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42 D-»tschl-«d. Preußen. ^-Btklin, 5. Jan. Die heutige «Montag-post» sagt, die Zustimmung Preußens zu den Vorschlägen des nordameritanischen Gesandten bei der schweizerischen Eidgenossenschaft, des Hru. Fay, solle, dem Vernehme» nach, ertheilt sein. Die royalistischen Gefangenen würden frcigegeben und Neuenburg aus dem preußischen StaatSverband entlassen. Die Waffenrüstungen und Pferdeankäufe seien infolge dessen von preußi» scher Seite bereit- Wirt. Es ist sonderbar, daß die «MontagSpost» diese Nachricht mit den Worten einleitet: „Der preußisch-schweizerische Corfflict scheint den neuesten Nachrichten zufolge ein erfreuliches Ende zu nehmen." Wäre Da-, was da- Blatt miltheilt, richtig,* so könnte von „Scheinen" und ähnlichen unbestimmten Phrasen doch wol keine Rede sein. Auch ist die Nachricht der «MontagSpost», wie wir versichern können, von Anfang bis zu Ende erfunden. Hr. Fay ist schon seit einigen Tagen wieder von hier abgereist. Hätte die diesseitige Regierung seine Proposilionen angenommen, so würde sie ganz gewiß nicht gezögert haben, dem Lande sofort von der Beilegung de- Streits Kenntniß zu geben. Die Regierung hat das aber nicht gethan, und schon aus diesem einen Punkt ist zu schließen, wie die Dinge in Wirklichkeit liegen. Auch hat cs sich zufällig getroffen, daß das Pferdeausfuhrverbot gerade am Tage der Abreise des Hrn. Fay publicirt worden ist. Die Vorschläge de- Hrn. Fay waren, wie bereits früher ge meldet, unannehmbar, und zwar ganz einfach deshalb, weil dieselben von Preußen die Verzichtleistung auf Neuenburg als eine, gleichviel ob mehr oder weniger direct ausgesprochene Gegenbedingung für die Frcigebung der gefangenen Royalisten verlangten. Von andern Rücksichten, weshalb die Mission des Hrn. Fay ebenfalls scheitern mußte, wollen wir jetzt nicht weiter reden. Wie nun aber von der «Montagspost» nach der einen Seite hin die Dinge auf den Kopf gestellt werden, so geschieht dasselbe von . andern Blättern wieder im entgegengesetzten Sinne, indem in densel ben behauptet wird, die Reise des Hrn. Fay nach Berlin habe gar kei nen politischen Zweck gehabt und cs sei dieselbe lediglich durch die freundschaftlichen Verhältnisse, in welchen Hr. Fay, von seiner frühern di plomatischen Stellung in unserer Hauptstadt her, noch zu vielen berliner Kreisen stehe, veranlaßt worden. Es gibt gewisse Leute, die alles Das für unwahr erklären zu müssen glauben, was sic nicht zuerst gemeldet haben, selbst auf die Gefahr hin, daß ein wenig Unsinn mit unterläuft. Ein Wei teres mögen wir auf die betreffende geistreiche „Berichtigung" nicht bemer ken. Um auf die Fricdenschanccn zurückzukommcn, so circulircn seit gestern allerdings günstige Gerüchte in der Stadt. Ganz unbegründet dürften die selbe», bei der Allgemeinheit ihrer Verbreitung, wol nicht sein, wenn auch noch abzuwarten bleibt, bis zu welchem Grade ihre Begründung sich be wahrheitet und inwieweit nicht. Nach dem Gesagten wird cs indcssen wol kaum noch der besonder» Bemerkung bedürfen, daß diese Gerüchte nicht auf die rcsultatlos gebliebene Mission des Hrn Fay zurückzuführen sein können. Es dürsten hier lediglich die ncuen Instructionen in Betracht zu ziehen sein, welche der Oberst Barmann von Seiten des Bundcsraths mit »ach Paris zurückgebracht hat. Das Weitere ist indessen, wie sehr man die Eventualität einer friedlichen Ausgleichung als wahrscheinlich auch ins Auge faßt, doch immer noch abzuwarten. Allgemein hieß es heute, es werde in der heutigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten eine königliche Botschaft über dic Neucnburgcr Frage erfolgen. Man war darum auf die heutige Sitzung sehr gespannt. Diese Erwartung wurde indessen getäuscht, da keinerlei Mittheilung an das Haus erfolgte. Die Neue Preußische Zeitung sagt: „Oesterreich macht Schwierig keiten gegen den etwaigen Durchmarsch preußischer Truppen durch deutsches Bundesgebiet nach der Schweiz; dic Frage, meint es, müsse am Bundes tage verhandelt werden. Da scheint es uns doch angemessen, vorläufig daran zu erinnern, daß sowol österreichische Truppen auf dem Marsch nach Galizien, als russische Truppen auf dem Marsch nach Ungarn durch die Provinz Schlesien, also auch durch deutsches Bundesgebiet, marschirt sind, ohne daß Oesterreich sich zuvor des Einverständnisses des damaligen höch sten Organs des Deutschen Bundes versichert hätte. Die Sache wird doch darum nicht anders sein, weil sie jetzt Preußen, damals Oesterreich betraf?" — In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde Graf Eulenburg wieder zum Präsidenten für die übrige Dauer der Session ge wählt; Graf Schwerin erhielt 68 Stimmen. Auch die bisherigen Niceprä- sidenten v. Arnim-Ncustettin und Büchtemann wurden wicdergewählt. Dcr Justizminister legte einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Abänderung des Allgemeinen Landrechts, Th. Il, Tit. 5, tzß. 198 fg.; die in derselben ent haltenen Bestimmungen handeln über Sklaven und dic Bedingungen, un- tcr welchen Sklaven, die den preußischen Boden betreten, frei werden. Hannover. Hannover, 3. Jan. Aehnlich wie bei der vorigen Wahl ist an alle im Hof- und Staatsdienste stehenden Personen unter Eouvert folgendes Schreiben ergangen: „Bei der Wichtigkeit der Wahlen zur Ständcversammlung, insbesondere der zunächst zusammentreteuden, über lassen wir »ns der festen Zuversicht, daß alle im königlichen Civil- und Militärdienste Angestellte» (active wie pensionirtc) an den in der Vorstadt bevorstehenden Wahlen dcr Vökwähler in ihrem betreffenden Districte theil- nehmen und an dem dazu bestimmten Tage zur vorgeschricbencn Stunde im betreffenden Locale persönlich ihre Stimme zu Protokoll abgebcn werden. Hannover, 31. Dec. 1856. Königliches Ministerium des Inner», v. Bor ries." Diesem Schreiben ist ein lithographirter Zettel beigelegt, auf dem Wahltag, Zeil und Ott bezeichnet sind»Ost „zum Vorwahl» geeignete Persönlichkeit: N. N." . ' > (Z f-N.) j Großherzagthum Hessen. 2. Jan. Nachdem der de ¬ finitiv gewählte geschäft-führende Ausschuß des LutherdenkmalvereinS seine Thätigkeit am 17. Dec. mit der VerLsstzAlichung eine» an die ge- sammle evangelische Christenheit gerichteten Aufruf- zu freiwilligen Beiträ gen begonnen hatte, waren seine nächsten Schritte dahin gerichtet, in allen Ländern, in welchen sich protestantische Gemeinden befinden, die Erlaubniß zur Verbreitung de- Aufrufs durch die öffentlichen Blätter und zur Samm lung von Beiträgen unter den evangelischen Bewohnern eine« jeden Landes zu erwirken. Zu diesen, Zweck wurden von Seiten de« Ausschuss«- am 27. Dec. Petitionen an die betreffenden Fürste» und obersten evangelischen Kirchenbehörden gerichtet, und schon heute haben wir da- Vergnügen, mit- theilen zu können, daß der Großherzog von Weimar durch Zuschrift seiner Adjutantur vom 31. Dec. dem vorerwähnten Gesuch des Ausschusses ent sprochen hat. Kurhessen. "Marburg, 3. Jan. Hr. Hassenpflug, welcher bekanntlich hierher übergesiedelt ist, bewarb sich bald nach seiner Ankunft um dic Aufnahme in daS dir hiesigen höher» Kreise umfassende Casino; es traf ihn jedoch gestern bei der Kugelung daS MiSgeschick, daß sein An trag zurückgcwiescn werden mußte. Seine Frtunde, welche ihre warmen Empfehlungen dcS ExministerS als so ganz erfolglos erkennen mußten, be reiten dem Vernehmen nach Schritte vor, um dic Abänderung der Gesell schaftsstatuten zu erzielen. Thüringische Staaten, -j-Gotha, 5. Jan. Es geht, wie wir au- mehren Zeitungen ersehen, das Gerücht, daß der an die süddeutschen Höfe in be sonderer Mission abgeschickte schweizerischeBundesralh Furrer noch den spccielle» Auftrag gehabt habe, mit unserm regierenden Herzog in Karlsruhe zusam menzutreffen und mit demselben über englische Vergleichsvorschläge in Betreff des neucnburgcr Conflicts, deren Träger der Herzog gewesen, zu verhändeln. Wir können mit Bestimmtheit versichern, daß dic Reise unscrS Herzogs, die lediglich den. Besuch des engverwandten Hofes von Karlsruhe galt, einen politischen Nebenzweck durchaus nicht hatte und daß eine Zusammenkunft desselben mit Hrn. Furrer nicht staltgefnnden hat. Mecklenburg. Schwerin, -1. Jan. Aus authentischer Quelle kann ich Ihnen über die Begnadigungsangelegenheit zur Berichtigung der in Hamburger Blätter übergegangcnen Nachricht mittheilen, daß nicht blos der Professor Julius Wiggers, sondern auch dcr Advocat Moritz Wig gers dic Gnade des Großhcrzogs angerufen hat. Nach Lage dcr Sache hat der Großhcrzog jedoch nur dic dem Letzter» zuerkaunte einjährige Zucht hausstrafe in gewöhnliche Gefängnißhaft umwandeln können, zugleich ist auch dic Strafzeit vermindert worden. Was dagegen Moritz Wiggers be trifft, so ist sein Gnadengesuch noch nicht als vollständig abgcwiescn zu be trachten, vielmehr kommt es wol nur auf eine neue Begründung desselben an, und ist von demselben und ebenso von dem gleichfalls wegen Hochver raths verurthcilten Advocate,, Have ein neues Gnadengesuch cingereicht wor den, das voraussichtlich bessern Erfolg haben dürfte. (C.-B.) Freie Städte, -s-Frankfurt a. M., 3. Jan.Die augsburger Allgemeine Zeitung, welche sich seit einiger Zeit darin zu gefallen scheint, ihren gntunterrichtetcn Korrespondenzen von hier durch allerlei kleinlichen und halb falschen, halb wahren Klatsch eine neue Würze zu geben, ist nunmehr auch auS Wien in ähnlichem Sinne über hiesige Staatsangelegen heiten bedient. Wenigstens zählt zu derartigen Berichten jener vollkommen, welcher unterm 26. Dec. ihr aus Wien meldet, Frankfurt gehöre zu den jenigen Staaten, welche „das Werk der Mü nz einigung" dadurch ver zögern, daß sie jene Bestimmung des Vertragsentwurfs beanstanden, wo nach keiner der contrahirenden Staaten ohne Zustimmung aller Contrahenten ein Papiergeld mit ZwangScurs ausgebcn darf. Schon bei der Vorbcra- thung des Entwurfs erkannte man hier an dcr bclrcffenden Stelle recht gut, daß dieser Artikel von Seiten mehrer kleinern Slaatcn werde lebhaft bekämpft werden. Man fand aber schon damals im Interesse dcr nationa len Angelegenheit sowie der hiesigen Specialverhältnissc durchaus keine Ver anlassung, diesem Artikel irgendwie abfällig entgegcnzutreten. Auch wurde der Instruction des hiesigen Bevollmächtigten weder für die Verhandlungen dcr ersten noch für die der verstärkten jetzigen Conferenz ein darauf bezüg licher Passus cinverleibt. Endlich erwähnen auch die Berichte ans Wien kein Wort davon, daß Senator Bcriius veranlaßt gewesen sei, sich in Be treff jenes Artikels in einer Weise zu äußern, welche nur in, entferntesten der wiener Correspondenz der augsburger Allgemeinen Zeitung einen An halt für ihre sehr bestimmt gegebene Notiz hätte darbieten können. Aus sicherer Quelle können wir dieselbe vielmehr, soweit sie Frankfurt betrifft, als eine leere Erdichtung bezeichnen. Ob sie ebenso absichtslos als gegen standlos gegcgen wurde, muß dahingestellt bleiben. Oesterreich. oWien, 5. Jan. Das seit anderthalb Jahren hier erscheinende magyarische Blatt Magyar Sajlo (Ungarische Presse) ist mit Neujahr nach Pesth übergesiedelt. Es war an einflußreicher Stelle seit lange Lieblingsgcdankc, in der Journalistik Wiens sämmtliche Nationalitä ten vertreten zu lassen; so entstand neben einem slawischen und italienischen Blatte im Juni 1855 auch ein magyarisches in der Residenz. Allein cs scheinen sich diesfalls manche Unzukömmlichkeiten herausgcstellt zu haben, welche es wünschenswerth machten, die wiener ungarische Zeitung wieder unmittelbar unter dir Aufsicht der betreffenden Kronlandsbehörden zu stel len. Charakteristisch ist es, daß die drei großen magyarischen politischen Blätter (das amtliche miteingerechnet) zusammen etwa 4506 Abonnenten haben, während im Vormärz daS Pesti Hirlap über 6000 Abonnenten zählte und gegenwärtig daö in deutscher Sprache erscheinende Journal