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Tonntag. — Rr 27«. t« November 185« Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird Nachmittags - Uhr au», gegeben. Preis für das Vierteljahr l'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Deutschs MgkMiuk Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Seseh!» Zu beziehen durch all Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Ürpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). InsertionSgebühr für den Naum einer Zeile 2 Ngr. De«tschla«». Preußen, ^Berlin, 14. Nov. Die Neuigkeit des Tage» ist, daß, wider Erwarten, nunmehr auch dem neapolitanischen Gesandten in Pari-, Marchese Antonini, seine Pässe zngestelit worden sind. Nach einer hier eingetroffenen Meldung dürste der Marchese Antonini schon gt- stern Paris verlassen und sich nach Brüssel, wo ec bekanntlich ebenfalls al- Gesandter beglaubigt ist, begeben haben. Man betrachtet diesen Schritt der französischen Regierung hier als eine an England gemachte Concession. Ist dem so, so wird, da man in diplomatischen Dingen dergleichen nie mals einseitig thut, di« Frage sein, zu welcher Concession England sich da gegen verstanden. Vielleicht hat eS sich, wenn auch nicht zur Beschickung der von der französischen Regierung so dringend gewünschten zweiten Pa riser Conferenz, so doch dazu bereiterklärt, daß die streitigen Fragen wegen der Schlangeninsei und Bolgrabö den in Konstantinopel wegen der Ange legenheit der Donaufürstenthümer weilenden Bevollmächtigten, unter Zu- ziehung der Grenzregulirungscommission, zur Entscheidung übergeben wer den sollen. Was indessen hierüber in den Blättern verlautet, ist noch sehr vager Natur, und «S wäre in der That auch nicht abzusehen, wie Eng land hier mehr Aussicht hätte, die betreffenden Fragen in seinem Sinn ent schieden zu sehen, als auf einer in Paris zusammentretenden Conferenz. Zwar ist die Sache durch die schon früher von uns erwähnte Bereitwillig keit Rußlands, auf die Schlangeninsel ohne weiteres verzichten zu wollen, um Vieles erleichtert, allein das ist doch noch immer nicht hinreichend, daß man die vorhin erwähnten Andeutungen einzelner Blatter über in Konstan tinopel abzuhaltende Conferenzen anders als mit großer Vorsicht aufnehmen könnte., MM strebt eine Verständigung an, darüber ist wol kein Zweifel; abor in Betreff der Bedingungen, welche einer wirklichen Verständigung zu grunde liegen Müssen, scheint man sich nur noch in den äußern Formen zu bewegen. Zur Kategorie dieser äußern Formen dürfte französischcrscits wahrscheinlich auch di« Concession in Betreff des Marchese Antonini zu zäh- len und eben darum auch eine eigentliche Verschlimmerung der neapolitanischen Frage au- dieser nachträglichen Wendung nicht zu besorgen sein. Die eng lisch-französische Allianz hat jetzt, nach dem Kriege, wo die Interessen und die Bestrebungen der betreffenden Staaten nichts weniger als zusammen- fallen, nur noch eine sehr relative Bedeutung, und darum würde die gegen wärtige Versicherung englischer Blätter, daß es mit der englisch-sranzösischen Allianz wieder besser steh« als je, auch wenn sie ganz wahr wäre, doch nur einen sehr relativen Werth haben können. — Das Gesetz, durch welches die frühere polizeiliche wnd ort-obrigkeitliche Gewalt de» Gutsherren wieder zurückgrgeben werden soll, findet in der Ausführung die allergrößten Schwierigkeiten, und zwar seitens der „kleinen Herren" selbst. Man pro- testirt, und sonderbarerweise ist eS gerade die Kreuzzeitung, welche der Welt die Kunde von diesen Protesten bringt. Gegen das Gesetz selbst protestirt man zwar nicht, aber man protestirt dagegen, daß man die mit diesem „Ehrenamt" verbundene polizeiliche Staatsanwaltschaft selbst ausüben oder die Kosten für einen vom Staat zu bestellenden Stellvertreter bezahlen solle. WaS nun? Daran, daß man das mit der ganzen neuen GerichtSorganisa- lion im innigsten Zusammenhang« stehende Institut der polizeilichen Staats- anwMschast den Gut-Herren zuliebe wieder abschaffe, ist natürlich nicht zu denken. ES blieben demnach nur noch drei Fälle möglich: entweder müßte jedem Gutsherrn zur Ausübung der polizeilichen Staatsanwaltschaft ein Beamter vom Staat beigcgeben und besoldet werden, oder der Minister des Innern müßte die Gutsherren zur Zahlung der dem betreffenden Beamten zukommenden Besoldung zwangsweise anhalten lassen, oder er müßte end lich, das ganze Gesetz wieder zurücknehmen. Für den ersten Fall dürfte man sich wol nicht entscheiden, schon deshalb nicht, weil man billig Anstand neh- m«n dürfte, eine solche Vorlage an die Landesvertretung zu bringen; der zweit« Fall hat kaum bessere Chancm, weil doch nicht anzunehmcn ist, daß der Minister de- Innern sich mit, den Gutsbesitzern, die bisjetzt so compact hinter ihm standen, wird verfeinden wollen. Somit bliebe denn zuletzt noch der dritte Fall übrig. Was man schließlich thun odrr wie man sich sonst durchjuhelfen suchen wird, dies chleibt natürlich abzuwarten; soviel steht aber jedenfalls fest, daß die ^Opferwilligkeit", welche die Führer der äu ßersten Rechten bei der Debatte über da» fragliche Gesetz so sehr von der „Ritterschaft" rühmten, bei dieser Gelegenheit wieder einmal total in die Brüche geht, und, baß die warnend«, Stimmen, welche sich nicht blos von der Linken u^vom Cenirum, sondern selbst »pchvon der Rechten gegen da» fragliche Gesetz; weil es nicht lebensfähig sei noch werden könne, er, hoben, sich schon jetzt auf» glänzendste bewahrheitet finden. Diese Bewahr- beitMg ist,iy des Lhgt die größte Ge»)ugchupng Ar di« mit so großem Jubel todtvoeirte sogenannte Opposition. — Die Sachverständigen, welche gegenwärtig, Heo Entwurf zu einem allgemeinen deutschen Handelsgesetz- buche hier berathen, resp. begutachten, fthen ihr« Arbeiten ununterbrochen fort und es werden dieselben ihre Aufgabe jedenfalls noch im Laufe dieses Monats beendigt haben. Ist man soweit, so wird der Entwurf unmittel bar darauf einer enger» Sachverständigenkommission vorgelegt werden, zu welcher, nach einem dessalls bereits gebilligten Vorschlags, Preußen, Oester reich, Baiern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Mecklenburg-Schwerin und Hessen.Homburg Bevollmächtigte entsenden. Ist der Entwurf auch durch diese Commission gegangen und allseitig gebilligt worden, so wird nichts mehr entgegenstehen, daß die deutschen Bundesregierungen denselben als Gesetzesvorlage ihren resp. LandeSvcrtrctungen zur Genehmigung vorle- gen. Wir gelangen hier zu einer überaus schätzenswerthen Rcchtseinheit, die in Verbindung mit der ebenfalls allseitig bevorstehenden Einführung des Zollgewichts als allgemeines Landesgewicht, wieder ein bedeutender Schritt vorwärts auf dem Gebiete der materiellen Einigung sei» wird. — Der Publicist ist heute, nach bereits erfolgter Ausgabe, confiscirt und durch Polizeibeamte aus den öffentlichen Localen weggeholt worden. k Berlin, 14. Nov. In Kopenhagen soll man die Hoffnung hegen, daß Oesterreich in der Sache der Herzoglhümer nicht in der Weise wie Preußen vorschrciten werde. Diese Voraussetzung soll aber eine durchaus unbegründete sein, da das hiesige Cabinet ohne volle Ucbereinstimmung mit Oesterreich die Note vom vorigen Monat schwerlich erlassen haben würde. In dieser Angelegenheit werden die beiden deutschen Großmächte, wie man versichern hört, durchaus Hand in Hand gehen. Was dem gegenwärtigen Auftreten Preußens noch einen besonder»- Nachdruck verleiht, ist, daß alle politischen Parteien des preußischen Staats zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß zum Schutz der Herzogthümer etwas geschehen müsse. Ein Ent- gegenwirken von einer einflußreichen Partei in dieser Sache ist daher glück licherweise nicht zu besorgen. Dänemark hat nach der Ansicht aller hiesi gen Politiker ohne Unterschied der Parteistellung zu offen bekundet, daß sein Streben in Bezug auf die Herzogthümer dahin gehe, dieselben, nachdem man ihr Recht und ihre nationale Bedeutung herabgedrückt habe, auch finanziell und materiell abzuschwächen und zu Gunsten der dänischen Na- tionalität auszubeuten. Die eigentliche Bedeutung der Domänenfrage mußte daher Allen in die Augen treten. Mit vollem Recht ist schon darauf hin- gcwiesen worden, daß, welchen Beschluß der Bundestag auch nach weiterer Weigerung Dänemarks fassen möge, halt« er an dem Recht in dem Sinne der beiden deutschen Großmächte fest, verlange er die Berücksichtigung dieses Rechts von dem kopenhagener Cabinet, stelle ec sich entschieden diesem gegen- über mit der Willenserklärung, diese Rechtsverletzung nicht dulden zu wol- len — daß jedenfalls in jedem Schritt, den das kopenhagener Cabinet dann zurückgehen müsse, ein Gewinn für die Sache der Herzogthümer sowie für das nationale deutsche Interesse gefunden werden müsse. — Der frühere Redacteur der Patriotischen Zeitung, Lindenberg, hat sich in einem ehrfurchtsvollen Schreiben voni 25. Oct. an den Prinzen von Preußen ge wendet, worin er Letzter» um seine Fürsprache beim König behufs der Be gnadigung reumüthig bittet — Der frühere Vicepräsident der königlichen Oberrechnungskammer, Hr. Sciffart, befindet sich gegenwärtig wieder in Potsdam. — Der officiöse berliner Correspondent des Württembergischen Staats- Anzeiger bestätigt und ergänzt in folgender Darstellung die telegraphisch aus Kopenhagen eingegangene Mittheilung über da- neueste Stadium der Verhandlungen zwischen den deutschen Großmächten und Dänemark: „In Betreff der holstein-lauenburgischen Angelegenheit ist eine Vorlage beim Bundestage noch nicht erfolgt, durch die in der vergangenen Woche nach Kopenhagen gelangte preußische Note jedoch entschieden in Aussicht genom men. Dieselbe enthält das letzte Wort zur direkten Verständigung zwischen Oesterreich und Preußen einerseits und Dänemark andererseits. Oesterreich und Preußen gehen im Einverständniß mit den Herzogthümer» von der Ueberzeugung aus, daß die Provinzialstände von der dänischen Regierung verfassungswidrig übergangen werden und die stttng« Beobachtung der Rechte, welche die dänische Negierung den Provinzialständen unter Garantie drr deutschen Großmächte zusicherte, mit einem einheitlichen Regiment in Dä- nemark. sehr wohl vereinbar sei. Die Beschwerden wegen Umgehung der provinzialständischen Rechte stützen sich auf die Vorgänge, welche die Durch führung der Gesammtverfassung, im Widerspruch mit der IM Einverständ nis mit Oesternich und Preußen vrrkündettn Declaration Vom 28. Jan. 1852, bezeichnen. Di« von Oesterreich eröffneten Unterhandlungen wurden am 1. Jrün d. I. durch eine Depesche an den preußischen Gesandten in Ko- ptnhagen unterstützt, welche die obigen Beschwerdepunkte ausführlich erör tert upd mit der eindringlichen Vorstellung verbindet, wie die durch die bezüglichen Maßnahmen der dänischen Regierung erzeugt« MiSstimmung als Kein, weitergreifender Verwickelungen Preußen nicht gleichgültig lasse und die preußische Rigierung Dänemark deshalb nur rachen könne, einer Be schwerde d«r Herzogthümer beim Bunde und ihren C-nsequenj«n durch fried-