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L47S nen hinzusügen, daß die Borbereitungen zu diesem außerordentlich wich tigen Schritt bereits getroffen werden." — Im Ministerium des Auswärtigen wird ein umfassendes diplomati sches Expose über die Verhältnisse der deutschen Herzoglhümer Schles- wig-Lauenburg vorbereitet, dessen Ueberbringer der neuzuernenncnde Ge sandte, am Hose zu Kopenhagen sein wird. Als dortigen Nachfolger de- Hrn. v. Hartig nennt man einen gewiegten Diplomaten der alten Schule. (B. B.-Z.) Neapel und Sicilien. Die Italienische Correspondenz, die übri gens ihre Leser schon mehr denn einmal mystificirte, bringt aus Neapel Folgendes: „Der Oberst des 2. Garderegimcnts, Giuseppe Pucci, dictirte am 3V. 3»ni zwei Soldaten, welche sich mit Erlaubniß ihres Offiziers vom Manöorirplatz^ entfernt hatten, einem Jeden 50 Stockstreiche. Die Erklä rung des Offiziers, daß er ihnen Erlaubniß gegeben und daß, wenn hier ein Vergehen, er der Schuldige sei, soll nichts gefruchtet haben, und die Züchtigung begann in Gegenwart des Obersten und der Truppen, und da der rxecutircnde Corpora! den Stock nicht energisch genug schwang, sei die ser Letztere selbst mit zehn Hieben bedacht worden. Hierauf hätten die Truppen angefangen zu murren und zu meutern, und es habe sich der Ruf: Nieder mit dem Obersten! vernehmen lassen. Der Graf von Tra pani, Gencralinspector der Garden, wollte sofort die Namen der Meuterer wissen, und da ihm diese nicht genannt wurden, habe er die gesammte Truppe mit ihren Offizieren in Arrest gesprochen und eine Untersuchung über sie verhängt." Spanien. Paris, 22. Juli. Die hier anwesenden Spanier betrachten mit Recht den Widerstand Saragossas als den Knoten der Situation. Sie glauben, daß, wenn derselbe noch eine Woche dauern könne, Alles in Spa nien umschlagen würde. O'Donnell hat bisher viel Schlauheit und Ge schick an den Tag gelegt. Am 14. Juli Nachmittags, als die National garde die Feindseligkeiten eröffnete (von 20,000 sind blos 3000 auf die Straße gegangen), gab er den gemessenen Befehl, daß die Truppen erst am folgenden Tage die Feindseligkeiten erwidern sollten. Er wollte da durch jeden Anschein einer Provokation vermeiden, aber zugleich die Trup- pen erbittern, damit sie sich am folgenden Tage nur um so besser schlü- gen. Dies ist auch in der That geschehen, und allen Berichten zufolge haben die Truppen sehr tapfer drcingehauen. Es ist auch viel Blut ge flossen und leider die Anzahl der Todten von beiden Seiten eine sehr große. O'Donnell, der sehr wohl weiß, daß ihn die vicalveristischcn Generale nur solange unterstützen, als er der gemäßigten konstitutionellen Richtung treu- bleibt, dem Programm von Vicalvera gemäß, das bekanntlich auch das Programm der liberalen Union geworden ist, thut Alles, um seine Bun desgenossen zu beruhigen. Er soll sogar die Verfassung bekannt gemacht haben, was um so klüger ist, als der Aufstand in Saragossa im Interesse der Verfassung ausgebrochen ist, und als eine spätere Revision immer frei steht. Die Freunde O'Donnell'S fürchten daher auch die Ankunft Nar- vaez', weil sie wohl fühlen, daß eine Vereinigung mit dem Marschall die Bicalveristen stutzig machen würde. Der Marschall ist bereit- in Bayonne angekommen. Die Patrie will in der That wissen, daß er nicht nach Spanien zurückkehren würde, falls die Ruhe im ganzen Lande hergestellt wäre. Nur wenn der Aufstand um sich greift, will er der Königin seine Dienste und die seiner Gesinnungsgenossen anbieten und nur unter der Be dingung nach Spanien sich begeben, daß seine Dienste von der Königin angenommen werden. Von der andern Seite wird gemeldet, daß Olozaga die hier anwesenden Generale Prim, Bravo und Orteza bewogen hat, nach Spanien zu gehen, um daselbst die Provinzen zu Gunsten Espartero'S aufzuwiegeln. Dieser aber ist durch sein unschlüssiges Betragen in der Mei nung Spaniens für immer verloren, und seine Unthätigkeit hat keinerlei Entschuldigung. War er gegen den Aufstand, so mußte er sich offen da gegen aussprechen, und das hätte genügt, um sofort jeden Conflict zu ver hindern. War er von dem guten Rechte seiner Freunde überzeugt, so mußte er für diese Partei nehmen, und dann wäre der Widerstand allgemeiner geworden, und O'Donnell hätte in diesem Falle wahrscheinlich sehr bald capitulirt. Für uns, die wir außerhalb der Ereignisse stehen, ist dieses Betragen Espartero'S geradezu unbegreiflich. Die Insurgenten in Sara gossa haben nun eine sehr schwierig gewordene Stellung, weil es keinen Mann mehr gibt, der Popularität genug besitzt, um O'Donnell mit Er folg entgegengestellt werden zu können. Graf Persigny ist aus Plombieres zurückgekommen, wohin er sich inkognito begab. Er soll mit den Aeuße- rungen des Kaisers sehr zufrieden sein. Die französische Regierung hat bisjctzt nur sehr wenige Truppen nach der spanischen Grenze geschickt. Es sollen aber außerdem noch einige Kriegsschiffe an den catalonischen und an den Südküsten Spaniens kreuzen. — Der Moniteur berichtet aus San-Sebastian vom.21. Juli, 2 Uhr Nachmittags: „Santander hat sich erheben wollen, aber Alles ist dort zur Ordnung zurückgekehrt Navarra und die nördlichen Provinzen sind ruhig. Man versichert, daß in Saragossa eine gütliche Beilegung zu erwarten ist. Die Truppen sind ohne Widerstand in Logrorio cingerückt. Man entwaff net die Nationalgardc." — Auö Paris vom 22. Juli wird der Kölnischen Zeitung geschrieben: „Die letzten Nachrichten auS Madrid reichen bis zum 18. Juli. Telegra phische Nachrichten sind heute nicht in Paris angekommen. Auch behaup tet man, daß ganz Catalonien mit Ausnahme der Hauptstadt im Aufstande sei und daß die Bewohner der Gebirge alle Lommunication zwischen Bar celona und dem übrigen Spanien abgeschnitten hätten. Unsere Regierung trifft immer noch große Vorsichtsmaßregeln; dies ist positiv. Eine telegra phische Ordre Ist heute Morgen nach Toulon gesandt worden, die dem Li- nienschiff Napoleon Befehl erlheilt, sofort nach den spanischen Küsten abzu segeln. Zugleich erhielt der Commandant dieses Schiffs versiegelte OrdrcS, die er erst bei seiner Ankunft an der spanischen Küste eröffnen sollte. Wie ich ferner erfahre, haben 5000 Mann des Lagers von Sathonay (bei Lyon) Befehl erhalten, nach der spanischen Grenze abzumarschiren; 15,000 Mann der Armee von Algerien sollen ebenfalls dorthin gebracht werden. Es scheint danach, daß die Regierung keineswegs beruhigt ist über den Ausgang der letzten spanischen Ereignisse. O'Donnell fürchtet die Rückkehr des Mar schalls Narvaez nach Madrid. Er hat deshalb dessen Unterwerfung unter die neue madrider Regierung gar nicht abgewartet, sondern ihn sofort zum Botschafter in Paris an Olozaga's Stelle ernannt. Es ist jedoch noch un- bekannt, ob Narvaez diesen Posten annehmen wird. Man glaubt hier, daß er abschläglich antworten und Alles aufbieten wird, um von der Königin nach Madrid zurückberufen zu werden. Der Marschall soll sich mit der Kö- nigin Christine ganz ausgesöhnt haben. Die Truppen, welche am Kampfe in Madrid theilnahmen, bestanden aus 13 Bataillonen Infanterie und 2000 Mann Reiterei mit 50 Kanonen." Der Patrie entnehmen wir Folgendes nach Nachrichten aus Madrid vom 18. Juli: „Am 17. Juli haben zahlreiche Verhaftungen in Madrid stattgefundcn. Die Meuterer sollten unter starker Bedeckung nach den Fort- außerhalb Madrid gesandt werden. Unter den Verhafteten befand sich Ma- doz. Er sowol wie Escosura befehligten während der Emcute ein Bataillon der Nationalgarde. Den Letztem Halle man noch nicht aufgcfunden. Ein Kriegsgericht ist beauftragt, über die Generale zu erkennen, die während des Kampfes in Madrid anwesend waren und sich nicht bei den militäri schen Behörden meldeten. Man versicherte außerdem, daß viele Beamte ab- gesetzt werden sollen. Die Nachrichten aus den Provinzen waren beruhi- gend, mit Ausnahme derer von Saragossa." Dem halbamtlichen Pays entnehmen wir Folgendes: „Die Jnsurrec- tion von Aragonien ist auf die Hauptstadt beschränkt. Man versichert, daß die Regierung beschlossen hat, ohne Verzug diesen Herd der Revolu- tion zu ersticken. Dulce, zum Generalcapitän von Aragonien ernannt, hat deshalb die nöthigen Befehle erhalten. Er soll mit 12,000 Mann und zwei Belagerungscompagnien gegen Saragossa marschiren und sich zunächst der Positionen von Monte Terrero und des Forts Aljuferia, die den Platz beherrschen, bemächtigen. Diese Stellungen sind nur schwach vertheidigt. Er wird zugleich die Linie des Ebro besehen und die Stadt zur Uebergabe ausfodern. Falls eine abschlägige Antwort erfolgt, wird er das Feuer er öffnen. Man zweifelt in Madrid keineswegs am Gelingen dieses Plans. Falcon hatte nur 3000 Mann und einige Bataillone Miliz. Einer seiner Generale, welcher der Regierung treugeblieben, hielt das flache Land an der Spitze von 1500 Mann. Dulce hat nicht den Befehl, die Stadt anzu- greifen, sondern seine Artillerie spielen zu lassen." Aus Madrid vom 17. Juli schreibt man der Jndhendance beige: „Die amtliche Zeitung bringt heute wichtige Decrete. Der Gencralinspector der Nationalmili; des Königreichs, Ferraz, ist abgcsetzt, und sein Posten wird einstweilen durch Rios Rosas versehen. General Prim ist des Ge- neralcapitanatS von Granada enthoben, um nach seiner Rückkehr anderweitig verwendet zu werden; sein Nachfolger ist General Blanco Echague ist statt Offet's, der als Generalcapitän nach den baskischen Provinzen geht, Generalcapitän von Valencia geworden; Dulce, dem in dem Kampf ein Orden, den er trug und von dem eine Flintenkugel abprallte, das Leben rettete, ersetzt provisorisch den entlassenen Falcon in Aragonien, sowie Ge- neral Galliano den zur Verfügung gestellten Generalcapitän von Estrcma- dura. Der Generalcapitän von Madrid hat eine provisorische städtische Behörde ernannt, die auö dem ersten Bürgermeister, Marquis Peralcs, auS sechs Beigeordneten, deren erster der Herzog v. Alba ist, und aus 21 Gc- meindcverordneten besteht. Die Stadt gewährt heute dasselbe düstere Aus- sehen wie gestern. Die meisten Läden sind noch geschlossen und die Plätze mit Kanonen beseht. Die Königin zeigte sich heute Morgen beim Dcfilircn der Truppen ausnehmend heiter. Diesen Vormittag sind mehre Mordtha- tcn vorgefallen. Ein Jnfanteriecapitän wurde im Hotel von Saragossa er- mordet, wo er sich einige Minuten ausruhen wollte. Einen Artilleriecapi- tän tödtete vor der Arlillerickascrne ein Schuß, der aus einer Mansarde kam. Etwa 1000 Milizen haben bisjetzt ihre Waffen noch nicht abgclie- fert. Der Generalcapitän hat ihnen noch den heutigen Tag zugcstanken; morgen sollen die Haussuchungen beginnen. Ein heute Nachmittag in den Straßen angeschlagener Erlaß verbietet das Zusammenstehcn von sechs und mehr Personen; Jeder, der Waffen irgendeiner Art trägt, soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Der französische Botschafter hat gestern Mit tag die Königin und O'Donnell beglückwünscht." Dem brüffeler Nord schreibt man aus Paris vom 21. Juli: „In dem Kampfe am 15. und 16. Juli zu Madrid sind franrösische Flüchtlinge ge- tödtct worden. Narvaez ist zu Bayonne mit dem Prinzen Ludwig Lucian Bonaparte anqelangt, der sich ebenfalls nach Spanien begibt. Ein bayonncr Blatt behauptet, daß die Reise dieses Prinzen der kaiserlichen Familie ein zig das Studium der baskischen Sprache zum Zweck habe." Frankreich. Der Moniteur veröffentlicht das Gesetz über die Re ichüreg ert- schaft in der vom Senate (in der Sitzung vom 8. Juli) angenommenen Fassung wie folgt: Art. 1. Von der Regentschaft: Der Kaiser ist bis zum zurückgelegten 18. Jal»»