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ZUR EINFÜHRUNG Das festlich-glänzende Te Deum C-Dur schrieb Joseph Haydn um 1799 für die Kaiserin Marie Therese, die Gattin Franz I., eine Bewunderin seiner Kunst. Die erste dokumentarisch überlieferte Aufführung des Werkes fand im Oktober 1800 anläßlich des Besuches von Lord Nelson und Lady Hamilton in Eisenstadt statt. Das Te Deum weist alle Vorzüge der späten Schaffensperiode des Meisters auf, die ihre Krönung in den beiden Oratorien „Die Schöpfung" (1798) und „Die Jahreszeiten" (1801) fand. Besetzung und Anlage entsprechen den letzten Haydn-Messen, auch in bezug auf Satztechnik, Schönheit der melodischen Erfindung und den weltfreudigen Gefühlsinhalt bestehen zu diesen Werken enge Beziehungen. Carl Maria von Webers Messe Nr. 1 Es-Dur entstand in den beiden ersten Monaten des Jahres 1818 in Dresden zur Feier des Namenstages des Königs Friedrich August I. von Sachsen. „Eine Pflichtarbeit also des zum Hofkirchendienst Verpflichteten, dann aber auch das Bekenntnis des gläubigen Christen, der die Partitur mit der oft von ihm gebrauchten Formel Soli Deo Gloria abschloß", wie Karl Laux feststellte. „Gedankt wurde ihm diese Huldi gung nicht. Der ersten Aufführung der Messe am 8. März 1818 in der Dresdner Hofkirche unter Webers Leitung blieb der Hof fern. Erst später, als das Werk .allgemeine Sensation und Teilnahme' erregt hatte, schickte ihm der König als Anerkennung einen Brillant-Ring. Weber war über die anfängliche Nichtachtung um so mehr erbittert, als er die Messe betrachtete als .eine Arbeit, die ich mit Liebe begann, erfüllt von der Größe ihres Gegenstandes, und im Bestreben, in dieser Gattung nichts Gewöhnliches oder Mittelmäßiges zu liefern.' Es gehörte zu den durch Herkommen gesicherten Obliegenheiten der sächsischen Hof kapellmeister, von Zeit zu Zeit Kirchenmusik zu komponieren, wie es auch Pflicht der Opern-Mitglieder war, sie auszuführen. Schon aus dem italienischen Titel ,Missa sancta in Musicam translata a Carolo Maria de Weber' geht hervor, daß es ein Werk für den Hof mit dessen Neigung zur italienischen Musik ist". Weber nahm bei der Komposition des Werkes Rücksicht auf die Akustik der Dresdner Hofkirche, die rauschende und schnell wechselnde Musik ausschloß, wie auch auf die „geläufigen Kehlen" der zur Verfügung stehenden Sänger. Seine Messevertonung, sanftem, schwärmerischem und lieblichem Gefühlsaus druck zugeneigt, dabei auch dramatischer Steigerungen fähig, ist während der Arbeit am „Freischütz" entstanden, daher floß manche melodische und har monische Wendung von dort hinein. Das trifft auch auf Webers 2. Messe in G-Dur zu. Nach seinem letzten Bühnenwerk „Falstaff", das 1893 an der Mailänder Scala uraufgeführt wurde, befaßte sich der große italienische Opernmeister GiuseppeVerdi nur noch mit einigen kleineren Kompositionen, mit einem „Te Deum" (1895 96) und einem „Stabat mater" (1896), die zusammen mit dem schon 1889 komponierten „Ave Maria" über eine rätselhafte Tonleiter (Scala enigmatica)", die in der „Gazetta musicale" in Mailand veröffentlicht worden war, und den zwischen „Othello" und „Falstaff" entstandenen, nochmals über arbeiteten „Laudi alla vergine Maria" als Quattro pezzi sacri (Vier geistliche Stücke) 1897 im Druck erschienen und am 7. April 1898 in der Grand Opera zu Paris uraufgeführt wurden. „Der alte Meister hat sich in diesen seinen letzten Kompositionen ganz bewußt auf verschiedene Weise mit der von ihm so hoch verehrten uritalienischen Tradition der Vokalmusik auseinander gesetzt: in Gestalt eines kontrapunktischen Kunststücks im ,Ave Maria', als liturgische Cantus-firmus-Komposition im ,Te Deum', im reinen a-cappella-Satz in den .Laudi' und im orchesterbegleiteten Satz im .Stabat mater'. Er spricht darin melodisch, harmonisch und deklamatorisch die Sprache seiner späten Opern, doch mit einer durch die Nachahmung des Palestrinastils gebotenen Zurückhaltung, so daß die Werke sich in einer etwas verdünnten Atmosphäre von Meisterschaft und Schönheit bewegen. Mit ihnen ist Verdi, nachdem er die italienische Oper von allen gattungsbedingten Fesseln befreit hatte und als er fühlte, daß die Kraft zu einem großen Werk nicht mehr ausreichte, zu dem zurückgekehrt, was er als Urquell der italienischen Musik empfand" (Anna Amalie Abert). Giuseppe Verdi