Volltext Seite (XML)
So«ntag. Leipzig Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Sonntag« täglich Nachmit tags für den folgenden Tag. . . Preis für das Vierteljahr 1'/, Thlr. ; jede einzelne Nummer S Ägr. —- Nr. 250. — SS. Oktober 1857. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» i . - —— I.üll Zu beziehen durch all Postämter de- In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnsertionSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschen Bundes, auf badischer Seite die Errichtung eines Brückenkopfes verlangt habe, der nach den Ayschlägcn der österreichischen Ingenieure 10 Mill, kosten werde. Baden habe sich geweigert, einen so kostspieligen Bau auf seine Tasche zu nehmen, und nach langen Verhandlungen sei be schlossen worden, die Befestigungen, aber in kleinerm Maßstabe, sodaß sic nicht mehr als 2 Mill. Fr. kosten sollten, auf Bundeskosten ausführen zu lassen. Deittfchlano. Fraükfurt a. M., 22. Oct. Wie der -Zeit» mitgetheilt wird, sind in der nach zchnwöchentlicher Vertagung wieder zu einer Sitzung zusam« mengetretencn Bundesversammlung (Nr, 240) dem Vernehmen nach nur die seitherigen Eingänge sowie die Angelegenheiten der Verwaltung zur Verhandlung gekommen. — Die Neue Preußische Zeitung vom .14. Oct. enthält folgenden Artikel über die Rheinbrücke bei Strasburg: „Einen Vertrag zwischen Ba den und Frankreich über den Bau einer Nheinbrückc bei Strasburg, einen solchen Vertrag hat man in Deutschland nicht ohne schmerzliches Befrem den gelesen, und was man dabei besonders vermißt, das ist die Beantwor tung der Frage: ob diesem verhängnißvolley Abkommen von BundeSwegen die gebührende Aufmerksamkeit zutheil geworden. Strasburg mit dem deut schen Bundesgebiet durch eine feste Brücke verbunden; Strasburg, diese Festung, mit welcher, wie auch schon von einem andern Blatte mit Recht hervorgehoben wqpd, «Deutschland dem alten Reichsfeinde den Schlüssel zu seinen schönsten Provinzen überliefert»; Strasburg, das für den Obcrrhcin Dasselbe ist was Mainz für den Mittelrhein, «der Schwerpunkt jedes Kam- pfes, der um die reichen und fruchtbaren .Landschaften desselben geführt Wird»; Strasburg, das bis heute der Ausgangspunkt eines jeden großen Kampfes war, den die Franzosen gegen Süddeutschland führten — dieses Strasburg mit einem schwachen und unselbständigen deutschen Bundesstaate durch eine feste Rheinbrücke verbunden: in der That, diese Combination ist französischerseits gar nicht übel ausgesponnen. Strasburg mit seiner Rhein brücke für den Angriff, Chälons mit seinem befestigten Lager für die Ver- theidigung, und der Deutsche Bund Ferien : wenn das keine Garantien für einen ewigen Weltfrieden sind, dann werden wir uns unsererseits für in- compctent erklären. Zu bedauern ist dabei nur, daß der Deutsche Bund so oft und so lange Ferien hat und daß auch Preußen, welche« heute, nach dem Oesterreich so weit vom Rhein zurückgcwichcn ist, hier mit Recht als dir berufene Wächter der deutschen Reichs- und Rheingrenze angesehen wird, es vorgezogen hat, diese brennende und weitgreifende Frage mit Stillschwei gen zu übergehen. Unmöglich kann es den kleinen deutschen Grenzländern auf DiScretion überlassen bleiben, welche Straßen sie dem alten Reichs- feinde in das Herz Deutschlands eröffnen wollen, und unbedenklich würde es, selbst wenn vom Deutschen Bund und Bundestag überall gar keine Rede wäre, die ernste Pflicht der deutschen Großmächte sein, derartigen die äußere Sicherheit des gesammtcn Deutschland gefährdenden Stipulationen auf das entschiedenste cntgcgcnzutreten. Diese Verpflichtung wird aber um so unabwciSlichcr, wenn man die Natur und Bestimmung des Deutschen Bundes in das Auge faßt, wenn man erwägt, daß der Deutsche Bund recht eigentlich (Att. 1 der Wiener-Schlußakte) ein völkerrechtlicher Verein zur Erhaltung der innern und äußern Sicherheit des gcsammten Deutsch land, daß cs das Recht und die. Aufgabe dieses Bundes ist (Art. 5 eben daselbst), die zur Sicherstellung seines Gebiets crfoderlichen Vertheidigungs- anstaltcn, selbstredend ebenso wol positiv als negativ, zu beschließen, und daß nicht jeder einzelne deutsche Staat, sondern allein die Bundesversammlung selbst (Art. 17 ebendaselbst) der competcntc and entscheidende Interpret der Bundcsacte ist. Würde es daher schon aus diesen Gründen unbedingt von der Hand zu weisen sein, wenn das badische Gouvernement, wie man sagt, das Recht in Anspruch nimmt, diese mit der äußern Sicherheit Deutsch lands in engster Verbindung stehende Frage auf eigene Hand zu cntschei- den, und dahei angeblich auf den preußischerseits projcctirten Bau einer fe sten Nheinbrückc bei Köln cxctnplificlrl, so tritt noch hinzu, daß die hier vorliegende Frage bereits vor längerer Zeit durch einen Bundcsbeschluß aus- drücklich und dcfinitib entschieden worden ist. Es ist dies der wichtige Bun desbeschluß vom 27. Fcbr. 1832, welcher die unzweideutige Bestimmung enthält, «daß über Grenzflüsse, welche den Deutschen Bund vom Auslände und von Staaten scheiden, die keinen BuNdesgli'ebern angehören, keine ste henden Brücken ohns' vorgängige Prüfung und Zustimmung des Bundes angelegt werden sollen». Nach der Füssung dieses Bundesbeschlusses kann eS nicht zweifelhaft sein, weder daß die badische Regierung durchaus mit Unrecht das alleinige Entscheidungsrecht in dem vorliegenden Falle in An spruch nimmt, noch daß dieselbe mit Unrecht auf die preußische Nheinbrückc bei Köln cxemplificirt. Um so berechtigter ist aber auch andererseits der all- 'feilige dringende Wunsch, endlich in dieser hochwichtigen Angelegenheit die Stimme des Bundestags und insbesondere Preußens zu vernehmen und, abgesehen einstweilen selbst von der materiellen Seite der Frage, wenigstens die formelle Cömpetcnz dcS Bundes anerkannt und festgcstellt zu sehen. Es handelt sich hier nicht allein um die Nheinbrückc, sondern auch um die Wege, welche dorthin führen, und um Die, welche demnächst von dieser oder jener Seite darüber hinwegspaziercn oder marschiren sollen." Die Jndc'pendance bclge enthält eine Nachricht über den Brücken bau bei Kehl, wonach Oesterreich, zur Sicherung der Interessen des Preußen. Nach dem Bulletin vom 23. Oct. Vormittags 11 Uhr ist die Besserung im Befinden des Königs im entschiedenen Fortschritten. — Eine berliner Zeitung machte, auS Veranlassung dec kürzlich erfolg ten Veröffentlichung einer preußischen, auf die Donaufürstcnthümer bezüg lichen Circulardepeschc vom 25. Mai d. I. durch die Jndc'pendance bclge, die Bemerkung, daß dergleichen Documcnte immer zuerst durch preu ßische Zeitungen publicirt werden sollten, wie,^dies französischerscits durch den Moniteur geschähe. Hierauf erwidert die Preußische Correspondenz: „Jene Zeitung beweist durch diese Bemerkung, daß sie die Verhältnisse nicht kennt; Depeschen, wie di« vorliegende, sind nicht für die Oeffenl- lichkeit bestimmt, Haben dieselbe aber durchaus nicht zu scheuen. ES ist etwas in dem vertraulichen diplomatischen Verkehr Hergebrachtes, daß solche Depeschen von den diesseitigen Agenten den fremden Negierungen zur Ab- schriftnahme gelassen werden, sodaß das königliche Cabinet über deren — auch gar nicht crfoderliche — Geheimhaltung oder über ihre ebenso wenig speciell beabsichtigte'Veröffentlichung nicht mehr allein Herr ist. Auf diese Weise werden sehr häufig Depeschen der französischen wie auch anderer Regierungen zuerst in ausländischen Blättern veröffentlicht, und cs ist ein leuchtend, daß solche Publikationen eine ganz andere Bedeutung haben, als wenn eine Regierung selbst in ihren amtlichen Organen ihre Schriftstücke abdruckcn läßt" ' —- Man schreibt der Neuen Preußischen Zeitung aus Neuzelle unterm 19. Oct.: „Gestern fand in dem Speisesaale des hiesigen Lehrerseminars, einer Räumlichkeit, welche sich patriotischen Kundgebungen bei dem treffli- chcn Sinne des geehrten Lehrerkollegiums lind der dort angestellten königli chen Beamten in der Justiz, Gesundheitspflege und Verwaltung stets gern eröffnet, das Erinnerungsfcst der Schlacht bei Leipzig statt, wozu die im Orte noch lebenden Veteranen jener Zeil alljährlich seit dem Jahre 1848 eine Einladung von den Theilnehmern, Gesinnungsgenossen, welchen sich mehre Gutsbesitzer und andere Personen der Nachbarschaft angeschlossen, er halten hatten. Vor Beginn des Festessens kam nun folgender Fall zur Sprache, welcher diese Mittheilung veranlaßt. Einer der Veteranen, welcher in der sächsischen Armee gedient und dem Gebote Napoleon's l. gefolgt war, hatte von der Stiftung einer Helena-Medaille gehört und in der Mei nung, daß dies für eine militärische Auszeichnung zu nehmen sei, um de ren Verleihung sich beworben; sehr erklärlich paßte dieser Veteran nicht mehr in die Gesellschaft eines Vereins, welcher, im Siege bei Leipzig den erfreu lichen Erfolg, die Vertreibung der Franzosen aus Deutschland, zum Ge genstand einer Fcstbegchung gewählt hatte, und somit unterblieb die Einladung. Während der Versammlung der Theilnehmcr ging ein Schreiben des ausge schlossenen Veteranen ein, worin der siebenundsiebzigjährigc Greis die Bewerbung um besagte Medaille dadurch entschuldigte, daß ihm die Erinnerung an sein früheres Soldatenlcben stets werthgcbliebcn und er daher den Wunsch, in Besitz eines militärischen Ehrenzeichens zu gelangen, gerechtfertigt fände, wobei sein alter Kopf die Ehrlosigkeit übersehen hätte, der er als Deutscher verfallen würde, falls er auf seinen Aytrag in den Besitz einer Medaille gelangen sollte, die von der Uneinigkeit deutscher Stammverwandten Aeug- niß ablcgen müßte. Erst jetzt, nachdem ihn das Unglück betroffen, als be- scholten bei der Einladung der Veteranen ausgeschlossen zu sein und einem Feste nicht beiwohnen zu sollen, welches ihm jedesmal Jugendfrische verlie hen hätte, fühle er die Schwere seiner Verirrung und stände vor der Saal- thür, bereit, sofort für das Geschenk der Helena-Medaille bei der französi schen Gesandtschaft zu Berlin bestens zu danken, und hoffe nun wieder Würdigkeit erlangt zu haben, in den Kreis der andern geladenen Vetera nen als ein treuer Waffenbruder eintrelen zu dürfen. Tiefbewegt trat der herzlich empfangene Greis in den Saal, fertigte sofort sein Absagungöschrei- den an die kaiserlich französische Gesandtschaft nach Berlin ab, und der im guten Glauben Irregeleitete verlebte nun einen glücklichen Abend, während daS Ereigniß die feierlich-freudige Stimmung nur erhöhte." Sigmaringen, 22. Oct. Gestern Abend hat Graf Livradio feier lich um die Hand der Prinzessin Stephanie für den König von Por tugal geworben. (Frkf. I.) Württemberg. Stuttgart, 20. Oct. Große- Aufsehen erregt das plötzliche Verschwinden eines Kassen beamten (Requisitenverwalter am Hosthcater S.), der durch einen unerwarteten Kassensturz überrascht worden