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Freitag. WstPG-ß» DisSviMng- erschrtltt > m w Ausnahme d«» Montags täglich und wird Nachmittags ä Uhr aus- gegeben. Nr. 160. >t IM 18SS . Zu bezkht« durch alle DtiWc MMtim MW. WM Preis für da« Vierteljahr IV, Mr.; jede einzelne Rammer SNgr. «BahrstU lllld Recht, Kktihtil und Setzt!» InsertirmSgesähr für den Raum etner Zeil« S Ngr. Locomotive, Telegraph und Tagespreise. IV. t«chluß ^S.Nr. 1S9.) Wir muffen ayder» F«d«rn überlass«» > diese Alternative praktisch zu beseitigen. Der Antrag mehr« (16) großen Blätter bei der Bundesver sammlung auf Rechtsschutz der telegraphischen Depefthe» wünscht übrigen» auch Mw, daß- der Nachdruck am Verkagsorte- dsr Dtigmalzeitung und i« einem gewiffen Umkreise nicht vor Ablauf einer gswiffe» Aeitfrist (24 Stun den) gestattet- sein fall«. Dies natürlich a«ch nur in. dem K,ll«, wenn di« kleinern A«itungm diese» Rayons. keine diesfallsig« Uebereinkunst »ml den jenigen Rsdaetionsn geschloffen haben, welche die Originaldepeschen empfan gen. Es ist aff« eine aus der Lust gegriffene Beschuldigung, wenn manche Stimmen darin ein bewußte» „Attentat auf dw Exiflenzmvglichkeit der klei nen Press«" scheu wolle», «in. „Streben, deS Capital» nach einem jour nalistischen Monopol". Jedes kleiner« Blatt, welche» für den Ort oder Kreis seines Erscheinens ein Bedürfnis ist, wird, vielmehr, eben weil es dies ist, eine derartige Rente aus seinem Abonnement ziehm^daß es auch, ein solches Abkommen über die Benutzung, d«r telegraphischen Depeschen mit demjenigen Watt trefft« kann, welches die Originale empfängt. Es handelt sich hierbei (wie auch, schon die Weimarer Zeitung nachwieS) um ein« zu vereinbarende BeitragSsümme zu den Bezugskosten. Wer aber die kleinere Journalistik nur einigermaßen kennt, der weiß dagegen, daß die weitaus größte Menge ihrer Blätter sich nicht aus ein Bedürfnis bassrt, sondern dem Zufall ihr Entstehen und Bestehen verdankt. Solche Blätter vermögen allerdings weder materiell noch intellektuell zu existier», wenn sie nicht durchaus, vom Raube leben. Daraus folgt nur allzu häufig, daß sie in keiner Weis« selbständig, sondern alle» mögliche» Einflüssen zugänglich ist. Man macht mm in sehr beachttnswerther Weise (Karl Biedermann in der Weimarer Zeitung) darauf aufmerksam, daß bei einem Verbot des Nachdrucks telegraphischer Depeschen vor Ablauf einer gewissen Frist von '„gewissen Seite» her planmäßig," darauf auSgeganaen werbt» tour», „solche Gegenden, welch« der bishorigen Gelegenheit zu» Bo- fri«dig«ny ihrer politischen Wißbegierde beraubt wären, mit Neuigkeiten au» erstw Hand zu versorgen, natürlich aber auch einem bestimmten politischen Einflüsse dienstbar zu machend. Diese Befürchtung erscheint uns jedoch, und zwar leider, weit mehr auf die jetzigen Zustand« anzuwend«». Denn, wie schon ernsiihnt, diqenige» kleine» Blätter, welche ei» Bedürfniß und innerlich unabhängig sind, künnon sicherlich dl«, jedenfalls für das einzelne Blatt sehr mäßige Abfindungssumme aufbringen. Dagegen geschieht es gerade! jetzt und'unter den heutigen Verhältnissen sehr ost, daß diejenigen kleinen Blätter, welche über dies Bedürfniß hinaus be - und entstehe», von solchen „gewissen Seiten" her protegirt und subbenirt werden. Die unter geordneten Werkzeuge ^«wiffer ^Mischer Einflüsse ' find jetzt Vesser daran, als wen» ihtt ehelichen Tomurrenten mit unabhängigen größern Blätttrn in dirM geschäftliche Beziehung und dadurch auch in nähere geistige Ver bindung! wett«- DK'geschäftliche Verbindung wird abtr nothwendig immer mehr auch eine geistige bedingen, je mehr sich die Telegraphie !Ns Einzelne ausbildet, je weniger- die telegraphisch»« Depeschen als Ausnahmen und Leckerbissen erschein«»: Den» damit wird sich? sehr bald die Nothevendigkeit. entwickele , diese istttrtt» Notizen untereinander zu- vermitteln, nebeneinander zu be trachten. Winn sse täglich von allen Seiten heranstiegen, relativ gleich- .! zeitig^ NüchMtm von den verschiedenste» Punkten und aus den verschi«. denK» Äben«k«äh» der verschftiwnstrn Sävdnn bring«», so würde ein Blatt i höhten SltlS —und> nuv ein solche»! »ff, zum Ramin «ine»! groß«» berech tigt» dir- Ming« der Abonnenten thut' es' »ich« — seiner Aufhabe und Stel lung, nicht genüg«», falls «S biest Depeschen zusammenhanglds, ohne jeden weiter» Commentar bieten, möchte. Es muß, nothwendig, nach Analogie der heut«! vielfach sch,» gebräuchliche» Rundschau«» aus einem bestimmten > Prirnip unv nach bestimm»« Voraussetzung,» di« täglich« Situation kenn zeichne«. Ein allein ein er Leitartikel über die telegraphischen Nachrichten wird zur täglichen NotymenVigM, während die näher« Erörterung bestimm- ter Krag«« ander» raiftnnirendrn Artikel» und d«n an Zahl sicherlich sehr zusammenschmelzenden Eorrespondenzen zusällt. Eben die- Äothwendigkeit, « da» telegraphisch«' Material täglich und natürlich mit äußerster Raschheit nach stiner politische» Bedeutung zu würdigen/ zwingt die> größern Ztitun- > gen zunächst zu bedeutender Verstärkung ihvrr rrdattwnellvn Arbeitskräfte. 1 De«' durch dis Telegraphie und- die- Bbvgeißkvung des Redaktion-Personals bedingte Mehraufwand erheischt' dagegen «« Einschränkung der lokalen Covoespondenz. Dies« wird sich also naturgemäß! den kleiner«, den Lveal- blättern zuwenden. Was aber ist mm natürlicher, alS> daß die großen Zei tungen mit denjenigen Blättern, mit denen sie im Ueberlassung-vrrhältniß ! bezüglich der telegraphischen Dopeschin stehen, in ein ähnliche» Berhäktniß i» Bezug, auf dk Benutzung ihrer loealen Nachrichten irrten? Falle» aber aus dir Coattspondenz der-großen Blätter die localen Origmalnotrzen weg, so folgt, natürlich; daß' dk C^rrspondenzen, welche bleiben, allgemeinere Jmereff«« behandeln, als» von höher gebildeten Pübliristen ausgehen müs- se», alsi dk bisherigen ,M«richt«rst»tter" es gewöhnlich sind. Und werk die» der Fall, werden die großen Blätter auch strenger auf den ihrer redactio» nellen Richtung entsprech«»-«» Seist der- Covrefpondenzen- zu- halten haben. Dies Alles zusammengenomme», muß eine erweiterte Benutzung der Telegraphie nothwendig ein« bestimmtere Ausprägung des politischen Eha- rakterS in jedem Blatte herbesführen, welches nicht ein blankes Neuigkeit-- blätt sein will. Sin Laviren zwischen, den entgegengesetztesten Ansichten über das Tyatsächliche wird immer schwieriger. Dem Leser wird es zugleich immer unerträglicher, einem solchen Schwanken zu folgen, je trockener, kür- zer, kategorischer ihm die eigentliche Thatsache in der telegraphischen De- pesche entgegentritt. Denn diese selbst hat ja bei der erweiterten Benutzung der Telegraphie, von welcher wir hftr reden, nicht mehr den heutige« Reiz ! der Ausnahme, nicht mehr das heutige Ansehen der Wichtigkeit. Sie wird auf das Niveau der heutigen Thätsachencorrespondenz herabsinken, und erst der redaktionelle Erläuterungsartikel zu dem telegraphischen Material wird den am meisten gelesenen Theil der Zeitung bilden. Alle diese Umstände erhöhen natürlich den literarischen Welch einer Zeitung großen Stils, welche sonach formell hauptsächlich aus den tekgra- phjschen Depesche», den rebactionellen Erläuterungen d«rselb«n, aus d«m Leitartikel über die wichtigsten Ztilfragen und aus Eorrespondenzen von all- gemeiner« Interesse bestehen wird. Hat nun bei einer' solchen Gestaltung der Presse nicht jeder andere Theil einer Zeitung dasselbe Recht auf den Schutz gegen Nachdruck wie die telegraphischen Depeschen? Unsers Erach tens gewiß. Allein ebenso, wie in Bezug auf di« telegraphische» Depeschen »in Ueberemkomwen mit den kleinern BlÄtern möglich ist, s»> auch hin sichtlich der andern Theile der Zeitung. Werden derartige Uebereinkvmmrn zur Gewohnheit, so führen sie auch die kleinern Blätter ganz von selbst zur politischen Aehnlichftit mit denjenigen großen Blättern, welche sie, am mei sten benutzen./ Ein« inner« Verwandtschaft mit deren redaktionellem Sha- ratter mußte ja schon von, voeichenin da ftin, sonst würden sie nicht eben diese zur vorzüglichen Benutzung gewählt haben. Damit wird aber das natürliche Verhältniß hergestellt, daß die kleine Presse gewissermaßen die Aufgabe der Popularisirung und Accomodirung des wesentliche» Inhalts der großen Pnsse für ihre loeale« Kreise und Bedürfnisse übernimmt! Verliert! sie dadurch etwa ihre Selbständigkeit? Oder steigt sie von ihrem heutigen-Standpunkte herab?' Keineswegs. Vielmehr hört nur da» gedankt»-, plan - und pxintipfoft Anstreiche» von allerlei NeuigMSkram auf, welcher, hzut« ihre Spalt«« verwirrend und in keiner Weis« förderlich erfüllt. Auch bk kleinste Redmtim, muß dann'mit einem bestimmt«« Be- , wußtft« und -ns! bestimmte« Gesichtspunkten ihr Matt zusämmensttikn, weil da-'journßliffifche EMnthrrmSrecht sie zwingt, sich mit einem bestimm- ten Kttift gröLrer Blätter über die Benutzung ihrer Originalartikel zu vereinbaren. W« kann schon von vornherein dkftn Kreis nicht ah« Ke. stimmt« redactiopellt, Gründe wählen. Wenn sie aber da» chatsächliche Ma- ttrtaß- Md den geistigen Jkhak dieses Kkeifts für ihre loealen Bedürfnisse vechrhtitrt, so Wt sie sich selbstund wird gehoben auf denjenigen Stand. pu^.Mehs«. heute solche Organ« etnnehmm, die ttine original«, Artikel bringen, jedoch trotzdem ehrenvoll und würdig bestimmte politisch« und »thi- "schr-MchMgfn vertreten. Je anerkmnensworthvr nun bet' dm heutige» materiellen Md sonstigen Zustände» der demschcn Presse. diese» Bestreben. Einzelner ist, so überwügt- unter de» kl«in«n Blättern doch die Zahl txr gedanten- und, principtosen ganz unverhältnißmäßig, weil eben die Umstände sie begünstigen. Eine Umgestaltung des- Zeitungswesen» uvter-. dem Ein- flujft der weitern Ausbildung, dar. Tel«graphie und d«S Eigenthumiischtttzes in der oben bezeichnete» oder einer ähnlichen. Weise macht ihnen dagegen dir heutige Art lj»» Meise fast unmöglich. Auch sie müssen Farbe halte» lernen. Und di«S ist die Grundbedingung innerlicher Hebung, Man kann einw«ndeu, dies Alle» seien Ideen, aber auch Phantaste- reienz denn die jetzS herrschenden Preßgefttze und die administrative» Macht- Vollkommenheiten würden fort und fprt aus dem Gesichtspunkte geübt wer den, dass die Unabhängigkeit der Presse nur einzuschkänken und einzuengen l sei. Gerade der gegenwärtige Augenblick gibt dafür freilich erschreckende ! Beispiele. Dagegen kan» man r- trotz alledem auch jetzt, schon nicht l«ug- nen, daß die Press« ein« der bureaukratischen Zuchtruth« überlegene Macht ist. Die Erschafftmg einer gouvernementalen Presse, die Bildung, von in- spirirtrn Centralpunkten,, um die Presse zu beeinflussen rc.: dies selbst sind Zeugnisse für die Anerkennung dieser Macht. Die burcaukratifche Mis- gunst gegen die Presse stoßt aber dadurch, daß sie selbst in andern Fallen