Volltext Seite (XML)
Ministerwechsel bedeuten würde, der unter den jetzigen Umständen die Na tion aufregen könnte, seine Entlassung erfolgen würde, um ihn durch eine rührigere, frischere Kraft zu ersetzen. — Man spricht von einer Note, welche Hr. v. Hübner auS Wien erhalten und das Zcrwürfniß wegen der Do naufürstenthümer zum Gegenstände haben soll. Diese Note hat an geblich die Bestimmung, dem Grafen Walcwski vorgewiesen zu werden. Es ist in derselben, wie ich höre, das Bedauern der österreichischen Regierung au-gedrückt, daß eine untergeordnete Frage wie die Vereinigung oder die Getrenntheit der Fürstenthümer zu einer ernstlichen Unzufriedenheit Frank reichs Anlaß geben konnte. Ferner soll in der Note die Bereitwilligkeit des wiener Cabinets ausgesprochen sein, Alles aufzubieten und alle möglichen Opfer zu bringen, um jeden Grund zu entfernen, der das freundschaftliche Verhältniß der beiden kaiserlichen Höfe zueinander trüben könnte. Der Graf Buol kommt auf die Ordensverleihung an den Fürsten Vogorides zurück und wiederholt die dem Baron Bourqueney bereits ausgesprochene Versiche rung, daß diese Gunst in keinem Zusammenhänge mit dem Einfluß stehe, welchen der Kaimakam auf die Wahlen in der Moldau genommen, sondern sich lediglich auf die Dienste bezögen, welche der Fürst Vogorides während der Anwesenheit der österreichischen Truppen in den Donaufürstenthümcrn geleistet habe. Was die stattgefundenen Wahlen in der Moldau betrifft, soll schließlich die Note bemerken, so glaube die österreichische Regierung, daß sie vollkommen der Ausdruck des Volkswillens seien, und cs erscheine ihr deshalb um so zulässiger, daß den erhobenen Einwendungen Frankreichs Folge geleistet und zu neuen Wahlen geschritten werde. — Zn allen Theilen der hiesigen Bevölkerung hat der Tod des berühmten Nomanschreibcrs, des Verfassers der „lUz-störeZ <ke pgrm", Eugene Sue, eine Wirkung hervor gebracht, die um so größer ist, als der Dichter auf fremdem Boden in der SelbstvcrbaNnung, zu Annecy in' Savoyen, gestorben ist, wo er sich seit dem 2. Dec. 1851 aufgchalten hat. — Der Kaiser hat den Director des Pariser Hippodrome beauftragt, im Lager von Chälons ein großes Hippodrome nach Art der römischen Cir- ken erbauen zu lassen. 15,000 Zuschauer werden darin Platz finden. Man wird dort außerordentliche Feste mit Wagenrennen, Turnieren, Steeple Chase u. dergl. geben. Belgien. Brüssel, ^i. Aug. General Lamoriciere, der bekanntlich hier wohnt, hat eine Reise nach Deutschland und der Schweiz angctrelen und beabsich- tigt sechs bis sieben Wochen fernzubleiben. Mmerika. London, 4. Aug. Der Steamer Columbia brachte unsere neuyor- ker Briefe, die bis zum 18. Juli reichen und interessante Details über den blutigen Conflict im deutschen Viertel Ncuyorks mitthcilcn. Die 17. Ward, bekanntlich ausschließlich von Deutschen bewohnt, war am Sonn tag, 15. Juli, in Aufregung, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, die neue (republikanische) Polizei wolle das Sonntagsgcseh gewaltsam durch führen und die deutschen Locale schließen. In der That durchzogen stärkere Polizcipatrouillen die Straßen des deutschen Viertels, und infolge dessen sammelten sich an den Ecken größere Gruppen deutscher Einwohner, welche sich über das Branntweingesetz unterhielten. Ein Trupp Polizisten, an ihrer Spitze ein „Deutscher" stehend, foderte die Leute auf, nach Hause zu gehen. Es wurde erwidert, daß Jeder das Recht habe, an der Ecke stehen zu dür fen. Es kam zum Wortwechsel, und die Polizei schickte sich an Verhaf tungen vorzunehmen. Dem entzogen sich die Männer durch die Flucht, und da eben Verstärkungen der Polizei am „Kriegsschauplätze" ankamen, so fan den die Polizisten gcralhen, ohne alle Veranlassung ihre Revolver zu ziehen und in die Volksmenge zu feuern. Ein unbeschreiblicher Schrecken ergriff die Menschenmenge, deren größte Anzahl eben aus der katholischen Kirche kam. WaS fliehen konnte, floh; Schuß auf Schuß folgte von Seiten der Polizisten. Wie es kam, daß nur zehn Männer und Weiber gefährlich, etwa ebenso Viele leicht verwundet wurden und nur Einer todt blieb, ist kaum zu begreifen. Die republikanischen Ordnungsmacher waren blind in ihrer Wuth. Ein Mann, der die Leiche des Erschossenen auf die Schullern lud, erhielt einen Knüttelschlag auf den Kopf, der ihn, die Hirnschale zer schmetterte. Ein Verwundeter, der sich in sein Haus zu retten suchte, wurde vor demselben niedergeschlagen und, als er sich aufrichten wollte, nochmals niedergeschmettert. Männer und Weiber, die mit ihren Kindern im Arme vom Lande zurückkamen, Mütter, die ihre Kinder auf der Straße suchten, Greise, die sich nicht schnell genug retten konnten, wurden mit Knütteln und abgefeuertcn Revolvern besinnungslos niedergeschlagen. Die Gegenwehr der Deutschen war nur schwach. Einige Steinwürfe, von Fenstern und Dächern kommend, war Alles, was ihre Erbitterung wagte. Die Untersu chung erweist, daß jener deutsche Polizist — Treschmann ist sein Name — den ersten Schuß abgefeuert hat, der den Tod jenes Mannes, Namens Johann Miller, zur Folge hatte. Die Leichenausstellung, das Begräbniß und die Untersuchung, infolge welcher zahlreiche Verhaftungen deutscher Ein wohner NcuyorkS stattfanden, haben die Aufregung gegen dir republikani sche Polizei in nicht geringem Grade gemehrt. Das Haus, wo die Leiche deö getödteten ManneS lag, an dessen Sarge seine schwangere Frau bitter lich weinte, war von Tausenden Deutscher umlagert, die in großer Aufre gung und zum Aeußersten entschlossen waren, als ein Polizcicapitän, der den Befehl zum Schießen gegeben haben soll, daselbst erschien. Er konnte sich nur durch die Flucht vor dem erbitterten Volkshaufen retten. Der Lei chenbeschauer hielt eine Rede an das Volk und beruhigte cs einigermaßen. Die Deutschen errichteten dann unser sich eine Sicherheitspolizei, welche be ¬ waffnet und an einem schwarzen Flor an der Brust erkenntlich die Sorg falt für Aufrcchthaltung der Ordnung übernahm. So oft sie durch die Straßen zog, wurde sie von der Menge mit einem Hoch begrüßt. Am dritten Tage fand die Beerdigung des Getödtclen statt. Der Zug war über eine Meile lang. Hinter dem Leichenwagen wurde eine weiße Fahne getra gen mit der Aufschrift: „Opfer der Mctropolitanpolizei". Das Volk gab seinen Unwillen durch laute Schreie der Entrüstung zu erkennen; doch ließ sich kein Polizist blicken, und cs blieb Alle- ruhig. An demselben Abend fand ein Massenmeeting der Deutschen statt, nm die Vorgänge der letzten Tage zu besprechen. Es gab sich im Ganzen eine ruhigere Stimmung kund, als erwartet wurde, obwol der wiener Bierwirth Wutschel aus dem Leichnam „politisches Capital" zu machen suchte und zur „Revolution gegen die Metropolicanpolizci" auffoderte. Die Beschlüsse des Meetings bewiesen, daß der Ruhe- und Ordnungssinn der neuyorker Demokraten aus Deutsch land nicht durch den blutigen Conflict getrübt wurde. Sie bedauerten den Tod und die Verwundungen, beschlossen aber, „das Resultat der Untersu chung abzuwarten und nicht schlechte Gesetze mit Gewalt zu unterdrücken". Gleichzeitig wurde „beschlossen, daß die Polizeicommissare und ihre Werk zeuge als die Meuterer anzuklagen sind", und „beschlossen, daß die Polizei dazu da ist, Frieden zu stiften und nicht den Frieden zu stören", und auch „beschlossen, daß in einem republikanischen Lande das Volk sich selbst re gieren und nicht regiert werden soll". Leider halten sich die englisch-ameri kanischen Journale nicht an diesen Ausdruck politischer Principien, sondern urthcilen auf ganz andere Weise über die letzten Vorfälle. So schreibt un ter Anderm der New-Aork Expreß: „Hunderte von Verbrechern, die der Polizei drüben haben entgehen müssen, gehen jetzt bei offenem Tageslichte ungehindert über unsere Straßen. In ruhigen Zeiten besteht das gewöhn liche Geschäft dieser Unglücksvögcl im Einbrechen und Stehlen, wozu eine lange Reihe praktischer Erfahrungen sie geeignet gemacht hat. Wenn aber die öffentliche Meinung aufgeregt ist, dann sind diese europäischen Galgen vögel in ihrer Glorie und finden ein einladendes Feld für ihre Thätigkeit. Europäische Mobs, ob politischer oder anderer Art, sind gewöhnlich von Plünderung begleitet, und daher füllen diese Verbrecher bei derartigen Ge legenheiten ihre Taschen." In solcher Weise urtheilt eins der Hauptorganc der „Amerikaner" über die Deutschen, welche das Element der Cultur, Ar beit und Wissenschaft nach den Vereinigten Staaten getragen. Die deut schen Bürger Neuyorks werden als „Pöbel" angesehen, und, der demokra tischen Partei in ihrer Majorität angehörend, werden sie von den republi kanischen Journalen mit den „tobten Kaninchen" in Eine Reihe gestellt. Die New-Aork Tribune sagt geradezu, daß die „verdammten Dutchmen" im deutschen Viertel seit mehren Tagen ein Guerrillagefecht im Gange er halten, welches der Mayor Wood unterstützen soll; ferner: „die ganze Be wegung ist von diesem Hauptschurken selbst ausgegangcn, und wenn die Rivts sich erneuern, so muß die Polizei die Deutschen ohne Gnade und Barmherzigkeit vernichten; Zaudern ist Verbrechen." Das ist die Sprache amerikanischer Republikaner! Zu wiederholten malen machte ich Sie auf den Übeln Stand der Kan- saSangelegenheiten aufmerksam. Die neuesten Nachrichten aus Washing ton bestätigen, daß daselbst eine Depesche des Gouverneurs Walker ange- kommcn, in welcher er einen ernsten Ausbruch der Leidenschaften in Law rence ankündigt und daß er genöthigt war, militärische Hülfe in Anspruch zu nehmen, um ihn zu unterdrücken. Die Ursache der Jnsurrection ist in der Dcpesche nicht angegeben, welche man in Neuyork erhielt; doch glaubte man daselbst, daß die Freistaatsmänner die Steuern zu zahlen verweiger ten, welche ihnen die Tcrritorialgefctzgebung auferlegte. Gouverneur Walker beabsichtigte die Beschlüsse der erhitzten Sklavenzüchter von Georgien und Mississippi zu beantworten. — Ueber die Behandlung Eingewanderter in Brasilien entnimmt der Hannoversche Courier aus dem Briefe eines hannoverschen Seemanns Folgendes: „Am 9. Aug. trafen wir in Rio Janeiro ein. Es kam gerade eine Hamburger Brigg mit 150 Passagieren an, meist auS Vicrlanden, aus dem Lande Hadcln und überhaupt von der untern Elbc. Sobald daS Schiff ankam, gingen zwei Customhouseoffiziere vom Lande an Bord und am näch- sten Tage wurden alle Passagiere mit allen ihren Sachen gleich Gefange nen nach dem Arsenal gebracht. Dort blieben sie acht bis neun Tage unter Bewachung von schwarzen Soldaten, hinter verschlossenen Thoren und ohne die Erlaubniß, auch nur in die Stadt zu gehen, und wurden dann, der Eine früher, der Andere später, per Maulesel ins Innere nach den Kaffee plantagen geschickt, wo die Meisten erst ihre Passage abarbeiten müssen. Werden sie dort auch später entlassen, so wartet ihrer doch ein trauriges Leben, viel trauriger, als wenn sie in Deutschland geblieben wären; denn cS bleibt ihnen meist nichts übrig als der Urwald, und wie es dort aus sieht, weiß ich von früher aus eigener Anschauung, und wie Wenigen cs gelingt, sich zu einem etwas bessern Schicksale durchzuarbeiten, habe ich früher selbst gesehen. Aber so geht es, viel Geschrei und wenig Wolle! Und doch bleiben die Deutschen immer treuherzig genug, den Vorspiege lungen zu trauen, und gutmüthig genug, in die Falle zu gehen. Möchten sie doch endlich klug werden!" Ostindien. -s-London, 5. Aug. In Betreff der Belagerung von Delhi spricht sich ein Privatcorrespondcnt der Times heute folgendermaßen aus: „Es sichen dem General Barnard drei Wege zugebote, um möglicherweise in die Stadt zu dringen: 1) Durch Verrath. Angesichts der Verbrüderung der Empörer hoffe ich jedoch von dieser Methode nicht viel, eS müßte denn der