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— Bei der Rckrutirung im ersten amtShauptmannschastlichen Bezirk derKreisdircclisn Leipzig sind überhaupt prolokollirt worden 1660 Mann. Davon sind gewesen: 376 Mann tüchtig (nämlich 347 aus der Alters klasse 1836/56 und 29 aus der Reserve); 49 Mann mindertüchtig aus der Altersklasse 1836/56; 998 Mann untüchtig (911 aus der Altersklasse 1836/56, 3 Ernährer aus frühern Jahren, 6 mit Frist zurückgestcllte Studirende und 78 aus der Reserve); 183 Mann untermäßig (182 aus der Altersklasse 1836/56 und 1 aus der Reserve); 5 Mann haben das gesetzliche Einstandsquantum vor der ärztlichen Untersuchung bezahlt, 4 sind als Kranke entschuldigt worden und bei 45 Ernährern aus frühern Jahren sind die Verhältnisse die früher« geblieben. — Da wahrzunehmen gewesen, daß in neuerer Zeit bei den ziemlich all- gemein üblich gewordenen Schulfesten Tanzvergnügungen in den Schen ken für die Schuljugend veranstaltet werden und an diese sich sehr häufig Tanzbelustigungen der Erwachsenen schließen, so hat das Ministerium des Cultus im Hinblick auf die nachtheiligen Folgen von dergleichen Vergnü gungen für die Kinder die Abhaltung solcher Tanzbelustigungen der Schul- jugend in den Schenken gänzlich verboten. (S. C. Z.) Neuere Nachrichten. Bern, 22. Dec. (Telegraphische Depesche.) Noch immer keine entscheidende Wendung. Doch wächst die Friedenshoffnung und cs gehen Gerüchte von Vermittelungsvorschlägcn der Diplomatie und von Absendung derselben nach Berlin. Beim Bundespräsidenten finden viele diplomatische Conferenzen statt. Jetzt hält der Bundesrath Sitzung. (Frkf. I.) Msrsonalnachrichten. lvrdensverleihungen. Vesterreich. Leopoldorden, 'Ritterkreuz: der kö niglich sächsische Kammerherr Graf v. Rex. — Preussen. Rother Adlerorden I. El. tu Brillanten mit Schwertern am Ringe: der Commandeur der 15. Division, Gene- rallieutenant v. Schack. Handel und Industrie. Der von Max Wirth berausgegebene «Arbeitgeber» enthält in Nr- 12 folgenden Artikel über und gegen die strenge Sonntagsfeier: „Wir verkennen keineswegs, daß, historisch betrachtet, di« Uebertragung Ler Sabbathfeicr aus Ler jüdischen Sitte in die übrige Welt bei Einführung des Christenthums eine wohlthätize Reform war, da die arbeitende Bevölkerung, d. h. die Sklaven und Leibeigenen, nur gewisse Feier tage im Jahre für ihre Erholung hatten — in Rom die Saturnajicn, eine» Tag, wo die Herren die Sklaven bedienten. ES war ein heilsamer Fortschritt der Humanität, daß die Heilighaltung dieses Ruhetags durch Gesetz und Religion eingeschärst wurde, weil das Gebot sonst von hartherzigen Herren hätte übertreten werden können und weil das arme Volk, das nur für diese Herren arbeitete, sonst jeder Erholung ent behrt haben würde Allein seitdem die letzten Reste der Sklaverei und der Leibeigen schaft in den clvilisirtcn Länder» geschwunden sind, seitdem die freie Arbeit die Grund lage der modernen Gesellschaft geworden ist, seitdem der Arbeiter nur für sich, nicht für eine Herrschaft sich müht, seitdem ist auch jene strenge Einschärfung der Sonn- tagSfeler überflüssig geworden und jeder neue Versuch derselben ein unwirthschaftlicher Anachronismus zu nennen. Ob eine minder strenge Sonntagsfeier mit den Geboten der Religion sich verträgt, dies zu untersuchen, ist nicht unsere Aufgabe: soviel in dessen dürfen wir sagen, daß Gott schöne Thate» jedenfalls lieber sein werden als schöne Worte; daß dem höchsten Wese» Menschen wohlgefälliger sein werden, welche sich ihre Bedürfnisse selbst durch Arbeit verdienen, als welche sie durch Bitte» von der Vorsehung zu erflehen suchen. Wir glauben daher der Religiosität keinen Eintrag zu thun, wenn wir verlangen, daß, wo Gefahr im Verzug ist, auch der Soun- und Feier tag zur Arbeit soll benutzt werden dürfen. Dieser Fall kann aber in der Laudwirth- schaft wie in der Industrie häufig eintreten. In einem regnerischen Sommer kann das glückliche Einbringen der Ernte davon abhängen, daß man Sonntage zur Arbeit benutzt. Wo strenge Sonntagsfeier besteht, dürfen Erntearbeiten nicht gemacht werden. An einem Sonntag aber kann gerade trockenes Wetter, an den darauf folgenden Tagen Regen sein, und wenn die Arbeit am Sonntag gehindert ist, große Mengen von Früchten auf dem Halm answachsen und verderben. Ebenso ist cs in der Indu strie. ES kann das Gedeihen eines Industriezweigs, es können zahlreiche Bestel lungen von rascher Ablieferung abhängen; der Ruf einer Fabrik kann von der recht zeitigen Ablieferung einer Bestellung abhängen und Sonntagsarbeit kann dazu nö- thig sei». Wo solche aber streng verboten ist, da kann die Fabrik die Bestellung verlieren, ihre Geschäfte können sich vermindern und der Verdienst der Arbeiter sich verringern. Daß aber Arbeiter, die weniger Beschäftigung und weniger Verdienst ha ben, religiöser und tugendhafter sein sollten, möchte schwer zu beweisen sein. Die Quelle von Verbrechen und Lastern ist vielmehr — die Noth; und indem das Verbot der SonntagSarbeit statt die Quellen der Noth zu verstopfen, dieselben öffnet, so muß «S auch nachtheilig auf die Moralität cinwirke». Der ungestörte Gang vieler Fabri ken hängt oft geradezu von ein paar Stunden Arbeit am Sonntag ab und mit ibm der Verdienst zahlreicher Arbeiter. Man denke nur an Hohöfen, Mühlen, Wasser bauten und eine Menge von Gewerben, wie z. B. Bäcker. Solche könne» ohne den empfindlichsten Verlust gar nicht unterbrochen werden. Es ist wol recht, daß es eine Zeit der Ruhe, der Sammlung des Geistes gebe, allein diese soll nicht bloS alle sieben Tage elntreten, nicht blos jede Woche einmal soll an die Gebote der Religion gedacht werden, sondern jeden Tag. Wir glaube» daher, daß die wahre Religiosität nicht durch solche gebotene Feiertage gehoben werde, sonder» weit mehr dadurch, daß dem fleißige» Arbeiter Gelegenheit gegeben wird, soviel zu verdie nen, daß er jeden Tag fich sammeln kann. Ja, wenn mit der strengem Handhabung der Sonntagsfeier auch alle« Ausschweifungen die Thür verschlossen wäre, welche Sonntags so oft den Verdienst der Arbeiter verzehren und deren Gesundheit ausreiben, daun möchte man sich eher damit versöhnen; allein, selbst in England kann die größte Strenge des Gesetzes nicht hindern, daß die arbeitende Bevölkerung ihren Verdienst des Sonntags wenigstens insgeheim verjubelt. Auch ist es bekannt, daß der strenge Sonntag iu England wenig auf die Sittlichkeit gewirkt hat, und bereits zeigt sich eine Reac- tion, die diesem scheinheiligen Wesen ein Ende machen wird. Gebt de» Leuten einen halben Tag mehr Verdienst und es ist mehr gethan für Religiosität, als durch gezwun gene« Klrchengehen. Die Arbeit, selbst wenn sie an; Sonntag verrichtet wird, hat »och Niemand irreligiös gemacht, der Müßiggang aber oft hervorgebracht, was die Arbeit in der Regel verhindert. Nimmt man al« die geringste Zahl der Sonn- und Feiertage die bei den Protestanten an, d. h. ungefähr 60, so macht da- zu 30 Kr. für den untersten Arbeiter, den Taglöhner, 3V Fl., die er jährlich verliert, ein gan ze« Capital für eine arme Familie. Gibt man aber auch noch einen halben Tag für Kirche und häusliche Andacht zu, so bleiben immer »och 15 Fl., die ihm sicher au« mancher Verlegenheit geholfen hätten. Für Fabriken, die nicht stillstehen dürfen, muß jedenfalls ein halber Tag zugegeben werde». Wenn man anführt, daß der Arbeiter sich auch erholen muß, um neue Kräfte zu sammeln, so geben wir das zu. Wir glauben, daß frohe Mensche» meist auch gute Menschen sind, aber da- kann auch am Werktag sein. Nicht gerade die fleißigen Kirchengeher sind c», wie die letzte Zeit ge zeigt hat, welche die strengsten Begriffe von Solidität, Moral und Recht haken. Um die nachtheilige Wirkung der gezwungene» Unterbrechung industrieller Arbeit durch eine übertrieben strenge Sonntagsscier zu ermessen, braucht man nur Länder mit vielen und solche mlt wenigen Feiertagen zu vergleiche». Die katholischen Länder, in wel chen mehr Feiertage existiren als in den Protestantischen, stehen in der Industrie hin ter den letzter» zurück: jeder Vergleich zwischen katholischen und protestantischen Län dern fällt zum Nachthctl der erster» ans. Und wo dies nicht zutrlfft, wie in Frank reich und Belgien, da existirt auch keine strenge SvnntagSfeier. Einen der.frappan testen Contraste bietet in dieser Hinsicht Appenzell, Außer-Rhoden und Inner-Rhode», wo sogar die Grenze am weniger saftigen Grün der Wiesen zu bemerken ist. Wir wollen indessen die Frage nicht zu weit ausspinnen, um nicht zu verletzen; wir möch ten aber mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, daß die vielfach nachgewiesene That- sache der größer» Wohlhabenheit protestantischer vor katholischen Ländern nicht in den, Dogma, sonder» einfach in dem wirthschaftlichen Misstand zu vieler Feiertage zu su che» ist; denn Feiertage machen nicht allein lucrum eeosans, sondern auch clsmnum immergeu», d. h. es wird nicht allein nichts verdient, sondern auch »och mehr ver zehrt als sonst. Dieselbe Wirkung, welche zu viele Feiertage aber haben, muß auch eine zu strenge Sonntagsseier ausübcn. Wie sehr wir also auch die Moralität und Religiosität befördert zu sehe» wünschen, dauerhaft ist sie nur in das Herz zu grabe» durch Entfernung der Nahrungssorgen, diese werden nur entfernt durch Arbeit; des halb kann durch Arbeit am Sonntag, wenn sie ohne großen Schaden nicht unterlassen werden darf, die Religiosität und Moral so gut besördert werden, wie durch das strenge Gebet: denn Thate» sind jedenfalls besser als Worte." lülOien, 22. Dec. Die englische Bank hat ihren Zinsfuß auf 6 Prvc. reducirt und die Börsen von Wien und Paris beantworten dieses Vertrauensvotum des wich tigsten europäischen Geldmarktes mit einer empfindlichen Baisse. Diese Thatsache ist schon insofern anerkennenswerth, als sie den besten Beweis liefert, daß die Besserung des wiener Geldmarktes auf sehr schwachen Füßen ruhen muß, wenn selbst ein so eklatantes Ereigniß wirkungslos bleibt. Die Mobilisirungsgerüchte, welche unS aus Berlin mitgetheilt wurden, hätte» gewiß zu jeder andern Zeit keinen Glaube» gefun den, aber unter Len gegenwärtigen Verhältnissen reichen sie hin, um die Kurse zu drücken und die jungen österreichischen „Zukunftspapiere" zu cntwerthen. Der Konflikt der Russen mit den Türken hat ebenfalls dazu beigetragen, die Börse zu verstimmen, und da das Ausland wenig Papiere vom Platze genommen, so war der Geschäftsgang schleppend und matt. Nordbahnactic» haben zu Anfang der Woche in steigender Ten denz eröffnet und es schien fast, als ob die k.outrcmine das Spiel aufgeben wollte; allein die flaue Stimmung der Woche ließ keine bessere Tendenz aufkommen und die Nordbahn, die bereits 214 erreicht, wurden wieder auf 24" geworfen. Abgesehen übri gens von den bereits vielfach besprochenen Gründen, welche den Aufschwung in diesem Papier lähme», ist »och ein anderer Umstand zu berücksichtigen, der nur zu sehr in die Wagschaie fällt. Früher waren Nordbahn- und Bankactien die Matadore unter den wiener Spielpapicren und waren auch die ersten Häuser in diesem Papier stark engagirt. Heute ist jeder einzelne unserer Finanziers Gründer oder Verwaltungsrath eines Actienuntcrnchmcns, das er u laut prix souteiiiren muß. Die stärksten Nord bahnactionäre waren hier Rothschild, Todesco, KönigSwarter, Scheh, Goldstein rc. Nun ist aber das Haus Rothschild seitdem Gründer der wiener Creditanstalt geworden, und muß nun, abgesehen von seine» vielfachen anderweitigen Engagements, die Credit- actien und die von derselben patrvnisirten Papiere unter seine schirmende Obhut neh men. Hr. Königswarter, der als Börsenautorität eine hervorragende Stellung unter den leitenden Verwaltungsräthe» der Kreditanstalt cinnimmt, kann nun den Nordbahn- actien allein nicht mehr jene exclusive Fürsorge widmen, die er ihnen ehemals zuge wendet, und mag ihnen wol schon hier und da untreu geworden sein; aber cS werden Jahre vergehen, ehe man die großen Masse» von Wcstbahn-, Theißbahn-, Ostgalizischen, Kärntner- und Pardubitzer Aktien an de» Mann bringen können wird. Creditactie» behaupten sich trotz der großen Ungewißheit über die Dividende sehr fest. Man weiß nur, daß sich die Kreditanstalt an den Landesbanken, die unter-sehr günstige» Auspi- cien in Triest, Venedig, Mailand, Pesth, Prag und Lemberg ins Leben treten sollen, mit einem vierten Theile des Acticncapitals betheiligc» wird, und sieht in diesen jun gen Instituten einen mächtigen Hebel zur Förderung der Industrie. Dresden, 21. Dec. Vorgestern hat hier die erste AnSloosung der im Jahre 1852 abgeschlossenen 4proc. Staatsanleihe stattgefunden. Dieselbe wurde be kanntlich mit Hinblick auf die beabsichtigte Tilgung sowol der im Jahre 1844 in der Höhe von 4 Mill- Thlr. creirten Staatsschuld als der »ach Höhe vo» 2 Mill. Thlr. übernommenen PrioriiätSanleihe der vormalige» Chemnitz-Riesaer Eisenbahngesellschast auf Grund des Gesetzes vom I. Juni 1852 eröffnet und belief sich auf eine Nominal summe von 5,850,000 Thlrn. Nach Ablauf von fünf Jahren, bestimmt das Gesetz, hat nach jcdeSmal vorausgegangener halbjähriger Ausloosung die allmäligc Tilgung zu be ginnen und ist damit den 2. Juli 1857 der Anfang zu machen. Die vorgestern auSgeloosten Nummer» kommen in de»; letztgenannte» Termine zur Auszahlung und repräsentiren (in 18 Stücken ü 500 Thlr. und 202 Stücke» ü 100 Thlr.) de» Betrag von 29,200 Thlr». oder ein halbes Procent der ursprünglichen Enüssionssumme als den gesetzlichen halb jährigen Mindestbctrag der Tilgung. Bei der gleichfalls vorgestern erfolgten dritten öffentlichen Ausloosung der 4'/,proc. Anleihe von 1851 (ursprünglich im Betrage von 15 Mill. Thlrn.) find Staatsschuldscheine im Betrage von 78,600 Thlrn. (78 -stück zu 500 Thlr. und 198 Stück zu 200Thlr.) gezogen worde». welche am 1. Juli 1857 zur Auszahlung gelangen. (Dr. I.) — Die Bank von Neuenburg leistet ihre Zahlungen vom 15. Dec. ab nach Con- venienz in Gold oder Silber nach dem gesetzliche» frauzöfische» Kurs, Die Gläubiger der Bank, welchen der Modus nicht beliebt, können sich bi« zum 25. Dec. in Silber bezahlt machen. — Die Lebens-, Renten-, Aussteuer- und Begräbniß-Versicherungsbank Vor« sicht zu Weimar wird mit dem nächsten Jahre ihre selbständige Thätigkeit aufgeben und sich auflösen. Die laufenden Versicherungen dieser Gesellschaft werden von der neu ins Leben tretenden Lebcnsversicherungsgesellschast Germania übernommen. — I» der Mitte des nächsten Januar werden die Bevollmächtigten des deutschen PostvereinS sich zu ihrem dritten Kongreß in München versammeln. »Srsenverichte. Vertin, 22. Dec. ^onds und Selb. Freiw. Aul. 98'/, G., Präm.-Anl. 111 bez.; StaatSschuld-Sch. 82'/, bez.; Seehandl.-Pr.-Sch.—; Fdr.—; Ldr. 110 V» bez. Kusländisthe ckondo. Pol». Schatz-Obl. 80'/, Br.; Poln. Pfdbr. 91'/, Br.; neue 500- Fl.-Loose 85 '/ Br.; 300-Fl.-Loose 91 "bez. vanllactien. Preuß. Bankanth. I33etw.bez., n.Em. 12ZBr.. Berl.Kassenverein—, Braunschweig. Bankact. 139'/,bez.; Weimar. 129—128bez.u.G.; Rostocker—; Geraer