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der Relchsbänkpräsident Dr. Schacht mitteilk, in jeder Dö"Ü ziehung aus der Luft gegriffen. Ein kommunistischer Vezirksparteitag ausgehübsn. Die Münchener Polizeidirektiou hatte in den letzten Tagen in Erfahrung gebracht, daß demnächst in München eine kam- m u n i st i s ch e F ü h r e r b e s p r e ch u n g stattfinden werde. Obwohl sich die Versammelten durch radfahrende Genossen und Späher gesichert hatten, gelang es doch einem aus Kraft» wagen herankommenden Polizeikommando, sie zu überraschen und die Teilnehmer festzunehmen. Verhafte* wurden im ganzen 62 Personen, darunter fünf von außerhalb Bayerns. Aus dein beschlagnahmten Material geht hervor, daß es sich um einen Bezirksparteitag handelt. > ' Die besten Kunden der Post sind naturgemäß die gro ßen Firmen. Privatleute erhalten meist wöchentlich nicht mehr wie einen Brief. Freilich gibt es auch unter ihnen viele, die täglich eine ganz stattliche Post bekommen. Große Firmen dagegen erhalten jeden Tag hundert, ja Tausende von Briefen. Wie italienische Blätter berichten, übersteigt die Post des Papstes alle Empfänger der Welt. Täglich gehen 27 OVO Briefe und Zeitungen an den Papst ein. An zweiter Stelle als Postempfänger tritt der Präsident der Vereinigten Staaten von Ame rika und an dritter der König Georg von England. Die Post „Stinnes" beträgt auch täglich mehrere tausend Stück. Rechnet man die Post sämtlicher Industrieunternehmungen und Konzerne, denen Stinnes vorstand, hinzu, so dürfte seine Post an die des Papstes herankommen, wenn sie dieselbe nicht gar übertrifft. Keine weitere Fahrpreisermäßigung für Wanderfahrten der Jugend. Dem Amtlichen Preußischen Pressedienst wird aus dem Ministerium für Volkswohlfahrt geschrieben: Im Interesse der Jugendpflege ist wiederholt an den Reichs verkehrsminister der Wunsch ergangen, die bereits bestehende, tarifmäßig festgelegte Ermäßigung des Fahrpreises für Wanderfahrten der Jugend noch weiter herabzusetzen. Wie der Reichsverkehrsminister jetzt mitgeteilt hat, sind bereits mit der jetzigen Fahrpreisermäßigung von SO v. H. für Jugendpflege sehr fühlbare Einnahmeausfälle verbunden. Diese Ausfälle würden bei der außerordentlich hohen Zahl der Iugendpflegevereine — ihre Zahl hat sich gegenüber der Vorjahre verdoppelt —noch beträchtlich weitersteigen. Ueberdies wären unabsehbare Berufungen der ihnen gleichgestellten Benutzerkreise (Kriegsbeschädigten, mittellosen Kranken usw.) zu erwarten, wenn den vor genannten Wünschen auf weitere Fahrpreisermäßigung und Herabsetzung der Mindechteilnehmerzahl für Jugendfahrten stattgegeben würde. OÜOjShriges Jubiläum der Stadt Hildburghausen. Vom 12. bis 21. Juli begeht Hildburghausen öie Feier des 600jährigen Stadtjubiläums. Die Vorarbeiten, um dieses Fest würdig und stilvoll zu begehen, schreiten rüstig fort. Die fränkische Kunst wird im Heimatmuseum und verschie denen Nebenausstellungen vertreten sein. Am Nachmittag des ersten Festtages werden die Ehrengäste empfangen, denen abends im Stadttheater ein Festspiel geboten wird. Ein großer historischer Festzug wird die Entwicklungsgeschichte der Stadt zeigen. Ein Trachtenfest, Gewerbe-, Industrie- und landwirtschaftliche Ausstellung wird rieben zahlreichen anderen Veranstaltungen das Programm der Festwoche vervoll ständigen. Die Festleitung rechnet mit einem starken Frem- denzuzug während der Iubilüumswoche und hat alle Vor bereitungen zur Unterbringung der Gäste getroffen. Französische Leichenräuber. Nach einer Drahtmeldung aus Paris wurde in Rennes eine Bande von Leichenräubern entdeckt, die den gerade bestatteten Leichen die k ü n st l i ch e n Zähne entwendeten und damit einen schwunghaften Handel trieben. Der Totengräber des Friedhöfe, ist in die Angelegenheit verwickelt. Um 11 Mark in den Tod. Am Sonnabend abend wurde die in der Kuglerstraße in Berlin wohnende 21jährige Frau Elli O. von ihrem Mann in der mit Gas gefüllten Küche leblos aufqefunden. Ein hinzugerusener Arzt konnte nur Noch den Tod feststellen. Frau O. hakte Sen Gashahn des Herdes geöffnet und den Gasschlauch in den Mund genom men. Die Ursache zu der Tat soll darin zu suchen sein, daß die junge Frau 11 Mark verloren hatte und nun fürchtete, mit den Ihren hungern zu müssen. — Die Heimkehr des verlorenen — Hundes. Aus Nord amerika kommt die erstaunliche Mitteilung, wie ein Collie oder Schäferhund, der in Iowa seinem Eigentümer abhanden kam, nach sechs Monaten in seine Heimat in Silverton im Staate Oregon zurückkehrte. Sein Eigentümer hatte mit ' seiner Frau in einem Auto, das er selbst leitete, Verwandte in Iowa besucht und war gewohnt, seinen Hund Bobie als Wächter im Auto zu lassen, so oft er in einem Gasthof über, nachtete und seine Mahlzeiten einnahm. In einer kleinen Stadt in Iowa mußte der Wagen ausgebessert werden. Bobie sprang hinaus und mischte sich unter die versammelten Dorf hunde, die ihn als Eindringling behandelten und fortjagten. Er war noch im Iugendalter und rettete sich durch die Flucht. Da er nicht rechtzeitig zurückkam, fuhren schließlich Brazier und seine Frau ohne ihren Hund ab, ließen aber in den Garagen der verschiedenen Halteorte Weisungen zurück. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sechs Monate nach ihrer Rück- kehr Bobie al« ausgewachsener Hund, zottig und mit abge- musenen Krallen sich wieder in Silverton einfand? Er hatte 3000 englische Meilen zurückgelegt und das Felsengebirge im Winter überschritten. Kein Wunder, daß er ein ganzes Steak fraß und drei Tage und Nächte hintereinander schlief. Wo nicht geküßt wird. „Soweit wir wissen, ist der Kuß, dieses Sinnbild der Liebe, eine moderne Erfindung." Diese überraschende Mitteilung macht der englische Prähistoriker W. L. George in einer längeren Abhandlung „Die Ge schichte des Weibes". George will in dieser wissenschaftlichen Arbeit die „Entwicklung der Frau" verfolgen „von der Ueberwindung des Affen bis zu Mme. Curie". In seiner Betrachtung über den Kuß sagt er: „Der Leser wird über rascht sein, zu hören daß noch heute in einem großen Teil der Welt das Küssen nicht ausgeübt wird. Nach Havelock Ellis gibt es keinen Kuß in Ostasien, mit Ausnahme von Japan. In China drohen sogar die Mütter ihren ungezogenen Kindern damit, daß sie ihnen als schwere Strafe den „Kuß des weißen Man nes" verabreichen werden. Von den Frauen der Steinzeit kann man sagen, daß sie wahrscheinlich den Kuß nicht kannten, weil sie von einer Verfeinerung der Liebe nichts wußten. Jene Liebe, die die zarteste Neigung des Mannes zur Frau umschließt, war noch ungeboren. In diesen fernen Tagen waren Männer wie Frauen nur eine Art Tier. Sie unterschieden sich wahrscheinlich nicht viel mehr voneinander, als sich der Tiger von der Tigerin unterscheidet." Der Sohn des „UhrenkSnigs" ermordet. Der 14jährige Sohn des „Uhrenkönigs" von Chicago, Iacob Frank, einer der reichsten Männer, wurde dieser Tage von Ban diten entführt, als er aus der Schule kam. Die Banditen benachrichtigten den Vater telephonisch von der Entführung seines Sohnes, den sie nur durch ein Lösegeld von 10 000 Dollar wieder freigeben wollten. Die Summe sollte an einem bestimmten Ort von dem Vater einem der Banditen übergeben werden. Frank benachrichtigte sofort die Behörde von dem Fall, die ihrerseits sich auch dafür einsetzte, den Banditen auf die Spur zu kommen. Inzwischen wurde aber der Leich nam des Knaben in einem entfernten Stadt teil aufgefunden. Ein Brief der Banditen an den Vater erklärte, der Mord an seinem Sohne wäre die Quit - tung seiner Handlungsweise. Hagenbeck wieder eröffnet. Don unterem Sonderberichterstatter. Geh'n wir mal zu Hagenbeck, Hagenbeck, Hagenbeck! — singt jetzt wieder alt und jung an der Alster, denn am Sonn- abend eröffnete der 1907 von dem weltbekannten Tierhändler und Tiergärtner Karl Hagenbeck ins Leben gerufene, einzig- artig in der Welt dastehende Stellinger Tierpark wieder seine Pforten. Im Jahre 1920 mußte der Park, gewissermaßen auch als ein Opfer des Krieges, geschlossen werden. Infolge der über- aus schwierigen Futterbeschaffung wie mangelhaften Fleisch. Nahrung mußte die weit größte Zahl der Tiere, darunter sämtliche Raubtiere, eingehen. Unersetzliche Werte gingen verloren und mit ihnen ein Stück Arbeit, das Jahrzehnte ge kostet hatte. Ob der Park jemals wieder eröffnet werden würde — darüber herrschten nicht nur bei Hagenbecks, bei den Söhnen des gefeierten Gründers Carl, Heinrich und Lo renz bange Zweifel, sondern auch bei allen denjenigen, denen es einmal vergönnt war, dieses wahrhafte Tierparadies in Stellingen besuchen zu dürfen — und deren Zahl ist ja Legion. Aber die Söhne des großen Hamburger Selfmademans, der sozusagen aus dem Nichts heraus den Grundstock zu seinem Welthause und Weltruhm gelegt hat, Heinrich und Lorenz sind nicht die Männer, die untätig Vergangenem nachtrauern, die klagend rückwärts schauen, sondern, die der Zukunft kraftvoll ins Auge sehen, dereki Leitwort ist: Arbeiten, arbeiten und nicht verzweifeln! Und am Sonnabend zeigten sie der Welt ihr Werk: den wieder eröffneten, wieder aufgebauten, mit Tieren aus allen Ländern «'.'gefüllten, grünenden Stellinger Parkl Denn in folge der jahrelangen Schließung war der Park böse mitge- nommen. War nicht nur all seiner Tiere beraubt, sondern auch alle die prachtvollen Anlagen, die Tierhäuser und -ge- hege, die mannigfaltigen Unterhaitungs- und Restaurations- stütten lagen brach und verwildert da. Heute nun grüßt alles wieder, wie wir es einst bewun dert, heute sprießt und grünt und prangt alles im Blüten schmuck im Stellinger Park — wie einst im Mai! Die großen Tiergehege, Schluchten und Felsenszenerien sind von Tier geschöpfen aller Art bevölkert. Auf dem Affenfelsen tummeln sich an die hundert Mantelpaviane — ein Stückchen Abes- synien —, im Heufressergehege ganze Herden Zebras und Antilopen und Büffel und Dromedare — das ist Ostafrika — drüben In der Raubtierschlucht brüllen die Wüstenkönige, ro mantisch frei, nur ein Graben trennt sie vom Publikum — und im Polarpanorama Eisbären und Seelöwen, Renntisre und Pinguine — vom Nordpol bis zum Aequator ist die Fauna in Stellingen vertreten, und ein jedes Tier lebt frei in dem Rahmen, aus dem es einst der Tierfänger geholt. An den Seen und Teichen, auf der japanischen Insel und in der großen Vogelvolidre — ein Idyll faszinierender als das andere — da singt es und jubelt es: Hagenbeck ist wieder da! Möge von nun an dem Park, der aus rein privaten Mitteln Gestritten wird und eigentlich ein« gute deutsche wirt schaftlich-volkstümliche Angelegenheit ist, ein gütigerer Ge stirn leuchten. ^lo. Deutscher ArühNng. Von Franz Lüdtke. Traumen Hügel viel im Frllhliuaswind, ' Blicken Augen müd' und tränenolind. Ging ein Wind über Deutschland her, Starb, was knospenhell und früchteschwer. Aber eines starb und wellte nicht: Tief aus Dunkel steigt ein Drang zum Licht, Sehnsucht, deren Schoß die Zukunft reift: Hoffen, das in neue Himmel greift, t Deutscher Glaube, der von Wundern singt, Junge Kraft, die Sturm und Sterben zwingt. Träumen Hügel, drum ein Ahnen rinnt. Helden, ruht! Es weht der Friihlingswind. Helden, ruht! Ein neuer Morgen naht, Da in Erntesegen wächst die Saat, Da die Augen, die In Tränen steh'n, Froh den Strahl der deutschen Sonne sehn. Die Jugend von heute schwärmt so gut, wie ine schon bejahrten Lehrer das einst taten, aber sie schwärmt nicht für das, was wir ihnen als „alte Ideale" aufiischen. Sie hat ihre neuen, zutunftsfrohen Ideale, die sich zu« sammenfassen in dem einen Worte: „Deutschland, Deutschland über alles!"