Zusammensetzung der Formmasse und die verschiedene Behandlung derselben* beim Modell oder Schablonenformen ist von ebenso großer Wichtigkeit, wie die Art des Stampfens der selben und die Anbringung von Luftkanälen. Zu beachten ist ferner, ob der Guß stehend, in geneigter oder liegender Stellung der Guß form erfolgt und ob der Einguß in entsprechender Weise angebracht ist. Derselbe kann auf die Gußform einfach aufgesetzt sein, so daß das Metall die ganze Höhe der inneren Gußform durchfällt, es kann ferner steigender Guß statt finden und hierbei der Einlauf tangential oder auch gabelförmig angeschnitten sein. Bei * Siehe „Stahl und Eisen“ Nr. 15, 1904. (Nachdruck verboten.) komplizierten Gegenständen ist es, um das Auf treten von Spannungen nach dem Gusse möglichst einzuschränken, von Vorteil, wenn der Unter schied in den Wandstärken des Gußstückes möglichst gering ist. Ist dies nicht angängig, so kann man bei Vorhandensein dickwandiger Stellen zur Erzielung einer gleichmäßigen Ab kühlung zur Wasserkühlung an diesen Stellen schreiten. Ist die Entstehung von Schrumpfrissen zu befürchten, so bringt man an den gefährdeten Stellen Verstärkungsrippen an und an hohen Rippen, welche ungleichmäßig erkalten würden, hilft man sich durch Aussparungen, um das Auftreten von Spannungen zu vermeiden. Treffen zwei oder drei Querschnitte zusammen, so ist es namentlich bei Abgüssen, welche später hohen hydraulischen Druck aushalten müssen, außerordentlich vorteilhaft, an der Stelle der großen Materialanhäufung Aussparungen anzu bringen, da nur durch diese Maßregel das Auf treten von Saugstellen vermieden wird; die Zeit des Erkaltens in der Gußform, sowie die nach herige Behandlung des Abgusses beim Glühen sind unter genauer Beobachtung der chemischen Zusammensetzung des Stahles zu regeln, wobei namentlich auf die Gehalte an Phosphor und Schwefel Rücksicht zu nehmen ist. Wie schon eingangs erwähnt, ist es außer ordentlich schwierig, bei der Herstellung von