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unserm Lande an einen Lehrer gestellten Anfoderungen entsprachen. Zn dieser Beziehung sicherte der Senator für daö Kirchen- und Schulwesen die entsprechende AuSkunftSerlhcilung zu. (Tgbl.) Weimar, 2. Aug. Die Angelegenheit des von dem Kirchenpatron in Buttelstedt zum Pfarramt daselbst präsentirlen Di. Steinacker, ehe maligen Pastors zu Triest, von dem hannoverschen Kirchenconvcnt aber als dogmatisch unzulässig zum geistlichen Amt erklärt, ist in ein neues Sta- dium getreten, indem auf die gewöhnliche Frage, ob der Kirchcngemeindc- vorstand etwaige gegründete Bedenken gegen Gaben, Lehren und Wandel des Präsentirlen anzuzeigen, derselbe in seiner Majorität die Erklärung an die obere Kirchcnbchördc abgab, daß er nach einmal erfolgter Präsentation etwaige gegründete Bedenken gegen Lehre, Gaben und Wandel des Vor geschlagenen zu erheben nicht gewillt sei. (Frkf. Pz.) Altenburg, 3. Aug. Gestern Abend starb hier infolge Altersschwäche der Senior aller Geistlichen des Landes, der als Verfasser des „VolkSschu- lenfreundeS", des „Kindcrfreundes", der „Sitten und Gebräuche der altcn- burgischen Bauern" und vieler anderer, besonders populärer Schriften auch in weitern Kreisen wohlbekannte Kirchenrath Hempel von Stünzhain im neunundachtzigsten Lebensjahre. (Dr. I.) - Oesterreich. 2 Wien, 3. Aug. Von den unsere Presse in neue ster Zeit beunruhigenden Gerüchten, nach welchen allerlei Finanzmaßregeln gegen dieselbe im Werke wären, hat auch die Deutsche Allgemeine Zeitung nach dem Vorgänge unserer Blätter Notiz genommen. Hier hat sich na mentlich die Oesterreichische Zeitung, das Organ unsers Finanzministeriums, am gründlichsten dagegen ausgesprochen und dadurch den Beweis geliefert, daß, wenn die Absicht zu solchen Maßregeln überhaupt bestand, sie wenig- stens nicht von dieser Seite ausgegangen sei. Um so unruhiger ward die Presse, und nicht undeutlich sprach man die Ueberzeugung aus, daß die ultramontane Partei hier ihre Hand im Spiele habe und eine Beschrän kung und Schwächung der Presse überhaupt beabsichtige, und sogar, denn die Absicht wenigstens konnte nicht in Zweifel gezogen werden von Jedem, der unsern Klerus kennt, bereits dahin abziclcnde Anträge formulirt habe. Ich bin in der Lage, Ihnen über alle diese verschiedenen Befürchtungen und die Berechtigung dazu folgende Mittheilung machen zu können. Vor erst reducirt sich das Ganze auf eine einzige wirklich beabsichtigte Maßregel, nämlich die Einführung einer Stempelsteuer, in der Weise, wie sie in Pa ris, in Berlin rc. für inländische Zeitungen besteht, und das betreffende Project liegt dem Ministerium des Innern zur Prüfung vor. Zum Be- hufe der dcmnächstigen Beralhungen ist auch bereit- den Nedactionen un serer Blätter die Angabe der Anzahl ihrer täglich verbreiteten Exemplare abgefodert worden. Wenn aber auch diese Maßregel, die unsere Presse sicher nicht allzu sehr drücken dürfte, da die Last ja doch aus die Abon nenten vertheilt werden wird, wahrscheinlich ihrer Ausführung entgcgenrcift, so ist dagegen an dem andern Gerücht, nach welchem ein Jnseratcnmonv- pol zu Gunsten der Prcßorgane der Regierung cingeführt werden soll, kein wahres Wort. Das ganze Gerücht hatte seinen Ursprung in dem Erbieten eines hiesigen Speculanten, das bei Gelegenheit des für die Uebcrnahme des Drucks und Verlags der officicllen Wiener Zeitung ausgeschriebenen Concurses gemacht worden. Derselbe soll der Regierung statt der früher gewöhnlich erzielten Pachtsumme von 30,000 Fl. mehr als vier mal soviel, nämlich 140,000 Fl. geboten haben, falls ihm das Jnseratenmonopol zu gestanden werde. Die Regierung hat jedoch das Erbieten einfach zurückge- wiescn. Das Gerücht fand aber deshalb schnell Verbreitung und Glauben unter dem größern Publicum, weil in der That hier das ganze System der Insertionen sehr im Argen liegt, und man aus diese Art auf eine Bes serung hoffen durfte. Nirgends auf dem ganzen europäischen Continenl mögen wol die Annoncen theurer sein als hier. Wenn die hiesige Presse auf die Sympathien des Publicums rechnen will, so muß sie auch auf des sen Interessen Rücksicht nehmen, und nicht blos den Zweck erfüllen, den Journaleigenthümcrn möglichst rasch die Taschen zu füllen. Dergleichen mis- gestimmte Aeußcrungen konnte man in den letzter» Tagen hier manche ver nehmen; natürlich fanden sie nicht ihren Weg in die Presse; aber Das ist gewiß, daß im hiesigen Publicum, falls die Regierung wirklich die Absicht hätte, die Inserate zu einem ausschließlichen Privilegium zu machen und infolge davon die enormen Einrückungsgebühren herabzusetzen, sich auch nicht Eine Stimme zu Gunsten der Presse erhoben hätte. — Die Ost-Deutsche Post meldet: „Dem Vernehmen nach soll der be- kannte Maler Wald müller, CusioS der gräflich Lamberg'schen Galerie und Titularprofessor der Akademie, dieser Tage plötzlich und ohne Pension aus seiner Stelle entlassen worden sein. In Künstlcrkreisen macht dieser Vorfall nicht geringes Aufsehen, indem man denselben mit Waldmüller's seinerzeit besprochener Broschüre: «Andeutungen über die inländischen Kunst zustände», in Verbindung bringt." — Man schreibt der augöburger Allgemeinen Zeitung von der Etsch vom 30. Juli: „Es wäre sehr wünschenswcrth, daß das Recht der Ansässigma- chung von Protestanten in Tirol endgültig festgestcllt würde; der Wi derspruch der diesfallsigen Gesetzgebung mit der Handhabung der Verwal tung tritt immer häufiger und greller zutage. Erst vor kurzem sind mir wieder zwei derartige Fälle bekannt geworden. In dem einen ist cs eine Familie fleißiger Westfalen, welcher die Errichtung einer Seidenspinnerei untersagt wird, nachdem dieselbe seit Jahren ihren ruhigen Wohnsitz im Etschlande aufgcschlagcn. In dem andern wollte ein Fabrikant Nordtirols eine käuflich gewordene Burgruine an sich bringen, als man sein Glaubcns- bekcnntniß mit dem Besitz mittelalterlichen Gemäuers unverträglich fand. Die Gerichtsbehörden würden sich strenger Verantwortung aussetzen, wenn sie in solchen Fällen die Anschreibung ins Eigenthum verweigerten. Kaum ist dieselbe erfolgt, so gelangt ein Protest de- bischöflichen Ordinariat- an die politische Behörde, und der neue Ansiedler sieht voy nun an da- Damo klesschwert der Entwährung über sich schweben. Die Unsicherheit dieser Ver- hältniffe hat denn auch die entsprechenden Folgen. Seit einem Jahre sind eine Reihe größerer Besitzungen im Lande au-geboten worden; zu keiner hat sich ein Käufer gefunden. Kauflustige aus dem Au-lande, die sich ge meldet, zogen sich zurück, als sie von den Anständen hörten, welchen sie ausgesetzt sein würden. Im Jnlande aber ist kein Geld zum Gutserwerb, und der verarmte Besitzer mag sein Besitzthum weil unter dem Werthe sei nen Gläubigern überlassen. Dem Lande, das ist gewiß, wird auf diese Weise wenig geholfen; die Negierung erwirbt sich aber nicht einmal de» Dank der Wenigen, welche sie zur Unduldsamkeit drängen wollen." — Dem Tagesboten aus Böhmen schreibt man aus Szcgedin: „Der be rüchtigte Rozsa Sandor sitzt noch immer auf der hiesigen Festung; mehr als 60 Zeugen wurden bisher verhört und, merkwürdig genug, dem Räu berhauptmann kann kein Meuchelmord nachgewiesen werden, blos Todtschlag da, wo er sein Leben vertheidigte. Es ist also nicht unmöglich, daß er be gnadigt wird, das «Volt» hegt viel Sympathie für ihn." Schweiz. Bern, 3. Aug. Die Bundesversammlung wird am 5. Aug. geschlossen, vr. Kern erklärte heute dem Bundesrath die definitive An nahme der Wahl zum bevollmächtigten Minister der Schweiz In Paris. Btalie«. Der Nord versichert nach Privatmitthcilungen, daß eine Aussöhnung zwischen Sardinien und Oesterreich bevorstände, und daß auch das französische Cabinet geneigt wäre, die alten Beziehungen zu König Ferdi nand wiederherzustellen. Bci Anwesenheit des Grafen von SyrakuS zu Paris scheinen die Grundlagen dieser Ausgleichung der Differenzen gelegt worden zu sein. Fürst Carini, früherer Gesandter zu London, würde sich demnächst »ach Paris begeben, um dort König Ferdinand zu vertreten, während Kaiser Napoleon ebenfalls wieder einen bevollmächtigten Minister zu Neapel beglaubigen würde. Weitere Erklärungen würden nicht statlfinden, und ma.n würde es England anheimstellcn, ganz ebenso zu verfahren. Frankreich. Li Paris, 3. Aug. Was ich Ihnen gestern und vorgestern über die rasche Umwandlung des Verhältnisses zwischen England und Frank reich mit Bezug auf die Absichten der beiden Negierungen in der Donau fürstenthümerfrage berichtete, hat sich rasch und entschieden bestätigt. Eine Depesche aus Konstantinopel verkündet den Sturz des Ministeriums Reschid- Pascha und die Ernennung eines neuen Cabincts unter dem Vorsitz Mu stapha-Pascha's. Also haben die Vertreter einer englischen Politik den Vertretern einer französischen Platz gemacht; und dieses wichtige Ereigniß trug sich zu, während Lord Stratford de Rcdcliffe, der eigentliche Groß- Herr der Gläubigen, sich auf einer Erholungsreise von seinem Posten ent fernt hat. Mit großer Gcnugthuung wird die Nachricht von den wirklichen Anhängern an die bestehende Ordnung der Dinge ausgenommen, die cs unzulässig finden, daß Napoleon III. in irgendeiner Streitfrage Unrecht be halte und eine diplomatische Schlappe als sehr schädlich für seine,Herrschaft erkennen, weil diese den Franzosen zunächst Ansehen nach außen bedeuten muß. Der einzige Zweifel, welcher sich bei dieser plötzlichen, im Allgemei nen unerwarteten Wendung der Dinge geltend macht, ist der, ob diese Maßregel von Seiten der Negierung nicht in die Reihe derjenigen gehört, die, von einer augenblicklichen Jntrigue herrührend, ebenso ohne Dauer wie ohne Bedeutung sind. In den Kreisen, wo man nicht genau in die Lage der Dinge cingcwciht ist, besorgt man, daß die Abwesenheit Lord Stratford de Redcliffe's benutzt worden, um, wie dies schon einmal gesche hen, „hinter seinem Rücken" diesen antienglischcn Ministcrwechsel herbeizu führen, und daß Alles, sobald der Mächtige auf dem Schauplätze dieser politischen Plänkeleien erscheint, ins frühere Geleise wieder zurückkehrt und der Divan wieder so englisch wird, als wäre Admiral Lyons mit seiner Flotte in den Bosporus cingesahren. Die diplomatische Welt aber sieht die Dinge ganz anders an und erkennt i» den Begebenheiten zu Konstantino pel die Wirkung der Nachgiebigkeit Englands. Sie hält es für unmöglich, daß die Abwesenheit Lord Stratford de Redcliffe's von dem Schauplatze seiner Wirksamkeit in einem Augenblick, da auf demselben eine so wichtige Frage zur Lösung gebracht werden soll, ein Zufall sei, und erklärt sie für das von England gemachte Zugeständniß an Frankreich. Die Russen und ihre guten Freunde sind iü Verzweiflung, obgleich sie doch gewiß jede Niederlage Englands niit Freude zu begrüßen bereit sind. — Für die Reise des Kaisers nach Osborne, welche am 5. oder 6. Aug. von Havre aus des Nachts stattsinden soll, weht nun wieder günstigere Luft und cs steht eine noch festere Vereinigung der benachbarten Großstaatcn des Westens von dem bevorstehenden Besuch, oder sollte man nicht wieder sagen können von den bevorstehenden Besuchen? zu erwarten. — Um zu beweisen, wie ernst es Frankreich, d. h. sein Kaiser, mit der Angelegenheit in den Do na ufürstcnthüm er n nimmt, erzählt man, daß eine so scharfe Note, die sen Gegenstand betreffend, von hier nach Wien abgegangen sei, wie seit dem Emporkommcn Napolcon's kaum eine schärfere aus dem Auswärtigen Amt gekommen; überdies soll Hr. de Bourqueney zu einer so entschiedenen Sprache aufgefodert worden sein, als nur der diplomatische Gebrauch und der Anstank zulässig macht. Es wird behauptet, daß Hr. v. Walewski in sofern die Weisungen des Kaisers überschritten, als er für eigene Rech-