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Preis für du« Vierteljahr I V, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. 1. April 1856. Dienstag- OtiHzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme de« Montags täglich und wirb Nachmittag« 1 Uhr auS- gegeben. Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedlilon in Leipzig (Querstraße Rr. 8). Inserttonsgebühr für den Naum eintr Z-il« 2 Ngr. DMA MMMic Zeitung > «Wahrheit rnd Recht, Freiheit und Gesetz!» erhöhten Anfoderungen, dle er jetzigen Zeit an die größern politischen Blätter Deutschlands gestellt werden, sucht die Deutsche Allgemeine Zeitung in jeder Weise zu entsprechen. Sie hat zahlreiche und zuverlässige eigene CorrefH»«dentm alt allen ^aupchttnktttt Europas, namentlich auch an den verschiedenen bei den gegenwärtigen Ereignissen besonders wichtigen Orten. Ihre LottartiKt suchen den Leset über die politischen Angelegenheiten zu unterrichten und zugleich die Aufgabe der unabhän gigen patriotischen Presse nach Kräften zu erfüllen. Den sächsische»» Angelegenheiten wird in Leitartikeln und Cor- respondenzen große Aufmerksamkeit gewidmet. Wichtige Nachrichten, auch die Börsencnrse von London, Paris, Wien, Berlin rc., erhält die Zeitung durch telegvnphtsche Dehoschen. Die Interessen des Handels und der Hndnsttie finden sorgfältige Be achtung. Ein Feuilleton gibt zahlreiche Originalmitthrilungen und kurze Notizen über Theater, Kunst, Literatur u. s. w. Die Deutsche Allgemeine Zeitung erscheint, Mit Ausnahme des Montags, täglich in einem ganzen Bogen. Das viertel jährliche -tbvnnement beträgt 1 Thlr. IS Ngr. Inserate finden durch die Zeitung die weiteste Verbreitung und werden mit 3 Ngr. für den Raum einer Zeile berechnet. Bestellungen auf da» mit dem heutigen Tage beginnende neue Mvonnement werden von allen Postämter,» des Jn- nyd Auslandes, in Leipzig Von der Expedition der Zeitung angenommen und baldigst erbeten. Der Credit mobitier X Leipzig, 51. Mckrz. Dem scharfern Keobüchttk kann es nicht ent gehen, daß sich der größere Theil der Menschheit periodisch ist einem Kreise fieberhafter Bewegungen befindet, Vere» Tatbestand sich unter unsern Aw gen entwlckAt, deren ENtDhuNg aber vorvtrhilNd NVch ein PröbleM ist. Wir zählen hierzu das Fieber für Musik, für Virtuosen, für Denkmäler, für Religion, für Auswanderung, für kalifornisches Gold, für Revolution und für ÄctieNzeichnung, in welchem letzter« StäviuM dieser Kreisbewe gungen wir uns soeben befinden. Kredit msbilier ist das Costings- und Stichwort des TageS; allenthalben verfolgt UNS dies beliebt» Wort, in wcl- chcm die menschliche Phantasie sich den Gößen verkörpert hat, dir oyni Arbeit reich Macht. Die Vorstellungen der grossen Masse vön diesem fabel- haften Thiede, welches ilNeM grbßeN PapierliNbwurm am ähnlichsten fein' dürste, gehen so weit, daß man glaubt, der bloße Hauch dieses Thierts vergolde Alles, selbst die Hand die ihn berührt, und man scheint die alten Bibelwvrte: „Du solist VtiN Btöt essen im Schweiße deines Angesichts", völlig in das Reich der Mythe versetzt zu haben. Aber auch eine Menge gebildeter Leute kennen die eigentliche Naturgeschichte dieses fabelhaften Tylers nicht, und so dürfte es an der Zeit sein, etwas darüber zu be- nchtin. Der eigentliche echte Crötut mobilier hät vor ciNiaiN Jähren dadurch in Paris das Licht dir Welt erblickt, baß dis LenkSt Frankreichs für noth- weübig fanden, eine BaNk zu errichten, welche die vielen NeUgeschaffcnen iMnbahNactien, Mehrs MiÜiätdin FräücS iM RoMinälwerthc, auf gutem Cuts erhielten. Die erste Idee hierzu tauchte in Isaak Pereire auf, der blut arm in stiNtn ÄNäbeNjahrcn Niit seinem Brüder Theaterbillcts auf dem Boule vard Saint-Denis in Paris Abends feilhielt und heute eine der bedeutendsten und genialsten Geldcapaciiäten Frankreichs ist. Der im Jahre 18ä2 in Paris- gegtünvete Cre'dit foncier, ziemlich gleich mit unsern Hypothekenbanken mid dazu dienend, dem Grundbesitz eine größere Stabilität in Einer Hand zu ermöglichen, ließ ihn hoffen, ein gleiches Institut zu »sinnen, welches diU Werthpapieten einen gleichen Haltpunkt zu gewähren vermöchte, und dieses konilte folgerecht nur der Kredit mobilier sein. Die NöthweNbigkeit dir Verhältnisse wie die Gunst der Umstände ließen ihm sein viel durchdachtes und lange in sich getragenes Wert zur Ausführung bringen. Eine Credit möM'er-Bank mit sii) Milt. Fr. Acticncäpitäl wurde begründet, ihr vsü der ZWierung gestattet, den zehnfachen Werth des Actiencapitals, also 60t) Mill. Fr., in unverzinslichen Bänkscheinen auSzugeLrn, und ihr da gegen d!^ Verpstichtung auferlegt, unter gewissen Modalitäten den Curs dct Rentenpäpiere Und Äfenbahnäctien auf möglichster Cur-höhe zu hallen. Als, lrstcr Direktor dieses Instituts fungirte Benoit Fould (Bruder des jetzigen HauSmimsters Fould), wahrend Isaak Pereire Und sein Bruder die eigentlichen Lenker desselben waren. Bei Begründung des Credit mobilier waren die Gebrüder Pereire noch nicht so berühmt wie heute, und Fould wurde des guten KlangcS seines RameNs halber an die Spitze gestellt; als jedoch Benoit Fould im Herbste 185ä bedenklich kraut wurde, trat Isaak Pereire als Director an die Spitze desselben. Unter gewöhnlichen Umstän den würde dieses neugeschaffene Institut, wie dies auch von den fach- und fachkundigsten Männern behauptet wurde, schon durch seilie Anlage und seine obliegenden Verpflichtungen einer längern Lebensdauer nicht fähig ge- wesen sein, da eine derartige Bant ganz ohne Beispiel in der Handelsge- schichte dasteht. Dennoch hat sich aber der pariser Cre'dit mobilier nicht nur erhalten, sondern hat sich einer großen Prosperität zu erfreuen, und die Entschleierung dieser Geheimnisse dürste lediglich in der Genialität und praktischen Thatkraft der Gebrüder Pereire und der ihnen möglichen ge nauen Kenntniß Dessen, was eine Großmacht wie Frankreich in der näch sten Zeit thun will, zu findet» sein. Die Ankäufe von Eisenbahnen, Aus beutung industrieller Unternehmungen, Btthriligung an Staatsanleihen re. hat der pariser Crödit mobilier erst in dir Hand genommen, als er sich längst befestigt hatte, als er kaum wußte, wie er sein Capital mid seine Noten zinsbar unterbringen sollte, als sich unter dir geschickten Hand wie dem scharf berechnenden Verstände eines Isaak Petrire dieses Institut zu seiner vollen Höhe ausgebildet hatte. Ob sich aber durch solche erwei terte Unternehmungen der Cr<Lit mobilier nicht der Mittel beraubt hat, in Zeiten der Noth Das zu leisten, waS seine ursprüngliche Bestimmung war, wird die Zukunft lehren. Die Erfolge dieses Instituts waren für den Stakt wie für den Handel zeithcr gleich nützlich und wichtig in Frank reich und haben in verschiedenen Orten Deutschlands Nachahmungen her- vortzerufeü. Es sagt aber ein altes wahres Sprichwort: „Wenn Zwei Dasselbe thun, so ist es nicht Dasselbe", und dies wird zu unserm Bedauern auch hier stark zutreffen. Bei Errichtung solcher Crebitanstalten muß der Ort der Anlage, der Wirkungskreis und der künftige Leiter des zu schaf fenden Instituts auf das sorgfältigste erwogen, durchdacht und besprochen werden, und dies behalten wir uns für einen spätem Aufsatz vor. Deutschland. Preußen, t Beplin, 50. März. In Bezug äuf daS von mancher Seite her in Zweifel gezogene Fortbestehen deS englisch-französischen Bünd nisses wird vom Prrußischeii Wochenblatt darauf hingewicsen, daß Frank reich durch sein eigenes Verhalten in der orientalischen Angelegenheit den Beweis geliefert habe, daß es den entschiedenen Vorsatz hege, nicht in jene Eroberungspolitik zurückzuverfallrn, welche Europa und vor allem Frank reich selbst schon soviel Blut gekost» habe. Solange Frankreich einer sol chen Politik treublcibe, sei ksin Grund für die Annahme vorhanden, daß das bisherige Bündniß zwischen den beiden Westmächten den bevorstehenden Frieden nicht überdauern werde. — Die Ablehnung der Genehmigung der beiden zu gründenden großen neuen Creditanstalten hat in den betref- senden hiesigen Kreisen einen um so tiefem Eindruck gemacht, je überraschen der diese schließliche Entscheidung war. Viele hatten nämlich die fast feste Hvssnitng gehegt, daß diejenige Gesellschaft, welche zuerst um die Geneh migung deS StaatS eingekommen ist, dieselbe erhalten werde. Die Täu schung wirkt daher UM sd eindringlicher. — In einem Handelsbericht au- Petersburg Wird die Hoffnung ausgedrückt, daß Rußland, falls cs sei nen eigenen Vortheil verstehe, die Ausfuhr des Getreides nach wie- derhergrstellteM Frieden fteigebcn werde, da an einen Mangel in den nörd liche»» Prdvinzen »Md im Süden Rußlands gar nicht zu denken sei. — Ai» der gestrigen SißuNg des Hauses dsrÄbgeordnetcn wurde der Bericht derÄudgctcommissidn über den Etat des Ministeriums des Innern bc- rathen. Die allgemeine Discussion eröffnete Graf Schwerin: „Ehe zur Äcrathung des Etats geschritten wird, wollte ich in meinem und Meiner Freunde Namen unsere Stellung dahin normiren, daß wir keinerlei An träge auf Reduktionen in den Etats der Militär- und Polizeiverwaltung machen werden und diese Anträge voi» der Majorität des Hauses erwarten. Will die andere Seite solche Anträge stellen, welche auf Verminderung der MilitärvcrwaltungS- und Polizeikosten lauten, so erkläre ich in meinem und meiner Freunde Namen im voraus, daß wir diese Vorschläge unterstütze»» werden. Der Führer jener Seite hat ii» einer seiner Reden so sehr die Er sparnisse anempfohlen; nun, jetzt ist es an der Zeit zu zeigen, ob es ihn» Ernst >var." Abg. o. Gerlach: „Ich prolestire zuerst gegen die Bezeichnung: «Führer der rechten Seite.» Sodann habe ich schon früher und zwar in