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I7S Nicht u»r die zehn „demokratischen Großmäulie", Wit die Reu« PßiWsch- Zeitung mit bekanntem Anstand-sich ausdrückt, sondern e- war tSS gem^e Land ohne Unterschied der politischen Farbe gegen eine kriegeri sche Ueberziehung Süddeutschlands und der Schweiz eingenommen, steinen besiern Beweis gibt es hierfür als den bekannten Schritt deS enger» stän dischen Ausschusses gegen den Durchmarsch. In diesem Ausschuß befand sich nicht bloS kein demokratisches Mitglied, sondern auch nicht mehr als «ine einzige liberale Stimme, die deS Sprengers deS Rumpfparlaments, des Präsidenten Römer. — Großes Aufsehen macht die Flucht des Hofraths vr. Sch. von hier, welcher gegen 100,000 Fl. Schulden, meist in Wech seln, bei denen zum Theil Accepte gefälscht sein sollen, hinterlassen hat. Er war musikalischer Schriftsteller, unterhielt eine Musikschule und wußte sich, »aS bei den neuern großen Betrügern ein intcgrirendes Moment werden zu sollen scheint, den Schein der Mildthätigkeit durch regelmäßig veran staltete Eoneerte zu geben. Sch. soll bereit« auf dem Ocean schwimmen, nach Andern soll er als Rüstung für die weiteste Reise ein paar Pistolen mitgenommen haben. Er wird seit über 14 Tagen vermißt. Schweiz. Die Gazette vaudoise bringt eine Correspondenz über die Vorgänge Lei der Versammlung im „Storchen" zu Bern am 14. Jan. und er klärt auf diese Erzählung hin, es werde nach Erhalt dieser Aufschlüsse auch daS bedenklichste Gemüth die Ehre der Nation gewahrt erachten. Die er wähnten Aufschlüsse sind folgende: „vr. Kern antwortete Hrn. Camperio in einer warmen Improvisation. Er legte dar, daß binnen 14 Tagen sich die Sachlage geändert habe und die der Schweiz gemachten Versprechun gen viel bestimmter seien, sodaß sie als positive Garantien gelten könnten. Er brachte die vom Kaiser abgegebenen Erklärungen zur Kenntniß, man begriff hierauf, warum die Vorschläge deS Bundesraths von dieser Behörde wie von der Commission einstimmig angenommen wurden. Der Kaiser über nahm die Verpflichtung, die vollständige Unabhängigkeit Neuenburgs zu er- wiicken. Nicht nur werde er unser Verlangen unterstützen, sondern er er klärte, der König von Preußen habe ihn ermächtigt, darauf einzugehen. Der Kaiser zeigte Hrn. Kern die Briefe des Königs selbst und Hr. Kern gab einen Auszug daraus dem Bundesrath und der Commission. Ein Glei ches konnte er der Bundesversammlung gegenüber nicht thun, weil er dazu nicht ermächtigt war. Der Kaiser sagte, seine Ehre sei dabei betheiligt, daß die Frage den Wünschen der Schweiz gemäß gelöst werde, und wenn wider alles Erwarten der König von Preuße» von seiner Beistimmung zurücktrc- ten wollte, so würde der Kaiser auf die Seite der Schweiz treten und die Interessen der Schweiz so lebhaft verfechten wie der Bundesrath. Hr. Kern fügte hinzu, daß dies schon jetzt auf Seiten Frankreichs die Aneäennung der Unabhängigkeit Neuenburgs und seinen Rücktritt vom Londoner Pro tokoll implicire. Vorstehendes sagte der Kaiser in officieller Audienz den Herren Kern und Barmann; in den considentiellen Besprechungen ging er noch weiter. Er wollte von keiner Geldcntschädigung an Preußen etwas wissen, von keiner Garantie, welche mit der vollständigen Unabhängigkeit Neuenburgs gegenüber dem König im Widerspruch wäre, wie z. B. von der Wiederherstellung der vier Bourgeoisien; nur wenn der König Privat eigenthum im Lande besitze, so solle er eS behalten. Solche Erklärungen mußten nothwendig befriedigen. Die Schweiz erhielt ja, was sie wollte, sogar mehr als sie anfangs gewollt hatte, nämlich den Verzicht des Königs odex mindestens die Anerkennung der Unabhängigkeit Neuenburgs von Sei ten Frankreichs. Das war keine bedingungslose Freilassung mehr, wie der König verlangt hatte, sondern umgekehrt hat die Schweiz ihre Bedingungen zur Anerkennung gebracht, bevor sie die Gefangenen freiließ." Die Basler Zeitung sagt: „Der Friede, wie er jetzt eingeleitet ist, ist ein für die Schweiz höchst günstiger und eben deshalb auch sehr ehren voller. Ja, in ihren schönsten Zeiten hat sie wenige so günstige Friedens schlüsse ihren Feinden abgedrungen. Man spricht soviel von dem Ruhme der Väter, und doch weiß man so wenig von ihrer Handlungsweise. Als im Anfang des 14. Jahrhunderts die drei Waldstätte den Kampf mit Oesterreich begannen, wie lange mußten sie nicht harren und kämpfen, biö sie eine förmliche und definitive Anerkennung ihrer Unabhängigkeit durch Oesterreich erhielten? Ueber 1 KO Jahre! Sie hatten am Morgarten den Angriff Leopold's abgeschlagen, und König Ludwig der Baier stellte sich auf ihre Seite, und doch brachten sie es nicht weiter als zu einem Waf fenstillstände, in welchem sie den Gegner in den Besitz seiner Höfe, Ge fälle und Gerichte wiedereinsetzten und nur gegen auswärtige Gerichte eine für die Dauer des Waffenstillstandes geltende Zusicherung erhielten. Dieser Waffenstillstand wurde von Zeit zu Zeit erneuert, dann wieder durch neue Fehden unterbrochen und wieder erneuert, wobei dann allmälig auch die Rechte und Besitzungen Oesterreichs in den Ländern beschränkt wurden und zuletzt wegfielen. Doch Alles nur provisorisch, auf bestimmte, allerdings bei jedem neuen Frieden auf längere Zeit, zuletzt 1412 auf 50 Jahre. Eine definitive Anerkennung erfolgte erst in der »ewigen Richtung», welche der König Ludwig XI. von Frankreich vermittelte, um die Eidgenossen und Oesterreicher zum Kampfe gegen Karl von Burgund zu vereinigen. Wie viele «faule Frieden» sind da nicht geschlossen worden, und wie klein er scheinen die Männer von Morgarten und Sempach gegenüber den drei Eid- genossen im Ständerath und den Federhelden einer gewissen Presse!" Krank* eich. L: Paris, 22. Jan. Auf den Wunsch von Frankreich, England und Oesterreich ist man in den Wahl von London als Conferrnzort für die Neuenburger Frage .übereingekommen und Hr. v. Brunnow hat die Auf- ! gab«, Pr«uß«n noch Wehr- zu» Nachgiebigkeit M pWPög«». Dt« groß« Frage i für die russisch«:Diplomatie bleibt nun einmal die Allianz mit Frank- ! reich, und «S kann keinem Zweifel unterliegen, das man dieser Frage jede andere opf«rn werde. Rußland sieht keinen andern Weg, sich an Europa zu revanchiren, und wird diesen mit aller ihm eigenen Entschlossenheit be tteten. Die Russen, welche hier anwesend sind, unterstützen die Politik Rußlands so gut sie können, und sie arbeiten mit Eifer daran, in der Ge sellschaft die Unpopularität Englands hervorzurufen. Auch Oesterreich wird nicht von ihnen geschont, und man darf hier nur in einige Salons kom men, um sich zu überzeugen, daß das pacificirte Europa, insofern eS sich um seine Regierungen hgndelt, nur sehr weniy pacificirt ist. Wäre die liebe Nothwendigkeit, und man kann auch sagen, wäre die liebe Börse nicht, der Friede würde kriegerischen Ereignissen Platz machen, noch ehe der jüngste Friedensvcrtrag seine Ausführung gefunden haben würde. — Von Fcruk- Khan wird gesagt, daß er sich als tüchtigen Diplomaten bewährt habe, und Lord Stratford de Redcliffe soll Lord Cowley und die britische Negie rung vor dessen Schlauheit haben warnen lassen. Daß Feruk-Khan'S Mis sion nach Frankreich ein Werk d«r Russen sei, haben wir bereits einmal angedcutet. Rußland will Frankreich gewinnen und, da cs die Achilles ferse entdeckt hat, so fallen alle seine Streiche nach Einer Richtung. Wenn Rußland Frankreich «in officiellcs Protektorat über den Kontinent votiren lassen könnte, cs würdc keinen Augenblick anstehen.— Hr. Guizot soll sich, nach englischen Blättern, mit der Fürstin Lieven heimlich vermählt ha ben. Man amüsirt sich dabei, dies boshafte Gerücht hinauSzutragen. Die Fürstin ist allerdings trotz ihrer 71 Jahre noch ziemlich rüstig, jedoch mol etwas zu. vorgerückt zu einer Expedition nach Gretna-Green. — Dem Hiecle wird nun von Seiten verschiedener Flüchtlinge selbst (Paul Ri- bcyrolleS re.) eine Prolcstation in englischen Blättern auf seine häßlich«» Amnestieartikel zutheil. Jedenfalls hat er der bonapartistischen und seiner eigenen Glorie mehr damit nützen wollen als den Republikanern, di«, nach dieser Protestatio» zu urlheilm, ihm keinen sonderlichen Dank zu wissen scheinen. — Die legitimistischcn Publicisten, welche früher die Opi- nion publique schrieben, haben nun in der Chronique de Paris ihren Ein zug gehalten und suchen in diesen nicht sonderlich glänzend angeschriebeven Spalten ihrer Sache soweit zu dienen, als ihre RcdaclionSkräfle und ander« äußere Umstände es ihnen nur gestatten werden. — Der Moniteur bringt wieder einen Artikel über die Neuenburger Frage. Die Schweiz habe durch die Freilassung der Neuenbürger Gefan» genen «inen ehrenwerthen Act vollzogen. Frankreich, welches auf confiden- tiellem Wege die versöhnlichen Absichten des Königs von Preußen kennens gelernt habe, habe der Schweiz von der Tragweite derselben Kenntniß gt? geben. Hätte die Schweiz die Freilassung der Gefangenen verweigert, sy hätte Frankreich die Anwendung der Waffengewalt nicht abzuwenden ver mocht. Da aber die Schweiz die bedingungslose Fr«ilassung bewirkt, so habe sich Frankreich verpflichtet, auf eine zufriedenstellende. Wsung hinzuwixk^ Di« Schweiz könne jetzt entwaffnen. Preußen habe angezeigt, daß es zu« Unterhandlung bereit sei Man dürfe daher jetzt hoffen, daß «in den Inter essen und der Würde beider Theile entsprechendes Arrangement zustande kommen werde. ' — Das Droit berichtet über die Angelegenheit Verger'S: „Wir haben in unserer letzten Nummer, gemeldet, daß die Herren Thiercelin und R«v;r- chon, Advycaten am Cassationshofe und mit den Vcrtheidigungen vonÄmts- wegen vor diesem Gerichtshöfe beauftragt, von den Acten des Processes Verger Einsicht genommen hätten. Ihre Aufgabe fällt weg, da Berger sich selbst einen Advocate» gewählt hat. Hr. Morin, Advocat am Cassa- tionShofe, hat nämlich von Verger ein Schreiben erhalten, worin dieser ihn bittet, sich mit Hrn. Nogent St.-Laurent für den Erfolg seines jetzt dem Kassationshof vorliegenden Gesuchs zu benehmen. Verger bezeichnet darin dem Hrn. Morin den von ihm vor dem Assisenhofe ausgesprochenen Protest gegen die seiner Vcrtheidigung in den Weg gelegten Hindernisse als das Haupt mittel, worauf sein Cassationsgesuch zu begründen sei. Seine Vcrtheidigung sei nicht frei gewesen, äußert er, und es werde Hrn. Morin leicht sein, ihm beim Cassationshofe Genuglhuung zu erwirken. Verger erklärt, daß di« Gerechtigkeit von der Erde verbannt sei, wenn das Urtheil des AsfisenhosS nicht cassirt werde. Am Schluß des Schreibens fodert er Hrn: Morin auf, ihm, da die Zeil dräng«, schleunig kundzuthun, ob er ihn zu vertheidigk» bereit sei. Am 21. Jan. begab sich Hr. Morin zu Verger ins Gefängniß und sagte ihm, daß er seine Vertheidigung übernehme. Er machte Verger zugleich darauf aufmerksam, daß ihm gesetzlich eine zehntägige Frist zur Einreichung der sein Cassationsgesuch begründenden Auseinandersetzung zu stehe. Es frage sich nun, ob er diese Frist benützen wolle. Verger erwi derte, daß er die Frist zu benutzen willens sei, worauf Morin ihm be merkte, daß in diesem Falle seine Sache erst in der nächsten Woche vor dem CassationShofe zur Verhandlung gelangen werde. Wahrscheinlich wird der Ausspruch dieses Gerichtshofs in der Sitzung des 29. Jan. erfolgen." Der Kölnischen Zeitung wird geschrieben: „Soeben erfahre ich (es fehlt mir jedoch an Zeit, diese Thatsache zu verificiren), daß Berger d«n Bischof von Meaux, d«r ihn, wie gemeldet, heute in seinem Gefängniß be suchte, mishaudelt hat. Verger empfing seinen früher» Ober» mit groß«, Demuth. Er unterhielt sich längere Zeit mit ihm. Verger bat ihn, beim Kaiser sein Begnadigungsgesuch zu unterstützen. Der Bischof erklärte ihm, daß er dies unt«r keinen Umständen thun würdc. Verger geriech darüber in fürchterliche Wuth und vergriff sich am Bischof, den er am Halse- faßte und mit aller Kraft schüttelte. Die Wächter Verger's, welche glaubt«», er wolle den- Bischof erdrosseln, sprangen herbei und befreit«« Letzter»."