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Präsidenten, Frau Marianne Harnisch, feierte am Mittwoch ihren 85. Geburtstag. Die Blatter begrüßen sie in herzlichen, ausführlichen Artikeln als Mittelpunkt der Friedensbewegung der österreichischen Frauen und als lang jährige Vorkämpferin für Frauenrechte. Am bas Dock von Singapcre. Das Unterhaus hat einen Antrag des Konservativen Horne, in dem gegen die Ent scheidung der Regierung hinsichtlich des Docks in Singa - pore Protest erhoben wird, mit 287 gegen 211 Stimmen abgelehnt. Sinken der Arbeitslosenziffer in England. Am 17. 3. betrug die Zahl der Arbeitslosen in England ! 094 106. Dies bedeutet eine Abnahme um 19 725 gegenüber der Vorwoche und um 191 523 aeae"übl>r 31. 12. des letzten Jahres. Das preußische Geheim« Staatsarchiv wieder eröffnet. Das preußische Geheime Staatsarchiv wurde am Mittwoch vormittag durch einen feierlichen Linweihungsakt in seinen» neuen Heim in Berlin-Dahlem wieder er öffnet. Zu der Veranstaltung hatten sich die preußischen Minister und Vertreter zahlreicher Behörden eingefunden. Nebel und Hochflut an der Ostsee. Aus Kopenhagen wird gemeldet: Der Nebel der letzten Tage bereitete der Schiffahrt in der Ostsee große Schwierigkeiten. Der deutsche Dampfer „Hornsee" strandete auf Hveens-Nordwestriff auf der Fahrt von England nach Memel mit Kohlenladung. Die Schiffahrt auf Mcilmoe ist ungefähr wieder normal. Das Tauwetter hat große lieber schwemm ungen aus Fünen und in Jütland hervorgerufen. An vielen Stellen sind beträchtliche Zerstörungen angerichtet worden. Das Wasser drang in die Häuser, Brücken wurden weggerissen und Dämme durchbrochen. Ein rabiater Easabnehmsr. Uebel mitgespielt wurde dem Kassierer Grünberg von den Berlin-Lichtenberger Gaswerken. Als G. vormittags bei dem in der Borhagener Straße 93 wohnenden Arbeiter Arnold Krott den Betrag der fälligen Gasrechnung einziehen wollte, wurde er von dem Wohnunas- inhaber sofort recht unfreundlich empfangen. Obwohl der Beamte sich völlig ruhig verhielt^fiei K., der anscheinend an getrunken war, plötzlich ohne jeden Anlaß über G, her, schlug ihm das Buch aus der Hand, zerriß dieRechn u n gen, warf ihn zu Boden und mißyandelte ihm Auf die Hilferufe des Ueberfallenen alarmierten Hausbewohner die Polizei. Den hinzugekommenen Polizeibeamten gelang es, den Kassierer zu befreien, der mehrere blutende Kopfverletzungen davongetragen hatte. Da K. zu toben begann und auch gegen'die Beamten tätlich zu werden drohte, wurde er zu nächst festgenommen und nach dem zuständigen Polizeirevier gebracht. Verhaftungen im Trierer R-ichsvermögensamt. Aus Trier wird telegraphisch gemeldet: Größeren Unregelmäßig keiten beim Trierer Rcichsvermögensamt sind die Behörden auf die Spur gekommen. Ls soll sich um. Urkundenfälschung und Betrug zum Nachteil des Reiches handeln. Bis jetzt hat die Trierer Kriminalpolizei sieben Verhaftungen vorge nommen (Geschäftsleute, Beainte und Angestellte des Reichs vermögensamtes). Zwei Raubmörder zum Tode verurteilt. Die beiden Raubmörder Jehl und Jungnickel, die zusammen am 14. Dezember v. I. den Uhrmacher Stefan Haas in seiner Wohnung in München-Schwabing ermordet und be- raubt hatten, wurden vom Voiksgericht in München zu m Tode verurteilt. Das Flugrennen um die Welt. Am Dienstag beginnt der englische Rundflug um die Welt. Drei Flieger, Leutnant Plenderleith. Major MacLaren und Sergeant Andrews, werden pünktlich zur Mittagsstunde bei Southampton starten. Die erste Etappe soll nach Lyon führen. Von dort aus geht die vorgesehene Strecke über Brindisi, Kairo, Bagdad und Kalkutta. Da der Flug der amerikanischen Militärflieger in entgegengesetzter Richtung erfolgt, dürften sich die Flugzeuge, falls alles klappt, auf halbem Wege be gegnen. Selbstmord des Leibarztes des ehemaligen Kalifen. Aus Noin wird geweidet: Im Hospital von San Remo hat sich vr. Neschad Pascha, der Leibarzt des geflüchteten Sultans Mohammed VI-, durch einen Revolverschuß in die Schläfe getötet. Seine Familienangehörigen versichern, der Selbst mörder habe unter Vefolgungswahn gelitten und in der Furcht gelebt, von der Polizei gesucht zu werden. Ander seits wird behauptet, daß vr. Neschad von verschiedenen muselmanischen Kreisen des Verrats an der Sache des Kali fats bezichtigt und von ihnen deshalb zum Tode ver urteilt worden sei. Um der Exekution durch andere zu entgehen, hat Neschad es vorgczogen, sich selbst zu erschießen. Prinz Peter von Oldenburg ist im Alter von 36 Jahren an der galoppierenden Schwindsucht an der französischen Ri- vier« gestorben. Er war das einzige Kind aus der Ehe des Prinzen Alexander von Oldenburg (russische Linie) mit der Prinzessin Eugenie von Leuchtenberg, einer Urenkelin der Königin Luise von Preußen. Der verstorbene Prinz war mit der Großfürstin Olga, der zweiten Toch ter des Zaren Alexander III., vermählt. Die Ehe war unglücklich und wurde schließlich getrennt. Der Mord auf Juist. Der Ingenieur und Lagerhalter Steupc aus Aachen, der beschuldigt ist, am 12. Juli 1923 auf der Insel Juist die 16jührige Tochter des Fabrikanten Tausend aus Nonsdorf bei Elberfeld ermordet zu haben, ist vom Schwurgericht in Aurich zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Der Verurteilte hat die Tat bis zu letzt bestritten. Ein moderner Hexenprozeß. Im schweizerischen Kanton Solothurn spielte sich eine höchst sonderbare Gerichtsverhand lung ab. Eine Italienerin, die an Blutzirkulationsstörungen erkrankt war, konnte von den Professoren ihrer Heimatstadt nicht geheilt werden. Sie ging deshalb in ein Kapuziner kloster, um sich dort Rat zu holen. Sie glaubte sich nämlich verhext, da sie in ihrem Bett ein Knäuel Bettfedern ge funden hatte. Von einem Kapuzinermönch erhielt sie den Rat, das Knäuel zu verbrennen. Er gab ihr ein Medaillon mit Heiligenzeichen und ein Stückchen geweihtes Wachs mit, das sie unter das Kopfkissen legen sollte. Als sie das getan hatte, kam die Wahrsagerin, um ihr unter allerhand Zauberei beizustehen. Unten vor der Tür lMe sich ein Mann auf gestellt, um die Hexe bei ihrer Ausfahrt aus dem Knäuel tot zuschlagen, wahrend die Frau des Hexentorers an die Schlaf- zimmertür der Italienerin die Namen dreier Hexen schrieb. Tatsache ist, daß die Kranke binnen kurzer Zeit gesund wurde und nun natürlich im festen Glauben ist, verhext gewesen zu sein. Da sie aber zwei Frauen des Dorfes als Hexen und Ursache ihrer Krankheit bezeichnet hatte, wurde sie unter Be- leidlgungsklage gestellt. Nun gibt es im Kanton Solothurn noch ein' Gesetz, das Wahrsagen auf das schärfste bestraft. Da aber in dem betreffenden Fall kein Betrug oder versuch ter Betrug oorlag, konnte die „Zauberin" freigesprochen werden. Der Pariser SchneiberlSnig — als Abgeordneter. Der Inhaber des ältesten und berühmtester» Pariser Modehauses Worth, das seinen Ruhm schon aus den Zeiten der Kai serin Eugenie herschreibt, Herr Jaques Worth, kündigt an, daß er bei den Maiwahien in Frankreich für einen Sitz in der Deputiertenkammer kandidieren wird. Die Pariser Mode wird dann — durch den Parfümeur Eoly im Senat und durch Worth in der Kammer — parlamentarisch sehr gut vertreten sein. Prüfung für Journalisten. Auf dem letzten Ministerrat in Rom wurde beschlossen, daß Journalisten fortan nicht ohne weiteres zur Ausübung ihres Berufes zugelassen werden sollen, sondern ähnlich wie andere freie Berufe dazu ein Spezialexamen ablegen. Es soll vor einer Komiswn, die das Unterrichtsministerium ernennt, stattfinden. Das Skelett im Wandschrank. In Marseille ent deckte dieser Tage ein Maurer, der in einer Wohnung mit Instandssetzungsarbeiten beschäftigt war, in dem Wand schrank eines Schlafzimmers ein Skelett. Eine sofort ein geleitete Untersuchung ergab, daß vor fünf Jahren der Be- wobner der Wobnuna. ein soaniiclier Tapezierer, seine Ge- ssMe erschossen 'Haike. Um alle Spuren hinwcgzuschasten, hatte er die Ermordete im Wandschrank untergebrncht. Da nach tapezierte er das Zimmer neu und bekleidete auch die Tür des Wandschranks mit Tapeten. Der Mörder, der noch die alte Wohnung bewohnte, ist dem Gericht überliefert worden. Die verbrannten Eskimos. In Amiens ereignete sich folgender entsetzliche Unfall: Vier junge Leute im Alter von 18 bis 21 Jahren hatten sich mit Watte als Eskimos verkleidet, um auf einen Maskenball zu gehen. In einer Wirtschaft fing eines dieser Kostüme Feuer, als einer von den jungen Leuten sich eine Zigarette anzünden wollte. In kurzer Zeit standen alle vier in Flammen. Trotz der Bemühungen des Wirtes und mehrerer Gäste verbrannte einer von ihnen sofort, ein anderer wurde in hoffnungs losem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Die Mönchsrevolte gegen den Dalai-Lama. Dor einigen Tagen traf die Meldung An, daß der Dalai-Lama, der bud- distische Papst, der ungefähr über hundert Millionen Chinesen dik..künftige Oberhoheit ausübte, das Kloster Taschilumpo, seine Residenz verlassen und sich auf englisches Ter- ritorium begeben habe. Jetzt ist dazu die Erklärung aus Tibet eingetroffen. Die Flucht bildete für alle Buddisten eine Sensation, denn der Dalai-Lama wird in ganz China als Heiliger verehrt und für die 34. Verkörperung Buddahs gehalten. Me Veranlassung zu seiner Flucht war eine Mönch sresolution seines Klosters, die ihm bei Nacht und Nebel fliehen ließ. Auf der Spur der Täter von Queenstown. Nach Berichten aus Dublin sind die irischen Behörden auf der Spur der Täter, die vor einigen Tagen in Queenstown mehrere briti- sck-e Soldaten gelötet und eine Anzahl verwundet haben. Nach dem im irischen Parlament Präsident Cosgrave die Trauer der Regierung über den Vorfall ausgesprochen hatte, erwähnte er, daß sich die britischen Soldaten das Vertrauen der Be wohner Oueeu-Kowns erworben hatten. Das Verbrechen bilde einenFlcckunfderEhreIrlands. Wein mit künstlicher Altersreife. Die Elektrizität, die sich auf so vielen Gebieten des gewerblichen Lebens schon als zuverlässige Helferin bewährt hat, scheint auch berufen, den» Wein im Faß in kurzer Zeit die Altersreife zu ver leihen, zu deren Erlangung es bisher jahrelangen Lagerns bedurfte. Dieses beschleunigte Verfahren der künstlichen Altersreife ist dem Professor Henry am Physikalischen Labo- rMumum .ru-r. Pur-»er . > .-oac u km: .nrmch zu diesem Zweck einer Induktionsspule, deren Drähte in den Weinbottich geleitet werden Der Wein verliert dadurch wie beim ualüriichen Aitern die Schürfe, während sich der Wein stein unter gleichzeitiger Steigerung des Alkoholgehalts ver mindert, die Farbe an Intensität verliert und das Tannin sich mit dem Weinstein zu jenem unlöslichen Niederschlag verbindet, den man als Bodensatz in altehrwürdigen Wein slaschen sieht. Das Henryscl;« Verfahren ist für alle alko holischen Getränke anwendbar; zahlreiche Analysen haben den Benns erbracht, daß künstlich gealterter Wein und Branntwein alle rlmrakteristischen Wirkungen der natürlichen Lagerung zeigt. Das Verfahren ist dabei nicht teuer, da für den Hektoliter nur einige Watt Strom verbraucht werden. Die Dauer des Verfahrens soll kurz und der Erfolg durch greifend sein. t Beethoven und die Katze des Präsidenten. Aus Washing ton berichten die amerikanischen Zeitungen, daß während des gestrigen Radiokonzertes in Amerika eine sonderbare Unter brechung entstand. Es wurde gerade Beethoven gespielt, als plötzlich das Konzert unterbrochen wurde mit der folgenden Ankündigung, der Präsident der Vereinigten Staaten habe seine Katze verloren. Cs ist ein sieben Jahre altes Tier und hört auf den Namen Tiger. Der Präsident wäre sehr dankbar, wenn derjenige, der Tiger fände, ihn in das Weiße Haus zurückbrinaen würde. Tiger ist seit Freitag abend verschwunden. Herzlichen Dank im voraus. Dann ging das Konzert weiter. Der Erfolg ist aber tatsäch lich der, daß Tiger zwei Tage später im Weißen Hause zum großen Vergnügen des Präsidenten gesund und munter ab- llcliefert wurde.