Freitag, 21. Februar 1975 20.00 Uhr Metropol-Theater Sinfoniekonzert Dresdner Philharmonie Dirigent: Günther Herbig Solist: Eckart Haupt, Flöte Agustin Bertomeu Variaciones sobre una configuraciön op. 18 — Uraufführung — Vaclav Kucera Der Rattenfänger Concertino für Flöte und zwei Kammerorchester Georg Katzer Sonate für Orchester Nr. 1 Udo Zimmermann Rodion Stschedrin Petr Eben Mutazioni per Orchestra Konzert für Orchester Nr. 2 „Glockenklänge" Vox clamantis Sinfonischer Satz für drei Trompeten und Orchester Solo-Trompeten: Ludwig Güttler Heinz Stiefel Michael Schwarz _ Änderungen vorbehalten — Die Musik-Biennale Berlin bietet als Musik fest von internationalem Rang auch den be sten Klangkörpern unserer Republik Gelegen heit, ihre Interpretationskunst und ihr Enga gement für das zeitgenössische Musikschaffen unter Beweis zu stellen. Zu ihnen gehört in diesem Jahr neben der Dresdner Staatskapelle und der Halleschen Philharmonie auch die Dresdner Philharmonie. Dieser traditionsreiche Klangkörper bereitet sich gegenwärtig auf eine Spanientournee vor, und in Verbindung damit studierte er auch das Werk eines spa nischen Komponisten ein. Anläßlich des Gast konzertes zur V. Musik-Biennale werden die Variaciones sobre una configuraciön von Agustin Bertomeu (1930) erstmals vorgestellt. K r spanische Komponist Agustin Bertomeu rde 1930 geboren. Er erhielt seine musika lische Ausbildung am Madrider Konservato rium. Bei Perez Casas absolvierte er ein Diri gentenstudium; seit 1953 widmete er sich — neben reicher kompositorischer Tätigkeit — dieser Laufbahn. Als Komponist erregte er frühzeitig Aufmerksamkeit, gewann zahlreiche Preise bei internationalen Komponistenwett bewerben und erhielt viele Aufträge. Heute gehört er zu den führenden Vertretern der mittleren spanischen Komponistengeneration. Sein Werk fand nicht nur in seinem Heimat land Anerkennung, sondern auch im Ausland, bei internationalen Festspielen in Warschau und London. Sein CEuvre kennzeichnet eine kontinuierliche stilistische Entwicklung. über das heute zur Uraufführung gelangende jüngste Werk des Komponisten, das — wie das gesamte Programm des Konzertes — auch anläßlich des Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik in Barcelona am 26. Fe bruar 1975 von der Dresdner Philharmonie unter GMD Günther Herbig dargeboten wer- Bn wird, teilte der Autor mit: „Die Variatio- nen über eine Konfiguration op. 18 entstan den zwischen April und August des Jahres 1974 im Auftrag des spanischen Erziehungs ministeriums für das Nationalorchester Ma drid. Das Werk besteht aus einer Introduk tion, der .Konfiguration' (Grundgestalt) und anschließenden 12 Variationen mit einem Fi nale. Es hat eine Dauer von ungefähr 18 Mi nuten. Bei der Gestaltung der Partitur be nutzte ich ein persönliches System vertikaler Übereinstimmung der Töne, wodurch sich die Möglichkeit einer anregenden linearen Dar stellung von selbst ergab. So habe ich mit einer minutiösen Planung und Ordnung des Tönematerials eine zentrale Idee erzeugt, von der eine bestimmte graphische Figur ausgeht mit einer Serie von Variationen, die ihrerseits weitere Variationen der zentralen graphischen Figur erzielen. So erstrebte ich eine getreue Übereinstimmung von graphischem Symbol und musikalischem .Enderzeugnis'. Das Werk ist in dem Sinne gegliedert, daß die graphi sche Grundgestalt eine Konsequenz der inter- vallischen Beschaffenheit und der instrumen talen Farben hat. Damit wollte ich eine Par titur schaffen, deren Gehalt sowohl plastische Schönheit besitzt wie analytisches Interesse erregt." Bei der dem Variationenzyklus zugrundelie genden Konfiguration handelt es sich um eine auf- und absteigende Figur, die mit einem crescendo und decrescendo verbunden ist. Die Komposition ist durch romanische Kon struktivität, eine große formale Strenge ge kennzeichnet. Der Orchesterapparat wird sehr differenziert eingesetzt. Von Vaclav Kucera (1929), der auch im Gast konzert der Prager Madrigalisten während der Musik-Biennale vertreten ist, erklingt in diesem Konzert ein Werk aus dem Jahre 1964, einem Schaffensabschnitt, in dem sich der Komponist bereits — oft im schöpferischen Ex periment — den neuesten Kompositionsmetho den und -techniken des 20. Jahrhunderts zu wandte, ausgehend von der Überzeugung, bedeutungsvolle Gedanken, humanistische Ideen, auch mit untraditionellen musikalischen Mitteln ausdrücken zu können. Kucera stu dierte an der Prager Karls-Universität Musik wissenschaft und Musikästhetik und am Mos kauer Konservatorium Komposition bei W. J. Schebalin. Nach seiner Rückkehr in die CSSR arbeitete er zunächst am Tschechoslowaki schen Rundfunk und leitete sodann das Ka binett zum Studium zeitgenössischer Musik beim Verband Tschechoslowakischer Kompo nisten in Prag. 1962 übernahm er die Leitung der Abteilung Musikästhetik am neugegrün deten Musikwissenschaftlichen Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissen schaften. Heute ist Vaclav Kucera eine der interessantesten schöpferischen Persönlichkei ten der zeitgenössischen Musik seines Landes, über das Concertino für Flöte und zwei Kam merorchester „Der Rattenfänger" äußerte der Komponist: „Die Sage von dem wunderwir kenden Pfeifer, der die Ratten vertrieb und bei den Menschen Wahrheit und Liebe suchte, hatte mich schon lange angezogen. Insbeson dere dank der dichterischen Prosa Viktor Dyks, der Inszenierung E. F. Burians und dank dem