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Sonntag. —— Rr. —L--DcLMt Ma! Preis für das Vierteljahr l'/r Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. » -«tschla«d. Preußen. Beklin, 15. Aug. Am 8. Sept, steht b?i dem Kreisgc- richt zu Pvtsdam Audienztermin gegen Hrn. Lindenberg, Redacteur der Patriotischen Heilung zu Minden, wegen Beleidigung des Prinzen von Preußen Un. >Wie Man hört, ist die Untersuchung gegen Hrn. Lindenberg hauptsächlich von der Stäalsänwaltsthaft auf das Andringen eines hochge stellten Mannes, welchem der Angeschuldigte ohne Beruf und Auffoderung Briefe zugeschiLt hat, eingeleitet Wörden. (C.-B.) — Am 15. Aug. wurde in Berlin das 60jährige Dienstjubiläum des Generals Wrangel festlich begangen. Derselbe trat, am 13. April 1784 zu Stettin geboren, noch nicht 12'/- Jahre alt, als Junker zur Armee. Er ist an seinem Jubeltage vom König zum Gcneralfeldmarschall ernannt worden. Baden. Der «Zeit» wild aus Karlsruhe vom 11. Aug. geschrieben: „Vorgestern ist der Erbprinz von Sachse».Meiningen hier äuge- kommen. Seine Anwesenheit am hiesigen Ort wird mit einem freudigen Ereigniß im Kreise unserer großherzoglichen Familie in Verbindung ge bracht, indem sie, wie eS heißt, seiner Verlobung mit der Prinzessin Marie, der Schwester des Regentin, gilt. Noch am Nachmittag dcS vorgestrigen Tages soll die Verlobung -hier stattgefunden haben/' Aus Baden, 11. Aug. „Ich bin", schreibt von hier ein Corre- spondent des Schwäbischen Merkur, „im Stande, rücksichtlich der badi schen Flüchtlinge Einiges zu berichten, doch soll es nicht Anspruch auf Authcnticität machen, da die meisten Nachrichten über unsere Flüchtlinge von indirecter Quelle äbstammcn. Hecker befindet sich zu Belleville in Il linois mit Frau und Kindern, besitzt ein großes Landgut, ist aber im Gan zen mit seiner Lage nicht zufrieden, noch weniger seine Frau. Brentano gibt im Norden eine Zeitung heraus, seine Frau hat er zurückgelassen; sie lebt in Ebcrbach. Struve weilt meist in Nruyork, beschäftigt sich litera risch, findet aber kein Publicum. Kiefer lebt gleichfalls in Neuyork und betreibt daselbst mit vielem Erfolg eine Gastwirthschaft. Siegel gefällt sich mit Vater und Bruder im Cigarrenhandel und eigenhändiger Fabrikation. Rindeschwcndier ist verschollen und ließ sich zum letzten mal in sehr dürfti- gen Umständen in Amerika blicken. Richter leistet seinem Bruder in der Bierbrauerei zu Neuyork Dienste. Welcker (Sohn) lebt dort als Arzt, doch ohne Praxis. Tiedemann dagegen besitzt in Philadelphia eine gute Praxis. Stay soll sich in der Schweiz unter einem andern Namen noch immer aufhalten. Sachs macht Geschäfte in Taback und durchreist Frankreich und Spanien. Peter sitzt in Paris. Blind hat sich in Belgien durch Verhei- rathung mit einer Jüdin gut gebettet. Junghanns lebt in Brüssel, er ist sehr zu bedauern." Mecklenburg. Die Zeitung für Norddeutschland schreibt: „Es wird interessiren, nachstehend ein Verzeichniß sämmtlichcr bei der rostocker Un- tersuchung Betheiligten zu erhalten. Es sind: Advocat Moritz Wiggers, der Führer der mecklenburgischen Demokratie, seinerzeit auch Präsident der Abgeordnetenkammer; dessen Bruder, der Professor und vr. tliooi. Julius WiggerS; Advocat Hane; Arzt vr. Dornblüth; Advocat Uterhart; Pro fessor Türk; Kaufmann Schwarz; Commis Bluhme; Advocat Müller; Advocat Ehlers; Advocat Weckmann; Professor Wilbrandt; Ackerbürger Düwel; SchiffSzimmergesell Börger; Werkführer Iben; Rentier Hoth. Nur die acht Erstern sitzen noch im Gcfängniß; der Letztgenannte hat sich beim Beginn der Untersuchung derselben durch die Flucht entzogen, und die Uebri- gen sind im Verlauf derselben zum Theil gegen bedeutende Cautiontsum- men provisorisch der Haft entlassen. Von den Entlassenen ist inzwischen einer, der Ackerbürger Düwel, gestorben. Der Advocat Weckmann war nicht nach Bützow zur Untersuchung abgeführl worden, sondern blieb in Rostock länger als ein Vierteljahr in Haft, sogar einige Tage über die Zeit hinaus, die vom OberappellationSgericht für seine Entlassung festgesetzt war. Man sagte damals allgemein im Lande, daß das Criminalcollegium zur Freilassung auch die Einwilligung des Ministeriums in Schwerin cin- grholt habe. Die drei Professoren Wiggers, Türk und Wilbrandt sind vor mehren Jahren wegen ihrer politischen Gesinnung plötzlich ihres Amts ent lassen worden, einstweilen unter Belassung ihres früher« Gehalts; jedoch fürchtet man, daß im Fall einer nicht ganz bedingslosen Freisprechung auch dies ihnen entzogen werde. Schwarz und Bluhme, der Erstere der Schwie gersohn eines der reichsten rostocker Kaufleute und Rheder, sind bei den öffentlichen Verhandlungen de- Ladendorff'schen Processes in Berlin mit vernommen worden, freilich nicht als Zeugen, wie das Gericht anerkannte, aber ihre unbeeidigten Aussagen sind für den unglücklicher; Ausgang des dortigen ProcesseS mit entscheidend gewesen. Es ist wol mehr als Gerücht, wenn e- im ganzen Lande heißt, daß diese Beiden auch gegen die Mitge fangenen zu Aussagen aller Art sich veranlaßt gefunden haben." j<)2 17 August 185«. Zu beziehen durch alle d < PsstLmter des In- und . W Auslandes, sowie durch die MM S« Jnsertionsgebühr «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gcseh!» für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Oesterreich. 2: Prag, 14. Aug. In den letzten Tagen wurde dcr hiesige TageSbote zwei mal kurz hintereinander mit Beschlag belegt. Das erste mal infolge einer einfachen Etiketlenfrage; das zweite mal, weil daö genannte Blatt einen Nekrolog Hawliczek's gebracht halte. Im wiener Wanderer war indessen ein solcher Nekrolog ganz straflos durchgegangen. Es ist dies ein Beweis mehr, wie weit strenger die Journale in den Pro vinzen als in der Hauptstadt contrölirt werden. So geht es übrigens auch mit den andern Zweigen des öffentlichen Lebens. Es ist Thatsache, daß die wiener Hofschauspieler, wenn sie hierher aus Gastrollen kommen, häufig Stellen von derTheatercensur gestrichen bekommen, die in Wien ohne jeden Anständ gesprochen werden dürfen. Soweit diese Verhältnisse specicll die Presse betreffen, sind sie besonders jetzt sehr von Uebel. Die Provinzialpresse ist es gegenwärtig fast nur allein, welche den Verlockungen dcr Börse und ihrer Leiter gegenüber wacker Stand hält und die Dinge so bespricht, wie sic wirklich sind. Wie sehr wir aber bei dem Stande unserS Geldmarkts ehrlicher Warnungen bedürfen, mögen Ihnen folgende Thalsachen beweisen. AuS der hier projectirtcn EScomptebank wird nichts. Warum? Einfach weil ein solches Institut, so nützlich und wohlthätig cs auch dem Lande wäre, doch kaum mehr als 6 — 7 Proc. abwcrsen könnte. Damit sind aber un sere Harpicn von dcr Börse nicht zufricdcn. Sie kaufen lieber Papiere, deren Aussichten noch in nebelhafter Ferne liegen, wo sich also mehr hazar- diren und mehr schwindeln läßt. Die Teplih-Aussiger Bahn ist den Leuten, trotz der voraussichtlichen Rentabilität, doch nicht genehm. Die Schuld liegt wieder daran, daß einerseits die Bahn zu früh (halten Sic dies ja nicht für eine Uebertreibung) fertig wird und andererseits bei ihrer vorwiegenden Eigenschaft als Localbahn der Spekulation ebenfalls nur einen beschränkten Spielraum bietet. Man will bei uns nichts Reelles, Solides und, um mit dem Sprichwort zu reden, die Spaßen sind sicher, Niemand behält sie in der Hand; Alles hascht nach Tauben auf dem Dach oder besser nach Ad lern in unzugänglichen Horsten. Wenn je, so haben wir jetzt unabhängige Journale nöthig und man sollte sich sehr vor einer Centralisation der Presse in der Hauptstadt, wo die Lockungen so nahe sind, hüten. Gestalten Sie mir bei dieser Gelegenheit mit einigen Worten auf die ^-Korrespondenz in Ihrer Zeitung (Nr. 189) zurückzukommen. Niemand, auch die eifrigsten Geg ner der österreichischen Kreditanstalt nicht, feindet den Direktor derselben, Hrn. Richter, an. Alle anerkennen seinen gutcn Willen. Jeder weiß, daß von ihm die Projekte der Escompteanstalten, verbunden mit Assecuranzinsti- tuten, und der Kreditgewährungen an solidarisch verbundene Gesellschaften aukgcgangen sind. Man bedauert nur, daß dieser gute Wille durch den systematischen Widerstand im Schoose des Verwaltungsraths, wo einzig der Kurszettel dcr Börse dominirt, paralysirt wird. Die Oesterreichische Kredit anstalt hat übrigens biSjktzt sehr gute Geschäfte gemacht, wenn sic auch in dcr letzten Zeit an den Wcstbahnactien große Summen verlor. Aber in dcr Folge, wenn die Nealisirung von Hundcrttausendcn mittels eines Feder strichs nicht mehr möglich sein wird, was dann? Die Anstalt wirkt jetzt schon nahe an acht Monate. Hat sie irgendeine Bürgschaft gegeben, daß ihre Leiter Talent und Lust zur Führung solider Geschäfte haben, wo der Gewinn zwar für den Einzelnen nicht so in Masse zuströmt, das Allge meine aber nur umsomehr gefördert wird? Allen Anzcicheu »ach trauen sich die Männer, die an dcr Spitze dcr Anstalt stehen, selbst nicht die gehörige Capacität dafür zu. Wie anders könnte man die Erscheinung erklären, daß sie gegen eine ausdrückliche Bestimmung in den Statuten bisher noch immer mit dem Geschäftsausweise hinter dem Berge halten. Man fürchtet aber, den ersten sieben fetten Monaten nur zu bald noch mehr magere folgen zu sehen, und wenn man Eins ins Andere rechnet, kann man am Ende des Jahres mit einem erklecklichen Ausweise vor das Publicum treten. Bis dahin sind aber noch fünf Monate und wenigstens diese Zeit gewonnen. Wie aber kann man Vertrauen zu einer Anstalt fassen, die ihre Statuten schon wiederholt (wir erinnern hier abermals an die pcrcmtorische Foderung bei der ersten Einzahlung, die statt der stipulirten 50 Proc. 10 Proc. auf ein mal verlangte) gebrochen hat! Die Kreditanstalt escomptirt nebenbei; auch dies ist wahr. Aber erstens kommt die daraus entspringende Erleichterung nur dem wiener Platz zugute, weil die Anstalt noch immer auch nicht ent. fcrnt Anstalten zur Errichtung von Filialen getroffen hat, und dann fehlt der eigentliche Kern. Es fehlen feste Bestimmungen, welche diese Art der Kreditgewährung regeln, und das Publicum hängt in dieser Beziehung ein fach von der Gnade der Anstalt ab. Handel und Gewerbe brauchen aber dauernde und regelmäßige, keine sprungweisen Unterstützungen, hie in Zeiten einer Krisis, weil sie vergebliche Hoffnungen erwecken, doppelt gefährlich werden können. — Der Kölnischen Zeitung wird auS Wien vom 15. Aug. folgende selt same Mittheilung gemacht, für die sie selbst die Verantwortlichkeit nicht über-