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1585 — AuS Schwarzenberg schreibt man der Freimüthigen Sachscn-Zcitung: „Bald wird den dem Publicum zugänglichen vaterländischen Mineral quellen eine neue sich zugesellen, die zu Sachsenseld, etwa eine Vier telstunde von hier entfernt. Sie ist nicht eine neuentdeckte, sondern im Ge- gcntheil eine schon in alter Zeit bewährte; aber der edle Brunnen war wil den Gewässern dermaßen ausgesetzt, daß man wünschen mußte, er möge in seiner Reinheit gefaßt und dadurch heilbringend, wie früher, für das Pu blicum gemacht werden. Der hiesige Gerichtsamtmann W. bot zu dem Ende alle Kräfte auf. Nachdem er sich vergewissert, daß der Quell der Reinfaffung werth sei, nachdem er bei der Staatsregierung die Bewilligung der Deckung der Reinfassungskosten bewirkt und Sachverständige für die Ausführung des Baus gewonnen hatte, ist dieser jetzt als beendigt zu be trachten. Der Quell ist rein gefaßt und sprudelt so stark, daß auch ein stär keres Bcdürfniß damit befriedigt werden kann. Bereits geht das Wasser können-, ja fässerweise auch in entferntere Gegenden. Eins aber fehlt nun »och, ein Badehaus. Möge cs gelingen, auch ein solches noch zu beschaf fen. Den Ort selbst anlangcnd, sei noch Folgendes kurz erwähnt: Die Quelle befindet sich auf dem Grund und Boden des Ritterguts Sachsenseld und nur ein Vierlelstündchen von hier. Macht nun schon die Nähe des schönen herrschaftlichen Schlosses den Ort zu einem lieben Plätzchen Erde, so noch vielmehr Das, was die alte, gute Muller Natur selbst gethan hat. Nings ist der yrt von hohen Gebirgen umgeben, und das Thal selbst ist ein so mildes als schön gelegenes. Zudem fehlt es diesem auch nicht an der nö- thigen Zugänglichkeit, indem in unmittelbarer Nähe die Grünhain-Stollber- ger Chaussee — bald auch die Eisenbahn! — vorbeiführt." Neuere Nachrichten. * London, 6. Aug. (Telegraphische Depesche.) Das neueste Blatt der Morning Post enthält folgenden osficiellen Artikel: „Der Ministerwcchsel in Konstantinopel hat keine Lösung der diplomatischen Schwierigkeiten herbeigesührt. Die neuen Minister haben die Berufung der Kaimakams nach Konstan tinopel angeboten, um sie Rechenschaft über die Wahlen in den Fürstenthümern ablegen zu lassen. Hr. v. Thouvencl ging nicht auf dieses Anerbieten ein, bezeichnete es als eine verhöhnende Ablehnung seines Verlangens und drohte nebst dem russischen Gesandten abzureisen, wenn die Wahlen nicht durchaus ungültig erklärt würden^" „Leider", heißt es indem Artikel der Morning Post weiter, „unterstützen die Gesandten Preußens und Sardiniens die Foderungen des Hrn. v. Thou- venel, während die Gesandten Oesterreichs und Englands ent gegengesetzter Ansicht sind und diese rohe Behandlung der Pforte beklagen, welche darauf berechnet sei, das Fortbestehen der Türkei zu gefährden; dieses harte Benehmen übertreffe das frühere Benehmen Mentschikow's." — Consols augen blicklich per September 90^. 1 Uhr Nachmittags: 3proc. Consols 90'/e. (Köln.Z.) Am Schluß unsers Blatts erhalten wir über Berlin noch folgende telegraphische Depesche: *Wien, 6. Aug. (Telegraphische Depesche.) Die Oesterreichische Correspondenz berichtet aus Konstantinopel vom 5. Aug.: „Der französische Gesandte, Hr. v. Thouvencl, hat auf die Wei gerung desSultans, denKaimakam abzuberufen, seineFlagge eingezogen und will in einigen Tagen abreisen. Der Sultan hat erklärt, daß er sich an den Kaiser der Franzosen schrift lich wenden wolle. Man hat noch Hoffnung auf Ausgleichung." K - « i l '^Dresden, 4. Aug. Die allgemeine Stenographenversammlung wid mete ihren zweiten Lag den wissenschaftlichen Vorträgen; gegen 130 Lheilnehmer (darunter 38 vom Lehrerstande) versammelten sich in den, schön decorirten, mit Gabelsbcrger's Porträt geschmückten Saale der I. Kammer. Hr. Regierungßrath Hape bewillkommnete die Versammlung im Namen der Berathungßcommission, des königlichen Stenographischen Instituts und der Staatsregierung, welche dem ge genwärtigen Unternehmen so ansehnliche Opfer gebracht. Die Commission, sprach der geehrte Redner, habe vor allem immer das Ziel vor Augen gehabt, die Ste nographie so zu vereinfachen und in so innige allgemeine Uebereinstimmung zu bringen, daß sie immer leichter in die sich täglich erweiternden Kreise des Geschäfts- lebcns cinzjehen könne; sie lege nun ihre Arbeit der stenographische» Welt zu freier Prüfung, rcsp. Annahme vor; Zwangsmittel habe und wünsche sie nicht; für das königlich sächsische Institut aber sowie für die Centralvercine von München und Wien gelten.die gefaßten Beschlüsse als bindend; sic Hoffs übrigens von jedem Kunstgcnosscn dieselbe Opferbercitwilligkeit, die alle Mitglieder der Commission be wiesen haben; sic haben sich mit Mund und Hand zu treuem Festhalten an den gefaßten Beschlüssen verbindlich gemacht. Hr. Regicrungsrath Hape wurde nun durch Acclamation zum Vorsitzenden der weitern Verhandlungen ernannt und auf dessen Vorschlag Hr. Gerber aus München zum Vicevorsitzenden, Hr. Fischer aus Gera zum Schriftführer; außerdem schrieben vier dresdener Stenographen die gehaltenen Re den wortgetreu nach. Der Vicevorsitzcnde entbot der Versammlung den Gruß des münchener Ccntralvcreins; zur Sache selbst übergehend sprach er, wie auch alle Redner nach ihm, der Einheit und Einigkeit das Wort; es solle zwar die Schrift nicht erstarre», jedoch, als Correspondenzschrift, im Regelwerk fester werden, und sie müsse „der DiScusston entzogen" werden, ebenso wie die 2d Buchstaben Les Alphabets; hinter dem „Gerede von freier Wissenschaft" verstecke sich oft genug Indolenz und Indifferenz oder ein gewisses Unabhängigkeitsgefühl. Professor Conn aus Wien, der seiner hohen Staatsregicrung, die ihn eigens hicrhergesandt, tief sten Dank zollte, sprach, sowie nach ihn, Posanner Edler v. Ehrenthal, über den den günstigen Stand der Stenographie in Oesterreich. Habe man früher geäußert, cs sei unnütz, Stenographie zu lehren, die ja doch 1818 dazu gedient habe, alles alberne Gerede zu verewigen, so bediene nian sich ihrer jetzt in vielen Geschäfts kreisen, besonders auch in der Kaufmannswelt; in den Gymnasien und Realschulen ! sei die Stenographie als fakultativer Lehrgcgenstand ausgenommen, vor allem blühe j sie außer in Wien noch in Böhmen (in Prag an Universität, Gymnasien, Real- j und Handelsschule), ferner zu Grätz, an der Bergakademie zu Leoben, deren Zög- > linge die Kunst bereits an der türkischen Grenze lehren; die Regierung habe tüch tigen Lehrern der Stenographie ihrr Anerkennung in ehrender Weise ausgesprochen; übrigens werde die kaiserliche Staatsdruckerei bis Ende dieses Jahres auch die so lange gewünschten stenographischen Typen vollenden. Dem Bericht des Professors Nätzsch über die Ergebnisse der Berathungen der Commission (vom 23. Juli bis l. AUg.) können wir nur Folgendes entnehmen: Zur Durcharbeitung lagen den 11 CommissionSmitgliedern außer den (3100) „Dresdener Vorschlägen" noch 15 Gutachten vor, die gegen ^00 Anträge enthielten. Im Wesentlichen haben die dresdener „Vorschläge" Annahme gefunden und werden dieselben in Kürze autogra- phirt dem stenographischen Publicum zugestcllt werden. 'Das Lehrbuch von Gratzmüller ! (die Pröisschrift) wird diesen Beschlüssen gemäß revidirt und das gemeinschaftliche ! Lehrmittel der dreiCorporationen werden, wodurch jedoch andern Lehrmitteln keineswegs ! dic Verbreitung abgeschnitten werden soll. Die drei Corporationen haben sich übrigens verbindlich gemacht, nur auf Grund anderweitiger gemeinschaftlich zu fassender Bc- ; Müsse spater einmal von den jetzigen abzugehen. Der Vorsitzende gab kund, daß die Ausschußberichte der.zweijährigen Jnstitutsarbeiten und die Protokolle der Verhand- ! lungen, der Katalog der Bibliothek sowie endlich einige Handschriften von stenographi- schcn Zöglingen von 9—13 Jahren zur Ansicht auslägen; letztere bewiesen vollkommen, > daß cS möglich sei, Kindern dicStenographie zu lehren, und sie rührten aus verschiedenen Gegenden aus Dresden, Ernstthal (Lehrer Schulze), aus Leipzig (Lehrer Dr. Al brecht), aus Prag (Professor Bleyer). Es' folgte ein Bericht über die stenographi schen Zustände in Dänemark von dem dänischen Landtagsstenographen 1) . Dessau, , welcher im Jahre 1848 die Stenographie in München von Gabelsbcrger selbst er lernt und dann auf die dänische Sprache übertragen hat, und zwar ganz nach Ga- bclsbcrger's Principien, namentlich auch unter unverändcitcr Beibehaltung der syn taktischen Schrcibkürzung; während dieser Sprecher aus den, fernen Norden in recht, l. gewandter deutscher Rede seine Ucbcrtragung erläuterte, betrat zu großer Ueberra- schung der Versammlung der Platzhauptmann Lcinner aus Ragusa in Dalmatien, ein Mann, der durch seine Uebertragung der Stenographie auf dic englische Sprache r e t o n. sowie durch Verwendung der Stenographie zu astronomischen Zwecken rühmlichst bekannt ist, an dessen Hierherkommen man aber bereits zu zweifeln begonnen hatte, den Saal. RathSactuar Fischer aus Gcra sprach über die Mittel einer nachdrück lichen Verbreitung der Stenographie, und Di. Albrecht aus Leipzig schlug beson ders Maßregeln gegen unbefugte marktschreierische Lehrer vor; das Hauptmittel suchte er in Einführung der Stenographie auf Schule, Universität und Seminar. Nachdem noch Hr. Kraft aus Nürnberg der ferner» DiScussion streitiger Systemfragen das Wort geredet, Referendar Mehrländer aus Breslau jedem eifrigen Schüler Gabelk- berger's empfohlen, sich auch mit dem Stolze'schen System vertraut zu machen, theilt endlich Hr. Gerber aus München noch einige höchst interessante Charakterzüge aus dem Leben seines Lehrers Gabelsbcrger mit; namentlich hob er seinen innig reli giösen, menschenfreundlich väterlichen Sinn, seine Unermüdlichkeit, seine zarte Fried fertigkeit, seine Wohlthätigkeit hervor. Die um 10 Uhr begonnene, glänzende, fast von allen noch lebenden stenographischen Schriftstellern (auch Prof. 1ir. Wigard) besuchte Versammlung schloß der Vorsitzende nach 2 Uhr durch einige herzerhebende und zur Einmüthigkcit ermahnende Worte. Dic Verhandlungen im Ganzen Ha ben sicher auf jeden Lheilnehmer einen großartigen, crmuthigcnden und freund lichen Eindruck gemacht, dessen wohlthätige Nachwirkung eine bleibende sein wird. Am Nachmittag einte ein Festmahl in Felßner'S Local die Stenographen; Loaste auf die sächsische, bairische, österreichische, oldenburgische und dänische Regierung, auf die Vereine, daS königliche Stenographische Institut und dessen verdienten Lei ter, Regicrungsrath Häpe, auf mehre Celebritäten und Gönner der Kunst, sowie auf die „Stcnogräphinncn der Gegenwart und Zukunft" wechselten mit sinnigen Liedern, und so schloß das Ganze in ebenso würdiger als gemüthlicher Weise ab. *—r Dresden, 5. Aug. Es ist mir eine große Freude, Ihnen mittheilen zu können, daß dem hiesigen Fonds der Schiller-Stiftung em ansehnliches Legat zugefallen. Dasselbe besteht in der Summe von 2000 Fl., welche Frhr. Karl Sieg mund v. Pflummcrn in München zur Förderung unsers Unternehmens ausgesetzt hat, und die, zur Erfüllung der von ihn; getroffenen Bestimmung, nach seinem Hin- scheidcn hierhergesendct worden ist, um dem dresdener Vorstand der Schiller-Stif tung ausgezahlt zu werden. Ich brauche nicht hinzuzufügcn, daß der letztere von dem Gefühl lebhaftester Dankbarkeit ergriffen und überzeugt ist, daß diese neue be langreiche Kundgebung edler Lheilnahme für die Idee der Stiftung allenthalben mit herzlicher Befriedigung vernommen werden wird. Der Zuwachs, den das in Dresden gesammelte Capital hierdurch empfängt, steigert dasselbe, mit Einschluß der noch außenstehenden terminlich zahlbaren Beiträge, bis über 8000 Thlr-, ein Betrag, welchem wol die von allen übrigen, in verschiedenen Städten Deutschlands bestehenden Comites erzielten Geldmittel mindestens gleichkommen dürften, sodaß — gering gerechnet, wie wir glauben — im Ganzen etwa 10,000 Lhlr. von Seiten sämmtlicher Comitc'ö gesichert sein mögen, aus welchen letzter» im Jahre 1859, zur würdigen Säculargeburtsjubclfeier des großen Dichters, hoffentlich Eine — allge meine deutsche — Schiller-Stiftung und ein, zur Verwaltung einer solchen .beru fener Centralvorstand hervorgchen wird. Gesegnet sei und bleibe das Andenkendes hochherzigen Mannes, der einem Institut, das Segen bis in die fernste Zukunft zu bringen bestimmt ist, jene Liebesgabe hinterlassen, und der ihre Uebersendung an ein außerhalb Baiern thätigcs Comitc vielleicht nur deshalb verfügt hat, um anzudeu ten, daß er die Schiller-Stiftung als ein deutsch-vaterländisches Unternehmen be trachte. Daß übrigens das Legat irrthümlich erst nach Leipzig gesendet worden war, von wo cs, nicht ohne daß dieser Jrrthum Kosten zur Folge gehabt, an das hiesige königliche Bezirksgericht gelangt ist, gibt unS Veranlassung zu bemerken, daß bereits zu wiederholten malen eine Verwechselung der hiesigen Schiller-Stif tung mit dem leipziger, seit einer lungern Reihe von Jahren bestehenden Schiller- Verein vorgekommcn und hieraus Weitläufigkeiten entstanden. Es wird zugleich dem letzter» nicht unerwünscht sein, wenn wir darauf aufmerksam machen, daß die Zwecke beider verschieden sind, und daß die seit dem Mai 1855 in Dresden begrün dete Schiller-Stiftung dic Ansammlung cines Capitalö bczweckt, von dessen Zinsen Pensionen und Unterstützungen für Schriftsteller auf dem Gebiete der poetischen Ge staltung sowie für deren Hinterlassene vom Jahre 1859 an bestritten werden sollen. Einsendungen, welche sich auf dieses Institut beziehen, gelangen unter der Adresse: „An den rr instand der Schiller-Stiftung in Dresden" sicher an das hiesige Comite. *Dcr berühmte Schachspieler Professor Andersen in Breslau ist infolge er neuten Andringenö des Schachclubs in Manchester nun doch dahin gegangen.