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Donnerstag, den 16. Januar 1975, 19.30 Uhr im Festsaal des Kulturpalastes Dresden Konzert der Dresdner Philharmonie (Das schlechte Wetter — Der Übergang Georg Katzer geb. 1935 Ludwig van Beethoven 1770-1827 Felix Mendelssohn-Bartholdy 1809—1847 Philharmonischer Chor Dresden Einstudierung: Detlef Steffen und Herwig Saffert Die erste Wolfgang op. 60 Ouvertüre zum Frühling) Es lacht der Mai (Tenor und Chor) Könnt ihr so verwegen handeln? (Alt und Tenor) Wer Opfer heut’ zu bringen scheut? (Bariton u. Chor) Verteilt euch, wackre Männer, hier (Chor) Diese dumpfen Pfaffenchristen (Baß und Chor) Kommt mit Zacken und mit Gabeln (Chor) So weit gebracht, daß wir bei Nacht (Bariton u. Chor) Hilf, ach hilf mir, Kriegsgeselle (Tenor und Chor) Die Flamme reinigt sich vom Rauch (Bariton und Chor) PAUSE Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 Allegro Adagio un poco mosso Rondo (Allegro) Dirigent: Günther Herbig Solisten:. Barbara Gubisch, Dresden, Alt Peter Mertzel, Dresden, Tenor Werner Haseleu, Dresden, Bariton Fred Teschler, Dresden, Baß Dagmar Baloghova, CSSR, Klavier Chor: Sonate für Orchester Nr. 1 Erstaufführung Walpurgisnacht — Ballade von Johann von Goethe für Soli, Chor und Orchester ZUR EINFÜHRUNG Georg Katzer, 1935 geboren, heute einer der originellsten, profiliertesten Vertreter der mittleren Komponistengeneration der DDR, studierte an den Mu sikhochschulen Berlin und Prag die Fächer Klavier und Komposition. Seine Leh rer waren u. a. Ruth Zechlin, Rudolf Wagner-Regeny und Karel Janecek. Nach Beendigung des Studiums war Katzer Meisterschüler von Hanns Eisler und Leo Spies an der Akademie der Künste der DDR. Seitdem lebt er freischaffend in Berlin. Die Sonate für Orchester Nr. 1 wurde im Jahre 1968 komponiert. Die Uraufführung erfolgte am 3. Mai 1971 durch das Berliner Sinfonieorchester unter der Leitung von Günther Herbig. Der Komponist teilt zu dem Werk mit: „Unter Umgehung der Bezeichnung .Sin fonie' habe ich Ende der 60er Jahre einige Stücke geschrieben, die sinfonischen Zuschnitt haben, diesen Titel aber vermeiden und statt dessen den Begriff So nate setzen. Wörtlich genommen handelt es sich dabei also um ,Klangstücke', zugegebenerweise keine sehr inhaltsreiche Aussage. Im Verständnis musika lischer Terminologie bedeutet aber Sonate eine bestimmte Art der musikalischen Gedankenentwicklung, nämlich eine dialektische, die ihren Impuls aus der Kon frontation kontrastierender Gestalten bezieht. Das ist durchaus im Sinne von Sinfonie ebenso wie die in meinem Stück vorhandene Vierteiligkeit (obschon in einem Satz). Weitere Analogien zur entwickelten Form klassischer Orchester musik bestehen jedoch nicht. So gibt es auch keine thematische Arbeit, an deren Stelle tritt die Arbeit mit Strukturen. Farben, Raum. Das hat fast zwangs läufig Vergrößerung, Anreicherung des Orchesters zur Folge. Trotzdem wird aus Gründen der klanglichen Ökonomie dieses Orchester wieder aufgespalten, so daß in den ersten drei Abschnitten des Stückes jeweils eine Gruppe des Or chesters dominiert (Bläser und Schlagzeug, Streicher, Soli aller Instrumentengat tungen). Erst im Schlußabschnitt erklingt der gesamte Klangkörper. Als Motto stehen über der Komposition einige Worte aus dem Gedicht ,Pro- mease de l'homme' von Andre Bonnard: „.Beruf des Menschen: entgegenhandelnd zu siegen. Man vergiftet ihn. Man verbrennt ihn. Man zermahlt ihn. Er ruft nach Frieden. Er ruft nach Frieden. Er ruft nach Frieden. Jedesmal, wenn man ihn als Tier behandelt, antwortet er als Mensch." 1 Als Johann Wolfgang von Goethe 1799 seine Ballade „Die erste Wal purgisnacht" schrieb, dachte er schon daran, „ob man nicht die drama tische Ballade so ausbilden könnte, daß sie zu einem größeren Singstück dem Komponisten Stoff gäbe." Jedoch erst 1831 fand sich ein Meister, der den Charakter des Gedichts vollkommen erfassen und darstellen konnte: Felix Mendelssohn Bartholdy. Der damals 22jährige Komponist hatte seit seiner Kindheit mehrfach bei Goethe geweilt und durch sein Klavierspiel des Dichters höchstes Lob erhalten. Auch Mendelssohn sprach stets mit Verehrung und Bewunderung von Goethe und dessen Werken, über „Die erste Walpurgis nacht" schrieb er an den Dichter: „Erlauben Sie mir, Ihnen meinen Dank zu sagen für die himmlischen Worte, . . . da braucht man gar keine Musik erst dazuzumachen, sie liegt so klar da, es klingt alles schon, ich habe m*r immer schon die Verse vorgesungen, ohne daß ich daran dachte." 3