Volltext Seite (XML)
SS. Juni 18S7. Nr. 14L DciiWc Mgmtiic Zkittig «Wahrheit und Recht, Freiheit und Geseht- Znsertionsgebühr für d«n Raum einer Zeil« 2 Rgr. Zu beziehen durch alle Postämter de- In- und Auslandes, sowie durch di« Ärpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Preis für das Vierteljahr l'/, Thlr.j jede einzeln« Nummer 2 Ngl. Donnerstag. L-tD-i-. Di« Zeitung tsschems mit Ausnahme des Sonntags täglich Nachmit tags für den folgenden Tag. Deutschland. ----Aus Süddeutschland, 21. Juni. Als die deutsche Presse cs für ihr« Pflicht hielt, die österreichische und die preußische Instruction vom 20. Mat miteinander zu vergleichen, und die allgemeine Ansicht sich dahin feststelltt, daß der preußischen Instruction wegen ihrer bestimmtem, entschie denem und vorsorglicher» Fassung der Vorzug gebühre, da sand man cs österreichischerseits für nöthig, die österreichische Depesche und die österrei chische Politik in Sachen der Herzogthümcr in Schutz zu nehmen. Der wiener Korrespondent der Frankfurter Postzeitung erklärte am 10. Juni: „Die Erfüllung dieser Uebcreinkünfte (von Oesterreich und Preußen mit Dänemark) ihrem Geist und Wesen nach sei eS, welche jetzt verlangt werde, und nicht» in Dem, was die Depesche des Grafen Buol enthalte, gehe über diese wichtige Grenze hinaus.... Die österreichische Negierung werde ihre feit dem orientalischen Kriege freigewordenen Hände nicht eher ruhen lassen, bis sie die Gleichberechtigung der deutschen und dänischen Untcrtha- ntn aus der Grundlage der bestehenden Verträge erwirkt haben werde." Am 12. Juni nahm der nämliche Corrcspondcnt für die österreichische In struction in seiner bekannten Manier förmlich Partei: „Solange keine Ver schiedenheit in den Grundsätzen der beiden deutschen Großmächte eintrcte, sei e» thöricht, sich auf Wortklaubereien über die Fassung der beiderseitigen Gtaatsschriften einzulassen.... Diejenigen Blätter aber, welche die angeb- licht Verschiedenheit am meisten ausbeutcten, davon den Grad dcr Wärme der Cabinete für die deutsche Sache ableiteten, seien eS gerade, welche ihrer ganzen Tendenz wegen nach dem Schicksal dcr Herzogthümcr am wenigsten fragten, und denen dieses selbst nur ein Agitationsmittel in ihrem Sinne sei." Wir würdigen diese und weitere ähnliche Ausfälle natürlich keiner Antwort und bemerken nur noch, daß die wiener Corrcspondcnz, wie sic Oesterreich allein die „Gleichberechtigung erwirken" läßt, so auch behauptet, daß „die Schwarzcnberg'schen Noten es gewesen seien, welche Dänemark seine Zugeständnisse abgenöthigt hätten". So fällt ja auf den Corrcspon- ! denten selbst zurück, was er mit den Worten: „Sie (die ihm misfällige S Presse) hat eben zweierlei Maß und überall ihre Berechnung", dieser Presse andichtet. Wenden wir uns von dcr Frankfurter Postzeitung zu einem j wiener Artikel vom 8. Juni in der Allgemeinen Zeitung vom 11. Juni, ! worin da» gleiche Thema, nur in feinerer und geschliffenerer Weise, behan- delt ist. Indem wir auch gegen diesen Artikel jede zveltcre Polemik ver- ! meiden, müssen wir gleichwol Einiges aus ihm herausheben. Er unterschei det nämlich zwischen einer europäischen und einer deutschen Seite der dä nischen Frage und bemerkt zu jener: „Die Competenz der Großmächte sei nicht zu bestreiten; sie hätten ein Recht dazu, daß die Succcssions-, viel leicht auch die GcsammtstaatSvcrhältNisse in Dänemark nicht ohne ihr Zu thun erledigt würden. Oesterreich sei schon einmal in der Lage gewesen, aus solchem Anlaß gemeinschaftlich mit andern Mächten ein Londoner Pro tokoll zu unterschreiben, Preußen nicht minder; der Anlaß könne wiederkch- ren, und ohne Zweifel würde in diesem Falle auch Preußen nicht das ge ringste Bedenken tragen, innerhalb eines gleichberechtigten europäischen Naths zur Lösung von Schwierigkeiten mitzuwirken." Diese Worte klingen sonder bar und bedenklich genug, um die besondere Aufmerksamkeit darauf lenken zu sollen. Was das Londoner Protokoll zu bedeuten hatte, das ist noch in gutem Gedächtniß. Oesterreich half damit den dänischen Gesammtstaat auf- richten und die uralte Verbindung zwischen Holstein und Schleswig lösen. Seine Unterschrift zwang auch Preußen zur nachträglichen Unterzeichnung. Der Schluß der berichtigenden Erklärung der Oesterreichischen Korrespon denz wird durch den Artikel der Allgemeinen Zeitung jedenfalls in ein ri- genthümlicheS Licht gestellt. Die dänische Ablehnung der Aufstellungen in den Depeschen vom 20. Mai scheint indessen ganz dazu angethan zu sein, die österreichische Politik in Betreff der Herzogthümcr zu erproben und dar über zu vergewissern, ob trotz der verschiedenen Fassung die österreichische Depesche vom nämlichen Gedanken dictirt worden sei wie dicpreußische. Wir wünschen auf- richtig, ja, wir hoffen es, daß diese Probe bestens bestanden werden möge. Unter allen Voraussetzungen tritt mit der neuesten Wendung der Dinge an den Deutschen Bund die ernste Mahnung heran, in voller Eintracht sein ganzes Gewicht in die Wagschale zu legen. Hoffentlich trägt derselbe die ser Mahnung die gebührende Rechnung und nimmt damit jene Stellung «in, die ihm das Vertrauen von Deutschland zuzuwendcn und ihn zugleich mit der für alle Eventualitäten beruhigenden Uebcrzeugung zu erfüllen ver mag, daß er die öffentliche Meinung für sich und das deutsche Volk hinter sich habe. Bom Maiy, 21. Juni. Bekanntlich sollten die auf der münchener Postconferenz getroffenen Vereinbarungen von den betheiligtcn Negie rungen bis zum 15. Juni ratificirt werden, um alsbald ins Leben treten zu Mnen. Wir Horen nun aber, daß eine Verzögerung dadurch eingctre- tcn ist, daß Kurhessen die Ratification entschieden verweigert. Die Gründe sind uns nicht bekannt. Die Ratification der andern Negierungen soll recht zeitig cingetroffen sein. (Schwäb. M.) Untcrm 21. Juni schreibt man dem Frankfurter Journal aus Kassel: „Gutem Vernehmen nach hat es bisjctzt den Bemühungen des diesseitigen Bevollmächtigten dcr münchener Postconferenz, vr. Bang, nicht gelinge» wollen, den Kurfürsten zur Natisicirung der dort getroffenen Vereinbarungen zu bewegen." — Die Frankfurter Postzeitung schrieb dieser Tage: „Die in einer pari- scr Korrespondenz des Nord gemachte Mittheilung, es sei die Absicht dcr österreichischen Negierung, die in dcr Bundesfestung Nastadt bcfindli- chen österreichischen Truppentheile um 1000 Mann zu vermehren, sodaß , dieselben einen Effeclivbestand von 5000 Mann erreichen würden, ist nach bestimmtesten Versicherungen völlig ungegründet. Es fallen damit die in ! die erwähnte Korrespondenz eingestrcuten Insinuationen, welche dem öster- ! rcichischcn Cabinet Rückgedanken unterschieben und MiSlrauen gegen das- k selbe erregen möchten." Die Neue Preußische Zeitung sagt dazu: „Uns wird aus Frankfurt a. M. gemeldet, daß die österreichische Regierung allerdings mit der Absicht umgehe, für die 100 Mann vom Geniecorps, welche der selben in Nastadt auszustellen vertragsmäßig zustcht, ihre Infanterie daselbst bis auf 5000 Mann zu erhöhen. Die gegenwärtige Stärke der österreichi schen Besatzung in Nastadt beträgt zwischen 3—4000 Mann; in Uebcrein- stimmung aber mit der badischen Regierung soll diese Stärke auf 5000 Mann erhöht werden. Preußen soll dagegen Einspruch erhoben haben, die österreichische Negierung aber beabsichtigen, auf die Entscheidung des Bun destags anzntragcn. Wir geben diese Nachrichten, ohne sie vorläufig nach allen Seiten hin vertreten zu können." Preußen, t Berlin, 23. Juni. Von der Hierherkunft des Kai sers Napoleon im September d. I. wird in namhaften Kreisen noch viel gesprochen, zumal dieselbe mit der später« Reise des Kaisers Alexander nach Deutschland in enge Verbindung gebracht wird. Als die muthmaß- . siche Zeit der Zusammenkunft der beiden Kaiser wird der 14.—22. Sept, bezeichnet. Am 14. Sept, findet nämlich die große Parade der sämmtlichen Truppen des 3. Armeecorps hier bei Berlin statt. Am 17., 18. und 19. Sept, sollen die gemeinschaftlichen großen Feldübungcn dieses ArmeccorpS mit dem gesammten Gardecorpö in dcr Umgegend von Spandau auSgr- führt werden. Am 21. und 22. Sept, werden die Uebungcn durch große Cavalcriemanöver auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin, an welchen die Linien- und Landwchrcavalerie sowie die reitende Artillerie beider Korps theilnimmt, geschlossen werden. In hiesigen diplomatischen Kreisen Willman wissen, daß die Einladung an beide Kaiser, diesen großen Feldübungcn bei» zuwohnen, bereits erfolgt sei. Man behauptet sogar, daß durch diese beider seitige Einladung einem Wunsche des Kaisers Alexander nur entgegengc- kommen werde. Für die gegenwärtigen Beziehungen zwischen dem pcters- burger und pariser Kaiserhose ist die Verleihung des russischen St.-Katha- rinenordenö an die Kaiserin dcr Franzosen und noch mehr dcr Abschluß des Handelsvertrags zwischen Rußland und Frankreich ein deutlich sprechen der Beweis. Namentlich dieser Handelsvertrag, durch welchen Frankreich bedeutende Vortheilc zugewandt werden, ist hier dcr Gegenstand lebhafter Besprechung, da die Handclsverhältnissc zwischen Preußen und Rußland noch so außerordentlich viel zu wünschen jühriglasscn. — In der gestern hier stattgchabten Sitzung des StaatSministeriums soll eine wichtige innere Angelegenheit zur Verhandlung gekommen sein. Der Ministerprä sident, der Finanzminister und der HandejSminister waren wegen dieser Sitzung hierher zurückgckommen. — Die durch die Generalin v. Zastrow, geb. v. Pourtales, für die neuenburger Verbannten veranstaltete Sammlung hat 4525 Thlr. eingebracht. Das Comite' in Morteau, wel chem diese Summe zugesändt worden ist, hat dcr Generalin v. Zastrow im Namen aller flüchtigen Royalisten tiefen Dank für diese Bemühungen aus gedrückt. — Der Kritgsminister v. Waldersee, welcher über Köln hier- her zurückgekchrt war, hat Berlin bereits wieder verlassen, da demselben bekanntlich zur Stärkung seiner Gesundheit ein Urlaub von 2'/- Monaten bewilligt worden ist. — Die Antwort des ko pen Hagen er CabinetS auf die jüngsten Erklärungen Preußens und Oesterreichs ist biSjetzt noch nicht hier cingetroffen. WaS die dänischen Blätter über den Inhalt dieser Ant wort mittheilen, soll durchaus unzuverlässig sein. Wie man wissen will, würde das kopenhagener Cabinet in seiner allerdings ausweichenden Ant wort den Wunsch auSsprcchen, daß die deutschen Großmächte biS zum Er scheinen der Vorlagen de» dänischen Cabinets in Betreff Holsteins sich wei- terer Schritte enthalten möchten. ES dürfte aber sehr zu bezweifeln sein, daß Preußen und Oesterreich auf diesen Wunsch, cingehen. — Dcr Preußische StaatS-Anzcigcr vom 24. Juni veröffentlicht den Ver trag wegen Neuenburg und Valcngin, dessen Wortlaut wir bereits in Nr. 135 gebracht haben.