Volltext Seite (XML)
122» Jankowitsch, seine Abdankung auf da- von ihm so kurze Zeit bekleidet« Amt ein, welche von dem Fürsten angenommen wurde. Der Justizminister Mar kowitsch ist zum Verweser dieser hierdurch erledigten Stell« beordert und da- Justizministerium wird dessen Unterstaat-secretär, Hr. Crnobaraz, einst weilen leiten. Ueber die Ursache de- unerwarteten Rücktritts de- Hrn. Jan kowitsch verlautet nicht- Gewisses. Er kehrt als Senator in den Senat zurück." Türkei. Aus Konstantinopel vom 6. Juni wird der Triester Zeitung folgender Exceß berichtet: „Der Nest der tunesischen Soldateska hat sich gestern ei nen Exceß erlaubt, der viel Aufsehen macht und an die Zeiten der Blut rache und des Faustrechts mahnt. Tunesische Soldaten hatten einen Streit mit griechischen Schiffern, wobei ein Grieche einen Tunesen erschlug; die Griechen ergriffen hierauf sämmtlich die Flucht, die nachsctzenden Tunesen erwischten jedoch einen der Flüchtlinge (es ist unerwiesen, ob er selbst der wahre Mörder war), banden ihn und führten ihn gefangen nach dem Se- riaskerat, um ihn dort der Polizei zu übergeben. Unterwegs begegnete dem Trupp ein tunesischer Major zu Pferde, fragt nach der Ursache der Ver haftung des Griechen und erfährt, daß der zuerst erschlagene Tunese sofort seinen Geist aufgegeben habe. «Wozu den Giaur nach der Polizei füh- ren?» schreit er, «Blut um Blut! hat cs einem Tunesen das Leben geko stet, wohlan, so falle auch dein Haupt!» zieht darauf seinen Säbel und spaltet mit einem Hiebe vom Pferde herab dem gefangenen Griechen den Kopf, sodaß er lautlos niedersinkt. Die Umstehenden stoben auseinander, und Keiner wagte Hand an den wüthenden Frevler zu legön. Er ritt dar auf ruhig seines Weges weiter und ließ die Leiche in ihrem Blute liegen. Der Grieche ist dem Vernehmen nach hellenischer Unterthan." — Wie dem Offervatore triestino aus Trebisonde geschrieben wird, ist beinahe die ganze Provinz von Wan im Aufstande; die Ursache der Erhebung ist unbe kannt. Der Commandant von Erzerum hat 6000 Mann zur Unterdrückung des Aufstandes abgesendet. — Von der untern Donau schreibt man der Preußischen Correspondenz unterm 4. Juni: „Zwei Stunden von Baltschik wurde in den letzten Ta gen ein höherer englischer Offizier ermordet und ausgeplündert auf- gefunden. Dieser Mord hatte zur Folge, daß jetzt amtlich an die Civil- beamten in Bulgarien der Befehl ergangen ist, Kawassencorps zu errichten und dieselben unter den Befehlen von Offizieren an den Straßen zu ver theilen. Wie ich erfahre, hat Said-Pascha, der sich bis vor kurzem in Baltschik aufhielt, plötzlich diese Stadt verlassen und selbst Nachsuchungen nach den Räubern gehalten. Es soll ihm gelungen sein, acht derselben aufzubringen. Auch in Rustschuk wurde einer dieser Wegelagerer einge- fangen. Inwieweit die Eingefangenen mit dem an dem englischen Offizier begangenen Verbrechen in Verbindung stehen, hat sich noch nicht herauS- gestellt. Soviel ist aber gewiß, daß sie größtcntheils Deserteure aus den englisch-türkischen Truppen sind. Die Unsicherheit der Straßen ist in der letzten Zeit so groß gewesen, daß sich die Civilautorität genöthigt gesehen hat, die Militärmacht zu requiriren und Züge von reisenden Kaufleuten, die von der dschummaer Messe zurückkehrten, mit CavaleriedetachementS be gleiten zü lassen." — Die Aufregung in Arabien ist im Steigen. Der entlassene Schc- rif Abu Talib, von einer arabischen Schar unterstützt, die man auf 40,000 Köpfe anschlägt, ist bestrebt, trotz der wiederholten Mahnungen des Sul tans auf seinem Posten zu verbleiben. Der Sultan, behauptet er, habe keinen freien Willen, sondern stehe unter dem Einflüsse der Giaurs, welche ihn zur Ertheilung des gegen den Islam streitenden Hat-i-Humasum zwan gen. Man kann leicht ermessen, daß diese auf den Fanatismus berechnete Auffassung ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Scherif ging bereits so weit, daß er den. Sare'-Emini oder die heilige Karavane aus Konstantinopel nicht zulassen wollte. Der neuernannte Scherif Mohammed Jbei-Naun hat der Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, Abu Talib zum Rücktritt zu nö- thigen, nicht entsprochen und steht jetzt rathlos an der Grenze. Der Vicc- könig von Aegypten soll nun zum Einschreiten aufgesodert werden; der Di van scheint aber aus Besorgniß vor andern Folgen diesem Plan entgegen zu sein. — Wie aus verschiedenen Orten der Türkei gemeldet wird, neh- men die entweder durch List oder durch Gewalt bewerkstelligten Uebertritte christlicher Kinder zum Islam immer mehr überhand. Namentlich fanden unlängst in der Provinz Salonichi mehre Fälle dieser Art statt. (Oss. tr.) Afrika. Wir haben schon erwähnt, daß in Abyssinien ein neuer Herrscher, mit Namen Theodoros, aufgetreten sei, dessen Negierung für das Land sc- gensreich zu werden verspreche. Ein Sendschreiben des protestantischen Bi schofs Gobat in Jerusalem bestätigt dies. ES heißt darin über Abyssinien: „Da ist jetzt ein ganz neuer Zustand der Dinge; ein König, der innerhalb eines Jahres den religiösen Zwiespalt, der die abyssinische Kirche und Na tion Jahrhunderte hindurch beunruhigt hatte, unterdrückt, der die römisch- katholischen Missionen mit ihrem Bischof vertrieben und der seinen moham medanischen Unterthanen die Wahl vdrgelegt hat, entweder das Christenthum anzunehm«« oder das Land binnen zwei Jahren zu verlassen." Da der König zugleich gegen den Sklavenhandel aufgetreten ist, der von Abyssinien aus nach Arabien getrieben wird, und dessen Verbot durch den Sultan ei nen der Gründe für den Aufstand der Araber abgegeben hat, so könnte «r in dem dort sich vorbereitenden Kampf, in den Aegypten jedenfalls hinein- gezogen würde, möglicherweise noch «ine Rolle spielen. Hieß es doch schon einmal, er sei mit HeereSmacht im Anmarsch, um einige den-Abyfsiniern durch die Ärgyptcr entrissene Küstenorte wirderzuerobern. Sachsen. Dresden, 17. Juni. DaS Ministerium des Innern hält gegenwär tig allwöchentlich mehre außerordentliche Plenarsitzungen, in denen die Grund sätze der dem nächsten Landtage vorzulegenden Gewerbeordnung bera- then werden. Um das gegenseitige Vcrhältniß dieser Grundsätze unter sich und zu der übrigen Gesetzgebung, ferner die Tragweite derselben und über haupt die ganze Oekonomie dieses wichtigen Gesetzes gleich zu Anfang der Berathungen anschaulich zu machen, ist ein vorläufiger Entwurf der Ge werbeordnung ausgcarbeitet worden, welcher, nach Feststellung der Haupt grundsähe und voäehaltlich einer anderweiten Nedaction des jetzt vorliegen den Entwurfs, nach allerhöchster Bestimmung dem im Herbste dieses Jah res zusammcntretenden Staatsrath zur Prüfung und Begutachtung vorgc- legt werden soll, bevor er zur weitern Berathung an das Gesammtministe- rium gelangt. Ohne näher auf den Inhalt der Grundsätze des neuen Ge sches für jeht einzugchen, läßt sich die allgemeine Tendenz desselben dahin bezeichnen, daß der Gesetzentwurf, indem er den Zunftzwang im Sinne des bisherigen Gewerberechts beseitigt, doch ebenso wenig den laxen Grundsätzen der Gewcrbefreiheit huldigt, vielmehr eine zwischen beiden Extremen liegende, den Verhältnissen des Landes und der thatsächlichen Entwickelungsstufe der Gewerbe entsprechende Mittelstraße cinhält. Die wichtigsten Bestimmungen desselben befassen sich mit einer rationellen, dem heutigen Standpunkt der Technik entsprechenden Abgrenzung der Arbcits- und Handelsgcbiete der ein zelnen Jnnungsgewcrbe und einer principicllen Sonderung des Handwerks betriebes von der Hausindustrie und der Fabrikindustrie. Die Bedingun- gen der Erlernung und Ausübung der Gewerbe, die Meisterprüfungen, die Innung-Verfassung und die Verwaltung der Gewerbeangelegenheiten wer den einer durchgreifenden Verbesserung unterworfen, in den Vorschriften über die Behörden und das Verfahren in Gewerbesachen strebt der Gesetz entwurf dahin, einerseits die Selbstthätigkeit der einzelnen Körperschaften zu beleben, andererseits bei allen Zweifeln und Streitigkeiten in Gewerbe sachen einen möglichst einfachen und kurzen Weg ihrer Lösung und Besei tigung darzubietcn. Durch die vorgeschriebcne Einrichtung der Kranken-, Pensions- und Unterstühungskaffen soll zugleich die materielle Existenz der dem Gewerbe- und Fabrikstande Angehörigen soviel als möglich sicherge stellt werden. (Dr. I.) * Leipzig, 18. Juni. Die hiesige königliche Krcisdirection macht un term 12. Juni Folgendes bekannt: In Gemäßheit ß. 18 der zu dem Gesetz, die Angelegenheiten der Presse betreffend, vom I«. März 1851 unter dem 15. desselben Monats ergangenen Ausführungsverord nung wird von der unterzeichneten KreiSdirection hiermit bekannt gemacht, daß durch Dceisum des königlichen Spruchcollegiums allhicr aufEonfis catton und Vernichtung des dem Werk unter dem Titel: „Neue Methode, eine Sprache in sechs Monaten lesen, schreiben und sprechen zu lernen. Für das Französische znm Gebrauch der Deutschen bearbeitet von vr. H. G. Ollendorff. Zweite verbesserte Originalausgabe rc." (Leipzig, Voigt u. Günther. Paris, beim Verfasser rc., 1856), vorgedruckten Auszugs aus der augsburger Allgemeinen Zeitung vom 21. Aug. 1854 erkannt worden ist. Hiernach ist jede fernere Verbreitung oder öffentliche Ankündigung des vorgedachten Werks mit dem fraglichen Auszuge bei der in §. 6 des obgedachten Gesetzes vom 14 März 1851 angedrohten Strafe verboten. Personalnachrichten. Ernennungen. Der Privatdocent der Theologie 1-io. tkeol. und vr. pkil. Karl Albrecht Vogel ist zum außerordentlichen Professor bei der theologischen Fa- cultät, und der Privatdocent der Philosophie vr. pkil. Hermann Schäffer zum au ßerordentlichen Professor bei der philosophischen Facultät zu Jena ernannt worden. Beamte. Königreich Lachsen. Der zeitherige Patrimoniatgerichtsvcrwalter Advocat Karl Gustav Esaias Häntzschel zu Neustadt b. St. ist zum Justitiar des königlichen Gerichts zu Strehla ernannt worden. Handel ««d Industrie. "Leipzig, 18. Juni. Das Beiblatt zu der Deutschen Gewerbezeitung, „Die In nung der Zukunft", enthält einen Jahresbericht über die Wirksamkeit einer Anzahl von Vorschußvereinen im Jahre 1855, dem wir über die Vereine in Delitzsch, Zör big, Bitterfeld, Eisleben, Eilenburg, Meißen und Celle Nachstehendes mit Hinweg- lassung der Groschen und Pfennige entnehmen: Delitzsch hatte einen Jahresumsatz von 19,818 Thirn. (in 359 Posten von 3—220 Thlrn.), eine Zinseinnahme von 468 Thlrn-, eine Zinsausgabc von 137 Thlrn-, Verwaltungskosten 177 Thlr., eine Dividende von 147 Thlrn. Der Verein in Delitzsch, das 5000 Einwohner zählt, be steht seit 1852, hat 260 Mitglieder und ctne» Betriebsfonds von 5069Thlr., wovon 3270 Thlr. verzinsliches Darlehn, 14 Thlr. unverzinsliches Darlehn, 1548 Thlr. Guthaben der Mitglieder und 255 Thlr. Reserve sind. Zörbig hatte einen Jahres umsatz von 10,187 Thlrn. (in 303 Posten von 5—250 Thlrn.), eine Zmsenmahme von 286 Thlrn., eine ZinSausgabc von 61 Thlrn., Verwaltungskosten 76 Thlr. und eine Dividende von 146 Thlrn. Der Verein in Zörbig mit 3800 Einwohnern besteht seit 1853, hat 80 Mitglieder und einen Betriebsfonds von 2311 Thlr., wovon 1605 verzinsliches Darlehn, 653 Thlr. Guthaben der Mitglieder und 53 Thlr. Re serve sind. Bitterseld hatte einen Jahresumsatz von 3757 Thlrn. (in 292 Posten von 3—60 Thlr».), eine Zinseinnahme von 130 Thlrn., eine ZinSausgabe von 33 Thlrn. und 65 Thlr. Verwaltungskosten. Bitterseld zählt 4500Einwohner. Der dortige Verein besteht seit 1855, hat 252 Mitglieder und einen Betriebsfonds von 1992 Thlrn., wovon 1675 Thlr. verzinsliches Darlehn, 257 Thlr. Guthaben der Mitglieder und 58 Thlr. Reserve. Eisleben hatte einen Jahresumsatz von7I51 Thlrn,, eine Zinseinnahme von 136 Thlrn. und eine ZinsauSgabe von 36 Thlrn., an Ver waltungskosten 26 Thlr. und an Dividende 9 Thlr. Der Verein in Eisleben, das zwischen 7000 und 8000 Einwohner zählt, besteht seit 1854, hat 101 Mitglieder und einen Betriebsfonds von 2359 Thlrn., wovon 1600 Thlr. verzinsliches Darlehn, 460 Thlr. unverzinsliches Darlehn, 180 Thlr. Guthaben der Mitglieder und 118 Thlr. Reserve. Eilenburg hatte einen Jahresumsatz von 36,024 Thlrn. (in 646 Posten von 1—500 Thlrn.), eine Zinscinnahme von 2422 Thlrn., eine ZinsauSgabe von 1341 Thlrn. und 1060 Thlr. an Verwaltungskosten. Der Verein in Eilenburg (mit 10,000 Einwohner») besteht seit 1851, bat 750 Mitglieder und 31,163 Thlr. Be triebsfonds, wovon 29,683 Thlr. verzinsliches Darlehn, 1341 Thlr. Guthaben der Mitglieder und 77 Thlr. Reserve. Der Reingewinn im Jahre 1855 beträgt 60 Thlr.