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nichts hält mich in dieser Hütte." „Gehst du fort, versprich mir Treue, bleibe gut und meid' das Böse. Gott soll stets dein Richter sein." Ach, du guter, kleiner Vogel bringe meinen Brief ins Heimatland. Wenn jemand fragt, wer schickte dich, sag: einer, dem das Herze brach". Auf der Wiese zu dem Mädchen kommt der junge Mann und fragt: „Sag, was machst du, schönes Mädchen?" „Siehst doch, daß ich Heu muß raffen." „Das ist nichts für hübsche Mädchen, sie sollten lieber nähen, sticken." 3. Bild: Auf dem Lande „Julischka, treib unsre Hühner auf den Hof zum Futter hin! Pickt nur munter, meine Hühnchen. Ist der Herr nur bald zu Hause, gibt es keine Sorgen mehr. Sieh doch- Knecht, daß dort der Rabe hackt ein Hühnchen uns zu Tode! Was soll'n wir nun damit machen?" „Wirtin, Wein her, aber reichlich! Gott verflucht, wo bleibt er nur, fast kein' Tropfen trank ich heute, soll ich denn vor Durst verderben?" „Wie die Weide ohne Dornen, dieser Gast ist ohne Maß. Wäre längst nach Haus' gegangen und verweilt sich hier nicht mehr!" „Julischka, treib unsre Hühner . . „Im Dorfe Aptz, da wohne ich, zwei Töchter hab' ich, schau sie an! Welche willst zur Frau du nehmen?" „Wer den Freier sucht zur Tochter, reichlich Lein'n und Bettzeug biete. Wer jedoch den Sohn verheirat’t, sollte Wein und Branntwein haben!“ „Scher dich fort aus diesem Hause du mir ungebet'ner Gast! Sonst ich einen Stock ergreife und den Rücken dir verbleue." „Julischka, treib unsre Hühner . . ." Carl Orff: Drei Lieder des Catul! aus „Catulli carmina" „Odi et omo“ Ich hasse. Ich liebe. Warum? Du fragst mich? Ich weiß nicht. Weiß nicht und fühle nichts sonst. Fühl es und leide. So ist's. „Vivamus, mea Lesbia" Leben laß uns, Lesbia, leben und lieben, für das grämliche Gemeckre abgelebter Greise allzusammen geben wir nicht einen roten Heller. Sonnen können versinken und wieder aufgehen, aber wenn unser geringes Lichtlein auslöscht, begräbt in ewiger Nacht uns ewiger Schlummer. Ach, gib mir tausend Küsse, dann hundert Küsse und wiederum tausend Küsse und wiederum hundert und wiederum tausend Küsse und wiederum hundert und immer so tausend Küsse und immer so hundert. Endlich, wenns tausend und abertausend sind, wirbeln wir die Zahl geschwind durcheinander, bis wir sie selbst nicht mehr wissen und auch kein Neider sie finden könnte, die Zahl unsrer unzähligen Küsse. „Miser Catulle" Gib's nur Catull, du Armer, gib's nur auf, und was verloren ist, laß es verloren sein. Ehmals glänzten dir glückliche sonnenhelle Tage, als du dorthin gingst, wohin die Freundin lockte, sie, die du liebtest, wie vorher noch keine. Viel der süßen Spiele habt ihr getrieben, ach, es gefiel dir und war dem Mädchen nicht unlieb. Wahrhaftig, da glänzten dir Sonnentage des Glückes, — nun aber will ich sie nicht mehr, mach du es nicht anders, such nicht zu halten, was sich nicht halten läßt, werde nicht elend. Halte stand. Ertrag's mit Gleichmut. Bleib fest. Leb wohl, Geliebte, sieh her, Catull bleibt fest. Nie kommt er wieder, gibt dir kein gutes Wort mehr, denn fühlen sollst du, wie's ist, wenn keiner dir nachfragt. Elende, weh, was ist dies dann für ein Leben! Wer wird dich suchen, dir sagen, ach, daß du schön bist? Wen willst du lieben, wen stammeln hören: mein Alles!? Wen willst du küssen und wem die Lippen zerbeißen? Aber du, Catull, halt aus, bieg dir den Sinn nicht. (•biilhamooniio Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1975/76 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 0,4 T. ItG 009-85-75 1. S O N D E R K O N Z E RT 1 975/76