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1144 Türkei. Die Pforte soll den Beschluß gefaßt haben, mit dem bisherigen Steuersystem vollständig zu brechen. Vor allem soll in dem ganzen Reiche ein Steuerkataster ausgenommen werden, und hat sich die türkische Negierung an England gewendet, um eine Anzahl Ingenieure zu erhalten, welche mit den diesfallsigen Arbeiten betraut werden sollen. Auf Grund lage dcS Steuerkatasters wird dann das System, welches bisher bei Ein hebung der Vermögenssteuer beobachtet wurde, vollständig modificirt, und dieselbe nicht mehr, wie cs bisher geschah, nach Gemeinden, Aemtern, Di- stricten und Provinzen, sondern einzig und allein nach dem individuellen Vermögensstande bemessen werden. Auch soll ferner das bisher übliche Pachtsystem in Betreff der Einhebung der Erwerbstcucr aufgcgeben und letztere direet an die Rcgicrnngsorgane, und zwar nicht mehr in Gestalt des Zehnten von den Feldfrüchten in natura, sondern baar abgcführt wer den. In Verbindung mit dieser letztem Maßnahme steht sodann der wei tere Beschluß, daß nämlich fürderhin weder ein partielles noch ein allge meines Getreideausfuhrvcrbot erlassen werden soll. — Zur Frage der Donaufürstenthümcr theilt ein pariser Corrcspon- dent der Neuen Preußischen Zeitung mit, baß ein Vermittelungsvorschlag des Lords Clarendon, welcher, die politische Vereinigung ausschließcnd, die möglichste Assimilirung der Fürstenthümer in administrativer Beziehung zum Zweck hat, Gegenstand von Berathungen zwischen dem österreichischen Mi nister des Auswärtigen, Grafen Buol, dem englischen Gesandten und dem französischen Gesandten in Wien, und daß Letzterer von seiner Negierung angewiesen ist, sich im Princip mit dem Vorschlag einverstanden zu erklären. Griechenland. Athen, 30. Mai. Im Budget des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ist die Exigcnz für die griechische Gesandtschaft in Paris gestrichen worden, wogegen der französische Gesandte in einer Note remonstrirte, dem Ministerium 24 Stunden Bedenkzeit verwilligte, und, wenn seinem Begehren nicht willfahrt werde, mit Abbrechung der di plomatischen Verbindungen drohte. DaS Ministerium erklärte demgemäß: die Gesandtschaft in Paris werde fortbestchcn, und es sei gesonnen, von den Kammern einen außerordentlichen Credit zu diesem Zweck zu verlangen. Die Schließung des Landtags ist auf den 20. Juni festgesetzt. Ein Mi- «istcrwechsel ist wahrscheinlich. — Eine englische Note wegen Verhaf tung eines des Diebstahls beschuldigten und unschuldig erkannten ionischen Unterthans wurde hier überreicht. — Der König soll am 1. Juni eine Rundreise in den Provinzen unternehmen. Mmerika. L London, 24. Mai. Eine Botschaft des Mayors von Ncuyork an den Stadtrath hat wegen ihrer Schärfe, mit welcher die Gesetzgebende Versammlung des Staats angegriffen wird, keine geringe Sensation erregt. Unter Anderm sagt der Mayor über die vielbesprochene Liccnzbill: „Die selbe ist ein Eingriff in individuelle Rechte, wodurch sich die herrschende Partei (Republikaner) so sehr auszeichncl. Sie wird nicht die Unmäßigkeil verhindern können und widerstrebt der Theorie aller amerikanischen Gesetze. Den Unterschied, welchen sie zwischen dem Verkauf von Liqueur durch reiche Leute und durch Arme macht, indem sic den Erster« Erleichterungen in je nem Handel darbietct, welche sie den Letzter« versagt, steht im Einklänge mit den Dogmen einer Partei, welche stets den Besitz von Eigenthum als einen Beweis von Verdienst anerkennt. Gemäß der Bill soll ein Mann, welcher 20 freie Grundeigcnlhümcr zu seinen guten Freunden zählt, die Er- laubniß haben, das zerstörende Element zu verkaufen; aber dem unglück lichen armen Mann wird das Privilegium versagt, weil seine Lage ihm diese Unterstützung nicht erlaubt." — Die republikanische Staatenvcrsamm- lung von Massachusetts hat soeben ein Amendement zu seiner Consti tution angenommen, wonach in jenem Staate Niemand stimmen soll, der nicht Englisch lesen kann. Deutsche Demokraten ärgern sich weidlich über diese Bestimmung und sagen, daß, nicht zufrieden damit, die Negierung von Massachusetts jedes Institut niederbrcchcn wolle, das der Ausführung des Bundesgesetzes behülflich sein könnte. Von Worcester verbreitet sich in diesem Augenblick unter den Republikanern des ganzen Staats der Ruf: Nieder mit der Miliz! Nieder mit dem Bürgermilitär! Diese Stimme der Republikaner in Massachusetts gegen die Bürgermiliz ist die erste, welche gegen dieses Institut vernommen wird, und man glaubt, daß sie sich bald über den von Fanatismus angcstcckten Theil des Nordens verbreiten wird. In Zukunft soll nur der souveräne Mob regieren. — Aus Havana wird gemeldet, daß die Crödit-mobilicr-Gesellschaft auch dort cmgcführt wird. Man befürchtet, daß dieses Institut wilden Speculationen und unbe grenztem Actienschwindel Thür und Thor öffnen wird. Das Capital, wo mit die Gesellschaft beginnen will, soll sich auf 12 Mill. Doll, belaufen.— Das amerikanische Consulat in Frankfurt a. M. wird Hrn. Wäl der von St.-Antonia, Texas, übertragen werden. Hr. Wälder ist ein Deut scher, kam in früher Jugend arm nach den Vereinigten Staaten, wurde Buchdrucker, widmete sich später dem Rechtssache, machte dann den mexi kanischen Krieg mit, wurde später von Lucerne County zum Staatsanwalt und schließlich in die StaatSgcsetzgebung gewählt. — Ein Brief aus Mexico vom 3. Mai in der Times schildert die dor tigen Zustände mit sehr traurigen Farben und spricht die Ueberzeugung auS, daß der Freistaat dem Uebcrgewicht der Vereinigten Staaten bald werde er liegen müssen. Abgesehen von den Frcibeutcreinfällen an der Grenze, deren einer eben abgeschlagen wurde, vergehe kaum eine Woche, in der nicht eine daS Bestehen der Regierung bedrohende Verschwörung entdeckt werde, und die Regierung ihrerseits greife zu den allerschlimmflen Mitteln, sich aus ihren finanziellen Verlegenheiten zu helfen. „Hr. Montes", berichtet der selbe Correspondcnt, „der frühere Minister des Auswärtigen, ist gestern von Mexico abgereist, um sich an Bord des Solcnt nach Rom einzuschiffen, wohin er als Gesandter geht. Es ist aber noch die Frage, ob ihn der Papst empfangen wird, da die gegen den KlcruS gerichteten Maßregeln in Rom gewiß großes Misvergnügen erregt haben müssen. Seit Abgang der letzten Post ist wieder ein neues Decrct erschienen, das Reformen in den Kirch, spielabgabc« einführt, über welche der Klerus wieder sehr erbittert ist." «Königreich Sachsen. Dresden, 5. Juni. Das Dresdner Journal meldet: „Telegraphi scher Meldung aus Strcsa vom gestrigen Tage zufolge gedenken Sc. Maj. der König von dort aus auch dem großhcrzoglich toscanischcn Hofe einen Besuch abzustattcn und vom 9. bis 17. Juni in Florenz zu verweilen." — Aus Dresden vom 5. Juni berichtet das Dresdner Journal: „Ge stern endlich hat man den Leichnam des am 3. Mai in der Nähe des Elb- bergcs im Elbstrome verunglückten polytechnischen Schülers Hugo Haake aus Karlsfeld bei Eibenstock aufgefunden und zwar fast an derselben Stelle, wo er vom Kahne ins Wasser gefallen war. Am Kopfe hatte er eine starke Verletzung, und gründet sich hierauf die Vermuthung, daß der Ver unglückte beim Sturz ins Wasser durch Aufschlagen an einen unter dem Wasser befindlichen spitzen Gegenstand, an dem sein Körper beinahe fünf Wochen hängen geblieben ist, bewußtlos geworden, da er sonst als ein guter Schwimmer durch den Fall an sich wenig gefährdet gewesen wäre. Man hat bei ihm noch Uhr, Ring rc. wohlcrhalten ausgefunden." * Leipzig, 6. Juni. Gestern Mittag 1 Uhr kam der russische Staats- kanzler Graf Nessel rode mit zahlreicher Begleitung hier an und reiste nach eingenommenem Diner in der Restauration des Leipzig-Dresdner Bahn hofs aus der Sächsisch-Bairischen Eisenbahn weiter. -s- Leipzig, 6. Juni. Gegenstand der gestern Vormittag unter dem Vorsitz des Hrn. Bezirksgcrichtsdircctors Gchcimraths Lucius gehaltenen Sitzung des hiesigen Bezirksgerichts war die Erörterung eines Diebstahls, dessen an geklagt die 22jährige geschiedene I. F. Pfeifer aus Lübschütz bei Wurzen erschien. Der in letzterer Stadt lebenden Nähterin W. Engel waren aus ihrem im Vorhause stehenden verschlossenen Kleiderschrank eine Anzahl Klei der, Mäntel und Tücher, zusammen 13 Stück und im Werth von etwa 46 Thlrn., in der Zeit vom 17. zum 22. Fcbr. entwendet worden, ohne daß eine Verletzung am Schloß ersichtlich gewesen wäre. Da nun die Pfeifer die Bestohlene oft besucht und namentlich in jenen Tagen zwei mal an dem Nähtischchen, worin der Schlüssel zu dem Kleiderschrankc gelegen, einige Minuten allein gesessen hatte, so war sogleich Verdacht auf sic ge fallen, und bald hatte man sie im Besitz von fünf der vermißten Gegen stände betroffen, die sie theils bei einigen Personen hicr und in Zwenkau untcrgcbracht, theils auf dem hiesigen Leihhause verpfändet hatte. Sie selbst räumte nun zwar nur die Entwendung dieser fünf Stücke ein, die sie am 18. Fcbr., als sie die Engel nicht zu Hause angelroffcn, verpackt im Ka min gefunden haben wollte, wie sie denn auch nicht einmal die Absicht ge habt habe, dieselben zu behalten. Die letztere Behauptung wurde indessen schon durch den Umstand genügend widerlegt, daß ein schwarzer Thibet- mantcl uni wenigstens eine Viertelclle verkürzt und sichtlich der kleinern Sta tur der Pfeifer angcpaßt war; die übrige Verhandlung machte es zur höch sten Wahrscheinlichkeit, daß die Angeklagte bei einem Besuch ani 18. Febr. den Schrankschlüsscl ansichgenommen, dann mittels desselben in Abwesenheit der Engel den Diebstahl ausgeführt, bei einem neuen Besuch am 20. Febr. aber den Schlüssel in ein Körbchen gelegt hatte, wo er von der Engel, ehe ic noch um den Diebstahl gewußt, gefunden worden war. Hr. Staats anwalt Kritz sprach, als er seine Anklage erhob, die Vermuthung aus, daß auch an dem im Kamin gefundenen Packet insofern ein Körnchen Wahr heit sein könne, als die Angeklagte nicht alle gestohlenen Effecten auf ein mal fvrtzubringen vermocht, daher einen Theil im Kamin verborgen und später abgeholt habe. Der Vertheidiger, Hr. Advocat Kleinschmidt, bean tragte wenigstens wegen der nicht wiedcrerlangten Sachen aus Mangel an vollständigem Beweis Freisprechung und stellte bei der Lage der Wohnung die Möglichkeit auf, daß eine andere Person an dem Diebstahl Antheil ha ben könne. Das Gericht fand indeß die Pfeifer der Entwendung aller feh lenden Gegenstände, worin cs jedoch nur einen einfachen Diebstahl erkannte, schuldig und vcrurthcilte sie zu einjähriger Arbcitshausstrafe, welche sie un ter Vorbehalt einzulegender Berufung sofort antreten zu wollen erklärte. Leipzig, 5. Juni. Das Direktorium der Leipziger Kranken kasse hat soeben seinen zweiten Rechenschaftsbericht (einen Bogen stark) veröffentlicht; er umfaßt das Jahr 1856, das erste volle Geschäftsjahr des blühenden Vereins, und wir entnehmen demselben Folgendes: Durch De kret der hohen Staatsregicrung wurden dem Verein unterm 15. Sept. v. I. die Corporationsrechte ertheilt; in dem Vereinsdirectorium (unter Vorsitz des Rechtsanwalts Rose) gingen nur einige wenige Veränderungen vor; das selbe besorgte die Verwallungsgcschäfte trotz des bedeutenden Umfanges, den sie annahmen, unentgeltlich; im Ganzen meldeten sich im Jahre 1856 weit über 1300 Personen, zum Theil durch Vermittelung der 31 für den Verein thätigcn Agenten; cs konnten jedoch nur gegen 1200 Aufnahme finden (Eintrittsgelder über 200 Thlr.); der Abgang betrug 254, darunter 10 Fälle des Ausschlusses wegen Betrugs am Verein und 6 Sterbefälle. Die speciellen statistischen Nachweise sind durch vr. Heym auf 15 Tafeln und einigen Uebersichten mit höchst anerkennungswerther und Interesse erwecken ¬ der Gena 544 Mitx Mitgliedc Juli um die Mitg! gegangene Thlr., d« Erkrankte betrug 15 Dccembcr und Mär cember, b 3'/- Proc die über ! Baromete gefundene chem wah Vorhcrrsä Vcrdauun oder äuß< *** Bei richten. Ä namentlich in sehr bet vollends zu dern auch, papiere. S rakterisirt, Wendung 1 lich in die timo, wo, I den Verkm noch die E ländischen, bevorstehenl diese Einflk Andrang z, Börse auf nahm, so h pfen, als di Rückgang d Allgemeiner unserm jün^ 104 zu sch gingen, seh der Woche waren. 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