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22Z0 herrschende Stimmung Ist daher im Hinblick auf diese, au- den nunmeh rigen kirchlichen Verhältnissen für die finanziellen Zustände erweckten Be fürchtungen «ine ungemein gedrückte, und täglich mehren sich die ernstesten Bedenken und Zweifel, ob jene Räthe der höchsten Staatsgewalt, welche derselben zum Abschlusse des ConcordatS und damit zur freiwilligen Abtre tung eine» Theil« ihrer bisher unbeschränkt geübten souveränen Macht ge- rathen, die außerordentliche Tragweite dieses Vertrag« gehörig erwogen und sich ihrer unermeßlichen Verantwortlichkeit gegen die Krone und ihre Mit bürger auch völlig bewußt gewesen oder hierin einem unwiderstehlichen Ver hängnisse gefolgt sind. Allseitig aber drängt sich die Frage auf, ob jene vor- herrschenden Einflüsse, welche die öffentliche Deinung als die Urheber und eifrigsten Förderer dieser bis zu den Bestimmungen des Tridentinischen Con- cil« zurückreichenden Umgestaltung der religiösen Legislation bezeichnet, cs auch bedacht, daß das damit verbundene Streben, der unaufhaltsam fort schreitenden geistigen Bewegung Einhalt zu thun, auf diesem Wege schwer lich erreicht werden dürfte, sondern sie vielmehr beschleunigen könnte. Die von denselben in den bewegtesten Stürmen unserer Zeit auf den so wan delbaren Stufen der politischen Glücksleiter erklommene und auch in dem gänzlichen Umschläge der Verhältnisse seither bewahrte politische Macht würde dann wahrscheinlich zuerst erliegen müssen. Deutschland. Preußen, t Berlin, 3. Nov. Es .ist jedenfalls bedeutungsvoll, daß man in hiesigen diplomatischen Kreisen nunmehr aussprcchen hört, daß die dänische Gesammtstaatsverfassung sich immer mehr als lebens unfähig erweise, zumal dieselbe nicht allein keine Stärkung des dänischen Staats sei, sondern vielmehr eine offenbare dauernde Schwächung desselben sskü würde, falls eS bei solcher Widerstrcbung des deutschen und dänischen Element« versucht werden sollte, dieselbe aufrechtzuerhallen. Die Herstel lung deS unverkümmerten rechtlichen Verbandes Holsteins und LauenburgS mit dem Deutschen Bunde sei der einzige Weg, welcher aus diesem La byrinth von verwickelten Verhältnissen hinausführe. Im Interesse der euro päischen Ordnung und des Friedens könne es nicht sein, wenn die ge- sammten deutschen Völkerschaften im Mittelpunkte Europas in ihrem Na- tionalgefühl, zu Gunsten eine- kleinen Staats, wie Dänemark sei, so lief verletzt würden. Diese Sprache in diplomatischen Kreisen, in denen man bisher anders gesprochen hat, möchte auf eine sich vorbereitende Wendung in der Auffassung der deutsch-dänischen Streitfrage deuten. Das vielbespro- chene dänische Circular habe, weil es so Vieles beweisen wolle, gar nichts bewiesen, und durch die vielen gegen die Herzogthümer erhobenen Anklagen gerade die Begründung und Wahrheit aller angeführten Anklagepunktc er schüttert. ^Berlin, 3. Nov. Wenn cs in kiner wicncr lithographirten Corre- spondenz heißt, daß Preußen sich Oesterreich gegenüber bereits in bestimm ter Weise gegen eine Union der Donaufürstcnlhümcr ausgesprochen habe, so muß das in Abrede gestellt werden. Preußen hat cs absichtlich vermie den , sich über den betreffenden Punkt, gleichviel in welchem Sinne, officiell auszusprcchen und sich seine Meinungsäußerung ausdrücklich für die pariser Konferenz rcservirt. Es handelt sich hier übrigens nur um einen formellen Punkt, in welchem Sinne auch unsere Berichtigung aufzufassen ist; denn was die Sache selbst betrifft, so braucht wol kaum noch besonders hcrvor- gehobcn zu werden, daß Niemand mehr ernstlich an die Union denkt. Die türkischen Concessione» in Betreff der Herstellung einer administrativen Union in verschiedenen Haupkvcrwaltungszweigen werden zum Beschlusse erhoben werden und damit wird die Sache abgcthan sein. — Die Neue Preußische Zeitung sagt: ,,Man schreibt uns aus Kiel: «Lord Palmerston scheint endlich von dem lange gehegten Jrrthum, daß die Gesammtstaatsverfassung Dänemark zur besonder« Stärkung gereiche, zurückgekommcn zu sein. Der englische Premier muß an der Schärfe sei- ner Auffassung und seines Urthcils doch irregewordcn sein, denn er hat unlängst einem diplomatischen Agenten, der sein Vertrauen besitzt, den Auf trag gegeben, in den Herzoglhümern selbst sich auf das genaueste von der Sachlage zu unterrichten, und namentlich zu prüfen, ob cs wol wahr sei, was vielfältig behauptet wird, daß die Gesammtstaatsverfassung, nament lich in Rücksicht auf die Herzogthümer,- eine ebenso fortlaufende als erheb liche Schwächung Dänemarks mitsichführe, und ob es nicht zum Vortheil Dänemarks gereiche, wenn die Herzogthümer wieder in das frühere Vcr- hältniß zu Deutschland zurückversetzt werden. Bisjeht verlautet über den Ausfall der Mission jencs Agenten nur soviel, daß derselbe eine große An zahl von Fällen constatirt hat, in welchen die unzweifelhaften Rechte dec Herzogthümer dänischerseits verletzt sind.» Wir fügen dieser Correspondenz hinzu, daß nach unsern anderweitigen Mittheilungen jener britische Agent seiner Regierung allerdings berichtet hat, daß die deutschen Herzogthümer in vielen Beziehungen bedrückt würden. Er hat den Eindruck davon em pfangen, daß Dänemark gegen die Herzogthümer Unrecht gethan hat und noch thut. Natürlich bemerken wir dies nicht, um in Deutschland Hoff nungen aus fremde Hülfe zu wecken; Deutschland muß sich in der holstei nischen Frage mit gutem Gewissen und getrostem Muth auf sich selbst, nicht auf Fremde verlassen, sonst ist es verlassen." Dasselbe Blatt schreibt: „Vor einigen Tagen meldeten wir, daß Frank- reich durch einen seiner Gesandten in Deutschland davon benachrichtigt wor- den sei, es könne für die rumänische Union nicht mchr auf Rußland zählen, Verschiedene Blätter haben diese Nachricht mehr oder minder be stritten. Sie ist aber, wie wir versichern können, dennoch vollkommen zu verlässig. Natürlich hat sich Rußland noch nicht officiell und in aller Form gegen die Union ausgesprochen; aber das hatten wir weder behauptet, noch kommt e« darauf jetzt an." — Dir «Zeit» bringt folgende Mittheilung: „Ucber den gestern mit- gctheilten Kaserncnbrand in der Alexanderstraße, der übrigen«, wie wir berichtigend bemerken, nicht die Kaserne des Kaiser-Alexanderregiment«, sondern die in derselben Straße belegene Kaserne deS FusilierbataillonS de- Kaiser-Franz-Regiments betroffen Hal, geht uns noch Folgende- zu: Dir in den abgebrannten Compagniekammern aufbewahrten Bewaffnung«- und Bekleidungsstücke sind zum Theil gänzlich verbrannt oder doch bis zur Un brauchbarkeit beschädigt. Durch das Explodiren von Patronen, die in ver schiedenen Stellungen im Dachraum aufbewahrt waren, und durch das Einstürzen eines Schornsteins haben mehre Feuermänncr Verletzungen er litten und einer von ihnen ist so erheblich beschädigt, daß er nach Betha nien hat gebracht werden müssen. Gegen Mittag war einer weitern Ver breitung des FeuerS Einhalt gethan." Halberstadt, 26. Oct. Soeben erfahren wir, daß das Consistorium zu Magdeburg einen Prediger auS hiesiger Nachbarschaft, den Pastor Fritze in Ströbeck, einen sehr wissenschaftlichen, theologisch und philosophisch gründ lich gebildeten Mann, wegen seines Glaubens oder Unglauben- in ein tentsmen rigorosum vor sich in Plenarsitzung am 20. Oct. gezogen hat. Die Sache soll sich von der Kirchenvisitation her datiren. Da ist Pastor Fritze befragt worden, welches Lehrbuche- er sich bei dem Religionsunter richte bediene. Die Antwort, daß er (wenn wir recht vernommen haben) da- Büchlein Engel'S „Vernunft und Christenthum" gebrauche, soll sofort verworfen worden sein, und ebenso auch nachmals der Vorschlag, den Ka techismus von Tischer benutzen zu wollen. Königliches Consistorium hat vorgeschrieben, daß er das Lehrbuch von Jaspis gebrauchen solle. Dagegen hat Pastor Fritze beim Consistorium Vorstellung erhoben, daß er das be fohlene Lehrbuch von Jaspis nicht in Gebrauch nehmen könne, weil das selbe in verschiedenen Punkten mehr als hyperorthodox und schriftwidrig sei. Und dies ist also die Veranlassung zu der Glaubensverantwortung in der Consistorialscssion gewesen, in welcher alle einzelne Mitglieder, auch Hr. Vr. Tholuck aus Halle, ihn der Reihe nach befragt haben sollen, z. B. über die Erbsünde, die gänzliche Verderbtheit der Menschen und Erlösung, über die Schrist, die Dreieinigkeit, Gottheit Christi, Persönlichkeit des Hei ligen Geistes, über die Persönlichkeit deS Teufels rc. Jedenfalls werden die Beantwortungen des Hrn. Pastor Fritze nicht zur Befriedigung dc- königlichcn Konsistoriums ausgefallen sein, und es steht nun zu erwarten, welchen Erfolg dieses Collegium haben wird. (Frkf. I.) Württemberg. Stuttgart, 30. Oct. Das Deutsche Volksblatt gibt eine Uebersicht der ins gegenwärtige Jahrhundert gekommenen Klöster im Bereich des jetzigen Württemberg. Es sind zusammen 67. Hannover. ^Hannover, I.Nov. Sie haben seit mancher Woche keinen Brief von mir erhalten, und ich werde wahrscheinlich auch in näcd- stcr Zeit das Schreiben ersparen können; denn Alles, was von öffentlichen Dingen hier geschieht, wie wichtig wir cs auch für uns nehmen, trägt doch fast nur einen localen Charakter. Einige Wochen hindurch bildete das Unterwcrfungsschrciben der städtischen Kollegien an den König und die darauf erfolgte je nach der Auffassung gnädige oder ungnädige Antwort des Königs den Gegenstand des Gesprächs. Von dieser Antwort wurde besonders der Punkt verhandelt, in welchem der Aufschwung, den die Stadt genommen, dem Aufenthalte des Hofs, des Militärs und der Behörden in derselben zugcschrieben wird. In bürgerlichen Kreisen ist man geneigt, je nen Aufschwung, den Hannover wie alle günstiger gelegenen Städte Deutsch lands, ja der ganzen Welt, in dem letzten Decennium genommen hat, vor allem der Lage an den Haupteisenbahncn Norddeutschlands, dem Eintritt in den Zollverein, dem mit diesem gesteigerten Verkehr und der seit 1848 außerordentlich erhöhten Rührigkeit des Bürgerstandes zuzuschreiben. Han nover entwickelt sich immer mehr zu einer Handels- und Industriestadt, und ihre bürgerliche Arbeit greift bereits weit darüber hinaus, nur die Bedürf nisse des Hofs, des Militärs und der Behörden zu befriedigen. Indessen sind die Vorlheile freilich auch nicht zu unterschätzen, welche der Stadl dar aus erwachsen, daß der Hof nicht mehr in London, jsondern hier rcsidirt, und der Kunstsinn des Königs hat ohne Zweifel viel dazu beigetragen, den Aufenthalt hier annehmlicher zu machen und viele Fremde herbeizuzichen. Wie weit sich übrigens die Bürger die Mahnung des Königs zu Herzen genommen haben, dafür sollen, wie man in gewissen Kreisen meint, die am 9. Oct. bevorstehenden Wahlen von Bürgervorstehern den Beweis lie fern. Unsere Bürgcrvorstcher haben zwar als solche nichts weiter mit der Politik zu schaffen, als daß sic mit dem Magistrat gemeinschaftlich die Hälfte der Wahlmänner für die alle sechs Jahre stattfindende Wahl zweier Depu- tirten zur II. Kammer stellen. Die Bürger haben also auf ganz andere Eigenschaften ihrer Vorsteher zu sehen als auf die politische Gesinnung. Aber regierungsseitig scheint man auf die letztere das größte Gewicht zu legen. DaS dürfte freilich von dem Standpunkte der Regierung, die doch politisches Treiben und politische Parteiungen dem Bürger möglichst fcrn- rückte, als ein Misgriff zu betrachten sein. Aber wir sind hier noch immer nicht darüber hinaus, an jegliche Person und jegliches Ding den politischen Maßstab zu legen, wie wenig er auch dahin gehöre und wie überflüssig er auch bereits geworden ist; denn da- wesentlichste Interesse in fast allen