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Rabenauer Anzeiger : 28.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191812280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-28
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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sen Gewerkschaft „Deutscher Kaiser" ausbrach, geht aus immer mehr Zechen des Ruhrgebiets über. Die Zahl der Streikenden hat sich auf über 10 000 erhöht. Die Streikenden verlangen auf verschiedenen Zechen statt der mit den Gewerkschaften vereinbarten achtstündigen Arbeitszeit die siebenstündige Schicht und einen Schicht lohn für die Hauer von 20 Mark pro Tag. Die Belegschaften der Zechen der Arenbergschen Bergbau A.-G. verlangen außerdem für jeden Bergarbeiter, der vier Jahre lang unwr Tage gearbeitet hat, eins Grati fikation von 1000 Mark. Tie radikale Streikbewegung nimmt einen sehr ernsten Charakter an und droht unmer weitere Kreise der Bergaroei.erschüft zu ergreifen. Dabei muß'da mit gerechnet werden, daß das auf „Deutscher Kaiser" und „Neumühl" angewandte Verfahren, durch Dro hung mit der Zerstörung der Zechenanlagen die Be willigung per von der Bergarbeiterverbänden keines wegs gebilligten Forderungen zu erzwingen, Nach- ahmun' ° Frontsoldaten verhaften SPartakus-Lente. Der Pirnaer Soldatenrat teilt mit, daß der Vorsitzende des Arbeiterrats Kimmich, sowie der frühere Neichstagsab« geordnete Rühle in Schutzhaft genommen worden sind. Durch Verteilung von Waffen war der Verdacht" ent standen, daß ein Putsch geplant sei. Nm die Ein wohnerschaft vor Blutvergießen zu schützen, haben dis ans dem Felde heimkehrenden Soldaten diese Maß- nahm-, ergriffen. Das Publicum wird vom Soldatenrat vor Ansammlungen gewarnt. Rühle ist der Führer der SpartakuSgruppe in Sachsen. — Man darf wohl fragen, wann kommt Herr Liebknecht an dis Reihe. * Born Zugs zerstückelt. Einen schauerlichen Fund machten Bahnbeamte auf der Strecke Schweidnitz-Kö nigszelt. Sie fanden unweit der Wegs-Unterführung, die nach den Militär-Schießständen führt, den in zwei Teile zerschni tenen Leichnam einer Frau im Alter von ungefähr 40 Jahren. Da dis Fundstelle auf einem hohen Damms liegt, ist nur anzunehmen, daß sich die Frau absichtlich vor einen Zug geworfen hat. Die Persönlichkeit der Selbstmörderin ist bisher noch nicht ermittelt. ° WaS manchem der Krieg cinbrachie. Bei einer Frau W. in Lazisk bei Pletz wurden durch einen Gen darm 42 000 Franks beschlagnahmt. Dieses Geld in Papiernoten und zahlreichen andren Wertpapieren statte ihr Mann, der im Westen kämpfte, bei einem Nan-zugs im Westen erbeutet. Durch einen Freund ließ W. Las Geld zu seiner Frau bringen. Der Freund erhielt dafür 10 000 Franks. Die Wertpapiere wurden zunächst nach Rhbnik gebracht. * Tragischer Tos. Im Walzwerk der Laurahütte geriet der Arbeiter Lietsch zwischen die Walzmassen sind erlitt hierbei derartige Quetschungen, daß er bald darauf verstarb. Erst kürzlich nach vier Jahren aus dem Kriege heim-gelehrt, hinterläßt der Verstorbene eine Witwe und mehrere Kinder. * Knoblauchsivurst von Kamelfleisch wird es in den nächsten Tagen in einer Magdeburger Wurstsabrik geben. 'Dis Firma hat vom Zirkus Krone ein über zählig gewr-rdenes Dromedar erworben, das, nachdem es durch einen Wurstkessel gegangen ist, wahrscheinlich ebenso munden wird, wre vor einiger Zeit der aus dem Zirkus Hagenbeck stammende Elefant. * Oberarzt und Tchrsibfränlein. AuS Kolberg wird mitgeteilt: Nach einer Verfügung des Arbeiter- und SoldaLenrats bezieht im Lazarett monatlich: der Ober arzt 175 Mk., der Sanitätssoldat 171 Mk., das Schreib fräulein 250 Mark, der Schreiber 171 Mark, die Reine machefrau 160 Mark. Daß der Oberarzt rund zwölf Jahre länger für seins Ausbildung gebraucht hat, als das Schreibfräulein, scheint dem Arbeiter- und Soldatenrat in Kolberg bisher nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein. Geht es so fort, so wird nie mand mehr Zeit und Geld für eine höhere Aus bildung verwenden, und wir versinken in Barbarei. Auf dem besten Wege dazu sind wir. * Ein jugendlicher Blaubart. In Meidling hat der 23 jährige Geschäftsdiener Wilhelm Schiroky aus Wien seine 21jährige Frau Marie erschossen und sich dann selbst der Polizei gestellt. Schiroky hat im Jahre 1814 seine Geliebte Marie Harkamp erwürgt und ist da mals nach seiner Selbststellung zu drei Jahren schweren sterkers verurteilt worden. Er hatte im Mai dieses Jahres seine Strafe atmebüßt und sich alsdann ver- reiratst. — Oolkrlebe»' MmGan. ----- Gewinn! eteMgung der Arbeiter. Einen be achtenswerten Beschluß, um den sozialen Forderungen der neuen Zeit Rechnung zu tragen, hat dis Ver waltung Ler Münchener Ezgenfabrik gefaßt. Die Satzungsbestimmungen über die Gewinnverteilung sol len in der Weise geändert werden, daß an den über eine 4prozeniigs Dividende hinaus erfolgenden Aus schüttungen den Arbeitern und Angestellten des Unter« nebmens ein beträchtlicher Anteil gewährt wird. Der Gedanke, die Arbeiter an dem Gewinn des Unternehmens, dem sie ihre Arbeitskraft widmen zu beteiligen und ihnen dadurch bis zu einem gewissen Grade den Charakter des Selbstunternehmers zu ver leihen, ist ailt; manche glaubten von ihm die Lösung des sozialen Problems erwarten zu können. In der Praxis hat er, und zwar nicht bloß bei den Unter- nehmern, sondern auch in weiten Arbeiterkreisen, bis her wenig Anklana gefunden, wenn man von dem berühmten Beispiel Ler Aeißwerke in Jena absieht, deren genialer Organisator, Professor Ernst Abbe, die von ihm auch schriftstellerisch propagierte Idee der Gewinnbeteiligung der Arbeiter und Angestellten mit vorbildlicher Selbstverleugnung in die Tat um gesetzt hat. --- Noch keine Einschalinug des freien Handels. Das Reichsernährungsamt steht auf dem Standpunkt, daß es gegenwärtig ganz unmöglich sei, den Wünschen nach Einschaltung des freien Handels irgendwie ent- gcgsnzukommen. Es mißbilligt alle Versuche, über den Kops der Reichsinstanzen hinweg Lebensmittel aus dem Auslande zu beschaffen. Erst wenn die neu tralen Staaten über ihr Kontingent liefern, käme Mr den Ankauf der freie Handel in Frage. Die Z. E. G. soll ein Teil des Rsichsernährungsamtes werden und als Einsuhrzentrale der bestehenden Reichsstellen dienen. ---- Tie Zah! des zivilvcrsorgungsbrrechtigten deut schen Unteroffiziere beträgt etwa 35 000, die jetzt alle zur Entlassung kommen. Sie brauchen wegen ihrer Zukunft keine Besorgnisse zu haben, denn es sind für sie eins große Zahl von Aemtern und Stellen reserviert worden, die in den amtlichen Bekannt machungen mitgsteilt werden. Diejenigen Unteroffi ziere, die den Zivilversorgunasschein noch nicht er reichten, tun am besten, sich bei den vorgesetzten Stel len zu versichern, welche Aussicht bei den einzelnen Truppenteilen für sie besteht, den Schein noch zu erlangen. An Unteroffizieren, die kapitulierten, ohne den Schein erhalten zu haben, sind etwa 25 00L vorhanden. ' z — Jedermann darf wieder radfahren. Alle Be schlagnahmungen von Fahrrädern, Gummi usw. sind ausgehoben worden, so daß der Fahrradverlehr nun mehr von jeder Einschränkung wieder befreit ist. Atan kann wieder überall radfahren. Auf Automobilreifen hat die neue Verordnung keinerlei Einfluß: für diese Reisen bleiben die alten Vorschriften nach wie vor in Kraft. Ter Stumme. — Ein alter Tagedieb, dem der Straßellbettel zu mühselig geworden ist, verschafft sich einen Bettelbrief, was, wie e r angeblich gehört hat, ein besonders loh nendes Geschäft sein soll. Er geht in ein Kontor und überreicht seinen Brief mit einem höflichen „Guten Tag!" c Die Kassiererin: „Aber hier steht ja, daß der Vorzeiger stumm ist, und Sie sagen Guten Tag?" -Der Bettler stutzt, fasst sich aber schnell und sagt in überzeugendem Ton: „Ja, das ist aber auch das einzige WoL, das ich spreche!: kann, liebes Fräulein." den Knnflströms anfgehört hat/' sac^Le Frau von Hartring. „Die junae Witwe soll jetzt bei ihrem Vater leben, das wäre so ein netter Umgang für Lenchen." „Na, viel Freude würde sie nicht davon haben," meinte der Doktor. „Die Sorge um diese Frau liegt mir eigent lich schwer auf dem Herzen." — „Ist sie krank?" — „Kör perlich noch nicht — aber die VerhältMs. untex -eyen ü« lebt, sind ungesund — und darunter leidet schließlich auch die leibliche GemnLheit." „Ist sie stör ungluAich über den Lod ihres Mannes?" — „Nein, denn sie hat nicht besonders mit ihm gelebt: aber sie weiß nicht, was sie mit sich in Neyburg anfanaen soll, und wenn der Mensch sich selbst im Wege ist, das ist unge sund." — „Sie hat doch ihren Vater —" „Ja, der hat so ziemlich den ganzen Tag im Post- oureau zu tun und ist nicht gewohnt, sich mit einMMngen Frauenzimmer zu beschäftigen. Und sie ist Gegcj^natD'In hunderttausend Klatschereien in Neyburg, was L^ich zur Folge hat, daß sie sich ganz zurückzieht. iie außerdem, zu tun hat sie also nichts, gelernt hat sde Ll.ch nickt viel, und Talente, die ihr über die Einsamke" .sim- weghelfen, besitzt sie wohl, hat sie aber nicht ausgk-UlLet. Dazu steckt das Klingströmsche Blut in ihr -- das i, 5'ne böse Kombination!" — „Ich verstehe noch nicht gan^/was Sie meinen, Onkel Doktor." — „Ja, sehen Sie, KinAkwenn Sie eine Raupe in eine Pappschachtel mit Luftlöcherü stek- ken, so verpuppt sie sich, stecken Sie aber einen Schmetter ling hinein, so verkommt er: das letztere ist der Fall der Baroninc" — „Ist sie denn ein Schmetterling?" — „Sie ist eine Klingström, sie hat geistig? Flügel, aber sie weiß sie nicht zu gebrauchen. Die Klingströms haben alle Origina lität bei hoher Begabung — und das ist doch, was man so gewöbnlich Genie nennt. Eine gefährliche Mitgabe fürs Leben, Kind." — „Eine schöne Mitgabe doch!" — „Sie re den, wie es sich für Ihre zwanzig — Pardon, vierundzwan zig Jahre schickt! Ich sage Ihnen aber, wo ich bei einem Kinde geniale Züae und Anlage wittere, da sage ich den Eltern: hütet euch! Sorgt für normale körperliche Er ziehung und für Entwickelung eines klaren, moralischen Charakters. Nur wo das Genie mit Charakterstärke, festem Willen und Fleiß sich verbindet, da gibt es einen harmo nischen, leistungsfähigen Menschen. Wo eZ sich mit der Eitelkeit, der Selbstbespiegelung verbindet, wo der charak teristische Grundzug des Genies, den der Dichter in den Worten ausdrückt „ick hasse des Lebens behaglichen Lauf", nur zu Extravaganzen und nicht zu einer befreienden Tat führt, da richtet das Genie das Individuum zu Grunde, anstatt es zu den Höhen des Lebens zu führen; da artet es aus in Verrückheit oder Verbrechen oder beides zugleich, was ja ohnehin nicht immer zu trennen ist." „Das ist unheimlich, was Sie da sagen, Onkel Doktor." — „9La, nehmen Sie es nicht ungnädig, Kind, 's ist mein Steckenpferd, auf das ich geraten bin, dis Verquickung psychologischer und physiologischer Vorgänge und die Fami lie Klingström außerdem. Sehen Sie, ich kenne den alten Klingström nun seit dreißig Jahren und habe ihn lieb wie einen Bruder. Na, und das überträgt sich unwillkürlich auf die Kinder, die alle vorzüglich beanlagt sind, die er aber spottschlecht erzogen hat . . ." Sie hatten die Fährstelle erreicht, der Wagen des Dok tors stand schon auf der Fähre, nebst einigen Bauernfuhr- Werken und den dazu gehörigen Leuten. „Da gehen wir wohl nicht mit hinauf, 's ist ja noch einer von den Leuten frei, der mag uns im Nacken übersetzen," meinte Frau von Hartringen, und die andern waren es zufrieden. „Singst du noch, Lena?" fragte Frau von Hartringen, als sie im Boote saßen. Lena stand an dem schmalen Ende desselben, si? nickte ihrer Schwester zu, und ohne weiter bitten zu lassen, sang sie Chopin, „Schön war der Morgen tmd bell schien die Gonns — Die volle Altünnme schwebt förmlich über dem Wasser, daß öer Doktor und Frau von Hartringen bewundernd lausckten und der Bootsmann unwillkürlich langsamer das Ruder führte. Nach der ersten Strophe brach Lena ab. „Nein, ich will nichts Trauriges singen an diesem wun dervollen Frühlingstage," rief sie, „und, Gott sei Dank, mein Ha,ar^lÜmickb..ieuckt unn-LränLn", wl- «s in dem Liede werter heißt. Der Gedanke an Ihre arme Frau Brun hild gab mir das traurige Lied ein —" „Und ich dachte bei Ihrem Liede wieder an meine Pa tientin, Kind. Wissen Sie, ich will Sie mit ihr zusammen bringen — sie ist ja auch musikalisch, vielleicht tut eS ihr gut, sich einmal mit Ihnen die Seele frei zu singen." „In ärztlicher Liebenswürdigkeit gernben Sie also, mich ohne weiteres als „Mittel" zu gebrauchen, verehrter Onkel Doktor?" — „Man kann's nicht wissen, Fräulein Hexe, man kann's nicht wissen!" Lena lachte, und das Boot stieß ans Land. - 14. Kapitel. Bernharv Zartringsn sollte die Osterlags in Jackwitz verbringen. Das klang in Frau von HartringenS Herzen wie der Frühlingsjubel der Vögel, welcher den kn»sp«rden Garten rrftw Emen schnellen, qlüctstrahlenoen Blick warf sie aus ihrem Fenster auf die werdende Frühlings- Herrlichkeit draußen. „Ach ja, die Welt ist doch schön, und wie wird sich Lena freuen!" Dann griff sie eilig nach dem — Schlüsselbund, denn auf dem Korridor wurde nack ihr gerufen. „Schwester!" ries Ler Hausherr mit dröhnender Stimme, „Schwester Minchen, wo hast du die große Arnika- flasche? Und bringe auch gleich die homöopathische Tier apotheke mit!" Frau Minchen erschien auf der Treppe. „Mein bestes Fohlen ist in eine Egge gefallen. Gott weiß, ob ich es durchbringe, und die eine von den drei Breiten burger Kalben liegt in Len Wtzwn Zügen am Kalbesiober. Es ist, um die Schwerenot zu kriegen!" — Nur nicht den Mut verloren, Bruder, die Vreitenburgerin wollen wir in nasfe Decken wickeln, die übernehme ich. Da ist Arnika; gehe du nur in den Pferdestall." „Das Jahr fängt wieder gut an," grollte der Guts herr, indem er die Leinwandbinden, die Frau von Hart ringen ihm mit der Arnikaflasche reichte, um seine Hand wickelte, „erst der Frostschaden bei den Saaten, jetzt noch Unglück mit dem Vieh." — Aus einer Tür des Erdgeschosses kam ein Dienstmädchen. „Ach, gnädiger Herr, die gnädige Frau hat w'»Ler so schrecklichen Kopfkrampf; wenn viel leicht nach dem Doktor geschickt werden könnte!" — „Auch das noch, und alle Gespanne sind bei der Ackerung. Ich kann jetzt keinen Doktor holen lassen." In dis offene Haustür, durch welche man in den sonnenerfüllten Garten sah, trat Lena. Sie hatte die weiße Hausschürze leicht ausgenommen, ein Gewirr von Frühsinashsumen und frischem Laube blickte daraus her vor, und es war, als habe der Sonnenglanz, der die Welt vergoldete, sich in ihrem lichtbraunen krausen Haar und ihren glänzenden Augen gefangen und -ringe nun mit ihr in den dunklen Hausflur hinein. „Emen Doktor," fragte sie, „wer braucht denn einen Doktor bei diesem himmlischen Wetter, das ja jeden gesund machen muß!" — „Die arme Toni hat wieder ihren Kopf krampf —" „O, dann will ich zu ihr; neulich verging er, als ich die Hände eine Weile auf ihre Stirn legte." — „Ver suche e-s Lenchen, ich bin ein geplagter Mann, ich kann nicht an allen Enden auf einmal sein!" Dos wurde ein anstrengender Tag für die Schwester, und erst am Abend fanden sie sich wieder in Frau von Hart ringens Zimmer. — „Arme Lena, du tatest mir so leid in dem dunklen Krankenzimmer. Toni sagt, deine Anwesen-, heit aüsin Habs ihr mehr ssholfsg. M ein Doktor es könnte." — „Das suhlte ich, Minchen, und du brauchst mich wirklich nicht zu bedauern, die Stunde heute morgen im Garten war zu schön. Aer Sonnenschein wirkte in mir —- und — das mag wohl recht egoistisch sein einer Leidenden gegenüber, aber ich konnte nicht anders als froh sein!" „Nun, wenn du auch eigentlich meine Stiefschwester bist, Lenchen — dasselbe Blut fließt doch in unsern Adern, und wir lassen uns nicht so leicht vom Trübsinn unterkris- gen. Dir hat der Sonnenschein von draußen ins Herz ge leuchtet, ich, ich hatte meinen Sonnenschein von isinen wäh rend des ganzen Tages, und weißt du, wie der heißt? Mein Junge, mein Bernhard, kommt morgen!" ' 15. Kapits!. Der Doktor hatte es durchgesetzi. Brunhild hatte seine Einladung zum Nachmittag des zweiten Ostertages angs-, nommen. Er hatte ihr viel von den HaRringens erzählt, die sie bei ihm treffen sollte, und Brunhild war erregt durch die Vorstellung, Bernhard wiederzusehen. War er doch zu letzt mit Enndorf zusammen gewesen, und hatte sie doch Enndorfs „Abschiedsgruß" durch einen Brief Hartringens erhalten. Ihr Stolz hatte ihr nicht gestattet, weiter zu for schen, und doch, wie schwer hatte sie gelitten; zuerst unter der fieberhaften Spannung, mit der sie eine Nachricht von Enndorf erwartete, dann unter Hartringens kurzer Mit teilung von Enndorfs Abreise. Und von alle dem, was sie bewegte und bis in den Grund ihres Wesens erschütterte, durfte niemand etwas ahnen. Und nun sollte sie Hartrin gen Wiedersehen! Mit Herzklopfen erwartete sie den Augenblick, wo sie ihm gegenüber stehen werde. Doch als derselbe endlich kam, da fand sie sich zwischen Frau von Hartringen, Lena und dem Doktor und hörte nur durch das Gewirr ihrer Stimmen hindurch, wie Bernhard ihren Vater bat, den Streit, den er einst mit seinem Großvater gehabt, nicht dem Enkel nach- zutragen, und wie dieser versicherte, „die alte Zeit sei lange begraben, und über den Tod hinaus zürne kein Christen- mensch." Dann verwickelten die beiden sich in ein länge- res, eingehendes Gespräch, und Frau von Hartringen sprach von Brunhilds Kinderzeit und ihrem damaligen Verkehr mit Jackwitz. Und bei alledem war Brunbild auf den Sofa- Platz neben Frau von Hartringcn geraten, Lena hatte sich auf Lem Sessel an Brunhilds anderer Seite niedergelassen, und die Möglichkeit, einige Worte mit Bernhard zu wech seln, die von den andern nicht gehört wurden, war somit ausgeschlossen. Eine für Brunhild endlos scheinende Stunds verging. Endlich wurde Kaffeezeug und Kuchen fortge räumt, und der Doktor fragte, ob man nicht musizieren wollte? Lena erhob sich, um die Noten zu besichtigen, die der Doktor auf dem Flügel ausbreitete. Fo tsehung folgt. Z 1 Eine L u Rwuug von Marinen» an Hindenburg. - Namens der Kameraden der Nordseevorposten und der U-Boot-Geleitslotillen und der Kasseler Matrosenkompa nien wird nachfolgendes »nitgeteilt: Von der Nordfeeküste kommend, bieten unsere Mau^ jacken der NordfeestreUkrSfte unserm Generalfeldmarschall in tiefer Verehrung ihren Gruß. Sie eralchten a s hre .heiligste Pflicht, treu zur jetzigen Refteeungzuseen und an der Wiederherstellung der Ordnung im Va Stande mft allen Kräften mitzuarbsiten und sie zu eryaUSn.
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