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22. April ISS«. Rr. S3 Dienstag. «Wahrheit und Recht, Freiheit u»d Scsetzl» Zu bbzlchen durch ailb Postämter de« In- und Auslandes, sowie durch dir Ärpediliv» i» Leipzig tQuerstruße Nr^ 8). InsertionSgebüHt für den Rüuul einer Zeile 2 Ngr. Leipzig. Die Zeitung — -sZ-- DtliW Mgmtim Zkitmg Preiß für da« Blerteljah» I V, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Deutsthla«- Preu-ß-e«. /^Berlin, 2V. April. Gestern ist das dieSseit ratisi» ciptt-E-emplar deSnFriedensvertrag-s durch bcsondern Kurier nach Pa. ris expedirt. worden — Der Kaiser Napoleon III. hat dem Ministcrpräsi- deuten Führ». p. Manteuffel düs Großkreuz der Ehrenlegion verliehen. Hy. v. Manteuffel hat, vorgestern früh Paris verlassen, wird aber, da er seins. Reisst über Frankfurt a. M. genommen, erst morgen früh hier eintre^ fen. Außer den Gemeindebehörden Berlins beabsichtigen auch die Mitglie der der Rechten beider Häuser- unsers Landtags- demselben ihre dankbare Anerkennung-, seiner Verdienste um die Abwendung des Kriegs von dm deut schen Marken in besonderer Weise zu erkennen zu- geben.. Sie haben zu dem Ende ein Festdiner im Mäder'schen Saale veranstaltet. — Im StagtSministerium werden gleich nach dem Wiedereintreffen seines Prä- sidenten eine. Reihe wichtiger Angelegenheiten zur Erledigung kommen, so namentlich die Frage wegen des Schluffes des Landtags-sowie wegen der Aussonderung des für die nächste Sessionszeit vorzubereitenden Berctthungs- stoffS. — Eine Conferenz, welche vorgestern, beim König im Schlosse zu Charlottenkurg. stattgesnndcn- hat und zu welcher außcvden Ministern-der Justiz und des Innern, dem Hofpräsidenien des: Obertribunals- dem Ober» Präsidenten der Provinz Brandenburg und dem Generalsupsrintcnd-entm Hoffman auch der l)n Wichern aus Hamburg hinzugezogen worden ist, war ausschließlich der Verbesserung des Gefängnißwesens gewidmet. Man hat-sich bei endlicher Erledigung des . vielfach erörterten Gegenstandes der reichen Erfahrung des Vf. Wichern auf diesem Gebiete- nicht entschla- gen wollen; es wird sogqr aufs bestimmteste versichert- derselbe werde dem- nächst ganz in. den preußischen Staatsdienst übertreten. — Hier eingegangc- ncr Mlttheilung. zufolge ist der russische Reichskanzler Graf Ncsselrode von der Leitung- der auswärtige« Apgelegenheiten Rußlands zurückgetreten-, Mehrfach wirh Fürst Go^chakow als Nachfolger desselben genannt und wölben einzeln?-Politiker in.der Wahl gerade dieses Diplomaten eine-L«- monstration gegen Oesterreich erblicken. t Berli», 2st. ApM- Wie ma« h-rt, ist der UrtelSspruch des Kriegs gerichts-in Fvanksurt a. d. O. in der HinckNldey-Roch-ow'schen An tz el«g? »h «tt am t 1. April- gefällt worden. Dieser Urtelsspruch wird aber- erst-dann- rechtskräftig, wenn der König, denselben bestätigt hat. Bis dahin kann vo»,eio«m in der Sache ergangenen Erkenntniß nicht die Rede sein. Der-gWern Unparteilichkeit wegen hat man dem Kriegsgericht zu Frank- surtianh O. die Untersuchung übergeben. Es konnten dabei nur-das hie sig« -Kriegsgericht, jenes in Brandenburg und das besagte frankfurter in Betracht iomtnem Man hort es in unterrichteten Kreisen bestätigen, daß der, Kibng biv Witwe des GeneralpolezejbireetorS v. Hiackeldeyiaus Staats kasse« 1V0Ü Thlr. jährlich Wtwengehalt und für jedes Kind 100 Thlr. ErziehungSgelder bewilligt hat. — Der v. Gruner'sche Antrag wegen der ruffffchen Gpetysperre und wegen des russischen Prohibitivsystems ist Mr der betreffenden Commission, des Abgeordnetenhauses zur Berathung gekommen^, Der-Berichterstalter Wagener hatte auf motivirte Tagesordnung- anggtrgM, worauf die Commission selbst aber nicht einging, sondern sich für eine bestimmte Beschlußfassung in der Sacht entschied, daß namlich der königlichen StaatSregierung der lebhaft« Wunsch des Hauses der Abgeord nete«, zu «rkey»m gMben werde, daßiditstlbe-fortfahre, dieser für Preu- ßen so . wichtigen Aagesegsnhtit die gpoßte. Aufmerksamkeit zuzuwenden, damit die-B«s«stigung, dtr-:den, preußische».Higpd«l .so sehr- drückenden Hemmungen erreicht!werde,.7 In diesem-Einn» dürfte der Bericht - der. Commission an das Haps ergehen-, 20. April, Man wundirt-sich allgrm«in über das-G<- - rücht von-dem» Eintritte des- Gehoimraths Niebuhr, und- des Oberpräfidcn- ten-v. KLeist »-Retzow, in« Mtnistevrum, und nennt es einen Anachronis mus. Al».ob7 nicht-schan »manch« Wandlungen bas Unerwartüe und das Gegentheil des allgeineio Gewünschtrn gebrächt hätten! Und' so ganz un vermittelt würde d«r-Eintritt nichtssri»f: zur-gelegenen Zeit muß das rothe Gespenst herhalten, das schon in Gedanken «»schreckt- weil «s nicht weiß ist wir anders ehrliche Gespßpstir, und das die Kreuzzeitung wie ein ge schickter, Taschenspieler von-Zeit, z« Zeit vor den Augen des Publikums auf- und abtanzep.läßk Aus sicherer Quelle wiffen wir. z. B-, daß. map den Mitglieder« ge-visser Collegien verboten hat, über HinBel« dey's Tod zu sprechen, weil „die Demokratie dieses tragische E?«igpiß ausbeutev. Wer ist diese sogenannte Demokratie? Mindestens neun Zehmheile der Nation, unter diesen wahrlich nicht die am wenigsten Ehren« werthen und an ihrer Spitze el» Mann, der über alles Lob, wenn auch nach den Erfahrungen der feigsten Zeit nicht über aste Verleumdung er haben ist. Und was soll „Ausbeuten" heißen? Ernt- seine sittliche Ein- pörung aussprechen über eine Verletzung der Majestät de- Königs, der ei- nen muen und talentvollen Diener an hohe Stellt gesetzt und ihm fein Vertrauen geschenkt hat? Erschrocken sein über ein Zeichen der. Anarchie, das in der persönlichen Rache an dem königlichen Beamten hcrbottritt, der seine Pflicht-gethan hat in dem guten Glauben: wie vor dem Gesetz Alle gleich sind, so ist das Gesetz gegen Alle gleich? Laut und kräftig alleTheil- nahme abweiscn an der Undankbarkeit gegen einen Mann, der in einer dö sen Zeit das Vaterland aus den Gräueln der Anarchie milgeretttt und der seinerseits die große Aufgabe-erfüllt hat, die Polizei gemeinnützig und po pulär zu machen? Durch Wort und Thai den Hinterbliebenen seine warme Theilnahme am Verluste des Versorgers und theuern Hauptes bezeugen? Uebrigens glauben >vir selbst nicht an die Wahrheit des Gerüchts; der De- peschendtebstahl ist denn doch in zu frischem Andenken, ebenso wie das be kannte Verbot an die Redaetion der Kölnischen Zeitung, und in Sachen der rheinischen Gemeindeordnung möchte noch Manches klar werden, was jenem Gerücht keine Wahrscheinlichkeit gibt. * Berlin, 20. April. Der zu Paris erfolgte Fricdknsschluß hatte auch den Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin veranlaßt, dem König ihren Dank auszusprechcn für di« befolgt« Politik. Beide Körperschaften haben darum unterm 31. März an den König eine Adresse gerichtet, auf welche der König. Folgendes geantwortet hat: Ich habe aus der Eingabe des Magistrats und der Stadtverordneten zu Berl»» vom 31. März mit besondrrm Wohlgefallen ersehen, welche freudige und dankbare Aufnahme die Botschaft von dem in Paris geschlossenen FriedenSvertrage bei denselben gefmrde» hat und gebe Ihne» gern dir Versicherung, daß der Ausdruck Ihrer Gesin nungen und die zu dem frohen und wichtigen Ereignisse mir dargebrachten Glück» wttnlche meinem landesväterlicheu Herzen wohlgethan haben. Möge Gott der Herr, unttt dessen gnädigen« Betstunde es mir gelungen ist, die Drangsale des Kriegs von meinen Staaten fcrnzuhaitcn, nunmehr auch in meinen Bemsihungen, Preußen an den Segnungen-des hrrgestcllten Weltfriedens vollen-Theil nehmen zu lassen, mit mir sein. Eharlottenbsng, lt. April 1856. Fried« ich Wilhelm. — Ein gegen ein Ehcscheidung-erkcnntniß kürzlich eingelegter Wi derspruch einer kirchlichen Behörde Mach? in diesem Augenblick viel von sich rtdeüs Ein Lehrer in Westfalen stand in Beziehungen zu einer geschredc- nen Frau, welche ein Einschreiten seiner Vorgesetzten nothwendig machtcif. Jnfblgö davon- schied er aus dem Lchterstande und dann auch, um auf dem Wege bürgerlicher-Trauung, da ihm die kiichlichc versagt wurde, die Geschieden« heirathen zu können, aus der evangelischen Kirche. Die Schci- düng der Frau war wegen Trunkfälligkcit ihres ersten Mannes und wegen ihr von demselben zugefügter Thätlichkeitc« und Beschimpfungen erfolgt. Däs Consistorium erklärte indessen: Wenngleich vom-Standpunkt des bür gerliche« Rechts aus der Wiederverheirathttng der aus-solchen Gtünde« ge- schirdenen Fcau kein Hindern«- im Wetze stehe, so könne doch vom kirch- lichrn Standpunkt aus die evangelische Kirche, ohne- sich selbst zu negiren, keinen Scheidungsgrund anerkennen, der nicht bestimmt und unverkennbar in dem-Wörtc Gottes verzeichne? sek. „Von diesem Gesichtspunkt aus", heisst es in den« Consiflöriakrlaß, „können die in dem Erkenntnisse vom 28. MÄz d I. geltend-gemaclsttn Scheidungsgründr nach den einigen Ord- nungen Gottes als gerechtfertigt nicht angesehen werden; und ij? demnach- daS zwischen den Eheleuten G. unter Mitwirkung der Kirche geknüpfte Band d«r Ehe von der Kirche, der erfolgt«« bürgerlichen Trennung unge achtet, auch jetzt noch als fortbestchend und somit die Schließung einer neuen Ehe von Seiten der geschiedenen Ehefrau B. nach- Matth. 19, 9 als'Ehebruchs zubettachttn." i—D«r Kölnischen Antuntz schreibt man aus Berlin vom 18. April: „Di«' VoKlschel und zie»«lich MchläuteNd auch die Spener'sche^Zeitung bringen HE di« interessante Nötiz, daß das Criminalvetfahren gegen den vieltzr- nannten Techen nur deshalb für den Augenblick nicht vorschreite, weil der Jnculpät seit längerer Zeit in der Stadtvoigtei krank liege- In dies«« Wor ten und zugleich mit der ferner« Andeutung, daß- die eriminatpolizeilichtn' Recherchen in der potSVamer Depeschenangrltgenheit erfolgreich g«- wesen sr«n , wird die Aussicht eröffnet, es werke nun doch gerichtlich die volle Währheit in dieser dunkeln Affaire ermittelt werden. Da gleichlau» tend« Notizen dieser Art in de« hksitzrn Blättern gewöhnlich offitiösen Ur sprung« sind, so darf angenommen werden, daß hiermit die, beiläufig ge^ säge, erste officös« Ankündigung von dem Fortgange der Untersuchung gegen' Techen gegeben ist. Im Anschluß daran stehe hier die thatsächliche Notiz, büß auf Befehl des Königs der Iustizminister ÄmonS, der Präsident de« Obtrttlbünal- v, Uhdcn und der Generalstaatsanwait Schwarck zu einer besonder« Commission zusammentreten, unr diese ganze Angelegenhiit genau zu verfolgen. Zur Orientirung des Publicums wird es nöthig sein, di« in vtrschiebenen Arrltionen nunmehr obschwebendcn Untersuchungen in dieser pbtsbamer D«peschenangelegenhcit gesondert aufzuzählen. Es liegen vor: 1) eint crin'ipell« Untersuchung gegen Techen, den bei der Entwendung der Gtrlach-Niebuhr'schen Papiere hauptsächlich Behelligten; 2) eine Discipli- naruntersuchüng -egen Hrn. Seiffart wegen seines Verhältnisse- zu Techen,