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DRESDNER PHILHARMONIE ZUR EINFÜHRUNG Donnerstag, den 20. März 1975, 20.00 Uhr Freitag, den 21. März 1975, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solistin: Mirka Pokornä, CSSR, Klavier Franz Liszt 1811-1886 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur Allegro maestoso Quasi Adagio — Allegretto vivace — Allegro marziale animato PAUSE • .J?,; i c t ri; r Kzi 1860-WH— — Sinfonie -Nr.—5- -eis-MeH- y rauerrnarsc | 1 ^|. n ^g ernesser|enT ..J (; | 11 .;f^._.g^ refl g- Wie ein-Kondukt-)— -Stü rmtseh-beweg t . -Mi t ■gTeßtee-Vehemen*- 'Seh erzo- -fKräf ttgT~ntclH--etr-sch n e 11) ■ ■»■Ade gietto-f-Seh r-langs&m)— • Rondo-Frnefe-fAllegro) MIRKA POKORNA gehört zu den erfolgreichsten Vertretern der Prag er Klaviersc ule. Bereits als 15jährige wurde sie ihrer ungewöhnlichen Begabung wegen in die Prag-r Akademie der Musischen Künste oufgenommen als Schülerin der bekannten Pädagogin Prof. Ilona Stepänova- Kurzovä. Später vervollkommnete sie ihre Ausbildung bei Prof. Bruno Seidelhofer in Wien. Ihre erste internationale Bestätigung erhielt sie 1951. als sie zu den Laureaten des Smetana- Wettbewerbes anläßlich des „Prager Frühlings" sowie der Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin gehörte. Seit 1956 konzertierte die prominente Künstlerin in zahlreichen Ländern Europas. Bei der Dresdner Philharmonie, mit der sie auch Schallplatten einspielte (Chatschaturjans Klavierkonzert und Prokofjews 1. Klavierkonzert), gastierte sie bereits 1959 und 1966. Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 1 in Es-Dur wurde mit dem Komponisten als Solisten unter der Leitung von Hector Berlioz am 17. Februar 1855 in Weimar uraufgeführt. Das Werk entstand in den Jahren 1848 49, einer Zeit, in der sich Liszt bereits von seinen großen Reisen als Klaviervirtuose zurückgezogen hatte und als einflußreicher Lehrer und Förderer einer neuer, Generation von Pianisten und Komponisten in Weimar lebte. Vieles in der Musik dieser bedeutenden, weithin wirkenden und ihrer Epoche unendlich viel Anregungen vermittelnden Persönlichkeit erscheint uns heute recht zeitgebunden und in seiner Wirkung fernergerückt — doch darf nicht verkannt werden, daß Liszt trotz starker Betonung des virtuosen Elements, trotz der großen, uns häufig etwas äußerlich-pathetisch anmutenden Klanggebärde stets bestrebt war, seinen Werken einen geistigen Gehalt zu geben. Auch für das dem Musik verleger Henry Litolff gewidmete Es-Dur-Klavierkonzert, Produkt langjähriger Virtuosenerfahrung, trifft diese Haltung durchaus zu. Virtuoser Glanz, mit reißender Schwung des Musizierens, aber auch reicher poetischer Empfindungs gehalt zeichnen das Konzert aus, in dem der Komponist die neue programmatische Gestaltungsweise und die Prinzipien seiner sinfonischen Dichtungen auf diese Gattung überträgt. Trotz der äußerlich viersätzigen Anlage des Werkes nämlicii sind die größtenteils unmittelbar ineinander übergehenden einzelnen Sätze durch die Verwendung und Verarbeitung einiger Leitgedanken motivisch eng miteinander verknüpft und bilden so ein unlösbares Ganzes. Unverkennbar klingen im heroischen, kämpferischen Pathos des Stückes die revolutionären Ereignisse der Entstehungszeit wider. Der 1. Satz beginnt sogleich mit dem vom Orchester vorgetragenen energischen, heroischen Hauptthema, dem Liszt übrigens die Worte „Das versteht ihr alle nicht!" unterlegt haben soll. Die vielgestaltige Verarbeitung des Hauptthemas, das sich bis zum Schluß behauptet, dominiert im Verlauf des gesamten — große dynamische Steigerungen und schroffe Kontraste aufweisenden — Satzes, aber auch ein gefühlvoll-melodiöses Seitenthema des Soloinstruments wird wirksam Orchester- wie Klavierpart sind mit größter Virtuosität behandelt. Schwelgerisch schwärmerische Lyrik charakterisiert den langsamen Satz in H-Dur (Quasi Adagio), auf den ohne eigentlichen Abschluß unmittelbar ein Allegretto vivace mit kapriziösem Klavierthema folgt, dessen neuartige Schlagzeugeffekte den gefürchteten Wiener Kritiker Hanslick veranlaßten, das Werk boshafterweise als „Triangelkonzert'' zu bezeichnen. Pausenlos wieder ist der Übergang ins Finale, das gleichsam als eine zündende Marschphantasie angelegt ist und noch einmal die Hauptgedanken der vorangegangenen Sätze aufgreift. Glanzvoll-strahlend schließt dieser Satz, in dem der Solist nochmals reiche Gelegenheit hat, seine Virtuosität zu entfalten, das Konzert ab. Während Gustav Mahler in seinen Sinfonien Nr. 2—4 neben dem Orche sterapparat die menschliche Stimme — solistisch oder auch chorisch verwendet — bedeutungsvoll eingesetzt hatte, legte er seine drei nächsten sinfonischen Werke, die 5., 6. und 7. Sinfonie, wieder rein instrumental an. Der Komponist selbst war der Meinung, daß er mit seiner 1901 begonnenen, ein Jahr später (kurz nach seiner Heirat) abgeschlossenen und am 18. Oktober 1904 in Köln uraufgeführten 5. Sinfonie cis-Moll eine ganz neue Schaffensperiode begonnen habe; in der Tat weist die Gruppe der Instrumentalsinfonien Nr. 5—7 vor allem noch einen wesentlichen Unterschied gegenüber den vorangegangenen auf: den weitgehenden Verzicht auf eine Verdeutlichung der Ideen, Gedanken und Gefühle Mahlers durch ein beigegebenes außermusikalisches Programm. So sind uns gerade von der 5. Sinfonie, die Bruno Walter als ein Meisterwerk bezeichnete, das seinen Schöpfer auf der Höhe des Lebens, der Kraft des Könnens zeige, im Gegensatz zu den zahlreichen vermittelnden Äußerungen