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werden. Indem die herzogliche Landesregierung im Regierungsblatt dies be kannt macht, ertheilt sie zugleich den herzoglichen Ephorien und der Parochie der katholischen Kirche die Anweisung, dafür Sorge zu tragen, daß diese Feier auf angemessene Weise begangen werde. (Frkf. Pz.) O Jena, 2. Oct. Vorige Nacht wurde hier ein gewiß seltener Act von Vandalismus verübt. Das erst kürzlich enthüllte bronzene Okendenkmal (eine kolossale sehr ähnliche Büste) war von einer Anzahl junger Herren, welche vorher schon am Döbereinerdenkmal vertrieben worden waren, auf eine solche Art mit Steinen beworfen worden, daß am folgenden Tage die Spuren deutlich zu sehen waren. Die auf der That ertappten Individuen, Söhne sehr geachteter Aeltern, werden der gesetzlichen Strafe nicht cntgc- hen, trotz der Schritte, welche bereits gethan worden sind, weil ähnlichen Roheiten in Bezug auf das bald zu errichtende Johann-FriedrichSdenkmal vorgebeugt werden soll. Freie Städte. Bremen, l. Oct. In der vorgestrigen Versamm lung hiesiger Bürgerschaft wurde auch über einen Antrag, die Gewerbe- frei hei t betreffend, verhandelt. Nach einer länger» sehr lebhaften Debatte wurde aus mehren einschlagenden Anträgen der Hauptantrag formulirt: Die Bürgerschaft wünscht, daß zur Revision der bestehenden Gewerbeord nung eine Deputation nicdcrgesetzt werde, welche zugleich die Statuten des Krameramts und der Tuchhändlersocietät revidiren und die Abschaffung der Privilegien derselben sowie der übrigen Verkaufs- und Gewerbsprivilegien auch im Gebiet und in den Hafenstädten anbahncn mochte, welcher An trag schließlich bei namentlicher Abstimmung mit 32 gegen 30 Stimmen abgtlehnt wurde. Frankfurt a. M., 3. Oct. Der Festnebel, welcher den Zwei- Kaisertag in Stuttgart umzog, beginnt sich etwas zu heb^n und dcS Pudel» Kerv daraus hervorzuspringcn. Ich glaube mich auf eine zuverläs sige Quelle zu stützen, wenn ich sage, daß taube Nüsse geknackt worden sind. Der Hauptgegenstand der Verhandlungen Gortschakow'S und Walcwski's ist allerdings die Fürstenthümerfrage gewesen. Die russische Diplomatie brachte im Portefeuille ein darauf bezügliches fertiges Protokoll mit, worin ein junger Leuchtenberg (wol der 1843 geborene) für die unirten Fürsten- thümrr und ein russisch-französischer Vormundschaftsrath vorgeschlagen wurde. Woran man sich im Einzelnen zerschlug, konnte ich noch nichtnäher in Erfahrung bringen, wol aber die Thatsache, daß die Unterhandlungen in Stuttgart-keinen Erfolg hatten, als beide Kaiser auscinandergingen. Gerüchtswcise ist von fran zösischen Gegenpropositionen, welche Malewski in der Tasche hatte, die Rede, und die auffallende Thatsache, daß der dem stuttgarter Hofe fremde Murat statt des am königlich württembergischen Hofe erzogenen Prinzen Napoleon den Kaiser begleitete, wird damit in Verbindung gebracht. (Wir möchten die Zuverlässigkeit dieser Nachrichten in keiner Weise verbürgen.) In diploma tischen Kreisen wird der Zweck der Zusammenkunft in Bezug auf persön liche Verbrüderung der Kaiser als fehlgeschlagen betrachtet. Der Kaiser. Napoleon soll in Mißstimmung über den Verlauf seines Besuchs, bezie hungsweise den russischen Theil der stuttgarter Gäste und ihre etwas an den Kaiser Nikolaus erinnernde mehr oder weniger reservirte Haltung weg gegangen sein. Die wiederholte Durchkreuzung der Einführung der Kai serin Eugenie in den Fürstinnenkreis wäre das nicht am wenigsten ver letzende Moment gewesen. Wären der Kaiser und die Kaiserin von Ruß land noch einen Tag in Stuttgart geblieben, so wäre die so unerwartet aus Biarritz in Paris eingetroffeue Kaiserin wahrscheinlich noch nach der schwäbischen Residenz gekommen. Der bloße Händedruck in Stuttgart und Kuß und Umarmung in Weimar scheinen ebenfalls wie bon smi und Uon kröne, pai venu und Intime zu contrastircn. (Köln. Z.) Schleswig-Holstein. Aus Holstein, 28 Sept. Die Ständc- zeitung theilt das Bedenken der holsteinischen Ständeversamm lung in Betreff des ihr vorgelegten VerfassungscntwursS mit. Dasselbe schließt sich dem Ausschußbericht im Wesentlichen an. Der Schluß lautet: Al« Resultat ihrer Erwägungen ist die Versammlung zu der Ueberzeugung von der völligen Unhaltbarkeit der bestehenden Zustande gelangt. Die Unzuläng lichkeit der Abhülfe, welche der gegenwärtige Verfaffungsentwurf an die Hand gibt, liegt nach dem Erachten der Versammlung genügend zutage. Findet sich nun au ßerdem in dieser allerunterthänigsten Darstellung nachgewiesen, daß sich nur auf dem Wege einer durchgreifenden Reform der gemeinschaftlichen Verfassung zu einer den Verhältnissen entsprechenden Sonderverfassung für da« Herzogthum Holstein gelangen läßt, so konnte auch da« hierzu crfoderliche Material durch da« Mittel der Zusatz - und Verbesserung«anträge zu dem vorliegenden Entwurf nicht beigebracht werden. Wenn nun schon der Versammlung in Berücksichtigung der Zeit und Um stände c« außerhalb der Möglichkeit zu liegen schien, alle Erfodernisse für eine Sonderverfassung aufzustellen und zu berathen, so hat dieselbe von einer solchen Ausarbeitung in Beziehung auf die gemeinsame Verfassung umsomehr abschen müs sen. Die gemeinsame Verfassung soll dem Gemeinwohl sämmlicher Theile der Monarchie eine sichere Grundlage verleihen. Zn einen Zustand sich hineinzuden ken, wie er sein könnte, wenn lediglich da« Interesse von Holstein in Berücksichti gung gezogen würde, davon hat sich die Versammlung vollkommen ferngehalten. Die Erfahrung früherer Zeiten läßt un«, der eingetretenen Zerwürfnisse ungeachtet, die gegenseitigen Vortheile nicht verkennen, die allen Landestheilcn au« ihrer fer ner» Verbindung erwachsen können. Die Versammlung ist aber ebenso fest über zeugt, daß bei den gegebenen Verhältnissen, und insonderheit bei der Verschieden heit der Nationalität, der Weg gewissenhafter Abwägung anstatt de« bisherigen System« der Unterordnung eingeschlagcn werden muß. Sie hält auch unverbrüchlich fest an den Beziehungen, welche innerhalb der Monarchie und zur Verbindung der einzelnen Theile unter sich durch nationale Ucbereinstimmung hervorgebracht und deshalb unvertilgbar sind. Käme im Sinn der Verständigung und auf Grundlage wohlbedachter Ausgleichung ein Vorschlag zu einer gemeinsamen Verfassung an die holsteinische LandeSvertretung, so würde demselben die verdiente Aufnahme und Be rücksichtigung gewiß nicht entgegenstehcn. Diese« ist aber überall nicht geschehen, nicht einmal eine directe Auffoderung, über die gemeinsame Verfassung sich verneh- 2V13 men zu lassen, ist an die holsteinischen Stände ergangen. Hätte die Versammlung in dieser Beziehung die Initiative ergreifen wollen, so würde sie da« ihr gesteckte Ziel überschritten und sich der Gefahr ausgesetzt, haben, den Verhandlungen zwi schen der dänischen Regierung und den deutschen Großmächten, eveNtualiter dem Deutschen Bunde, über die VerfaffungSangelegenheiten de« Herzogthum« Holstein vorzugreifen. So wünschenSwerth e« nun auch für die besonder» Verhältnisse de« Herzogthum« Holstein wäre, wenn baldmöglichst den rückfichtlich derselben ost ge äußerten und zum Theil durch den jetzigen Entwurf berücksichtigten Wünschen der Ständeversammlung durch angemessene Verfassungsänderungen entsprochen würde: so muß doch zur Zeit die Emanirung einer besonder» Verfassung wegen de« ge zeichneten Zusammenhangs, in welchem dieselbe zur Regulirung der gemeinsamen Angelegenheiten steht, umsomehr als unthunlich angesehen werden, al« et auf eine gedeihliche Entwickelung der Verhältnisse nur störend einwirken würde, wenn die VerfaffungSangelegenheiten de« Landes bruchstückweise ihre Erledigung sänden. In Uebereinstimmung mit dem von ihr gefaßten Beschlusse erlaubt sich daher die hol steinische Provinzialständeversammlung im Vorstehenden den ehrfurchtsvollen Aus druck ihrer Ueberzeugung von der bedenklichen Lage des Lande« Ew. Mas. aller- untcrthänigst darzulegen, indem sie dabei die Erklärung hinzufügt, daß sie zu ih rem Bedauern sich außer Stande gesehen hat, der allergnädigsten Absicht Ew. königl. Mas. auf Einführung einer verbesserten Verfassung für die besonder» Ange legenheiten de« Herzogthum« Holstein« entgegenzukommen, ehe und bevor die po litische Stellung dieses Herzogthums in der Monarchie in einer dem gerechten An spruch de« Landes auf Selbständigkeit und Gleichberechtigung entsprechenden Weise geregelt sein werde. Oesterreich. Aus Wien vom 30. Sept, wird dem PesterLloyd geschrie ben : „Ich beeile mich, Ihnen eine Nachricht mitzutheilen, die hier in Kreisen circulirt, die man als gute bezeichnen kann. Nach ihnen wäre das Eine Resultat, das die stuttgarter Zusammenkunft der beiden Kaiser von Rußland und Frankreich erreicht habe, das Zustandekommen einer allgemeinen europäi schen Armcereduction. Der Kviser von Rußland, heißt eS, in richtiger Erkennung der Bedürfnisse des europäischen WelttheilS, habe dem Gedan ken, welcher von Ludwig Napoleon zuerst ausgesprochen wurde, seine leb hafte Zustimmung gegeben. Ein europäischer Congreß zu Paris, eine Fort- sctzung des durch den Pariser FriedenSvertrag inaugurirten Congresses, werde die Angelegenheit regeln und die Modalitäten des Kaiserbeschlusses bestim men. Dieselbe Frage, heißt cs weiter, werde auch in Weimar zwischen den zwei Herrschern des Osten zur Sprache und bei der notorischen Bereitwil ligkeit Oesterreichs zu dieser Maßregel wol auch zur Entscheidung kommen. Bei der Wichtigkeit der Nachricht gebe ich dieselbe nur mit Vorbehalt, füge jedoch hinzu, daß man hier allgemein an die Richtigkeit derselben glaubt." Schweiz. Bon der Schweizerarenze, 30. Sept. Von zuverlässiger Hand er fahre ich, daß mehre vortheilhast bekannte höhere eidgenössische Offiziere der englischen Regierung die Errichtung von Regimentern unter Füh rung von schweizer Offizieren angeboten, aber abschläglich beschicken worden sind. Dagegen ist wahrscheinlich, daß nach Ueberwindung der indischen Rebellion die Ostindische Compagnie wieder Schweizerregimenter engagircn wird, wie dies 1815 der Fall war.— Die Werbung für die hollän dische Regierung in Lörrach hat fortwährend großen Zulauf auS der Schweiz. Es wird nur durch körperliche Tüchtigkeit ausgezeichnete Mann schaft angenommen. . (B. L.) — In Betreff des Waadtländer Conflicts berichtet der «Bund» vom 2. Oct.: „Der Bundcsrath hat dem eidgenössischen Kommissariat in Lau- sänne (wohin Oberst Kurz nach kurzem Aufenthalt in der BundeSstadt zu- rückgekehrt ist) mitgeiheilt, er erachte durch den Beschluß des Großen Raths von Waadt den Stand der Dinge nicht verändert, und dasselbe möge da her bis auf weitern Befehl seinen Instructionen gemäß weiter progrediren." Btalie«. Neapel und Sicilien. Man schreibt der Triester Zeitung aus Tu rin vom 28. Sept.: „Wenn ein Correspondent des Cittadino von Asti recht berichtet ist, so können wir in der nächsten Zeit interessanten Enthüllungen entgegensetzen. Nach diesem Correspondentcn ist König Ferdinand von Neapel wirklich damit beschäftigt, Documcnte zu ordnen, durch welche er den Höfen von Preußen und Oesterreich zu beweisen gedenkt, daß die mu- ratistische Partei bei der Regierung Napoleon's III. einer directe» und in» directen Unterstützung genießt und daß der Bruch mit Neapel von der fran zösischen Regierung nur zu dem Zweck hervorgerufen worden ist, um die gegenwärtige bourbonische Dynastie zu entthronen Einen Theil dieser Do cumente soll der König gesonnen sei» zu veröffentlichen, um seine Hand lungsweise und die sciner Regierung in den Augen Europas zu rechtferti gen. Ich muß hier bemerken, daß diese Nachricht auch an hiesige neapoli tanische Emigranten gelangt ist." Spanien. Die Nachrichten aus Madrid deuten alle darauf hin, daß sich da- Ministerium Narvaez so gut wie in völliger Auflösung befinde. Frankreich. Lj Paris, 3. Oct. Nun sprossen Palmen auf allen Wegen und keine Spur zeigt sich mehr von einer andern Pflanze, soweit die französische Di plomatie reicht. Das Kaiserreich ist der Frieden, die Zusammenkunft in Stuttgart ist der Frieden, der Neffe deS größten Eroberers aller Zeiten ver tritt den Frieden, und jeder Schritt seiner Regierung bedeutet Frieden und nichts als Frieden. Die Umgestaltung der Landkarte, wie sic von imperia listischen Federn in die Welt hinausposaunt wurde, ist ein Gedanke, wel cher den Tuilerien so fcrnliegt wie die Unterwerfung der Lappländer unter französische Herrschaft. Den Rhein zur Grenze Frankreichs machen, ist ein Hirngespinnst, das nie Eingang in daS Haupt Napoleon's III. gefunden. Die französische Garnison im Kirchenstaat und deren verlängerter Aufenr-