Volltext Seite (XML)
Mittwoch. —- Nr. WV. — 30. April L««. . ' Zu beziehen durch all« Postämter de» In- und Auslandes, solvie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnsertionSgebühr für den Raum einer Zeile Nummer 2 Ngr. * -ngr. DtilW MgMtim Ztitiing Pre" sür da» Vierteljahr a.^. . ahj u»ftM in Legen wir nun ein deutsches Journal aus den zwanziger und eins aus der ersten Hälfte der vierziger Jahre vergleichend nebeneinander, der Um terschied ist sehr unwesentlich. Die Nachrichten stehen in beiden gleicher maßen zusammenhanglos nebeneinander, ja im neuern Blatte meist noch verwirrender, weil die Dinge von den Bahnenden früher auftreten als die von viel nähern Orten außerhalb der Bahn, oder auch von den kleinern Bahnstationen. Denn diese waren damals noch nicht mit Postexpeditionen am Bahnhofe bedacht, während vollends an das Institut der ambulanten Posten noch kein Mensch dachte. Von gewissermaßen synchronistischen Ta- ge-übersichten, welche der weitern Ausführung der Tagcsgeschichte voran- stehen, war damals ebenso wenig die Rede; ja cs Mr, selbst nachdem be reits die Eisenbahnnetze großer Territorien geschlossen waren, wegen der nachhinkendcn Mangelhaftigkeit der Vorkehrungen zur Bricfbefördcrung kaum eine Möglichkeit dazu gegeben. Und heute, da wir die Eisenbahnbrief« wie der von den telegraphischen Depeschen überholt sehen, da das europäische Telegraphennetz so vollständig ineinandcrgreift, wie noch lange nicht die einzelnen Eisenbahnsysteme, bestehen solche Verwaltungshemmungen selbst noch in manchen Central- und Uebergangspunkten des Briefverkehrs. So fehlt z. B. in Frankfurt a. M., diesem wichtigsten Ccntralpunkt der südwcst- deutschen Bahnen und zugleich wichtigsten Uebergang vom deutschen zum französtschen Eisenbahnsystcm (den einzigen norddeutschen NachmittagSeilcurS ausgenommen), jede Möglichkeit zur Beförderung von Briefen, welche nicht anderthalb Stunden vor dem Abgang des betreffenden Zugs auf der Stadt post abgeliefert wurden. Eine Bahnhofexpedition cxistirt nicht für das Pu- blieum, noch weniger ein Briefschalter am Postwagen abgehender Züge. (Blos der bairische Postwagen im Hanauer Bahnhofe bildet, wenn wir nicht irren, eine dankenswerthe Ausnahme.) Bei derartigen Einrichtungen am Sitze der obersten Verwaltung aller Turn- und Taxis'schen Postanstalten ist aber schwerlich anzunehmen, daß anderwärts dxm Bedürfnisse des Pu- blicums besser entsprochen sei. Doch dies nur beiläufig. Bis 1848 em pfanden wol die größern Redaclionen derartige Hemmnisse, welche gerade ihnen den Aufschwung des Verkehrs ziemlich illusorisch machten; dagegen mochte das Publicum cs weniger fühlen. Wer überhaupt höhere Politik suMe, war es gewohnt, sich an die Spalte „Ausland" zu wenden, welche beim auch überall unserm Vaterlande vorausgestelll blieb. Dieses dage gen bis zu einem gewissen Grade zu ignoriren, .gehörte bei gewissen Zei tungen vornehmen Stils sogar zum guten Ton. Man machte solchermaßen „passive Opposition" gegen die officielle Heimlichkeit, gab nur Haupt- und Staatsactionen, einige polizeiliche Verfügungen, ab und zu ein vorsichtig Quentlein Kammerdebatte, Unglücksfälle, vorzugsweise aber Theater-, Kunst- und Literaturnotizen. Namentlich wich aber jede größere Zeitung ihrem „en gem Baterlande" und der hierauf potentirlen Schärfe der Censur soviel als thunllch aus. Die Besprechung heimischer Zustände, innerer Angelegen- Heiken, mußte der Leser wieder in einem Blatte des „deutschen Auslandes" suchen. Und da unter solchen Verhältnissen die Bilder von den innern Zu ständen der einzelnen Staaten sich in lauter Localnotizen verschiedener Zei tungen zersplitterten, so war es selbst dem aufmerksamsten Leser kaum mög- lich, einen Gesammtüberblick zu erwarten. Ebenso wenig den Redactionen. Iche Kleinste Notiz mußte ihnen vielmehr als Theilchen desjenigen Gesammt- hiltzetz», das sie nicht ausführen konnten oder durften, von Bedeutsamkeit erscheinen. So blühte unter solchen Verhältnissen Niemandes Weizen üp piger »ls jener der kleinen, notizelnden Korrespondenten. Ein solcher Re porter war trotzdem damals der behaglichste Mensch von der Welt. In sei nem Wohnorte galt sein Name als tiefverschleicrteS Gcheimniß für alle of- cielle« Organe, war jedoch in Wahrheit allen Leuten genau bekannt. Jeder trug ihm zu und Jeder half mit schweigen an seinem harmlosen Geheimniß. Den« harmlos blieb es im höchsten Grade, da er ja selbst unter dem Be wußtsein lebte, daß die officielle Nichtwissenschaft seines Geheimnisses nur eine convrnlionelle Jgnorirung war, welche in demselben Augenblick aufge hört hab(n würde, wo er miSliebig wurde. Dagegen konnte er sich nach allen Seiten hsn mit seiner publicistischcn (!) Stellung gefällig erweisen und war doch auch gleichzeitig einigermaßen gefürchtet. Sein Geschäft war leicht, selbst W4ltn .tr für die größten Zeitungen schrieb. Außer den paar münd- lech zngetpagcnen Notizen sammelte er einmal wöchentlich dir Tagesberichte den chg««tlichcn Lokalblätter, excerpirte sie und kam mit seinem Briefe ge- wbtznchch immer noch zeitiger bei der auswärtigen Redaktion an, als selbst ' tzie- HOßern Zeitungen seines Wohnorts. Außerdem begünstigte eS ihn, daß diese meist einen angeblichen Stolz, in Wahrheit große Vorsicht darin be- «ätzM«t, gerade di« Heimischen Localien gar nicht oder höchst flüchtig zu berühren. Ja, sie nahmen dieselben selbst gern au- fremden Zeitungen auf, wM sie dann hoffen konnten, die dort ccnsNrirtrn Artikel durch die heimat lich» Eßpsur D bringen. Noch idyllischer waren aber die Arbeiten derBe- j chchterßtMer über sogenannte hohe Politik. Wer erinnert sich nicht z. B, Lokomotive, Telegraph und Tagespresse, i. Man erinnert sich heute kaum mehr daran, wie lang« eS gedauert hat, ehe das große Publicum den Dampfwagen und das Dampfboot sich so recht aneignete. Fast erst das Eingehen der andern Fahrgelegenheiten lockte auch den kleinen Ver kehr auf die Eiseuschienen und am allermeisten die Wohlfeilheit der Beförderung, welche sich gleichfalls nur allmälig ausbildete. Noch heut« ist aber den so- genannten „kleinen Leuten" die Benutzung des Vortheils raschester Beför derung durch die Locomotive dadurch erschwert, daß fast allenthalben — wenn wir nicht irren Württemberg ausgenommen — die wohlfeilste Wa- genclasse von den sogenannten Eilzügen ausgeschlossen ist. Gleich als ob „der kleine Mann" in seiner Sphäre keine gleiche Berechtigung hätte, an jener erhöhten Beschleunigung — etwa gegen eine mäßige Erhöhung des Fahrpreise- — theilzunehmen. Noch weniger populär ist aber bisjetzt für die kleinere Geschäftswelt der Gebrauch des Telegraphen. EineStheils ist er dazu noch immer viel zu theuer, anderntheils noch immer mit allerlei Hemmungen umgeben. Wie früher die namentliche Einschreibung der Pas- Agitkt, Paßvorzeigung, Theuerung des Gepäckportos rc. die Eilposten nie mals so ganz volksthümlich werden ließ, daß daneben nicht noch andere, wennschon langsamere Fahrgelegenheiten fortbestehen konnten, so wirkt heute die Bevorzugung der Regierungsdepeschen, eine gewisse Censur der Depe schen selbst, die Nothwendigkrit fremder Sprache bei Depeschirungen nach dem Au-lande rc. ganz natürlich dahin, daß das große Publicum nur in den äußersten Nothfällen zwr telegraphischen Correspondenz greift. Man könnte sagen und sagt, eS bedürfe eben des Telegraphen nicht. Allein wo solche Hemmungen nicht bestehen, wie z. B. in der Schweiz, da tritt die telegraphische Vepeschirung wirklich bereits auch für dey kleinern Geschäfts mann und für sonstige Privatleute an die Stelle der täglichen Correspon- denz. Dabei zeigt aber die eidgenössische Telegraphenbilanz jährlich wach- sende Urberschüsse, während die Briefposteinnahme ebenfalls keineswegs ver- «n-ert ist. Wo dagegen die Hemmungen des Telegraphendienstrs aufs Mmßmisie gttrichen werden, da ««scheint die Telegraphie endlich selbst nur wie eine Ironie. Dir erinnern au de» neulich bekannt gewordenen Kall, wo «ine Depesche au- einem Ort« acht Stunden von Warschau volle drei Lage brauchte, um an den Adressaten in Warschau zu gelangen; weil sie zuerst de« warschauer CeUsUramt telegbaphirk wurde und diese- erst nach -längere«? Frist die Erlaubniß zur Beförderung zurücktelegräphitte. Aber auch wo so dicke Schlagbäume nicht rxistiren, erlebt man es mitunter, daß di« teltgraphische Privatdepesche von dem der Lokomotive gleichzeitig über gebenen Nrkf» wenn nicht überholt, doch eingeholt wird. Solch« Uebelstände treten nun heute, eben weil jedes größere Creigniß gleichzeitig und so unmittelbar auf die verschiedensten Sphären der Geschäfts- welt wirkt, meist gerade in den wichtigsten Momenten ein, Sie können, wenn auch mehr auf »«galivkm Wege, dem Publicum und dem Staat «bens» groß«» Schaden bringen als die telegraphischen Tatarenbotschaften, denen man eine so eifrige Präventivpolizei rntgegenstellt. Aber freilich kön nen sie auch nur durch Materielle Ausbildung de- TelegrapheuwesenS, d. h. zunächst durch doppelt« und mehrfache Spinnung der Fäden Hetz Telegra- ph«nn«tzeS schoben werd««. Ganz verschwinden können sie erst dann, ment, d«r Prioatunternthmuug der Bau von Telegraphen überlassen wird» Und Man wird auch dahin kommen, wie man ja endlich überall da-Eisenhahn- wesen der öffentlichen Concurrenz zurückgibt, der man eS mehr aus poli- tisch-polizeilichen als nationalökonomischen Gründen abnehmen zu müssen glaubte. Wir sichen also trotz der rapiden Ausdehnung des Telegraphen- netzrS dNch noch « der ersten Entwickelungsperiode des Telegraphcnwesens. Elle bkchtri-tnMlrkungcn der Telegraphie auf die Umgestaltungen de-West- Verkehrs uiw Gänge- der Ding« sind ansangliche. Es ist darum ganz na- türlich, daß dieselben nur ausnahmsweise in die tiefem Intimität des Pri- «mtlebrn- Hertineagen u»d vorläufig grwiffermaßen Mur für dessen Aus- natzensfälle in Anspruch genmnmcn werden. Am meisten jedoch, sollte man MM», müßten die Herolde h«r Tage-geschichte, di« Zeitungen, jene Um- -«staltung widerspitgaln, nwlch« der Telegraph im Nacheichtenverkehr hervor- gebracht,h-t. Wer blicke« wir auf di» Zeit der atzlMälsgen Abbildung d«r EMbMAßW» zurück, und pest werden uns «rinn«?, daß, qbgMtn vpn h« Beschleunigung Hy- Nachrichteneinlaufs, hie dgpo« scheinbar unumMg-l «4 beWGe inner» UmgOalMng ^s ÜMmg-weftnsboch erst sehr Mnk A ^rst. W, sie wnrd« M Nnwachsm tw- Exn- N ^Wchlag«, dMlch dje cherHtchch-mch dixHtevolutions- Wf-O b^rch tzie OeMrsLsschkch HMrigefützrk. - Eg ist nothmen« in tz« isvDsttlWi. Xpress« kaum W