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8«eiu> bzWauz'q Jahre grhcmdarbsttet. Eine nerieröff- nete englische Kathedrale ist mit Handarbeiten geschmückt, an denen 20 Engländerinnen seit 1W2 gestickt haben. Eine der größteh Arbeiten weist allein 36 Figuren auf und ist mit einem Wert von zirka 30 000 Mark versichert worden. Eine Empfangsfeier für Mascagni in Berlin. Die Ber liner italienische Zeitschrift^ „Cultura" hatte eine große Zahl Berliner führende Persönlichkeiten des Auswärtigen Amtes, der Musikwelt und der Presse in das Hotel Adlon geladen, um die Ankunft des italienischen Komponisten Pietro Mascagni zu feiern. Die Veranstaltung stand unter dem Protektorat des Berliner italienischen Botschafters, des Grafen Vosdari. Man sah als Vertreter des abwesenden deutschen Außenministers Stresemann den Staatssekretär Freiherr v. Malhahn, als Vertreter der preußischen Re gierung den preußischen Unterrichtsminister, den General intendanten Ler Staatsoper v. Schillings, weiter viele pro minente Persönlichkeiten des Berliner Geisteslebens und der Berliner und auswärtigen Presse. In tanger, humorvoller Ansprache dankte Pietro Mascagni für die ihm von allen Seiten dargebrachten Huldigungen. Im weiteren Verlauf der Rede feierte er den Generalintendanten der Berliner Etaatsoper v. Schillings und hob hervor, einen wie großen Teil seiner eigenen Erfolge als Dirigent er mit deutscher Musik in der ganzen Welt erzielt habe. Die ehemalige Erzherzogin Marie Valerie ist in Wallsee gestorben. Sie hat ein Alter von 65 Jahren erreicht. Die Beisetzung der Leiche findet am Donnerstag auf dem Kirch- Hofe von Wallsce statt. Ein Sieg Vreitensträiers. In der Zwischenrunde um dis „Deutsche Boxmeisterschaft" km Schwergewicht siegte auf der Rennbahn Mü lhei m - Ra f felsb u r g Hans V reiten st räter über Rudi Wagener in der ersten Runde durch knock out. Bluttat e'nes Kommunistensührerö. Ein bekannter Kommunistensiihrer aus Huckarde bei Dortmund, namens Kirch, war vor einiger Zeit wegen verschiedener Gewalttätig, keilen zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt worden, aber auf dem Transport ins Gefängnis entsprungen. Am Sonnabend abend sollte er in Dortmund von einem Polizei- beamten, der ihn erkannt hatte, verhaftet werden. Kirch wider- setzte sich seiner Verhaftung und verletzte den Polizeibeamten durch mehrere Vevolverschüsse schwer. Hierauf flüchtete Kirch, gab auf seine Verfolger mehrere Schüsse ab und tötete dabei eine Frau)- die auf dec Straße auf ihren Mann wartete. Erst nach längerer Verfolgung gelang es den Schwerverbrecher zu verhaften. Looessturz eines Breslauer Piloten. Bei den in Liegnih llattgesundenen Schauflügcn stürzte ein einsitziges Flugzeug des Stahlwerkes Mark in Breslau mit dem Piloten Gnädig bei Vorführungen von Kuustflügen ab, wobei der Pilot seinen Tod fand. Das tragische Unglück ist nach Aussagen von Augenzeugen darauf zurückzuführen, daß der Pilot die Kunst- fliige in zu geringer Höhe vom Erdboden ausführte, und dadurch nicht mehr in der Lage war, die Maschine rechtzeitig abzufangen. Maschine und Motor haben bis zum Moment des Aufschlagens auf die Erde einwandfrei funktioniert. Die Maschine geriet beim Aufschlagen durch Explosion des Venzin- behälters in Brand; den Piloten zog man später als Leiche unter den Trümmern derselben hervor. Der etwa 40 Jahre alte Verunglückte war langjähriger bekannter Derkehrspiloi ui'.d hatte mit großem Erfolg Kunstflüge ausgeführt. Im Neber auf einen Felsen geraten. Der schwedische -anipfer „Kalix" wurde in schwer beschädigtem Zustande in London eingeschleppt. Der Dampfer, der ein Ladung Eisen- crz an Bord hat war im Nebel auf einen Felsen zwischen Nedcar und Whitby ausgelaufen. Durch Funkspruch wurden vier Schlepper zur Hilfeleistung herangerufen, die nach außer ordentlichen Mtilpui den Dampfer bis zur Küste schleppen konnten. Die Mannschaft des Dampfers, die mehrere Stunden ununterbrochen an den Pumpen gearbeitet hatte, war bereits völlig erschöllst. Der „seusutiünelle" Fall Haarmann. Die ärztliche Unter- suchung Haarmanns seit der Ueberführung des Sexual mörders in die Provinzialheilanstalt nach Göttingen hat bisher kein neues Moment ergeben. Man rechnet damit, daß die Beobachtung Haarmanns etwa Mitte d. Vits, in Göttin gen abopschivnen 'ein wird ^r<^n--ter- fUchung uckt Beschleunigung durchgefllhrr werden, so daß MM wohl noch im November mit der Hauptverhandlung in Han nover beginnen kann. Bis jetzt steht lediglich fest, daß Haar- mann 17 Sexualmorde auf dem Gewissen hat. Dem mutmaßlichen Zutreiber Haarmanns, H. Grans, der von Haarmann allerdings stark belastet wird, konnte bisher ledig- lich Hehlerei nachgewiesen werden. Der amerikanische Weltruudflug beendet. Die amerika nischen Weltrundflieger haben ihren Flug beendet und sind in Boston eingetroffen, wo man ihnen begeisterte Ovationen entgegenbrachts. Der Generalstreik in Petersburg ist zu Ende gegangen, nachdem die Arbeitslöhne durch die Negierung erhöht worden sind und die Regierung versprochen hat, dis Streikenden wieder einzustellen. Dagegen ist im Hafen vo Murmansk ein neuer Hafenarbeiter streik ausgebrochen. Der Mord im Pfarrhause. Im evangelischen Pfarrhause in Pfeddersheim bei Worms erschoß der 40 Jahre alte Henrich aus Marnheim, der wiederholt die Gastfreundschaft des evan gelischen Pfarrhauses in Anspruch genommen hatte, die 10jährige Tochter des Pfarrers aus unbekannten Gründen. In dem Augenblick, als die Mutter der Erschossenen das Zimmer betrat, erschoß sich der Mörder vor ihren Augen. RieseuSrand auf einem dänischen Rittergute. Di« AußengeLäude des bekannten dänischen Niesenrittergutes Knifholdt sind total verbrannt. 300 Wagenladungen Heu und die ganze Ernte von 100 Morgen Land sind ver nichtet. Das Feuer entstand während des Dreschens. Der Landstreicher als Millionär. In Bordeaux ver urteilte das Polizeigericht einen Landstreicher namens de la Torre wegen Vagabundierens zu zwei Monaten Ge fängnis. Es stellt sich nun heraus, daß de la Torre bei einer Bank in Madrid ein Konto von über 1 Million Peseten be sitzt. Weiße Perücken für emerikan schs Juristen. Kleider machen Leuts, Kleider machen erst Richter, so behaupten die mnerikanisckicn Juristinnen, die eifrig für die Einführung einer Amtstracht plädieren; denn das Fehlen jeglicher Amts regalien sei zum großen Teile dafür mitverantwortlich, daß das amerikanische Recht so wenig respektiert würde. Begeistert schlagen sie das Tragen weißer Perücken vor, vielleicht um dadurch die Ehrfurcht, die bekanntlich den, Alter erwiesen werden soll, zu suggerieren. Aber es scheint doch eine große Gefahr in dieser Neuerung zu liegen; wie leicht kann durch das Tragen von Perücken der Zopf unter das amerika- nische Recht kommen. Von einem schweren Kampf ums Dasein. In den Kar- pathen, in einer Kluft, die durch hohe Gebirgsketten gebildet wird, liegt eine kleine Ortschaft, Brustu ra. In wilder Gebirgsschönheit ist es von schneebedeckten Wächtern umgeben, die nur im Frühjahr, zur Zeit der großen Schneeschmerze, den Weg über das Gebirge zu den, kleinen Ort freigeben. Dann bekommen die Einwohner hin und wieder abenteuer lustige Reisende zu sehen, die ihnen von der anderen Welt berichten. Das Frühjahr bedeutet auch in anderer Hinsicht die ereignisreichste Zeit, dann heißt es: Leben gewinnen oder Leben verlieren. Ihre einzigste Erwerbmuelle bildet der Holzhandel. Auf den niedrigen Gebirgsabhängen wächst ein ungeheurer Reichtum von Eichen. Eschen, Silberbirken und Rotbuchen. Das Land für Feldzwccke zu kultivieren, hat noch , niemals Erfolge gezeitigt. Wuchsen in dem ersten Frühjahr auf dem frischgerodeten Acker einige Kartoffeln, so war schon tm nächsten Jahre der Wald eifrig dabei, den Boden für sich znrttckzugewinnen und ließ Tausende von Sämlingen auf- aehen, bis der Mensch dann seinen Widerstand aufgab. So blieb der Holzhandel Lie einzigste Erwerbsquelle. Doch UM welchen Gefahren ist dieses Handwerk verbunden! Der Trans- port kann nur auf den Bergbüchen stattfinden. Da dies» im Winter zugefroren und im Sommer zu seicht sind, können sie nur im Frühjahr benutzt werden, wenn sie durch die Schneeschmelze viel Wasser mit sich führen. Wild stürzen sie dann zu Tal, und in diesen Strömen mit ihren Wirbeln und Strudeln und unergründlich tiesen Stellen, die mit jedem Jahre wechseln, so daß Erfahrung kein Hilfsmittel bietet, müssen die Bergbewohner nun ihre Holzflöße 50 Meilen weit zum nächsten Handelsplatz herunterbringen-. „O, und immer siegen die Berge", klagte ein schlanke, schwarze Frau von Brustura und blickte den Reisenden mit ihren dunklen, trau rigen Augen an. „Immer siegen die Berge, wenn unsere Mövver sicb vnitia in d!r Geiabr ihrer Gewässer begeben. UM das Leven fsir Ihre FauMe zu gewinnen. Wenn 50 Männer, Väter und Brüder ausziehen, dann kommen nie mals mehr als 40 zurück. Doch wenn wir kein Holz ver kaufen, müssen wir Hungers sterben, die Berge bringen nichts anderes hervor; so geht eben Gottes Wille." Jährlich fordern die Berge ihre Opfer, und mit jedem Jahr werden die Augen Ler Frauen dunkler imL trauriger. vuMrcküc. Marginalresolutionen des Men Fritz. Unter Marginalresolutionen versteht man eigenhändige Randbemerkungen, in engerem Sinne Randbemerkungen auf Eingaben, die an den König gerichtet sind. Sie geben uns ein so köstliches Mld von dem schlagfertigen Witz dieses Herrschers und von seiner Kenntnis des praktischen Lebens. Der Geh. Nat v. Brandt übersandte eine Liquidation von Portoauslagcn von 113 Talern und bittet um An weisung: „ich werde ihm Kein geldt zu Schreiben Schiken, den er Schreibet Sich die Finger ab, er Sol Schreiben was Nöthig ist und nicht So vihl unnützes Zeuch dar er mihr mit behelliget." Der Weinhändler Kiehn zu Berlin bittet um Entschädi gung wegen der ihm bei der russischen Invasion Weggefährten 82 Fässer Landwein: „Warum nicht auch Was er bey der sündfluth gelitten Wo seine Keller auch unter Wasser ge standen." Der Geh. Nat v. La Motte bittet, das gegen seinen Schwager, den gewesenen Ordenskanzlcr von Münchow er gangene Urteil nicht in den öffentlichen Blättern bekannt- machen zu lassen: „es muß in dergleichen Fällen gerade durch gegangen und derjenige, welcher Infamien begehrt und wenn er von Königlichem Geblüt wäre bestraft werden." Der Graf v. Neuer auf Hohenstein bittet, ihm entgegen dem Ausspruch der Justiz im Besitz der Lchnsgütcr zu be schützen: „er Kan Keine Viollance von mihr fordern meine Schuldigkeit ist di gesetz zu unterstützen aber nicht umzu- werfen." Gesuch des Predigers Pels zu Dernau um 150 Taler jährliche Pension, da er von 186 Taler Traktament nicht leben könne: „die apostolen Seindt nicht gewin Süchtig gemessen Sie haben umbSon st gepredigt, der Herr Pels hat keine apostolische Sehle und denket nicht das er alle güther in der Welt vohr nichts ansehen mus. Der Kaufmann Krüger u. Komp, in Berlin bittet um Konzession und Unterstützung zur Anlegung einer Arak- und Rumfabrik: „ich wills Len Teufel thun ich wünsche daß das giftig garstigs Zeug gar nicht da Wäre und getrunken würde." Der Oberauditeur G. zu Berlin zeigt bei Gelegenheit der Ernennung des Oberauditcurs N. zum Generalaüditeur an, daß er ältester Oberauditeur sei und bereits 30 Jahre diene: „ich habe einen Haufen alte Maulesels im Stal Li« lange den Dienst machen aber nicht das Sie Stal Meisters werden." Der Bereiter Volny bittet, zur Belohnung des in Eng land besorgten Pferdeankaufs um Crnennug zum Stall- meister: „er hat braf bey Seinen Einkäufe gestohlen er Sol zufrieden Seynd das ich dahzu Stille Sweigs aber ihm da- vohr zum Stallmeister mache So Nehrisch bin ich nicht." Mit der deutschen Sprache und mehr noch mit ihrer Orthographie stand der Alte Fritz auf Kriegsfuß, aber daß er deutschen Sinnes war, beweisen diese Randbemerkungen. unck QemLt. Sing' noch ein Lied! ein fröhlich Lied, das uns die Nacht zum Tage macht, daß rnan die Bäume blühen sieht und klingen hört in Frühlingspracht I Sing' noch ein Lied! Trägst du unS fort auf deiner Töne Wellenbahn; springt alle Sorge über Bord, und alle Not scheint leerer Wahn. Sing' noch ein Lied! Was je an Glück das bunte Leben uns gereicht, . das bringt uns dein Gesang zurück, derwril des Unglücks Schatten weicht!