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7. Juni 18S7 Nr. L30 Deutsche Mgemciiit Zeitung Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! iiK l6. j2185j der täglich hrt auf G Hnet, jed!« 2114—151 ir. te ^u/kiKk. ^g-Dresdna nniy-Riesaii! gkcit hab», Preis für das Vierteljahr IThlr.; jede ei«zel»c Nummer 2 Ngr. Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). nein rem«! Handlung!- iß der But- mde Nchal jl PlAj d Loose i,pt und le» jetzt » einz« eifungen Schlußsätze soll nämlich, nach der Mittheilung des brüsselcr Blatts, ausge sprochen sein, daß die preußische Negierung einer ausdrücklichen Antwort von Seiten des dänischen Cabinets darüber entgegensetze, ob dasselbe mit den Ansichten, welche man über die den holsteinischen Ständen zu machen den Vorlagen rc. in Berlin hege, auch übereinstimme, damit man, wenn die betreffende Uebereinstimmung etwa nicht obwalten sollte, deutscherseits nicht ab- und aufgehalten werde, die nöthigen Anträge zur Behand lung der Holstein.lauenburgischen Angelegenheit durch die deutsche Bun desversammlung in Frankfurt a. M. einzubringen. Demnach würde Preu ßen also nichts weniger als gesonnen sein, auf die bloße vage dä nische Concessionsnote hin, die Alles und wieder auch gar nichts sagt, von der weitern Verfolgung der Holstein-lauenburgischen Angelegenheit, bis das Resultat der Verhandlungen der erst nach einem Vierteljahre zu- sammentretenden holsteinischen Stände vorläge, wieder abzustehen; eine Stel lung, die der Leerheit der dänischen Concessionsnote gegenüber auch ganz angemessen wäre. Wir halten cs für überflüssig, erst noch besonders auf den immensen Unterschied aufmerksam zu machen, welcher, wenn die Mit- lheilung des Nord richtig sein sollte, zwischen der betreffenden Anschauung Preußens und Oesterreichs bestehen würde. Abzuwarten bleibt es nun frei lich, ob die Mittheilung des brüsselcr Blatts wirklich richtig ist; sehr auf fallend ist die betreffende Mittheilung aber jedenfalls, und die vorhin er- wähnte Mittheilung der Krcuzzeilung aus Paris konnte durch dieselbe leicht eine Art von innerer Erklärung finden. Andererseits wurde außerdem auch noch hervorgehoben, daß die preußische Circularnote an die deutschen Bun desregierungen die Eventualität einer Wiederaufnahme der holsteinischen An gelegenheit zu deren Behandlung am Bundestag viel schärfer und näher ins Auge gefaßt habe als die österreichische; ein Umstand, der ganz geeig net sein dürfte, der Mittheilung des Nord einen hohen Grad von Wahr scheinlichkeit zu geben, und zwar für uns umsomehr, als wir bereits vor mehren Wochen Veranlassung zu haben glaubten, die Bemerkung ausspre chen zu müssen, daß die holsteinische Angelegenheit, in ihrer eigentlichen Bedeutung und weitern Konsequenz, leider nicht jene einmüthlge Vertretung zu haben scheine, welche gewünscht werden müsse. (Vergl. unsere Korrespondenz aus Süddeutschland in der gestrigen Nummer. D. Red.) — Eine Mitthei- lung aus Petersburg besagt, daß der russische Minister des Auswärtigen, Fürst Gortschakow, den Kaiser Alexander auf seiner Reise nach Deutsch land begleiten werde. Es ist dies ein Umstand, den man vielleicht vielfach als eine Bekräftigung des cursirenden Gerüchts über eine Zusammenkunft des Kaisers Alexander mit dem Kaiser Napoleon betrachten dürfte. Was den Abreisetermin betrifft, so müssen wir, anders lautenden Mittheilungen gegenüber, wiederholen, daß derselbe zwar noch nicht definitiv fixirt ist, cS jedoch schon jetzt als wahrscheinlicher betrachtet werden kann, daß die Ab- reise erst gegen Mitte als schon zu Anfang des Juli erfolgen werde. t Berlin, 5. Juni. Es hat hier große Freude erregt, daß die beiden deutschen Großmächte in den Weisungen an ihre Vertreter in Kopenha gen in klarer Weise sich darüber ausgesprochen haben, wie von ihrer Seite die dänische Depesche vom 13. Mai aufgefaßt wird, sodaß alle möglichen Irrungen und Deutungsversuche abgeschnitten sind. Nach dem Dafürhal ten der deutschen Großmächte ist die Beseitigung jeder weitern Irrung we sentlich dadurch bedingt, daß den holsteinischen sowie auch den lauenburgi- sehen Ständen unbenommen bleibe, namentlich auch die Stellung und Ver tretung der betreffenden Landcstheile in der Gesammwersassung der Monar chie in den Kreis ihrer Beralhungcn zu ziehe«. Wenn das dänische Or gan Dagbladet behauptet, daß das von der Regierung gemachte Zugeständ- niß durchaus nicht das Versprechen enthalte, die Stände irgendwie über den Inhalt der Gesammtstaatsverfassung sich aussprechen zu lassen, so ist diese Auffassung eben eine derjenigen Irrungen, denen durch die Eröffnun gen Preußens und Oesterreichs von vornherein vorgebeugt werden soll. Von deutscher Seite wird verlangt, daß der ganze betreffende Inhalt der Ge- sammtstaalsverfassung von den Ständen der Herzogthümer berathen wer den dürfe. Die kriegerische Anwandlung jenes Blatts, welches schließlich die Drohung ausspricht, daß den etwa auf diese Weise wiederauftauchcnden schleswig-holsteinischen Phantasien mit den blanken Waffen zu begegnen sei, hat, gelinde gesagt, hier eine ungemeine Heiterkeit erregt. Was Dagbladet als schleswig-holsteinische Phantasien bezeichnet, wird auf gut Deutsch alt- verbrieftes und vertragsmäßig gewährleistetes Recht genannt, und dieses hat, wie man hier glaubt, am allerwenigsten die dänischen Waffen zu fürchten. Weit brachtenswerther ist, waS Fädrelandet sagt. Dasselbe bekennt offen, daß nach dem Wortlaut der Depesche vom 15. Mai die Regierung der holsteinischen Ständeversammlung nicht verwehren könne, so ziemlich den ganzen Inhalt der Gesammtstaatsverfassung in den Kreis ihrer Berathun- gen zu ziehen. Fädrelandet sodert, um den Folgen dieses Zugeständnisses zuvorzukommen, das dänische Volk auf, gegen jedes unberechtigte Verlan gen der holsteinischen Ständeversammlung einen einstimmigen Einspruch zu JnsertionSgebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. en. mbuchsühm l. MmlD ch in Gml ehrer Mst nofler «I in Oschm N mit Kil schuldirrmtl Frl. AEim ?r. cs.— p.I ie i» Zwiikwl schlitz äiie hmann i» ler H. L. >e .peinlich erw. linie- und Bibcr- erw. Kautz n. — Frau pr. Zehnn» MH Ernßl )e Ströß-I M stör > l-eiprix. MW Tonntag. Leipzig. Die Zeitung «scheint nm Ausnahme de» Sonntags täglich Nachmit tags für den folgende» Tag. Deutschland. LAus Franken, 31. Mai. Sonderbare Dinge gehen in der Welt I vor, Dinge, die reichlichen Stoff zum Nachdenken bieten. Wir zweifeln nicht I daran, daß eine Menge von Zeitgenossen, besonders die, welchen die ma- I teriellcn Guter lieber sind als die geistigen und sittlichen, cs sich dabei be- I quem, behaglich und wohl sein lassen. Hätten auch wir überhaupt Lust, I mit dem jetzigen Zeitstrom zu schwimmen, so würde uns doch ein dunkles I Gefühl, vielleicht ein klares Bewußtsein, als trügen jene Dinge zu sehr I den Stempel des Unnatürlichen und Verkünstelten, um Vertrauen einflößcn I zu können, zur Vorsicht ermahnen. Der Napoleon des Friedens ist im I Allgemeinen Meister der Situation und will es bleiben. Es drängt ihn I mit wahrer Hast zur Vermittelung nicht blos in Europa, sondern auch in I Asien und Amerika, als hänge gleichsam sein Fatum an dieser Rolle, und I doch vermag kein Sterblicher, das Rad der Zeit zu bannen und die Wege I der Vorsehung zu durchkreuzen. Auch der Kaiser der Franzosen ist nur I ein Werkzeug nach dem Willen des Weltmeisters und er wirkt wol für I ganz andere Ziele, als die sind, welche in den Berechnungen seiner Klug- I heil und seines Scharfsinns liegen. Go war es, bevor das Christenthum I mit seinem Univcrsalismus in die Geschichte eintrat, die Aufgabe Noms, I ihm ein Weltreich zu erschließen. Allein wiederum ist es dieser höhere Uni- I vcrsaliömuS, der die Gründung eines Weltreichs nicht mehr duldet. Zeug- niß davon gibt dir Reformation mit ihren weltgeschichtlichen Folgen. Ver mittelungsarbeit finden wir namentlich in Europa bei der orientalischen, der italienischen, der schweizerischen, der schleswig-holsteinischen Frage. Doch will cS uns bedünkcn, als fänden alle diese Fragen, die unbedeutendste, nämlich die Neuenburgische etwa ausgenommen, keine endgültige Lösung, sondern nur eine vorübergehende Beschwichtigung, zumal wenn wir dessen gedenken, welche Abstufungen und Verflechtungen insbesondere die orien talische und die italienische Frage darbieten. Kaiser Napoleon III. soll sich mit dem Gedanken eines MonarchencongresseS in einer deutschen Stadt be schäftigen. Wohl entspräche die Verwirklichung dem Friedensprogramm; allein noch wäre selbst damit seine Dynastie nicht befestigt. Wir finden den Abschluß der Revolution weder im Princip, worauf'er seine Herrschaft gründete, noch i« System, womit er sie zu consolidiren sucht. Es gibt Gegensätze, die sich zeitweise beruhigen und paralysiren, nicht aber auf die Dauer ausglcichen lassen. Ein Monarchencongreß wird nur die Spannung vermehren, in der die Völker sich befinden. Oder könnte er sich vielleicht zur Aufgabe setzen, das wahre Wohl der Volker besorgen und fördern zu wollen? Schon sehen wir fürstliche Personen zahlreich nach Rom und »ach Paris zteheN. Einzelne dieser Besuche sind als solche oder vermöge der sie begleitenden Umstände auffällig genug, um zum Nachdenken darüber anzuregen: ob und inwieweit sie etwa verborgenen Planen dienen oder dazu benutzt werden? Was Viele auf Rechnung von Vertrauen setzen, ist mög licher- oder wahrscheinlicherweise nur oder eher ein Ausfluß von Mißtrauen. Wird sogar ein Monarchencongreß unter einem andern Horoskop zusam mentreten? Am bedenklichsten für uns ist aber eine Gruppirung der Dinge, wobei Alles auf eine Karte sich concentrirt oder in zwei Augen seine Ga rantie sucht. Verliert jene Karte oder schließen sich unerwartet die beiden Augen, dann fällt das ganze künstliche Gebäude rettungslos in sich zusam men. Es gibt eine Politik, die solider zu bauen vermag. Liebe und Ver trauen werden ihre Bausteine sein. Auf die socialen Fragen, wie sie in mitten unserer Zeit stehen, nahmen wir für diesmal nicht einmal Rücksicht; wir hielten uns bloS an die politischen. Preußen. ^Berlin, 3. Juni. Die Kreuzzeitung meldet, daß ihr aus Paris mitgctheilt werde, daß der österreichische Gesandte daselbst sich über das „allzu stürmische Vorgehen" Preußens in der holsteinischen Angelegenheit beklimt habe. Die Kreuzzeitung will noch Anstand neh men, der betreffenden Mittheilung Glauben zu schenken, sie sieht sich aber, mit Rücksicht auf die Quelle, aus welcher sie diese Nachricht hat, veran laßt, den dringenden Wunsch auszusprechen, daß man authentisch erklären möge, wie cs in Wirklichkeit um den betreffenden Punkt stehe. (Nr. 129.) Wir wollen das Nähere hierüber abwartcn, glauben inzwischen aber nicht verabsäumen zu sollen, die Aufmerksamkeit noch auf einen andern Punkt hinzulenken, der mit dem von der Kreuzzeitung Mikgetheilten leicht in einem, wenn auch indirekten Zusammenhänge stehen könnte. Die österreichische In struction, welche als Antwort auf die dänische Concessionsnote nach Ko penhagen gegangen ist, ist veröffentlicht; die preußische Antwort, oder In struction, ist es noch nicht. Ueber den Inhalt der letzter« hat es biöjetzt im Allgemeinen geheißen, daß derselbe mit dem der österreichischen Instruc tion übereinstimme. Nach einer in der neuesten Nummer des brüsselcr Le Nord enthaltenen Analyse der preußischen Antwort würde sich die Sache jedoch sehr wesentlich ander- Herausstellen. Die allgemeine Uebereinstim mung mit der österreichischen Antwort ist Nur bis zum Schlußsatz« vorhan den; im Schlußsätze aber liegt der große, principielle Unterschied. In dem