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in ihrer Tonwelt, in ihrer für Mahler ja fast sprichwörtlichen, unerhört differen zierten Orchesterbehandlung, mit hochgelegenem Streicherpianissimo, Herden glocken, pastoralen Honrufen: ein ergreifend musiziertes .Verweile doch, du bist so schön doch nur, um alsbald noch abgrundtieferem Leid, noch rasenderem Kampf Platz zu machen. Denn er weiß wohl von der Kurzlebigkeit solcher Trugbilder in einem tobenden Meer brutaler Wirklichkeit" (E. H. Meyer). Erneut beginnt in der Reprise das erbitterte Ringen; doch hier erscheint der Kampf noch nicht als aussichtslos: in strahlendem A-Dur schließt der Satz mit gewaltigen, sieghaft-triumphalen Klängen. Der zweite Satz, ein typisches Mahlersches skurril-bizarres Scherzo mit dämo nisch-fantastischen Zügen, dessen Thema aus einem Paukenrhythmus entsteht, zeugt wieder von größter seelischer Zerrissenheit und Zerklüftung. Auch ein Teil mit Triocharakter, „Altväterisch, grazioso" überschrieben, trägt trotz schlichter, volksliedhafter Thematik durch seltsam schwankende Dynamik und unsteten Wechsel zwischen 3 /s- und 4 j-Takt (womit übrigens das „arhythmische Spielen der beiden kleinen Kinder" wiedergegeben werden sollte, „die torkelnd durch den Sand laufen") zu dieser Haltung des düster verklingenden Scherzos bei. — In stimmungsmäßigem Kontrast zu den vorausgehenden Sätzen wird im folgen den, in Es-Dur stehenden pastoralen Andante mit kantablen, zum Teil etwas elegischen Melodien ein Bild scheinbaren inneren Friedens gezeichnet. Ungeheure Steigerungen und Höhepunkte bringt endlich das gigantische, monumentale Finale, der eigentliche Kernsatz der Sinfonie. Nach einer mäch tigen Sostenuto-Einleitung und der nacheinander erfolgenden Aufstellung des äußerst vielfältigen thematischen Materials werden in diesem sehr umfang reichen, größte Anforderungen an den Hörer stellenden Satz, der besonders mit dem ersten Satz durch thematische Beziehungen verknüpft ist (Marschrhythmen, Choral, „Leitmotiv"), in der riesenhaften Durchführung — es handelt sich dabei im Grunde um drei Durchführungen — gewaltigste Kämpfe und Auseinander setzungen voll stärkster Kraftentfaltung ausgetragen. Doch diesem wahrhaft erbitterten, heroischen Ringen und Aufbegehren ist kein Sieg beschieden; zweimal gebietet ihm ein symbolisch aufzufassender wuchtiger Hammerschlag Halt. Dann ist die Widerstandskraft endgültig gebrochen, und in Resignation und dumpfer Hoffnungslosigkeit klingt das Werk aus. Dr. Ferdinand Klinda, 1929 in Kosice (Slowakei) geboren, einer der prominente sten Organisten der CSSR, Doktor der Medizin, studierte in Bratislava, Prag und Weimar. Er wirkt als Professor für Orgelspiel an der Musikhochschule Bratis lava, ist Solist der Slowakischen Philharmonie und Jurymitglied des Internatio nalen Orgelwettbewerbs des „Prager Frühlings", außerdem musikpublizistisch tätig. Konzertreisen führten ihn in alle europäischen Länder, Rundfunkaufnah men zu zahlreichen Rundfunkanstalten. Für Supraphon produzierte er Schall plattenaufnahmen. Er leitete Meisterkurse für Örgelspiel und konzertierte bei internationalen Musikfestspielen. Bei der Dresdner Philharmonie war er bereits 1974 zu Gast. 806 Dresden, Alaunstr. 36-40 Nächstes Konzert: Sonntag, 9. November 1975, 19.30 Uhr Konzert mit der Dresdner Philharmonie Dirigent: Martin Flämig Solisten: Helga Termer, Dresden, Sopran Ute-Trekel-Burckhardt, Berlin, Alt Armin Ude, Dresden, Tenor Werner Haseleu, Dresden, Baß Chor: Dresdner Kreuzchor Werke von Joseph Haydn, Carl Maria von Weber und Giuseppe Verdi ^fiLeLzeit J97*S/ 76 Preis des Programms: —,30 M III 9 W Jt G 059 19 75