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«336 Patriotismus und ftine Rechtlichkeit betrifft, auf gleiche Höhe mit Washing. ton gestellt. — Der National-Zeituug wurde unterm 7. Oct. auS Paris bas Gerücht mitgelheilt, daß man neben andern Verschwörungen auch von einer or- le'anistischen und von damit zusammenhängenden Verhaftungen spreche; unter den Verhafteten nenn« man den Sohn des verstorbenen Admirals Mackau. Der Correspondeut fügt hinzu, daß er die Nachricht in keiner Weise ver bürgen möge. Das Blatt sieht sich gegenwärtig in den Stand gesetzt, dieses Gerücht als durchaus unbegründet zu bezeichnen. Der genannte Sohn des Admirals Mackau ist gegenwärtig als Auditeur im Staatsrath beschäftigt. -f» London, >7- Nov. Der Kassirer der Midland Great Western-Eisen bahn hat sich nicht, wie anfangs vermuthet worden war, selbst um- Leben gebracht, sondern ist, wie die Todtenschan klar nachwies, ermordet wor den. Die Umstände, unter welchen die Leiche gefunden wurde, mußten rasch den Verdacht eines verübten Selbstmordes beseitigen; der Schlüssel zur Stube, in der die That geschah, konnte nicht aufgefunden werden, und ebenso wenig ein Werkzeug in der Nähe der Leiche, mit dem der Selbstmord hätte verübt werden können. Die Rechnungen stimmen ge nau, die Kasse ist in bester Ordnung; somit fällt auch der Verdacht weg, daß der Unglückliche sich aus Furcht, daß etwaige Unterschleife entdeckt würden, sich das Leben genommen habe. Andererseits ist ebenso wenig von einem Raubmord die Rede, denn namhafte Summen haaren Gel des, die offen in der Stube lagen, fanden sich unangetastet. Man ist auf die weitere Entwickelung dieser Tragödie nicht wenig gespannt. Schweden. Stockholm, I I. Nov. Cederschöld hat, wie die Hamburger Nach richten melden, im Ritterhause zwei viel Aufsehen erregende Vorschläge eingebracht, nämlich daß die beiden schwedischen Universitäten nach Stock holm verlegt und mit der medicinischen Karolinenanstalt und der Akademie der Wissenschaften zu einer großen Nationalunivcrsität vereinigt werden, so wie daß Lehrstühle für die schwedische Sprache an den Universitäten Upsala und Lund errichtet werden sollen. Derselbe hat ferner die Abschaffung der Todesstrafe für mehre Fälle vorgeschlagen. Rußland. Posen, 17. Nov. Es steht nunmehr fest, daß russischerseitS die Ver- längerung der Warschau-Lowiczer Eisenbahn von letzterm Ort bis zu dem Grcnzdorfe Otloczyn, der Stadt Thorn gegenüber, angeordnet ist; in Thorn sind auch bereits königliche Baubeamte eingetroffen, welche beauftragt sind, die nöthigen Vermessungen vorzunehmen und die Linie für die Bahn von Bromberg über Thorn nach dem genannten Grenzdorf festzustellen. Hieran knüpft daS handeltreibende Publicum nun die Hoffnung, daß das Gerücht von dem bevorstehenden Abschluß eines liberalen Handelsvertrag- zwi schen unserer Regierung und der russischen sich demnächst bewahrheiten werde. Wenn man auch diese Ansicht theilt, so darf man di« dieSfallsigen Erwartungen doch nicht zu hoch spannen; denn in Polen und Rußland existirt eine mächtige industrielle Aristokratie, die vom Auslande, zumeist aus Deutschland, eingewandert, ganz auf dem gegenwärtig herrschenden Prohibitivsystem basirt ist, die Alles aufbirten wird, um jede fremde Con- currenz von ihrem Markt ausznschließen, und die Geldmittel genug besitzt, um ihren Wünschen geneigtes Gehör zu verschaffen. Dazu kommt, daß das ungeheure Heer von Finanz- und Mauthbeamten bei dem herrschenden Prohibitivsystem sich vom Höchsten bis zum Niedrigsten so wohl befindet, daß selbst eine dreifach höhere Amtsbesoldung ihnen den Ausfall, den sie durch die Oeffnung der Grenzschlagbäume erleiden würden, nicht ersetzen könnte, und gerade diese Beamtenarmee übt in Rußland einen fast souve ränen Einfluß aus. Wie arg es mit dem Nebenerwerb jenseit der Grenze noch immer bestellt ist, erhellt aus einem eben veröffentlichten Regierungserlaß, wodurch den Bürgermeistern der kleinen Städte streng untersagt wird, sich bei der Abschätzung von Brandschäden, die in den kleinen ganz von Holz gebauten polni schen Städten so häufig vorkommen, Tantiemen von den Abgebrannten zahlen zu lassen! Indessen soll damit nicht gesagt sein, daß der Uebergang zu einem libera lem Handelssystem in Rußland eine Unmöglichkeit sei, zumal man weiß, daß der Kaiser einem solchen durchaus geneigt ist; es soll nur auf die vielfachen Hindernisse hingedeutet werden, die diesen Uebergang erschweren, sodaß er nur sehr langsam wird vonstatten gehen können. Ueberdies hat die Regie rung auch Verpflichtungen gegen die Industriellen des Landes, deren Un- ternehmungen lediglich durch das herrschende Prohibitivsystem von ihr her- vorgerufen sind und welche die fremde Concurrenz nicht aushallen können. Inzwischen scheint die Polnische Dampffchiffahrtsgesellschaft doch auf eine bedeutende Erweiterung des Verkehrs mit Zuversicht zu rechnen, da sie ihr Anlagecapital neuerdings um die Hälfte vermehrt hat, lediglich um die Zahl der Weichseldampfboote zu vergrößern. — Um dem Umsichgreifen des ge genwärtigen Aktien sch Windels in Rußland vorzubcugen, ist angeordnet, daß die Actien der in Rußland zu erbaueuden neuen Eisenbahnen, deren dritter Theil in Rußland selbst abgesetzt werden muß, an den russischen Börsen gar nicht notirt werden dürfen. Unsere Kaufleute sind der Ansicht, daß ein hoher Curs der beregten Actien durch diese Maßregel ziemlich un möglich gemacht werde. — Obgleich der Winter kaum begonnen und der Erdboden erst mit einer dünnen Schneclagc bedeckt äst, so kommen in den waldreichen Gegenden Polens die Wölfe doch schon auS ihren Schlupf winkeln hervor und wagen sich in bewohnte Ortschaften. So wurde in ver- gangener Woche in dem bei Lowicz gelegenen Dorse Szymanow ein kleiner Knabe am Hellen Tage von einer solchen Bestie erfaßt und in die ganz i fahrt Corsir Prinz heute toria-^ gen al Majeß audien dem ? geführ und E königl. mern . Herren sowie scheu l niglichi statt, l Großh, rechten Se. k. Se. k. erwarte ** 3 h-mdlm gerich dem h« lung z Ihnen dann d Versah, Vorurtl heute b gen bei hiesigen wurden stahls o thumS < drei W keine Fi zu beleg mes Dck führte l männer gewöhnt diese ers breitung ten — doch die von der und häti Wahllist unter de ncr sind Hervorgei der Wal dem curi lingsliste diejeniger werden, Recht" be annehmli am 20. S hat sich l Zustimm, auch ber, Sitzung l der hier Zeit die j znheben der Stad den versc -i-Of« königliche. Der Ang Pröse, w er in Ari wesen, a Schlüssel pietgeld e ein, daß , nahe Waldung tzeschleppt. Obgleich bas Unthier sofort von den Bewohnern de« Dorfs verfolgt wurde, sd fand man doch erst nach mehren Gtundtn die abgcnagten Knochen deS unglücklichen Kindes. — Die russische Süd- armer, für welche die Garnisonsorte in Polen und Lithauen brrekt« be stimmt waren, bleibt den Winter über unverringrrt im Süden stehen und wird nicht über die Ukraine, Podolien und Volhynien hinaus zurückoerlegt. * Nikopolis, 5. Nov. Eben erhalte ich eine Zuschrift auS Bitvlj, welche die traurigsten Schilderungen des Elends enthält, das gegenwärtig im kumanovacr Kreise herrscht. DaS Bebel (Militärsteuer) ist per Stcuer- kopf von 80 auf 75 Piaster erhöht worden, und man ist nicht vergewissert, ob dies mit Bewilligung der Regierung geschieht. Die NizamStruppen, auf 80,000 Mann geschätzt, welche von Barna über Schumla und Traava jetzt in dem kumanovaer Kreise am südliche» Abhange des HämuSgeblrge« angelangt sind, mehre Tage dort verweilen und dann gegen Montenegro ziehen sollen, bringen die gänzlich verarmte Bewohnerschaft in eine jämmer liche Situation. Da ist die starke Einquartierung, verbunden mit der fa- natischen Roheit der Mannschaft, welche das Heiligste eines abergläubigen christlichen Volks profanirt; dann das Verschwinden männlicher und Weib- lichcr Kinder in einem Alter von 10—14 Jahren, welches seit den Zeiten Ali-Pascha's von Janina nur sehr selten vorkam; dazu noch die Requisi tion von Früchten, von jedem Hause 200 Oka Körner in nstura, oder in Ermangelung dieser 2 Piaster für jede Oka, welches schon manche« armen Familienvater den letzten Kessel aus der Küche entfernt hat. Ueberdies muß Jeder für seine abgegebenen Früchte noch 1'/, Piaster für 100 Oka Trans- Portspesen bis Albanisch Skutari baar zahlen, obwol die Verpflegungsbtam- ten oder, besser gesagt, ihre Diener und Kawaffen sich mit Gewalt der Ochsenwagen bemächtigen und die Einwohner zwingen, die Last unentgelt- lich weiterzubefördern. Dasselbe geschieht mit den Kanoncnzügen. Di- Artilleriezugpferde sind gut genährt und stark, um sie aber so zu erhalten, läßt man die Geschützt durch Ochsen schleppen, die, vom Pflug odrr Wa gen abgespannt, wol drei Tage und Nächte unter dem Joch gehalten wer den. Kems dieser Augthiere wird früher losgelassen, als bis e- vbr Er- müdung und Hunger auf der Straße niederstürzt. Die Hungersnoth fängt auch schon an ihren Antheil, besonders an kleinen Kinder«, zu fodern und der Mangel an Körnern, wie auch di« schlechten Straßen und die Unsicher- heit deS Binnenhandels werden das Ihrige leider dazu beitragen, die Hun- gersnoth noch zu erhöhen. Im südlichen Theile Makedoniens sind auch keine genügenden Vorräthe an Früchten. Zu wünschen wäre ein gelinder Winter, damit wenigstens das Hornvieh und durch dieses die Bevölkerung einer anscheinend großen Hungersnoth entginge. In Bitolj, wo die Be- völkerung kaum 10,000 Seelen zählen dürfte und die Wohnungen, was den inner« Raum anlangt, nicht zu den bequemsten gerechnet werden kön nen, liegen jetzt gegen 15,000 NizamS im Quartier. Bei dem größten Jammer und Elend der Christen rathen ihnen die Türken, sie möchten bei den Giaurs, besonders beim„Moskow, der jetzt gänzlich vernichtet sei", um Abhülfe nachsuchen. *) > — Mittheilungen deS Journal de Constantinople nach Briefen vom 28. Oct. zufolge rückte ein ungefähr 25,000 Mann starkes russisches Armeeeorps gegen den bei Sudschak mit ungefähr 20,000 Mann campirenden Tiefer- Pascha. Alle größern und kleinern Forts sind noch immer in der Ge walt der Tscherkeffen und von ihnen mit Redouten befestigt iworden. Die vorgerückte Jahreszeit dürfte jedoch für jetzt jeden Zusammenstoß verhindern. — Der Naib der Tscherkeffen hat sich von Konstantinopel, woselbst er längere Zeit verweilt hat, nach Trebisonde eingeschifft, von wo er sich vermuthlich nach seiner Heimat begeben wird. Es ist ihm gelungen, von einem Tscher keffen, der einen hohen Posten bei der türkischen Regierung bekleidet, eine Unterstützung von 1000 Beuteln (100,000 Fr.) zu erlangen, und er hofft durch diese Hülfe seine alten Parteigänger gegen Sefer-Pascha zu gewin nen. Letzterer soll aber Unterhandlungen mit Schemil eingeleitet und sich mit ihm zu einem Schuh- und Trutzbündniß gegen Rußland vereinigt ha ben; auch herrscht zwischen ihm und den Häuptlingen im Lande vollkom menes Einvernehmen. In Marseille sind mit dem Sinai Nachrichten aus Konstantinopel vom 10. Nov. eingetroffen. Nach der Presse d'Orient sind in Betreff der Räumung der Donaufürstenthümer und des Rückzugs der Flotte aus dem Schwarzen Meere diplomatische Noten gewechselt worden. — Dem engli schen Kanonenboot Bagger wurde bei der Verfolgung russischer Kreuzer ins Asowsche Meer, welche türkische Fahrzeuge genommen hatten, die an der Küste von Abchasien Salzschmuggel trieben, der Durchgang verweigert und soll daS Fort von Jeni-Kale auf das englische Boot gefeuext haben. Ad miral Lyons hat ein Kanonenboot abgeschickt, um über diesen Vorgang Er kundigung einzuziehen. — Die Engländer verwehren den/Russen fortwäh rend den Zutritt zu der Schlangeninsel. — Aus Persien wird gemeldet, daß die Affaire, bei der die Perser aus Herat wieder herausgeworfen wur den, im Juli vorgekommen sei; die neue Nachricht von der Einnahme dieser Stadt durch die Perser, im September, wird jedoch nicht widerlegt. *) Die obigen Nachrichte» würden, wenn sie sich bestätigten, freilich für eine sehr eigenthümliche Auslegung des Hat-i-Humätum sprechen. Jndeffen glauben wir, die Quelle dieser Nachrichten auf die bekannten Uebertreibungen und Entstellungen zurück- sühren zu dürfen, denn sich türkenfeindliche Bulgaren re. nicht zum ersten mal schul dig machen. Die Sache wird, nachdem sie vor die Oeffentlichkeit gezogen ist, wol »über mitcmickt werden- D. Red. " ''' u>, . - - - ,