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L5L6 D,»tschl»«v. -i-Lon der Donau, 20. D«c. Dit kchler Rheinbrücke scheint nun doch noch selbst mit Bewilligung de» Bundestags zustande zu kom- men. Zweierlei ist dabei zu bemerken: einmal, daß die wegen dieser Brücke nöthig werdenden Befestigungen nicht aus Kosten de« Deutschen Bundes, sondern der betreffenden Eisenbahngesellschaft errichtet werden; dann, daß man bei Erbauung der Brücke möglichst darauf Rücksicht nehme, daß sie im Fall eines zwischen Deutschland und Frankreich entstehenden Krieg- zer- stört werden könne. Dies wird sich leicht erreichen lassen, weil dieselbe zum großen Theil auf deutschem Grund und Boden erbaut wird, cs also Deutsch land auch zustehen muß, Einfluß auf die Construction derselben zu üben und sie nach seinem Interesse einzurichtcn. UebrigenS sollte nun, da das commrrzielle Interesse das der Sicherheit Deutschlands überwiegt, diese Ge legenheit benutzt werden, um gegen den Frankreich zugestandenen politischen, militärischen und kommerziellen Vortheil, als Aequivalent einige Erleichterun gen und Concessionen für den deutschen Handel bei Frankreich cinzutau- schen. Wir wollen sehen, ob man diese Gelegenheit dazu benutzen oder sie, wie viele andere, ungenutzt vorübergehen lassen wird. Zugleich wünschen wir, daß Süddeutschland nie Ursache haben mag, den Bundestag anzukla- gcn, daß er den Franzosen einen leichten Eingang in seine Mitte zuge standen hat. Preußen. ^Berlin, 21. Dec. Es ist unscre ganze Aufmerksam, keil auf den vormaligen dänischen Minister v. Scheel zu lenken, der sich in diesem Augenblick in besonderer Mission in Paris befindet. Darüber ist man hier bestimmt unterrichtet, daß Hr. v. Scheel diese Mission vom König von Dänemark direkt erhallen hat. Der Zweck der Mission kann von uns für jetzt wol nur noch mit dem Auge der Vermuthung betrachtet werden. Wenn es indessen richtig ist, daß, wie man hier hört, die Even tualität einer Thronentsagung des König- von Dänemark zur Zeit nicht mehr ins Auge zu fassen sei, so würde eine frühere, hierauf bezügliche Vermuthung allerdings schwinden und es würde eben nichts übrigbleiben, als anzunehmen, daß die Sendung des Hrn. v. Scheel mit der jetzt in diplomatischer Verhandlung stehenden holsteinischen Frage in Verbindung stehen müsse. Uebcrhaupt ist man in diesem Augenblick in Kopenhagen sehr thätig, wie denn von dort jetzt unter Andern, auch cin ausführliches Memorandum, welches die Nichtbegründung der von den lauenburgischen Ständen bei dem Bundestage eingereichten Beschwerde darthun soll, angc- kündigt ist. Von der andern Seite tritt dem hinzu, daß, nach dem von der englischen Regierung gegebenen Beispiele, jetzt auch von der französi schen Regierung ein politischer Agent nach Holstein und Schleswig abge sandt worden ist, welcher diese Länder bereisen und über die gemachten Er- Esahrungen und Beobachtungen über die localen Verhältnisse und Zustände nach Paris Bericht erstatten soll. Von allem Diesen ist übrigens für jetzt nur einfach Notiz zu nehmen, und wollen wir nur noch den Wunsch auS- sprechen, daß der französische Agent die Dinge in Schleswig' und Hol stein nicht durch eine Brille, sondern mit offenen, klaren und unbefan genen Augen anschcn möge. — Zm Wahlbezirk Mayen-Kochem ist an Stelle des zum Landgerichtsrath beförderten Hrn. v. Brewer, welcher aber mals als Candidal der Regierung aufgestellt war, Hr. P. Reichensperger in das Abgeordnetenhaus gewählt worden. Hierzu ist zu bemerken, daß Hr. P. Reichensperger (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder, Hrn. A. Reichensperger, welcher ebenfalls Mitglied des Abgeordnetenhauses ist) fast in sämmtlichcn srühern Sessionen schon Mitglied der LandcSvertretung war, und auch noch in der gegenwärtige» Legislatur, wo er jedoch, zu Ende der Session von 1855, sein Mandat, welches ihm der Wahlkreis Geldern er- theilt hatte, niedcrlcgte. Wie eS hieß, hätte ihn der Ausgang der bekann ten Verhandlungen über dic für die Rheinprovinz bestimmte und inzwischen in Kraft getretene neue Gemeindeordnung dazu bewogen. Indem wir^dies jedoch dahingestellt sein lassen, wollen wir nur darauf aufmerksam machen, wie schon die naheliegende Rücksichtnahme auf den früher von ihm vertre tenen Wahlbezirk Geldern die Annahme des Hrn. Reichensperger jetzt crtheilten neuen Mandals, wenigstens für dic gegenwärtige, mit der bevor stehenden Session zu Ende gehende Legislaturperiode, fraglich erscheinen dürfte. Hr. Reichensperger ist eins der ausgezeichnetsten Mitglieder der ka tholischen Fraktion. — Die Gerüchte, daß, zur bessern Befestigung der Ge sundheit des Königs, eine Verlängerung der dem Prinzen von Preußen in der obersten Leitung der StaatSgcschäfte übertragenen Stellvertretung eintreten dürfte, treten in den letzten Tagen mit vermehrter Bestimmtheit auf. — Die Vorbereitungen zu den aus Anlaß der Vermählung des Prin zen Friedrich Wilhelm mit der Princeß Royal von England hier statt- findenden Festlichkeiten werden im großartigsten Maßstabe betrieben. Die größern Putz- und Luxusgeschäfte sind mit Bestellungen überhäuft; man scheint eine ganz ungewöhnliche Pracht entfalten zu wollen. Der hiesige englische Gesandte hat sich für dic scinerzcit statlfindendc Illumination einen eigenen Ingenieur angenommen, der bereits seit einigen Wochen mit den betreffenden Vorbereitungen beschäftigt ist und noch ebenso lange zu thun haben wird. Zwischen 6 - 7000 Gasflammen werden das englische Gesandt- schaftshötel in ein Feuermeer verwandeln. In ähnlicher Weise werden auch für andere größere Gebäude die Vorbereitungen zur Illumination schon jetzt getroffen. Für die neuen Costüme und Dekorationen zur Festoper „Die Vestalin" sind über 12,000 Thlr. ausgegeben worden. — Der Preußische Staats Anzeiger enthält jetzt dic Verordnung wegen Einberufung der beiden Häuser des Landtags der Monarchie auf den 12. Jan. 1858. — Der Stellmacher Riegelt au- Bojanowo, auf dem bekanntlich st- gleich der dringende Verdacht ruhte, die Zerstörung der unglücklichen Stadt verschuldet zu haben, ist in Lissa nach dreitägigen SchwurgerichtSvrrhanb- lungen der vorsätzlichen Brandstiftung schuldig befunden und zum Tode verur- theilt, seine Mitangeklagte Ehefrau dagegen freigesprochen worden. (Pos. Z.) Troßherzogthum Hessen. ^Darmstadt, 19. Dec. Unsere landständischen Sitzungen sind schon mehre Wochen und noch bis in den Januar oder Februar ausgesetzt: eine Einrichtung, welche insofern spa ren läßt, als dabei die Diäten Wegfällen, aber nicht weniger die Beurlau bungen der Staatödiener festhält, woraufhin, wenn diese nicht mit beson- derm Eifer sich doch ihrem Dienste widmen, da- Erft-personal fortgesetzt ansehnliche Summen aufzehrt. Inzwischen treten denn einzelne Frücht« der bisherigen landständischen Thätigkeit hervor. So, im neuesten Regierungs blatt, in der II. Kammer zuerst angeregt und dann von der l. Kammer unterstützt, eine Verordnung über den Administrativstempel, welche theil- Erhöhungcn, theils neue Sätze einführt (am übelsten sind die Advocaten weggekommen, welche statt bisher 15 Fl. nun 30 Fl. für den Stempel ihres AnstcllungSdccrets zahlen müssen); hierauf eine Verordnung, die 8r- laubniß zum Tanz- und Musikhalten an öffentlichen Orten betreffend, eben- falls die Taxen vertheuernd. Indessen wird das Alles doch nicht so tief in alle Schichten der Gesellschaft, namentlich die Mittlern und hohen, greifen, al- die ebenfalls mit dem 1. Jan. 1858 beginnende ansehnliche Erhöhung unserer directen (Grund-, Gewerbe- und sogenannte Personal-, eigentlich Micthe») Steuer, für die nächsten- die neuen Steuerzettcl zur AuStheilung kommen. Thüringisch« Staaten. 8 Gera, 20. Dec. r« bo or not to ks, zwei oder nicht zwei Millionen, das ist die große Frage. Dir Han'- delSkammer in Gera (die übrigens in Bezug auf die Privatbeutel der Kaufleute rc. ebenso wenig eine „kompetente" Beurkhcilerin ist al- ich) hat entschieden, wenigstens für hiesige Stadt. Der ganze Jrrthum, den ich mir in meiner Correspondenz in Nr. 293 dieser Zeitung etwa zuschul den kommen ließ, und der Veranlassung gegeben zu einer Philippika in Nr. 297, war der, daß ich mich nicht bestimmt genug ausgedrückt, in sofern ich unter „hier" nicht bloS die Stadt Gera, sondern deren ganzen, großen geschäftlichen Umkreis verstanden habe. Dies zur Beruhigung für jeden Gedanken an eine „böswillige oder muthwillige" Absicht, die mir ebenso fern liegt als der Begriff davon, wie es möglich ist", in jener Cür- respondenz eine böse Absicht und einen Angriff auf die Solidität des hie sigen Platzes zu finden. Möchten doch alle Berichte, die von hier, d. h. von Gera, nach außen gehen, in so guter Absicht erstattet werden als die meinigen; dagegen aber auch alle, die nur darauf berechnet sind, Gera zu verdächtigen, eine so schnelle nnd „unbefangene" Widerlegung finden, als sie meinem Berichte unverdienterweise zutheil geworden ist. Schließlich muß ich der Handelskammer in Gera ein für alle mal das Recht abspre chen, über Beruf und Befähigung Ihres Berichterstatters, den sie nicht kennt, nach so trügerischen» Jndicien, in solch schonungsloser und selbstge- fälliger Weise öffentlich zu Gericht zu sitzen. — DaS kleine Städtchen Tanna bei Schleiz hat am 18. Dec. 50 Gebäude durch eine Feuersbrunst verloren. Oesterreich. AWien, 20. Dec. Es sind fast 14 Tage verflossen, seitdem die Pforte durch ihren Botschafter hier officiell notificiren ließ, daß sie den Ferman bereithalte, um zur Auflösung der moldau-walachi- schen Divane zu schreiten. Soweit ich aus glaubwürdigen Quellen ver nommen habe, hat die diesfallsigc Absicht der Pforte, welche nicht nur dem wiener Cabinet, sondern auch allen andern bei dem Pariser Vertrage mit- interessirtcn Höfen eröffnet wurde, an keinem Orte auf Widerspruch gesto ßen. Ungeachtet dieser thatsächlichcn allgemeinen Billigung Dessen, was die Pforte mit Bezug auf dic Divans zu unternehmen entschlossen war, ist bis zur Stunde dennoch die Ausführung dcS Auflösungsfermans unter blieben. Eine solche Verzögerung muß wol ihre guten und tiefreichenden Gründe haben. In der Thal wird mir von einem Motive Näheres mil- gctheilt, welches dic Pforte zur Sistirung ihres Vorhabens bezüglich der DivanSauflösung veranlassen soll. Die Divans, zu der sichern Ueberzeu- gung gelangt, daß alle ihre Bestrebungen nach nationaler Einigung, wie sic ihncn ursprünglich von Frankreich und Rußland lockend eingeflüsterl wurde, rein chimärischer Natur seien, sind zu dem Entschlusse gelängt, von den Großmächten die Erhaltung des Statusquo zu petiren. Solche Wünsche wird dic Pforte keineswegs ihren eigenen Interessen zuwiderlaufend finden; ja vielmehr ein solches Begehren aus das lebhafteste zu unterstützen geneigt sein. Da jedoch die Divans diesen Wunsch bisher förmlich noch in kei nem Beschlusse ausdrückten, sondern lediglich mit der Idee umgingen, au- ihrer Milte eine Deputation an den eventuellen Pariser Congrcß zu ent senden, um von diesem die Aufrechthaltung des Statusquo erwirken zu wollen, so Hal die Pforte, welcher ein Divansbeschluß bezüglich des Sta tusquo erwünschter als eine hierauf bezügliche Petition an den Pariser Con- greß wäre, vorläufig von der officiellcn Verlautbarung des AuflösungS- sermans Abstand genommen; theils in der Erwartung auf den DivanS- beschluß, theils in der Ueberzeugung, daß eine Auflösung im Moment, wo die Divans erstlich solche Wünsche laulwerdcn lassen, und sodann die Tage ihrer Aktivität ohnehin von selbst gezählt sind, ganz und gar ihre Bedeutung, welche sie noch vor ungefähr einigen Wochen gehabt hätte, eingebüßt habe. LLie ich jedoch erfahre, wäre die Auflösungsfrage doch noch nicht erledigt, indem einige Gesandte in Konstantinopel bei der Pforte darauf dringen, dennoch den AuflösungSferman in Wirksamkeit treten zu