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2262 Aus Schlesien, 3. Nov. Seit dem österreichischen Concordat, wo durch der höhere Klerus sehr gegen den niedcrn begünstigt wird, mehren sich die Uebertritte katholischer Priester zur evangelischen Kirche in auffallender Weise, und haben kürzlich drei solcher an Einem Tage stattge- funden. Einer, welcher für daS Seelsorgeramt in einer evangelischen Ge meinde hinlänglich vorbereitet war, empfing zur Uebernahme eine» sol- chen Amts auch alsbald die Ordination. Demnächst steht der Uebertritt eines Priesters aus Böhmen bevor, dessen Name weithin im Lande be rühmt ist. (M. Z.) Württemberg. Ein Gesetz vom l.Mai 1855 hatte unter Anderm mehre Verwandtschaftsgrade für dispcnsabel bei Schließung von Ehen er klärt und den evangelischen Geistlichen die Verpflichtung zur Einsegnung auferlegt. Allein das jüngsthin mit der römischen Kirche abgeschlossene Con cordat Hal eine Coalition der protestantischen Geistlichen gegen jenen gesetz lichen Zwang hervorgerufen, und sie Hal bereits in einer Diöccsansynode amtlichen Ausdruck gefunden, indem dieselbe das Begehren an die Ober- kirchenbehördc stellte: 1) auszusprechcn, daß daS Gewissen der einzelnen Geistlichen, die solcher Trauung sich nicht unterziehen zu können glauben, von dieser ihnen auferlcgtcn Verpflichtung entbunden sein solle, und 2) dar auf hinzuwirken, daß auch in diesem Punkt die aus Veranlassung des Con- cordats mit der römischen Curie auch für die evangelische Kirche in Aus sicht gestellten Bestimmungen über den verfassungsmäßigen Begriff der in- nern Angelegenheiten der Kirche zur Verwirklichung kommen. (Frkf. Pz.) Hannover. Hannover, 6. Nov. Zn Dannenberg ist dem wie- dergewählten Senator Bartling, einem Mann von wohlerwiesencm Gemcin- sinn, ohne jede Bezeichnung von Gründen, die freilich kein Gesetz auferlegt, die Bestätigung der Negierung abgeschlagen worden. Gleicherweise wird dem neuerwählten Präsidenten des landwirthschaftlichen Provinzialvereinö in Aurich, Gutsbesitzer Vissering in Lintcl, von gegnerischer Seite her der Rath gegeben, auf diesen Ehrenposten Verzicht zu leisten, mit dem Wink, daß sonst die Unterstützungen aus der Staatskasse sich verringern möchten. Indessen hat der dritte Stand der ostfriesischcn Landschaft be reits ein Rehabilitationsgesuch für Hrn. Vissering eingereicht, den seine Verurtheilung wegen Amtsehrcnbelcidigung der Stelle in der Landschaft verlustig gehen lassen würde; und das LandrathScollegium wird sich dem voraussichtlich anschließen. Erfolgt die Rehabilitation, so ist die Wahl des genannten Herrn an des verstorbenen Neupert Stelle als Landrath eben falls so gut als gewiß. (Wes. Z.) Baden. Karlsruhe, 6. Nov. Der Ausschuß des Vereins für Er richtung eines Melanchthondenkmals in Wittenberg beabsichtigt nach dem Anträge des Prälaten l)r. Ullmann dem großen Lehrer Deutschlands auch in seiner Vaterstadt Bretten eine Büste zu setzen. (Bad. Ldsz.) Thüringische Staaten. LI Altenburg, 7. Nov. Die jetzt im Gange befindlichen Neuwahlen für die nächste Landschaft schreiten in der durch das jetzige Wahlgesetz bedingten Umfänglichkeit langsam vorwärts und werden voraussichtlich kaum im Laufe des jetzigen MonatS vollendet wer den. Bei dieser Sachlage ist es kaum wahrscheinlich, daß wir in diesem Jahre noch eine Landschaftssession haben. Wenn dies nun auch, da die Steuern, nach dem jetzt angenommenen zweckmäßigen Modus, die Wahl perioden von den Steuerbewilligungsperioden zu trennen, noch auf ein Jahr verwilligr sind, nicht unbedingt nothwcndig erscheint, so ist cs doch aus naheliegenden Gründen bedauerlich, und seit Aufhebung der früher bestan denen Landcsdeputation noch nicht vorgekommen. Die Ritterschaft des Ost- kreises hat am gestrigen Tage gewählt und sind dabei zwei frühere Vertre ter dieses Standes, darunter die geistig und moralisch bei weitem vorragendste Capacitär, der frühere königlich sächsische Minister v. Wietersheim nicht wieder gewählt worden. ES ist jetzt klar geworden, daß nicht der eigene Wunsch des Letztgenannten diese Uebergchung hcrvorrief, sondern daß er und sein College nur deshalb nicht wiedergcwählt wurden, weil sie auch zu Zeiten einer allgemeiner» und liberalern Anschauung unserer kleinen StaatSvirhällnisse sich Hingaben und nicht immer mit in das enge und ein tönige Horn des hier immer breiter sich machenden, etwas caricalurmäßi- gtn NeurittcrthumS bliesen. — Am gestrigen Tage wurde unser neues Cri- minalgebäude unter entsprechender Feierlichkeit gehoben; eS ist ein schö nes würdiges Gebäude, das seinem Aeußern Ehre macht und der Stadt zu einer wahren Zierde gereichen wird. Oesterreich. LI Wien, 8. Nov. Die Beziehungen der Ost-Deutschen Post zum Ministerium des Auswärtigen verleihen ihren Artikeln mitunter eine weit größere Bedeutung als die aller übrigen unabhängigen Journale. Ich sage unabhängige Journale, weil die Ost-Deutsche Post, wie den Ein- geweihten bekannt ist, trotz ihrer gouvernementalen Haltung, im eigentlichen Sinne des Worts doch kein Regierungsblatt ist. Nichtsdestoweniger sind die Artikel dieses Blatts über auswärtige Fragen zumeist sehr beachtens- werth und glaube ich darum auch die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf den letzten Artikel dieses Blatts über die schleswig-holsteinische Frage lenken zu müssen. Die Ost-Deutsche Post weist auf die befriedigende Thatsache hin, daß die Einigung der beiden deutschen Großstaaten in dieser Frage endlich eine unumstößliche Wahrnehmung geworden. Jeder Oester reicher stimmt sicherlich mit der officiösen Ost-Deutschen Post überein, wenn sie sagt, daß es ein wohlthuender Anblick sei, endlich einmal dieses gegen seitige Zerren, Herabwürdigen und Hinaufschraubcn verschwinden zu sehen. Die herzliche Theilnahme, welche sich in allen Schichten der hiesigen Be völkerung in der ersten Zeit deS königlichen Unwohlseins kundgab, spricht offenbar dafür, daß eine vntentv vonstislv mit Preußen der einzig rn-g: liche Weg ist, den Einfluß Deutschland- im AuSlande und dem AuSlande gegenüber zu erhöhen. Die Sympathien, die sich hier in den Jahrkn 184S und 1850 für die beiden Herzogthümer kundgegcben, sind auch heute nicht ganz erloschen und wird man es dämm auch dem österreichischen Gouver nement hier sowie in Deutschland Dank wissen, wenn eS im Verein mit Preußen in dieser deutschen Sache endlich einmal energisch austritt. Ich habe übrigens Grund zu glauben, daß die Andeutungen der Ost-Deutschen Post begründet sind, und daß Oesterreich und Preußen wirklich gesonnen sind, den beiden Hcrzogthümern zu ihrem Rechte zu verhelfen. — Der Zei- tungSstempel bildet noch immer den Gegenstand vielfacher Erörterungen. Da nach dem Grundgesetz ein vom Kaiser sanclionirte- Gesetz nicht mehr Ge genstand der DiScussion sein darf, so konnten die Journale das Gesetz an und für sich nicht mehr angreifen. Dagegen hat man ihnen kein Hinderniß in den Weg gelegt, ihre Ansicht über die Durchführung desselben zu äußern, und haben insbesondere die magyarischen Blätter von diesem stillschweigenden Zugcständiß den umfassendsten Gebrauch gemacht. Daß Krhr. v. Bruck einen solchen Einfluß auf den Erlaß diese- jedenfalls drückenden Gesche- ausgeübt, darüber wundert man sich allgemein. Kein österreichischer StaatS- mann ist von der gesammten europäischen Presse so vielfach besprochen wor den als der gegenwärtige Finanzminister. Aus dem Norden DeutschlandS eingewanderl, hat der ehemalige triester Kaufmann allmälig eine Stellung in Oesterreich errungen, auf welcher ihm die Unterstützung der Presse von wesentli- chem Nutzen gewesen. Darum ist eS auch allgemein aufgefallen, daß diese- Stempelgesetz von Seiten des Finanzministeriums so warm befürwortet worden. — Die amtliche Wiener Zeitung vom 7. Nov. enthält folgende Erläute rung zum Journalstempelstcuergeseh: „In den hierortigen Tage-blät- tern sind Zweifel über die Tragweite der tztz. 5 und 6 der kaiserlichen Ver ordnung vom 23. Oct. 1857 geäußert worden. Wir könne» hierüber die nachfolgende authentische Auskunft geben: Unterm AbonncmentprciS versteht der §. 5 der kaiserlichen Verordnung den Preis, um welchep eine stempel- pflichtige Zeitschrift den Abonnenten abgelasscn wird, in welchem Preise die Stempelgebühr um so gewisser begriffen sein wird, als dieselbe schon vop dem Druck von der Unternehmung berichtigt werden muß. Da da- 50proc. Porto gleichfalls vom Abonncmentspreise berichtigt werden muß, die Zei tung mag in- oder ausländisch sein, so ist die Anordnung, die Stempel- gebühr vom Abonnementspreis abzuziehen und von dem Rest das 50proc. Porto abzunehmen, ebenso vielsagend, als daS 50proc. Postporto ist nicht auch von dem Betrage der Stempelgebühr abzunehmen, welche auf der Zeit schrift lastet. Unter Anzeige- oder AnkundigungSblättern können mit Rück sicht auf die gleichzeitige Verordnung de- Finanzministeriums vom 27. Oct. 1857 Anzeigen oder Ankündigungen, welche Jemand für sich drucken und verbreiten läßt, nicht verstanden werden, denn die Anordnung deS Absatzes 4 tz. 1 des Gesetzes vom 6. Sept. 1850 ist nicht aufgehoben worden, sondern cs wurdcn nur die Ankündigung-- und Anzeigcblätter, welche nicht al« Bestandtheil einer Zeitschrift auSgegeben werden, ausgeschieden und diese einer besonder« neuen Bestimmung unterworfen. Hierunter sind daher of fenbar nur solche Blätter gemeint, welche von Ankündigung-- oder Anzeige unternehmungen ausgegeben werden, keineswegs aber Buchhändleranzeigen oder Anzeigen überhaupt, welche nach dem Absatz 4 tz. 1 deS Gesetzes vom 6. Sept. 1850 und nach der Verordnung vom 27. Oct. 1857 zu behan deln sein werden." Schweiz. Nach einem churer Blatt nehmen jetzt die Telegramme der indi schen Post nach England den Weg durch jene Stadt, deren Telegraphen- bureau jetzt Tag und Nacht beschäftigt ist, meist indische Depeschen zu spe- diren. Bekanntlich hat vor Jahren auch das indische Felleisen einige Zeit seinen Weg durch die Schweiz nach Triest genommen, was wieder gc- schehen dürfte, wenn einmal daS Dampfroß durch den Lukmanier schweift. Basel, 6. Nov. In der Sitzung des Großen RatHS am 2. Nov. wurde einstimmig die Acquisition des sogenannten Bischof-Hofs zu Turn- zwecken um die Summe von 100,000 Fr. genehmigt. Neapel und Sicilien. Neapel, 6. Nov. Die Prinzessin Amalie, Schwester des Königs Ferdinand und Gemahlin deS Infante» Sebastian von Spanien, ist heute Nachmittag 4 Uhr gestorben. — Wie der Jndchendance belge au- Pari- vom 6. Nov. geschrieben wird, sind die beiden von der neapolitanischen Regierung gefangengehaltenen eng lischen Ingenieure, welche sich am Bord deS Cagliari befunden hatten, in Freiheit gesetzt worden. Krsnkreich. LI Paris, 7. Nov. Endlich sehen sich die Regierungsorgane gezwungen einzugcstehen, daß man in Berlin der Union der Donaufürstenlhü- m er, dieser abenteuerlichen Ausgeburt der französischen Politik, den Rücken gekehrt hat. Dieses Bekenntniß einer Niederlage wird natürlich wie alle ähnlichen Bekenntnisse mit Schüchternheit und Zurückhaltung abgelegt. Der Constitutionnel läßt seinen Lesern die Thatsache durch HavaS austischen upd enthält sich selbst jeder Bemerkung. Man weiß aber, was es mit der Auf- nähme deS lithographirten Berichts in diesem Falle zu bedeuten habe, und die verzweifelte Lage fängt an dem Publicum deutlich zu werden. Die Sache an und für sich wird in weitern Kreisen geringe Lheilnahme finden; denn die Fürstenthümerfragc ist viel zu subtil für da- politische Verständ- niß der Massen und liegt zu weit ab von den Interessen oder der Leiden ¬ schaft d< e- wird Politik zufrieden Nachbar ES wirl Stratfor kolauS n voraüSg« stellung gungen öffentlich spiegelt. Verhält« stigkcitrn man hici hältniffe» nicht- so ncn schoi gelegenhe verschiede man alle zeihe». ( gen über blick, wc gigen. wil zumuthev Arme Ml standen, , ßenden C keit einge man in da- dorli her gehet England bracht ha nung zu türlich un mag, wir tig von e ohne mo> Gunsten, jede Vern legraph a ihre Dern ist insofer genommen keine andc l-ngt wir> griff« in l laden wir! Heft ist m thümern l chung. I für Dculs -I-Lon Great E Arbeiter v Wache, da Verwüstun Masse rag die Stadt mern ist c das Schifi zur Stund, weitere V, wird. Eii vorgestern daS Schiff »«begründ, ein paar j dieser Bezi durch die I den beiden der Cphäst ist. 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