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1222 stäten und des kaiserlichen Prinzen gesungen. Sie trregttn unter der Mass, der Zuschauer einmüthigen Jubel, und tausendfache KaisrrvivatS erschollen. Abends- waren der Tuileriengarten, der Eintrachtsplatz, die große Allee und das Rondel der Elyse'eischen Felder durch farbige Gläser und Later» nen, in deren Mitte der Namenszug der Majestäten in Feuerarabesken strahlte, glänzend beleuchtet. Das mit Fahnen geschmückte Marineministe» rium umgab ein doppelter Flammengürtel. Unter der Säulenhalle erhob sich ein Thronhimmel von Purpursammet mit goldenen Fransen, durch ver goldete Stangen getragen, wo der Kaiser und die Kaiserin inmitten der begeistertsten VivatS der Zuschauermassen dem Feuerwerk beiwohnten. Die Damen der Halle hatten es verstanden, die Beleuchtung und die Aus schmückung der Centralhallen durch das cigenthümllche Gepräge großartiger Einfachheit auSzuzeichnen. Um 9 Uhr wurden auf dem Quai d'Orsay vor dem Palaste des Gesetzgebenden Körper- und an der Thronbarricre zwei prächtige Feuerwerke in gelungenster Weise abgefeuert; jedes derselben stellte ein gothisches Gebäude mit Taufkapelle dar. Den Schluß des erster« bildete unter Raketengeprassel ein gewaltiger Feuerregen, der sich dem Kai entlang in die Seine ergoß, wo auf beleuchteten Booten die Militärmusiken spielten. Nie vielleicht hatte man eine solche Volksmasse theilnehmcnder und angeregter in den Straßen und auf den Plätzen von Paris sich drängen sehen, und dennoch hat, dank dem guten Geiste der Bevölkerung und den weisen Maßregeln der Behörde, kein einziger Unfall diese prachtvolle natio nale Feier getrübt, die durch das schönste Wetter begünstigt wurde." Wie der Moniteur noch meldet, sind die schon früher beschriebenen silbernen Medail len von der Größe eines halben Francs, deren zum Andenken an die prinz- liche Taufe nicht weniger als 120,000 geprägt wurden, auf Befehl des Kaisers an sämmtliche Unteroffiziere und Soldaten der Armee von Paris, sowie an alle Zöglinge der höhern und nieder« Schulen vertheilt worden. Der Seinepräfect hat außerdem jedem der 50,000 Kinder, welche die pa riser Elementarschulen besuchen, eine Düte mit Bonbons zustellen lassen. Großbritannien. Die Hinrichtung W. Palm er's wird in einem Artikel der Kölnischen Zeitung ausführlich beschrieben. „Am Tage vor der Hinrichtung ward die Zelle des Verurtheilten fast gar nicht von Besuchern leer. Unter denselben befanden sich die beiden Brüder, die Schwester und der Schwager Pal- mer'S, sein Anwalt Smith, vi-. Harland, der Vikar von Rugeley und der Gefängnißkaplan, Hr. Goodacre. Seine gewohnte kaltblütige Ruhe und Selbstbeherrschung verließ Palmer auch in diesen furchtbaren Stunden nicht, mit Ausnahme jedoch einiger kurzen Minuten. AlS ihm nämlich die Nach richt mitgetheilt wurde, daß der Minister des Innern sich geweigerf habe, in einen Aufschub der Hinrichtung zu willigen, erblaßte er plötzlich und eS verstrichen einige Minuten, ehe die blühende Farbe seines Gesichts wieder kehrte. Zwei Predigten, eine am Morgen, die andere am Abend, hörte er anscheinend mit großer Aufmerksamkeit an. Jener war der Text Luc. 15, Vers 4: «Wer, der da hundert Schafe hat, verläßt nicht, wenn er ihrer eins verliert, die neunundneunzig in der Wüste und sucht nach dem ver lorenen solange, bis er es findet?» und dieser der Text 1. Kor. Cap. 3, Vers 18: «Möge Niemand sich selbst betrügen!" zugrunde gelegt. Allen Versuchen, ihn zum Geständnisse seiner Schuld zu bringen, setzte er die Behauptung seiner Unschuld entgegen. Früh am Tage ließ er durch eine telegraphische Depesche seinen Anwalt Smith rufen, dem Vernehmen nach, um durch ihn da- Gerücht, als habe er seine Verbrechen eingestanden, förmlich widerlegen zu lassen. Smith kam um 10'/- Uhr in dem Gefäng nisse an und hatte im Beisein des Gefängnißgouverneurs, Majors Ful ford, eine Zusammenkunft mit seinem Clienten. Da der Gouverneur an nahm, daß Palmer etwas Wichtiges auf dem Herzen habe, was er Smith mittheilen wolle, so sagte er ihm, als er in die Zelle trat, wenn dies der Fall sei und die Mittheilung Familienangelegenheiten betreffe, so wolle er sie geheimhalten. Der Verurtheilte erwiderte, er habe keine derartigen Mittheilungen zu machen, und er hoffe, daß der Gouverneur keine Zeit verlieren werde, alle seine Worte in die Oeffentlichkeit zu bringen. Er habe weiter nichts zu sagen, als daß er Smith für die Mühe, die er sich ge geben, und den Gefängnißbeamten für die ihm bewiesene Freundlichkeit danke, und daß Cook nicht an Strychnin gestorben sei. Als Major Ful- ford ihn hierauf beschwor, in seiner gegenwärtigen furchtbaren Lage keine Ausflüchte hinter bloßen Worten zu suchen, sondern einfach mit Ja oder Nein die Frage zu beantworten, ob er Cook ermordet habe, erwiderte Pal mer sofort, in dem Resume Lord Campbell'S sei von «Vergiftung durch Strychnin» die Rede gewesen, und als der Gouverneur abermals bemerkte, cs komme nicht darauf an, wie die That verübt worden sei, »nd ihn von neuem auffoderte, einfach mit Ja oder Nein zu antworten, erklärte Pal mer, er habe nichts weiter zu sagen, er fühle sich rein in seinem Gewissen und sei deshalb heiter in seinem Gemüth. So erzählt Major Fulford den Hergang. Smith aber behauptet, Palmer habe gesagt: «Ich bin unschul- big an der Vergiftung Cook's durch Strychnin und verlange nichts weiter, alS daß Sie für die Untersuchung seiner Leiche sorgen und meine Mutter und meinen Jungen besuchen.» Noch am Tage vor seiner Hinrichtung sah man das Söhnchen Palmer'S am Fenster im Hause seiner Großmutter zu Rugeley in lustigem Kinderspiel begriffen. Das Kind ahnte offenbar nicht, daß der nächste Tag cS zur Waise machen werde. Die Brüder und die Schwester Palmer'S blieben bis beinahe um Mitternacht bei ihm und um armten ihn dann zum letzten malt. Der Abschied wird als herzzerreißend geschildert. Während der Zusammenkunft mit ihnen legte der Verurtheilte eint bewunderungswürdige Selbstbeherrschung an den Tag. Er sah ruhig I und heiter auS; doch bemerkte der aufmerksame Beobachter ein leichte-Zucken der Mundwinkel und ein unruhige- Spiel der Finger, das sich auch schon während de- Processi- zuzeiten wie unwillkürlich eingestellt hatte. Auch seinen Geschwistern gegenüber betheuert« Palmer wiederholt seine Unschuld, vertraute ihrer Fürsorge sein einzige- Kind, da- er, wie eS scheint, sehr liebte, an und soll ihnen um dieses Kinde- willen da- Versprechen abg«- nommen haben, England zu verlassen und ihren Namen zu verändern. Wie es heißt, beabsichtigt die ganze Familie nach dem Fcstlande überzusiedeln. Seine Mutter hat der Verurtheilte, seit er nach Stafford zurückgebracht wurde, nicht wicdergesehen. Kurz, nachdem ihn seine Geschwister verlassen hatten, legte sich Palmer zu Bett und schlief etwa drittehalb Stunden, worauf er wiederum einen Besuch de- Gefängnißkaplan- erhielt. Zwischen 5 und 6 Uhr frühstückte er, d. h. er trank eine Tasse Thee, ohne jedoch etwas dazu zu essen. Während seiner ganzen Gefangenschaft hatte er sich eines gesunden Appetits und Schlafs erfreut. Der Kaplan und ein ante» rer Geistlicher besuchten ihn vor der Hinrichtung noch mehre male. Kurz nach 7 Uhr trank Palmer wieder eine Tasse Thee und antwortete dem Schließer, welcher sie ihm brachte, auf seine Frage, wie eS ihm gehe, daß ihm ganz behaglich zu Muthe sei. Als er im Begriff stand, seine Zelle zu verlassen, um seinen letzten Gang anzutreten, erklärte er als Antwort auf «ine Frage des Obersheriff, er leugne die Gerechtigkeit des über ihn gefällten Spruchs und man begehe einen Mord an ihm. Kurz vor 8 Uhr traten der Sheriff und die übrigen Beamten in die Zelle Palmer'S und begleiteten ihn in das Armesünderstübchen, wo der Henker (Smith auS Dud ley) seiner harrte. Der Verurtheilte verhielt sich, während dir Talgentoi- kette gemacht wurde, so ruhig, al- ob er unter den Händen eines Kammer dieners gewesen wäre, der ihn für einen Ball ankleidete. Außer einigen kurzen und höflichen Abschiedsworten sprach Palmer kein Wort, weder zum Sheriff, noch zum Kaplan, noch zu sonst irgendeinem der Anwesenden. Als die Todtenglocke zum ersten mal ertönte, fuhr er auf und soll geseufzt ha ben. Dann nahm er auf einen Wink deS Sheriff seinen Platz in dem traurigen Zuge ein und ging mit festem Und elastischem Schritt dem Schaf fst zu. AlS er dasselbe erreicht hatte, warf er einen flüchtigen Blick auf die versammelte Volksmenge, die sein Erscheinen mit dem tiefsten Schwei gen empfing. Mancher halte erwartet, daß ein Sturm von Verwünschun gen losbrechen werde, sobald der Verbrecher sich blicken lasse. Dies war jedoch keineswegs der Fall. Auch die Erwartung Derer, welche geglaubt hatten, Palmer werde eine Rede halten, ward getäuscht. Sein Benehmen verrielh weder Furcht noch Prahlerei. Nach einem kurzen Gebet mit dem Kaplan wandte er sich zu dem Henker und ließ sich den Strick um den Hals legen und die lange Mütze über das Gesicht ziehen. Darauf schüt telte er dem Henker die Hand und sagte freundlich mit leiser Stimme zu ihm: «Gott segne Euch!» Kaum hatte seine Lippe daö letzte Wort ge- sprechen, als das Fallbret sank und er nach einem leichten Zucken der Glie der als Leiche am Galgen hing. So geschickt hatte der Henker sein Werk gethan, daß der Tod fast die Sache eines Augenblicks war. Nachdem der Körper die gesetzlich vorgeschriebene Zeit gehangen hatte, ward er ins Ge- fängniß gebracht, wo ein Hr. Bridges aus Liverpool sofort ein« Todten- maske abnahm und die Acußerung that, daß die Schädelbildung, vom phrenologischen Standpunkt aus betrachtet, entschieden auf einen schlech ten Charakter deute. Die Leiche ward später innerhalb deS Gefängnisses begraben." Eine in Aachen erscheinende lithographirte Correspondenz schreibt: „Jene, welche den Giftmischer Palmer noch für unschuldig halten, werden ande rer Meinung werden, wenn sie vernehmen, daß eben erst die Entdeckung gemacht worden ist, daß Palmer vor einigen Jahren auch einen andern Freund, unter ganz denselben Umständen wie Cook, vergiftet hat. Der Un- glückliche hieß Leonard Pladon, hatte auch bei einem Wettrennen eine be deutende Summe gewonnen und ließ sich von Palmer verleiten, einige Tage bei ihm zu verbringen. Pladon starb plötzlich, anscheinend am Schlagfluß, auch sein Wettbuch war verloren, und eS unterliegt keinem Zweifel, daß er das Opfer seines Scheinfreundes geworden ist. Schon damals wollte ein Freund des Unglücklichen, weil er Verdacht hegte, ihn auSgraben lassen; dies unterblieb aber, weil die Frau Pladon's dies nicht wollte und nicht glauben konnte, daß Palmer einer solchen Unthat fähig wäre." Dananfnrfbenthümer. Die amtliche Gazette de Moldavie veröffentlicht den Wortlaut eines von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten unterzeichneten Erlasses der Pforte vom 11./23. Mai 1856, welcher die Antwort auf das von dem Fürsten Ghika eingereichte Entlassungsgesuch bildet. Der Text lautet: Mein Fürst! Auf den Wunsch, welchen Ew. Hoh. vor einiger Zeit mir in einer Depesche ausgedrückt hat, am Schluß der siebenjährigen Periode eines Mandats aus Gesundheitsrücksichten die Gewalt niederzulegen, beeile ich mich. Ihnen zu eröffnen, daß die kaiserliche Regierung sowol die Hingebung, welche Sie während der ganzen Dau» Ihrer Verwaltung nicht aufgehört haben der Regierung Sr. Maj. unserS erhabenen Herrn und SouverLns an den Tag zu legen, wie die ausgezeichneten Dienste zu wür digen weiß, welche Sie Ihrem Lande mit einer über jede» Lob erhabenen Selbstver- ' leugnung geleistet haben, und daß fle cs sich zur Pflicht macht, Ihnen, Kürst, darüber die lebhafteste Genugthuung zu erkennen zu geben. Indem ich mich glücklich schätze, der Dolmetsch dieser Gesinnungen der kaiserlichen Regierung in Rücksicht Ihrer zu sein, ersuche ich Sie gleichzeitig, auch ferner noch mit demselben Eifer wie in der Vergan genheit die Geschäftsführung des ihnen anvertrauten Fürstenthums solange fortzu- letzen, bis die Umstände der Hohen Pforte gestatten werden, sich definitiv über di« Frage auszusprechen, welche den Gegenstand Ihrer vorerwähnten Depesche bildet. Em pfangen Sie rc. (Gez.) Fuad. — AuS Belgrad vom 10. Juni meldet die TemeSwarer Zeitung: „Heute reichte der fürstliche Prrdstawnik und Minister de-AeUßern, Hr. Alexis