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D R E S D N E 1. SONDE Anläßlich der Bach-Ehrung Johann Sebastian Bach 1685-1750 Volker Bräutigam geb. 1939 Johann Sebastian Bach Joseph Haydn 1732-1809 Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Zoltän Kodäly 1882-1967 Carl Orff geb. 1895 R PHILHARMONIE Montag, den 17. November 1975, 20.00 Uhr Steinsaal des Deutschen Hygiene-Museums Dresden KONZERT Ausführende: Kammerchor und A-cappella-Chor des Philharmonischen Chores Dresden Herwig Saffert, Klavier Dirigent: Hartmut Haenchen 1975 „Jesu, meine Freude" - Motette für fünfstimmigen Chor (BWV 227) „Johann Sebastian Bach" — Epitaph für gemischten Chor a cappella nach Worten von Johannes Bobrowski (1969) „Lobet den Herrn, alle Heiden" - Motette für vierstimmigen Chor (BWV 230) PAUSE Vier Chöre für vierstimmigen Chor und Klavier Der Augenblick Die Warnung Die Beredsamkeit Die Harmonie der Ehe Fünf Nocturnes für dreistimmigen Chor und Klavier Luci care, iuci belle KV 346 Se lontan, ben mio, tu sei KV 438 Due pupille amabili KV 439 Piü non si trovano KV 549 Ecco quel fiero istante KV 436 Bilder aus der Matragegend Drei Lieder des Catull aus „Catulli carmina" Odi et amo Vivamus, mea Lesbia Miser Catulle Zum 80. Geburtstag des Komponisten am 10. Juli 1975 Volker Bräutigam: „Johann Sebastian Bach" Unbequemer Mann, Stadtpfeifergemüt, mit Degen wie mit Neigung zum Sentiment (praktikabel, versteht sich), einer Kinderfreude an plätschernden Wassern, stetig wirkendem Gang der Flüsse; so sind der kahle Jordan und der von Himmeln trächtige Euphrat ihm freundlich. Daß er die Meerbucht sah — einen dort, der herging hinter Feuern unsichtbar, der die Planeten rief mit einer alten Qual, — manchmal im blitzenden Köthener Spiel, im Bürgerprunk der Leipziger Jahre taucht das herauf. Zum Ende hat er des Pfingstgeistes Sausen nicht mehr gehört mit Trompete oder Posaune (auf 16 Fuß). Flöten gehn ihm voraus, als er müdegeschrieben tritt vor sein altertümliches Haus, den fliegenden Wind spürt, die Erde nicht mehr erkennt. Johannes Bobrowski Wolfgang Amadeus Mozart: Vier Nocturnes „Luci care, luci belle" KV 346 Ihr geliebten Augensterne, ach, wie hab ich euch so gerne, gebt doch Frieden meinem Herzen! Wenn für euch ich Qualen leide, ihr, mein Leben, meine Freude, fühl ich tief der Liebe Schmerzen. „Se lontan, ben mio, tu sei" KV 438 Bist du fern von mir, mein Leben, scheint mir ewig jeder Tag, bist du fern mein Leben, scheint mir ewig jeder Tag! Flügel sind der Zeit gegeben, wenn bei dir ich weilen mag. „Due pupille amabili" KV 439 Zwei allerliebste Äugelein mir das Herz bezwangen, doch wenn die beiden Sterne mir grausam bleiben ferne, dann sterb ich vor Verlangen. „Piü non si trovano" KV 549 Unter der Liebenden zahlreichen Scharen gibt es kaum Zwei, die Beständigkeit wahren, sprechen auch alle gern von Liebestreu! Glauben drum will ich auf meine Ehre, nun jener Lehre, die uns aufs Neue kündet, daß Treue Einfalt nur sei! „Ecco quel fiero istante" KV 436 Naht nun die Abschiedsstunde, da ich, mein Lieb, muß scheiden: werd ich dann leben können, so weit entfernt von dir? Leben, doch nur in Leiden, ohn Glück und ohne Freuden und du vielleicht weihst niemals eine Träne mir! Naht nun die Abschiedsstunde, da ich, mein Lieb, muß scheiden: werd ich denn leben können, so weit entfernt von dir? Zoltän Kodäly: Bilder aus der Matragegend 1. Bild: Räuberballade Vidrotzkis weitbekannte Herde zieht umher hoch in den Bergen, weil sie ihren Hirten verloren hat. Seht die Herde ruhig ziehen, weiden auf den grünen Hängen! „Wo immer sucht ich meine Tiere, fand ich sie im Wald verborgen." „Mädchen, gib mir Axt und Mantel, will mich auf die Suche machen, daß uns niemand stiehlt die Tiere. Wie schnell schon geht der Tag zur Neige, doch niemand darf mir Herberge geben. Nur dieser Wald mit Dornensträuchern ist mir ein ständig' Ruhelager." Noch vor Tagesanbruch wird Vidrotzki einen kühnen Raubzug führen. Weg sind Münzen, Schmuck und Pferde, eh' der Reiche sich's versieht. Aber habt ihr denn vernommen diese schreckliche Geschichte: Pinter Pischta hat Vidrotzki wütend mit dem Beil erschlagen. Wer wird nun das Blut abwaschen, zu Grabe tragen diesen Helden? Dem dankt es Gott und stets wird Segen auf seinem Hause sein. All unsre Tränen sind wie Perlen der einzig' Schmuck auf seinem Sarg! Ach, Vidrotzki, wer wird jetzt die Willkür in die Schranken weisen? 2. Bild: Abschied — Heimweh — Wiederkehr „Fort nur treibt mich mein Verlangen,