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ZUR EINFÜHRUNG Der Vater und Großvater des 1873 in Oneg am Onegasee geborenen Sergej Rachmaninow waren talentierte Pianisten. Nachdem sie ihr Gut hatten verkaufen müssen, zogen die Rachmaninows nach Petersburg. Dort kam der neunjährige Sergej in eine Vorbereitungsklasse des Konservatoriums. Wichtig für die Entwicklung des pianistischen Könnens von Sergej wurde der Einfluß seines berühmten Cousins: Alexander Siloti. Er sorgte dafür, daß Rachmaninow bei dem bekannten Moskauer Klavierpädagogen Nikolai Swerew studieren konnte. 1889 trat Rachmaninow dann in das Moskauer Konservatorium ein, studierte bei Siloti Klavier, bei Sergej Tanejew und Anton Arenski Tonsatz. 1892 erhielt er für seine Examenskomposition, die Oper „Aleko" (nach Pusch kins „Zigeunern"), eine Goldmedaille. Mit diesem Werk erwarb sich Rachmani now die Wertschätzung Tschaikowskis, der eine Inszenierung am Bolschoi- Theater durchsetzte. Nun errang der junge Künstler zunehmenden Ruhm als Konzertpianist, versuchte sich aber bald auch schöpferisch auf sinfonischem Gebiet. Doch seine 1897 von Alexander Glasunow in Petersburg uraufgeführte 1. Sinfonie fiel durch.. Dieser Mißerfolg lähmte Rachmaninows Schaffenskraft für einige Jahre. Als 2. Dirigent war er 1897 98 an der privaten Mamontow-Oper zu Moskau tätig, wo seine Freundschaft mit Fjodor Schaljapin begann. 1899 brachte ihm eine erste Auslandstournee internationale Anerkennung als Pianist. Nach und nach erwachte auch sein Schaffensmut wieder. Es entstanden das 2. Klavierkonzert, Romanzen, die Klavierpreludes op. 23 sowie die Opern „Der geizige Ritter" und „Francesca da Rimini". Inzwischen war Rachmaninow ständiger Dirigent am Moskauer Bolschoi-Theater geworden. Er trat auch als Konzertdirigent her vor. 1906 ging er für drei Jahre ins Ausland (vorwiegend Dresden). Bis zum Revolutionsjahr 1917 entstanden dann die meisten Werke, darunter die be deutenden Klavierzyklen der Preludes op. 32 und der Etudes-tableaux op. 33 und 39, die beiden Klaviersonaten und das 3. Klavierkonzert. Während des ersten Weltkrieges gab Rachmaninow Wohltätigkeitskonzerte zu gunsten Verwundeter. Die Februarrevolution von 1917 begrüßte er, aber die Große Sozialistische Oktoberrevolution selbst verstand er ihrem Wesen nach nicht. So ging er bald nach Bildung der Sowjetregierung über Skandinavien in die USA. Dann folgten zweieinhalb Jahrzehnte rastloser Konzerttätigkeit in Europa und Amerika. Ohne sich zur Heimkehr entschließen zu können, blieb Rachmaninow dennoch mit ganzer Seele Russe. Er propagierte die Kunst seiner Heimat, verfolgte die Entwicklung der sowjetischen Kunst und Wissenschaft, fühlte sich glücklich, wenn er im sowjetischen Rundfunk seine Werke hören konnte. Nach anstrengender Tourneearbeit und einer zehnjährigen Schaffenspause („Als ich aus Rußland fortging, verlor ich den Wunsch, zu schaffen . . .") voll endete er das noch in Moskau begonnene letzte Klavierkonzert, bearbeitete als Gruß an die Heimat russische Volkslieder. Als bedeutendste Spätwerke sind die Variationszyklen auf Themen von Corelli (für Klavier, 1931) und Paganini (für Klavier und Orchester, 1934) sowie die 3. Sinfonie zu nennen. „Als ich die Heimat verließ, verlor ich mich selbst", bekannte Rachmaninow, der es nicht vermocht hatte, sich endgültig zum Neuen in seinem Land zu bekennen. Erst in den Jahren des Vaterländischen Krieges, kurz vor seinem Tod, fand der Komponist zu einem vorbehaltlosen, unmittelbaren Verhältnis. Er überwies beträchtliche Honorarsummen an das sowjetische Verteidigungsministerium und bekannte: „Ich will und ich werde an den ganzen Sieg glauben!" Die ent scheidende Wende des Krieges mit der Schlacht bei Stalingrad erlebte er noch. Am 28. März 1943 erlag er, unmittelbar vor seinem 70. Geburtstag, in Beverly Hills (California) einem Krebsgeschwür. Der Pianist Rachmaninow gehört zu den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit. Er hat sich besonders für Chopin, Liszt und Skrjabin eingesetzt. Der Komponist Rachmaninow ist zutiefst dem klassischen russischen Erbe (etwa Tschaikowski, Borodin) verbunden. Als Sinfoniker hat er erst mit seiner 3. Sinfonie den eige nen Stil gefunden. In den Konzertsälen haben sich bis heute besonders seine Werke für Klavier und Orchester behauptet. Hier vermochte auch die stilistische Originalität des Virtuosen-Komponisten von Anfang an am meisten zu über zeugen. Gegenüber seinen Vorgängern wirkt das 1909 für eine USATournee komponierte und zu Beginn der Reise am 28. November 1909 in New York unter Walter Damrosch mit Rachmaninow als Solisten uraufgeführte 3. Kla vierkonzert d-Moll op. 30 konzentrierter, im Ausdruck prägnanter. Der Solopart ist noch anspruchsvoller geworden. Der Pianist hat oft fast un übersichtlich verschlungene Rhythmen und sich seltsam überkreuzende Melo dieverläufe zu gestalten. Eine Spezifik des Rachmaninowschen Klaviersatzes kommt voll zur Geltung: die „verborgene Polyphonie", d. h. das kaum merkliche zeitweilige Abspalten einzelner Nebenstimmen aus der Hauptmelodie. Mehr und mehr gewinnen nun die Sonatensätze sinfonischen Charakter, so der erste Satz (Allegro ma non tanto). Das Hauptthema, ein metrisch unregel mäßiger, breiter Gesang über regelmäßig phrasierter, marschähnlicher Beglei tung des Orchesters, dominiert. Von beklemmender Süße — ohne ins Sentimen tale abzugleiten — ist der Nebengedanke. Diese ungezwungene Schönheit er reicht das Thema des langsamen Satzes (Intermezzo; Adagio) nicht. Es ist ein freier Variationssatz mit oft zu gesuchter Harmonik. — In der Durchführung des Finales (Alla breve) wird wieder das zweite Thema (gegenüber dem marsch ähnlichen Hauptgedanken) bevorzugt: hier liegen die pathetischen Höhe punkte des Satzes. Durch den Rückgriff auf Themen und melodische Wen dungen oder vorhergehende Sätze wird insgesamt formale Rundung und inhaltliche Geschlossenheit erreicht. Insgesamt 20 Jahre lang lebte Richard Wagner in Dresden, der dieser Stadt besonders wichtige Impulse für seine menschliche und künstlerische Ent wicklung verdankt. 13 dieser Jahre fallen in seine frühe Jugend, denn die Familie des 1813 in Leipzig Geborenen siedelte bereits 1814, als die Mutter eine zweite Ehe eingegangen war, nach Dresden über. Bis 1827 (erneute Umsiedlung nach Leipzig) wuchs der Knabe in Dresden auf, besuchte seit 1822 die Kreuzschule und fand vielfache, befruchtende Anregungen für seine Begabungen. Wesentlicher freilich wurde für ihn noch die zweite Dresdner Zeit seines Lebens, die 1842, nach seinem Pariser Aufenthalt, begann. Nach dem ersten großen Triumph Wagners, der überaus erfolgreichen Uraufführung seiner Oper „Rienzi“ im Oktober 1842 an der Dresdner Hofoper (der im Januar des folgenden Jahres die Uraufführung des „Fliegenden Holländers" folgte), erhielt der Komponist an diesem berühmten Institut einen „lebenslänglichen" Vertrag als Königlich-Sächsischer Kapellmeister und entfaltete in dieser Position eine intensive, reformierend wirkende Tätigkeit, als Dirigent schnell zu großem Ansehen steigend. Eine besondere Tat stellte u. a. seine Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie (1846) dar, auch mit Aufführungen Gluckscher Opern trat er hervor. An eigenen Werken schuf Wagner in Dresden vor allem die Opern „Tannhäuser" (1843—1845) und „Lohengrin" (1845—1849), ferner schon erste Textentwürfe zu den „Meistersingern" und zum „Nibelungen"- Stoff. Die fruchtbare Dresdner Schaffenszeit nahm jedoch 1849 ein jähes Ende. Wagner hatte sich in diesen politisch bewegten Jahren eng den fortschrittlichen revolutionären Bestrebungen seiner Umgebung angeschlossen, verkehrte mit