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Kirche St Etienne du Mvnt ist gefchlossm und wird erst «ach der durch das dort verübte Verbrechen näthig gcwordenrn Reinigung wieder geöffnet werden/' Der Constitutionnel berichtet, daS letzte Wort de» Erzbischofs habe „Der Unglückliche" gelautet. Die Assemblee nationale sagt, daß der erst 32 Jahre alte Mörder kein sehr starker Mann sei und sein Verbrechen laut eingestehe. Der Univers meldet, daß dem Erzbischof noch vor dem Hin,- scheiden von dem anwesenden Generalvicar die Absolution erthcilt werden konnte und daß der Mörder, als er sein Verbrechen vollführte, ausrief: „Man läßt einest Priester nicht Hungers sterben." Verger sitzt gegenwärtig in der Conctcrgerie. Der Mörder wurde im Juli 1824 in Ncuilly sur Seine (Seine und Oise) geboren und ist daher nicht ganz 33 Jahre alt. Derselbe »var früher schon mehre male mit geistlichen Strafen belegt worden. Vorher war er bei einer der pariser Gemeinden ««gestellt, nämlich bei der Kirche von St.- Germain l'Auxerrois, wozu di» Tuiterien gehören, und »errichtete damals sehr häufig das Amt eines KreuzträgcrS in der Luilerienkapelle. In der letzten Zeit wat er in Melin, Diörese von Mcaux (bei Paris) als Priester. Er wurde dort ebenfalls mehre male bestraft und zuletzt seiner Funktionen entsetzt und mit dem Interdikt belegt. Er hatte nämlich bei einem Pro- ceß, der im November vorigen Jahre» in Mclun stattfand und wo es sich um die Vergiftung eines Mannes durch seine Frau handelte (sie wurde zu lebenslänglicher Zwangsarbeit vemrthcilt), Partei für die Angeklagte genommen, und dies svw»l al» Zeuge als auch in einer Broschüre. Er protestiere in derselben gegen das erlassene Urtheil, proclamirte die Unschuld der Giftmischerin und griff das Gericht selbst sehr heftig an. Die Behör den saistrteN diese Broschüre und Verger wurde sogar wegen derselben ver folgt, aber nicht verurtheilt, obgleich er die hohe Geistlichkeit bei dieser Gelegenheit sehr scharf angriff. Die geistliche Behörde, deren Unmulh er schon durch seine Predigten gegen die unbefleckte Empfängniß erregt hatte, sprach hierauf das Interdikt über ihn aus. Verger appellirte ge gen dieses Urtheil, der Erzbischof von Paris bestätigte aber dasselbe. Verger hatte schon seit längerer Zeit durch sein exccntrisches Benehmen die Aufmerk samkeit der Polizei erregt. Derselbe hatte »sich eines Tages an der Madelaine- kirche ausgestellt, mit einem Placat an der Brust, das die Worte trug: „Ich bin ein vom Erzbischof von Paris mit dem Interdikt belegter Priester. Ich sterbe aus Hunger." Gegen den Pfarrer der Kirche von St.-Germain l'Auxerrois, dessen Schützling Verger früher war und der ihm viel Gutes erwiesen, hatte er Todesdrohungen ausgestoßen; aber nichts ließ vermuthen, daß er mit dem Gedanken umging, den Erzbischof von Paris zu ermor den. Auf die Fragen, die man ihm beim Verhör stellte, antwortete er mit der größten Ruhe. Zugleich versicherte er, daß er keinen persönlichen Haß gegen den Erzbischof gehabt habe. Er habe nur gegen die unbefleckte Em pfängniß protestiren wolkn. Während des Verhörs rief er auch wieder mehre male: „Keine Göttinnen!" Er erklärte ferner, daß er das Messer, mit dem er die That begangen, am 2. Jan. gekauft habe, und leugnete keineswegs, daß er dir feste Absicht gehabt habe, den Erzbischof zu er morden. Gegen das Ende des Verhörs wurde er etwas gerührt. Man stellt« ihm die Größe seines Verbrechens vor, und er rief aus: ,,6'est ak- sr«ux!" indem er einige Thränen vergoß. Zuletzt verlangte er das Neue Testament, indem er sagte, daß er in der Nacht desselben bcnöthigt sei. Nach dem ersten Verhör wurde Verger nach der Conciergerie gebracht, wo selbst er scharf bewacht wird. Derselbe trug einen einfachen Ueberrock, in dessen Futter man mehre Schriften fand, die gegen den Erzbischof und die heilige Empfängniß gerichtet waren. Bei der Ausführung feiner That hatte er einen großen Blumenstrauß m der Hand, in welchem er sein Messer ver borgen hatte, das zu lang war, um es in der Tasche bewahren zu können. Verger ist ein Mann von kleiner Statur, etwas mager. Sein Gesicht ist ganz rasirt. Deine Stirn stark hervortretmd und hoch. Als derselbe von den zehn bis zwölf Polizeiagentcn nach dem Posten am Pantheon und von dort nach der Mairie des zwölften Arrondissements geführt wurde, sah er sehr bleich aus. Er kug einen Nock von schwarzem Tuch. Das Messer, dessen sich der Mörder bedimte, war 30 Cemimetcr lang und drei Finger breit. Derselbe hatte cs gestern bei einem Messerschmied der Rue Dau? phine gekauft. Berger war am 24. Der. nach Paris zurückgekommcn und hatte sich in der Rue Racine Nr. 2 einquartiert. Er arbeitete alle Tage in den Bibliotheken und begab sich noch gestern Morgens dorthin. Die Untersuchung ist Hrn. Treilhard übertragen worden. Verger wurde heule Morgen nach Mazas gebracht, woselbst er sich in geheimer Haft befindet. Heute Morgen hat in Gegenwart des Gencralprorurators ein neues Ver hör" stattgefunden. (Köln. A.> G O o tz v r i t a»»« i e «. -j-London, 4. Jan. Der pariser Correspvndent der Times berichtet un- term 2. Jan. aus Paris.- „Heute hat keine Konferenz stattgefunden. Eine neue Schwierigkeit soll entstanden sein bezüglich der Rußland zu bewilligen den Entschädigung. Das Ptincip, heißt cs, ist zugegeben, aber eine Diffe renz erhob sich wegen der Details, und man sand es nöthig, sich an die Grenzcommission und wieder an die Regierungen zu wenden. Natürlich, bevor diese Schwierigkeit nebst den andern beseitigt ist, wird die englische Flotte nicht das Schwarze Meer und Oesterreich nicht die Donaufürsten- thümcr räumen. Es ist nur ein russischer Bevollmächtigtet beim Congrcß, Baron Brunnow Graf Kisselew ist nicht ofsiciell dabei. Man sagt, daß der Kaiser gestern, beim Neujahrscmpfange, dem Grafen Kisselew seine Freude über die «Mäßigung» Rußlands zu erkennen gab." Der pariser Korrespondent der Morning Post meint, daß die beson der« Weisungen, welche zwei Botschaftern fehlten, angekommen sei» dürf ¬ ten, Rüßlaüll scheine sein Äprk ehrenhckst zu HMsch, fobaß Kkaf Kisselew gefragt haben mochte, wann Vie RäuMüng des Schwatzen Mette» und- der DsnaufürstenthüMer erfolgen solle? Möglicherweise konnten dir Botschafter Oesterreichs und Englands die gewünschte Auskunft nicht erthsiltn, und daher der Verzug. Die angesehenste» der hier ansässigen Schweizer haben vvrgsstcru Abend hier unter sich ei« Meeting abgehalten, das zahlreich besticht wär, und bei welchem der hiesige Generalkonsul der Schweiz; Ht. John Napp, den Vorsitz führt«. Hauptredner war ein Hr. Brot. Die Versammlung nahm eine Zustimmungsadresse an den schweizer Btmdcsrath an. Eine Süb- scription trug 1784 Pf. St. ein. 20 der ANweseüden erboten sich, für den Fall eines wirkliche« Kriegs al« freiwillige Kämpfer in die Heimat abznreisen. In Liverpool hielten dir daselbst ansässigen Schweizer ei« ähn liches Meeting, auf dem 540 Psi St. gezeichnet wurden. Lord Napier, bisher Secretär bei der englischen Gesandtschaft in Konstantinopel, ist zum bevollmächtigten Minister in Washington ernannt, und wirb in Begleitung der neue« Konsuln am 3. Febr. auf seinen Poste« abreiscn. Ptegypte«. Alerandriek, 22. Dec. Man schreibt der Times: „Der Vice- könig besteht darauf, seine Reise »ach dem tiefen Süden auszudehncn; neuere Ereignisse in Abyssinicn jedoch werden wahrscheinlich seine beabsich- tigtcn Unterhandlungen mit diesem Staate vereiteln. Es heißt nämlich, daß Orchis der bekannte Usurpasor von Tigre, vor kurzem die Abwesen heit des Königs Theodor von seiner Hauptstadt benutzend, daselbst einen Aufstand veranlaßte, daß eine Schlacht geschlagen wurde, in welcher der König den Kürzer« zog, und daß Orchi wieder unumschränkt im Lande ge bietet." — Derselbe Berichterstatter meldet, die Pforte habe den Wunsch geäußert, daß die ägyptischen Truppen in derselben Weise wie die kai serlichen uniformirt werden; daß jedoch dieser Wunsch kaum erfüllt werden dürfte, da die ägyptischen Uniformen schöner und dem heißen Klima an gemessener seien. Mrnerika. / Reuyork, 13. Dcc. Capitän Th. I. Page, welcher von der Was hingtoner Administration auf eine Explorationsreise nach Südame rika ausgcsandt worden war, ist kürzlich von derselben zurückgekehrt und hat die Resultate seiner Sendung in einem läugern, interessanten Berichte der Regierung vorgelegt. Ich erlaube mir, Ihnen eine kurze Synopsis des- selben, soweit er von allgemeiner Wichtigkeit ist, mitzuthcilcn. Die Auf merksamkeit unserer Negierung auf jene Länder wurde durch das Decret von Urquiza, gegenwärtigem Präsidenten der Argentinischen Konföderation, damals provisorischem Director derselben, in welchem er alle im Gebiete jener Staaten gelegenen Flüsse dem fremden Handel eröffnete, hingezogen. Dieses Decret war eine der ersten Handlungen deö neuen Chefs der Re publiken, nachdem er den Despoten Rosas geschlagen und aus dem Lande gejagt, und sollte ein Anzeichen der freisinnigen und sortschrittsgeneigtcn Politik sein, welche seitdem von ihm befolgt worden ist. Kapitän Page hatte außer seinen gewöhnlichen Instructionen aus den: Staatssecretariat der Marine von dem damaligen Präsidenten Fillmore die nöthigen diplomati schen Vollmachten zur Unterhandlung von Handelsverträgen mit Brasilien, der Argentinischen Konföderation und der Republik von Paraguay empfan gen. Nach dem Sturze von Rosas hatte General Urquiza die gegenwär tige constitulioncllc Regierung unter dem Titel der Argentinischen Konföde ration errichtet, einer Konföderation von 13 Staaten mit Ausschluß von Buenos-Ayrcs, welches gegenwärtig ein unabhängiger Staat ist, worauf er, wie bemerkt, ihr Gebiet dem fremden Verkehr eröffnete. Die Untersuchun gen Page's zeigen, von welcher großen Bedeutung diese Maßregel ist. Die Water-Witch, sein für die See gebauter Steamer, mit einem Wasserzuge von 9 Fuß Tiefe, befuhr den Parana- und Paraguayfluß bis zu einer Entfernung von 2000 englischen Meilen von dem Ocean hinauf. Die vor genommenen Vermessungen constituircn die Schiffbarkeit dieses großen Was serlaufs unr 700 Meilen weiter, als bisher angenommen worden ist, und sie hätten noch größere Ergebnisse geliefert, wenn nicht Capitän Page zuerst durch ein Verbot der brasilischen Negierung, und als dieses zurückgenom men ward, durch ein Decret des Präsidenten Lopez, welches dieser bei Ge legenheit seiner Mishclligkeiten mit dem Konsul der Vereinigten Staaten gegen die Fortsetzung der Reise erließ, an seinen Untersuchungen gehindert worden wäre. Capitän Page ist jedoch der Meinung, daß er zur Jahres zeit der Stromschwellung einige Hundert Meilen höher würde fahren kön nen, und daß während des größern Theils des Jahres Steamer von 4 Fuß Wasserzug bis in die Nähe von Cuyaba, der Hauptstadt von Mattd Grasso, der nordöstlichen Provinz von Brasilien und der reichen Diamantlager, ohne Schwierigkeit würden gelangen können. Durch die Verordnung Lopez' von den Flüssen Paraguays ausgeschlossen, unternahm Kapitän Page die Erforschung des Soladoflusscs, den man bisher für völlig unbeschiffbar hielt, den er aber 800 Meilen weit befuhr, mit einem Laufe, der durch die reich sten und bcstbcvölkertsten Provinzen von Südamerika führt. In der That, Volivia, Paraguay, die reiche nordöstliche Provinz von Brasilien, und die wohlhabendsten und bevölkertsten Distrikte dir Argentinischen Konföderation, sind durch diese Vermessungen und Ausforschungen nach ihrer wahren Be ziehung zu dem Atlantischen Meere erkannt. Das Thal des La-Plata, des sen großes Stromgebiet zuerst von De Solis entdeckt und später von Se bastian Cabot näher untersucht worden ist; das aber seitdem fast unbekannt geblieben war, ist jetzt dem Handel, der Schiffahrt und Einwanderung ge-