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Tonnabend. Nr. 185 S. August 18SV. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird Nachmittags -1 Uhr auS- gegeben. Preis für das Vierteljahr I >/z Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des I»- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Jnsertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Frankfurt a. M., 4. Aug. In der BundestagSsihung vom 2. Aug. legte zunächst das Präsidium der Versammlung eine von dem spa nischen Ministerpräsidenten mitgetheilte Cireulardepcsche seiner Regierung in Betreff der neuesten Ereignisse in Spanien vor. Mehre Gesandten gaben sodann Erklärungen in Bezug auf den Beschluß vom 14. Fcbr. l. I., die Beschränkung des Nachdrucks telegraphischer Depeschen betreffend, dann rücksichtlich der Niedersetzung einer Commission behufs der Ausarbeitung eine- Entwurfs für ein allgemeines Handelsgesetzbuch zu Protokoll. Aus Anlaß deS Antrags Baierns bezüglich der HandclSgesetzgebung haben bereits neun Regierungen die Absicht zu erkennen gegeben, Sachverständige zu der behufs der Ausarbeitung eines Entwurfs für ein allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch niederzusetzenden Commission abzuordnen. Da, in An- betracht der hierdurch gesicherten zureichenden Mitwirkung, die Arbeit nun in Angriff genommen werden kann, beschloß die Versammlung, auf Vor- trag des handelspolitischen Ausschusses, eine hohe Regierung, welche schon früher hatte anzeigen lassen, daß, ehe sie einen Sachverständigen instruiren und abordnen könne, vorerst die von ihr deSfallS bereits eingeleitctcn Vor arbeiten zu Ende gediehen sein müßten, um Aufschluß darüber zu ersuchen, ob gedachte Vorarbeiten bis Hälfte des Monats November vollendet sein könnten, oder aber bis zu welchem andern Zeitpunkt solches in Aussicht genommen werden dürfe? (Frkf. Bl.) Preußen, t Berlin, 7. Aug. Die hiesige Telegraphenver waltung, welche im Jahre 1852 noch mit einem Deficit von 79,831 Thlrn. abschloß, hat im Jahre 1855 mit einem Ucberschuß von 101,431 Thlrn. abgeschlossen und ist für das Jahr 1856 sogar ein Ueberschuß von 202,467 Thlrn. veranschlagt. Im Jahre 1855 wurde jener Ueberschuß noch durch die darauf angewiesenen außerordentlichen Ausgaben zur Anlegung neuer Telegraphcnlinien vollständig in Anspruch genommen. Bekanntlich reichte derselbe für diesen Zweck nicht einmal aus, da das Tclcgraphenwesen im preußischen Staat einen so überraschenden Aufschwung gerade in dem be zeichneten Jahre genommen hatte. Im laufenden Jahre bleibt hingegen selbst nach Abzug dieser außerordentlichen Verwendungen noch ein Ueber schuß zu erwarten. Ein schneller und auch finanziell sehr günstiger Fort- schritt dürfte im gesteigerten Grade eintreten, sobald nach immer ausgedehn terer Vermehrung der Leitungen und Herabsetzung des Gcbührentarifs die Telegraphen auch dem größern Publicum zugänglich sein werden. — Das hiesige Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern hat eine solche Ausdehnung in Bezug auf seine Wirksamkeit gewonnen, daß in dem lau fenden Jahre bereits mehr als 1200 Kranke darin gepflegt worden sind. Bekanntlich findet in diesem Krankenhause jeder Kranke, ohne Rücksicht des religiösen Bekenntnisses, Aufnahme. Der Fürst Boguslaw Radziwill, wel cher Mitglied deS Direktorium- für da- bezeichnete Krankenhaus ist, befin- det sich gegenwärtig in Teplitz. — Heute früh benutzte der Polizeipräsident Frhr. v. Zedlitz-Neukirch eine amtliche Veranlassung, um den Offizieren und Beamten der Schutz- Mannschaft in einer länger» Ansprache Humanität und Höflichkeit in ihrem Verhalten gegenüber dem Publicum von neuem als eine wichtige und wohl zu beachtende Pflicht bei Ausübung ihres Amts ans Herz zu legen. (C.-B.) Marienburg, 2. Aug. Obgleich Hr. v. Schön ein ganz stilles, prunkloses Begräbniß gewünscht hatte, so hatten sich doch die Spitzen der Provinzialbehörden und zahlreiche Anhänger und Verehrer des Verewigten, selbst aus weiter Ferne, eingestellt, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Alle Diese hatten sich unvermerkt im Park seines Gartens versammelt und schloffen ssch von hier aus dem Sarge an, der in der Familiengruft des Verstorbenen beigesetzt wurde. Viele Städte aus Ost- und Wcstprenßen hatten Deputationen gesendet. Mit der Herausgabe seiner Memoiren, an welchen Hr. v. Schön seit Jahren mit großem Eifer gearbeitet hatte, ist der Professor Droysen in Jena betraut worden, den der Verstorbene per- sönlich genauer kennen lernte und besonders liebgcwonncn, als denselben vor einigen Jahren Studien zum Leben Aork's nach Königsberg führten. Droy- sen hat sich längere Zeit bei Hrn. v. Schön auf Arnau aufgehalten. Auch steht in Aussicht, baß der Professor Droysen an der königsberger Universi tät Drumann'S Nachfolger werden wird. Hrn. v. Schön'S frühern Vor schlag, daß der Conventsremter des Schlosses durch eine marmorne Bild säule des großen Hochmeisters Hermann v. Salza geschmückt werde, soll der König mit Freuden bewilligt haben, und ist der Professor Rauch mit der Ausführung derselben beauftragt worden. (Berl. Nachr.) Baiern. Au-Vilshofen vom 4.Aug. wird berichtet: „Soeben durch läuft unsere Stadt eine ergreifende Trauerkunde: Lehrer Kapfenberger von Alkofcn, welcher schon längere Zeit an Geistesstörung litt, stürzte sich von dem Altan deS Gratzl'schen Gaflhauses in die Donau; Maler Nöbl, i in der Nähe mit Anstreichcn beschäftigt, stürzt sich in der edeln Absicht, den Verunglückten zu retten, ebenfalls in das Wasser, mußte aber diesen Versuch leider mit dem Löben büßen. Nöbl hinterläßt eine trostlose Witwe und drei unmündige Kinder." Hannover. Hannover, 6. Aug. Die II. Kammer genehmigte heute einstimmig einen von Hartmann gestellten Antrag, dahin gehend, der königlichen Regierung zur Erwägung anheimzugcbeu, ob und unter welchen Voraussetzungen aus Rücksichten der Humanität sowie des Anstandes, auch zur Beförderung öffentlicher gemeinnütziger Zwecke die Verwaltung der Ei senbahnen ermächtigt werden könne, einen völligen oder theilweisen Erlaß am tarifmäßigen Personenfahrgeld für einzelne Fälle zu verfügen, auch die ständische Zustimmung dazu auszusprechen, daß bis zu Miltheilung dcsfall- siger Anträge an die Stände in nächster Diät die königliche Regierung, und zwar, soweit im einzelnen Falle der beabsichtigte Zweck dadurch nicht vereitelt werden würde, nach zuvoriger Anhörung der ständischen Eisenbahn - commiffare, einen völligen oder theilweisen Fahrgeldserlaß für solche nach den bezeichneten Rücksichten zu beurtheilende Fälle eintreten lasse. Die Regierung wird, wie man erfährt, gegenüber den ablehnenden, d. h. richtiger: modificirenden Beschlüssen der II. Kammer zum Finanz- gesetz folgenden Weg einschlagen. Sie wird nach Anleitung der Verfas sung das Gesetz vollständig redigirt nochmals vorlegen; die Kammern haben sich dann in einmaliger, jederlei Aenderungsanträge auSschlicßender Abstim mung zu entscheiden, ob sie das Gesetz annehmcn oder verwerfen wollen. Dieses Verfahren wurde im Jahre 1840 von Hrn. v. Schele ersonnen und läßt der Regierung noch einige Chancen. Die Kammern haben nachstehendes Schreiben vom 31. Juli an die Regierung erlassen: Die Tabacks- und Eigarrcnfabrikante» der Hauptstadt haben, beunruhigt durch die in einigen ander» deutschen Staaten und dem Vernehmen »ach auch in der Generalzollconserenz hervortretenden Versuche zn einer höher» Besteuerung des Tabacks, in der (anliegenden) an die allgemeine Ständeversammlung gerichteten Vorstellung auf das dringendste gebeten, daß dieselbe ihrerseits jede derartige Intention entschiede» zu- rückwcisen möge- Stände habe» nun nach allen in Betracht kommenden Umständen keinen Augenblick zweifelhaft sein können, diese« Verlangen als vollkommen begründet anzuerkennen, und glauben sie sich des vollsten Einverständnisses der königlichen Ne gierung versichert halten zu dürfen, wenn sie, eingedenk der seit längern Jahre» all gemein verbreiteten Ueberzeugung, daß überhaupt jede irgend thunliche Beschränkung der den Handel nnd Verkehr belastenden Abgaben durch die Interessen des hannover schen Landes dringend geboten werde, und insbesondere festhaltend an den bei dem Anschlusse an den Zollverein sowol zum eigenen als zum Wohle des Ganzen zur Gel tung gebrachten Grundsätzen einer Ermäßigung der bis dahin in dem Zollverein be standenen Larissätze für Rohprodukte als einer ausdrücklichen Bedingung der damali ge» ständischen Zustimmung, gegenwärtig auf Grund eines einstimmigen Beschlusses beider Kammern dringend befürworten, daß königliche Negierung jeder Erhöhung der Etngangsabgaben auf Nohtabacke in Rolle» oder Blättern auf das entschiedenste ent gegenwirken, dagegen eine für thunlich zu erachtende Ermäßigung der dcsfallsigen Ta rifsätze mit allen zugebote stehenden Mitteln zu befördern geneigt sein wolle. (Z. f. N) Baden. In einer Besprechung der Heidelberger Ereignisse sagt die Redaction der Allgemeinen Zeitung: „Wenn die an das Plenum des Senats gerichtete »Denkschrift der hlidelberger Corpsstudenten» von den Gegnern der Letztem als ein sehr schwächliches Opus bezeichnet wird, so gestehen wir, daß sie unS auf unserm unparteiischen Standpunkte eben- falls diesen Eindruck gemacht hat. Einer unserer Correspondenten bemerkt: «Einen eigenthümlichcn Grad von Naivetät verräth es, sich bittwcise an den Senat um Aufrechthaltung von Institutionen zu wenden, welche, was man auch sonst von ihnen halten mag, ganz direct den Gesetzen zuwider sind. Freilich sollen die , Statuten jener Verbindungen und die lange Ver gangenheit bestätigen, daß die Corps den Keim des Ungesetzlichen nicht ent hielten, sondern auf Disciplin und Ehrenhaftigkeit gegründet seien'. Die sen vage» Behauptungen widersprechen aber allbekannte Thatsachen. Die CorpS sind, wie Jeder weiß, Verbindungen, deren einziges, anerkanntes, in der .Denkschrift' selbst indirect jeden Augenbick premirtes Princip in der unbedingten Satisfactionsgewährung für jede Art Beleidigung besteht. DaS ,in eine weite Vorzeit hinaufreichende Institut' hat sich aber .orga nisch' entwickelt, das ursprüngliche Mittel der Ausgleichung von Händeln ist Zweck geworden; man schlägt sich nicht mehr weil »ran sich beleidigt glaubte, sondern man beleidigt sich, um sich zu schlagen. Ui» zu be'agtem Zweck zu gelangen, bedurfte es nur noch einer minder weitläufigen Form: die fand man in dem sogenannten .Losgehen nach Bestimmzetteln' (be- zeichnend genug .Corpshatz' genannt), die .Paukanten' werden hier von ihren Verbindungen zum Duell miteinander ausgewählt. Fattisch, vielleicht nicht statutarisch, sind die Corps so zu reinen Duellgesellschaften gewor den.» Der allcrschwächstc Theil der Apologie ist aber die Beschönigung der ladenburger Vorgänge. Auch angenommen, drß die bekannte Darstel lung in der Karlsruher Zeitung vom 22. Juli, und der seitdem veröffent lichte amtliche Bericht («Die Auflösung der Corpsvcrbindungen in Heidel-